- Richard M. Stallman
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Richard Matthew Stallman (* 16. März 1953 in Manhattan, New York City) ist ein amerikanischer Aktivist für freie Software, Hacker und Programmentwickler – auch unter seinen Initialen RMS bekannt. Stallman gründete das GNU-Projekt. Ihm wird ein beträchtlicher Anteil am Erfolg von GNU/Linux zugerechnet, und er war der erste Präsident der Free Software Foundation, in deren Rahmen er unter anderem die GNU General Public License entwickelte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
MIT und GNU-Projekt
Stallman arbeitete Anfang der 1970er-Jahre im AI Lab (Abteilung für Künstliche Intelligenz) des Massachusetts Institute of Technology zusammen mit einer Gruppe von Programmierern, die sich selbst als Hacker bezeichneten. Ihre Hackergemeinschaft vertrat eine sehr rigorose Philosophie des unbegrenzten Informationsflusses. In den folgenden Jahren gab es in der Softwarebranche einen aus Stallmans Sicht entscheidenden Wandel: Viele Firmen begannen, Software nicht mehr in der bis dahin weitgehend üblichen Form von Quelltexten auszuliefern, sondern in Form eines rein maschinenlesbaren Formates, dem sogenannten binären Format. Auch statteten von nun an einige Firmen ihre Software mit Lizenzen aus, die es den Anwendern verboten, die Programme weiterzuverteilen oder die Programme selbst zu verändern.
Stallman empfand diesen Verlust der Kontrolle von Benutzern über ihre eingesetzte Software als eine Einschränkung ihrer Freiheit. Um dem Trend entgegenzusteuern, schuf er eine Lizenz, die unter dem Namen GNU General Public License (GNU GPL) bekannt wurde. Diese Lizenz garantiert Anwendern weitgehende Rechte über ihre Software und stellt sicher, dass die gleichen Rechte auch in Zukunft und für sämtliche Erweiterungen, die von Dritten an dieser Software vorgenommen wurden, ebenfalls gelten werden (Copyleft-Prinzip).
Er kündigte 1984 seine Stelle am MIT und arbeitete mehrere Jahre lang daran, ein Betriebssystem zu programmieren, das vollständig aus Freier Software bestehen sollte. Zu dem Zweck veröffentlichte er 1985 sein GNU Manifesto,[1] in dem er die Grundzüge des Systems, das GNU heißen sollte, festlegte. Der Name GNU ist ein rekursives Akronym (GNU is Not Unix), was einerseits auf die Unix-Ähnlichkeit, andererseits auf die Abgrenzung zu allen unfreien Unix-Varianten hinweisen sollte. In dieser Zeit erschuf er unter anderem die erste Version von GNU Emacs (heute ein komplexer, programmierbarer Texteditor), den GNU Debugger (GDB), den ersten freien plattformübergreifenden C-Compiler (heute gcc), sowie verschiedene für eine Unix-Umgebung benötigte Hilfsprogramme.
Heute
Unabhängig von seinen zahlreichen Beiträgen zur Freien Software ist Richard Stallman eine umstrittene Person. Er vertritt klar seine Meinungen und grenzt die Freie-Software-Bewegung deutlich von der Open-Source-Bewegung ab. Er kritisiert an der Open-Source-Bewegung, dass sie zum Zwecke größerer Akzeptanz in der Wirtschaft die Freiheit als argumentative Grundlage vernachlässige und sich nur auf Vorteile im Entwicklungsmodell oder die technische Überlegenheit der einzelnen Programme beschränke. Im Gegenzug kritisiert ihn die Open-Source-Bewegung daher als zu radikal. Bei der Entwicklung von Software arbeiten diese beiden Bewegungen jedoch meist sehr eng zusammen.
In letzter Zeit engagiert sich Richard Stallman sehr gegen die Verbreitung von Digital-Rights-Management-Systemen und die Einrichtung von Softwarepatenten innerhalb der Europäischen Union und reist daher oft quer durch Europa, aber auch nach Asien und Südamerika, um Vorträge über diese Themen zu halten.
Des Weiteren kritisiert er, dass bei Verwendung von JavaScript in Webseiten für den Benutzer nicht leicht erkennbar ist, ob es sich dabei um freie oder nicht-freie Software handelt. Den Nutzern sei aufgrund der „Stille des Browsers“ gar nicht bewusst, dass viele nicht-freie Programme im Web-Browser ausgeführt würden.[2]
Er ist Mitarbeiter des südamerikanischen Nachrichten- und Kulturkanals teleSUR.
Freie-Software-Bewegung
Stallman ist einer der Begründer der Freie-Software-Bewegung. Er schrieb wegweisende Grundlagentexte zur Idee der Freien Software und war maßgeblicher Autor der damit verbundenen Copyleft-Lizenzen.
Insbesondere die Wortwahl und die korrekte Bezeichnung diverser Sichtweisen und Projekte liegen ihm dabei am Herzen, zum Beispiel Freie Software statt Open Source (siehe Kapitel Begriffsproblem Freie Software im Artikel Open Source) oder GNU/Linux statt nur Linux (siehe GNU/Linux-Namensstreit).
Auszeichnungen und Ehrungen
Richard Stallman hat eine Reihe von Ehrungen und Auszeichnungen bekommen. Dazu gehören unter anderem:
- 1990: MacArthur Fellowship
- 1991: Grace Murray Hopper Award
- 1998: EFF Pioneer Award
- 2001: Takeda Foundation Award
Trivia
- In Steven Levys Buch Hackers ist Richard Stallman ein eigenes Kapitel gewidmet.
- Der Asteroid 9882 Stallman ist nach ihm benannt.
Literatur
- Sam Williams: Free as in Freedom. Richard Stallman’s Crusade for Free Software. O’Reilly, Peking 2002, ISBN 0-596-00287-4.
- Ausschnitte aus Interviews mit Richard Stallman finden sich in dem Dokumentarfilm Revolution OS und der Fernseh-Dokumentation Codename: Linux.
- Richard Stallman: What's GNU? Rede über Freie Software und die Geschichte des GNU-Projekts.
- Christian Imhorst: Die Anarchie der Hacker. Richard Stallman und die Freie-Software-Bewegung. Tectum, Marburg 2004, ISBN 3-8288-8769-4 (Zusammenfassung in Anarchie und Quellcode, erhältlich unter der GFDL).
Fußnoten
- ↑ http://www.gnu.org/gnu/manifesto.de.html
- ↑ gnu.org: The Javascript Trap. Richard Stallman, 24. März 2009.
Weblinks
- Literatur von und über Richard Stallman im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Persönliche Homepage von RMS (englisch)
- Interview vom Januar 2000 Patrick Conley, Computer Channel
- Interview mit Richard Stallman (Ogg Vorbis Audio, 12,1 MB) von RadioTux und dem ORF auf der Wikimania 2005
- Vortrag beim CCC Ulm (Audio- und Videodateien)
- Vortrag an der Australian National University (englisch)
Personendaten NAME Stallman, Richard Matthew ALTERNATIVNAMEN RMS KURZBESCHREIBUNG Gründer des GNU-Projektes GEBURTSDATUM 16. März 1953 GEBURTSORT Manhattan, New York City, USA
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