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Riehen Basisdaten Kanton: Basel-Stadt Bezirk: (Basel-Stadt kennt keine Bezirke) BFS-Nr.: 2703 PLZ: 4125 UN/LOCODE: CH RHN Koordinaten: (615901 / 270533)47.58537.65278Koordinaten: 47° 35′ 7″ N, 7° 39′ 0″ O; CH1903: (615901 / 270533) Höhe: 278 m ü. M. Fläche: 10.87 km² Einwohner: 20'654
(31. Januar 2009)[1]Website: www.riehen.ch Karte Riehen (baseldeutsch [ˈʀiəχə]) ist eine politische Gemeinde und neben der Stadt Basel und Bettingen eine von drei Gemeinden innerhalb des Kantons Basel-Stadt in der Schweiz. Mit rund 20'000 Einwohnern ist es die zweitgrösste Gemeinde der Region Nordwestschweiz.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Riehen liegt am unteren Ende des Wiesentals und gehört heute zur Agglomeration der Stadt Basel.
Die direkt an Riehen angrenzenden Gemeinden sind:
Lörrach (D) Weil am Rhein (D) Inzlingen (D) Basel Grenzach-Wyhlen (D) Bettingen Geschichte
Schon vor 50.000 Jahren haben sich Neandertaler in diesem Gebiet aufgehalten. Eine dauerhafte und durchgehende Besiedlung vermutet man seit etwa 3000 vor Christus. Etwa im 6. Jahrhundert gründeten die Alemannen ein Dorf. Die erste urkundliche Erwähnung geht zurück auf das Jahr 751 als „Wahinhofen“, dem heutigen Wenkenhof [2]. Die erste Erwähnung des Namens Riehen stammt von 1113.
1270 Riehen gehörte zum Bistum Basel. 1444 bis 1446 wurde Riehen infolge der Schlacht bei St. Jakob an der Birs geplündert und gebrandschatzt, ebenso 1490 bis 1493 während der Kappeler Fehde.
1522 gelangte Riehen in den Besitz der Stadt Basel und führte 1528 die Reformation ein. Während des Dreissigjährigen Krieges erhielt Riehen eine Grenzbesetzung. Das Dorf wurde auch von vielen Flüchtlingen aufgesucht.
1833 trennten sich die Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt. Riehen blieb bei der Stadt, gemeinsam mit der angrenzenden, wesentlich kleineren Gemeinde Bettingen, hält sich aber die Option offen, später einmal zum Kanton Baselland zu wechseln.
Während des Zweiten Weltkriegs kam zu einer (vorübergehenden) Abwanderungswelle ins Landesinnere der Schweiz.
1958 führte Riehen als erste Schweizer Gemeinde das Frauenstimmrecht ein.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1774 1815 1850 1900 1920 1941 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Einwohner 1 088 1 066 1 575 2 576 4 227 7 415 12 402 18 077 21 026 20 611 19 914 20 370 Quelle: Statistisches Amt des Kantons Basel-Stadt
Politik
Einwohnerrat (Legislative)
Der Einwohnerrat bildet die oberste Gemeindebehörde und besteht aus 40 Mitgliedern. Er wird nach dem Proporzsystem für eine Amtsdauer von vier Jahren gewählt. Scheidet ein Mitglied aus dem Rat aus, rückt der- oder diejenige mit den meisten Stimmen aller Nichtgewählten derselben Liste nach. Die Einwohnerratssitzungen finden einmal monatlich statt und sind öffentlich.
Die Sitzverteilung im Einwohnerrat nach der Gesamterneuerungswahl vom 13. Februar 2006 (in Klammern die alte Sitzverteilung):
LDP 9 Sitze (8) SP 8 Sitze (8) EVP 7 Sitze (7) FDP 6 Sitze (6) SVP 4 Sitze (3) CVP 3 Sitze (3) Grünes Bündnis 2 Sitze (2) DSP 1 Sitze (3) Gemeinderat (Exekutive)
Der siebenköpfige Gemeinderat (inklusive Gemeindepräsident) wird alle vier Jahre nach dem Majorzsystem gewählt. Können im ersten Wahlgang, wo das absolute Mehr gilt, nicht alle Sitze vergeben werden, kommt es zu einem zweiten Wahlgang, der nach dem relativen Mehr abgehalten wird. Scheidet ein Mitglied aus dem Gemeinderat aus, findet eine Ersatzwahl an der Urne statt (so geschehen beim unerwarteten Tod des Gemeindepräsidenten Michael Raith im Sommer 2005).
Der Gemeinderat bereitet die Beschlüsse des Einwohnerrates vor und vollzieht diese auch nach entsprechendem Beschluss. Im übrigen besorgt er alle Geschäfte, die nicht einer andern Gemeindebehörde vorbehalten sind. Die Sitzungen des Gemeinderates finden einmal wöchentlich statt und sind nicht öffentlich.
Die Mitglieder des Gemeinderates nach der Gesamterneuerungswahl vom 12. Februar und 19. April 2006:
- Willi Fischer (EVP), Gemeindepräsident
- Christoph Bürgenmeier (LDP)
- Irène Fischer-Burri (SP)
- Maria Iselin-Löffler (LDP)
- Michael Martig (SP)
- Matthias Schmutz (EVP)
- Marcel Schweizer (FDP)
Partnerschaft
Partnergemeinden Riehens sind Mutten im Kanton Graubünden und Miercurea Ciuc in Rumänien.
Verkehr
Tram und Bus
Riehen gehört mit der Stadt Basel zur Zone 10 des Tarifverbunds Nordwestschweiz. Riehen verfügt über ein dichtes Busnetz, das von grossen Gelenkbussen und kleinen Quartierbussen befahren wird. Mit der Tramlinie 6 ist Riehen mit der Innenstadt Basels verbunden.
Bahn
Riehen liegt an der Wiesentalbahn, der Linie S6 der Regio S-Bahn Basel. In den Jahren 2004 bis 2008 wurde bzw. wird die Wiesentalbahn massiv ausgebaut. In Riehen selbst wurde der Bahnhof erneuert, und es entsteht bis Ende 2008 eine neue Haltestelle ("Niederholz"), ganz im Süden des Siedlungsgebietes. Neues Rollmaterial (der FLIRT) wird von der SBB GmbH eingesetzt, und im Dezember 2006 wurde die S-Bahn Linie bis zum Bahnhof Basel SBB verlängert.
Individualverkehr
Der Dorfkern ist seit langem stark belastet vom durchfliessenden Pendler- und Schwerverkehr. Für die nächsten Jahre sind keine grösseren Veränderungen in Sicht.
Verkehrspolitik allgemein
Riehen fährt eine moderate Verkehrspolitik, auch wenn es immer wieder Vorschläge rechter Parteien gibt, den Individualverkehr auf Kosten des öffentlichen Verkehrs zu stärken, etwa die Trassee der S-Bahn zu einer „Entlastungsstrasse“ umzubauen oder gewisse nicht stark frequentierte Buslinien abzuschaffen.
Zollfreistrasse
Die beiden deutschen Städte Lörrach und Weil am Rhein, die beide an Riehen grenzen, streben seit mehr als hundert Jahren eine direkte und zollfreie Strassenverbindung an, die aber nur über Schweizer Gebiet realisierbar ist. Sie soll etwas mehr als 700 Meter über die Gemarkung von Riehen verlaufen, benötigt eine Brücke über den Fluss Wiese und tangiert ein Schwimmbad. Trotz erheblicher Proteste wird die Strasse nun gebaut – die Befürworter berufen sich auf einen Staatsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz. Die Gegner argumentieren, eine solche Strasse sei nicht mehr zeitgemäss angesichts des drohenden Klimakollapses. Ausserdem werde die Auenlandschaft entlang der Wiese stark beeinträchtigt, wenn nicht gar gänzlich zerstört. Mit Beginn der Bauarbeiten musste das Schwimmbad geschlossen werden.
Schule und Bildung
Die Schule ist im Kanton Basel-Stadt in drei Stufen unterteilt.
Primarschule
Die Kinder kommen im Alter von sieben Jahren in die Primarschule, welche vier Jahre dauert. Es gibt in Riehen insgesamt fünf Primarschulhäuser: das Wasserstelzenschulhaus, das Niederholzschulhaus, das Schulhaus Erlensträsschen, das Steingrubenschulhaus und das Schulhaus „Hinter Gärten“.
Orientierungsschule
Die Orientierungsschule (kurz: OS) bildet die zweite Stufe und wird ebenfalls von allen Kindern besucht. Sie dauert drei Jahre (5. bis 7. Schuljahr). Erst dann wird anhand der Leistungszeugnisse entschieden, welche Schüler die Weiterbildungsschule (WBS) und welche das Gymnasium besuchen sollen. In Riehen gibt es drei Orientierungsschulen: das Burgschulhaus, das Hebelschulhaus und der OS-Teil des Wasserstelzenschulhauses.
Gymnasium/Weiterbildungsschule
Riehen hat zwar weder eine Weiterbildungsschule (WBS) noch ein Gymnasium auf dem eigenen Gemeindegebiet, allerdings befindet sich der Schulhauskomplex Bäumlihof auf Basler Grund unmittelbar an der Grenze zur Gemeinde Riehen. Die WBS dauert zwei Jahre (8. und 9. Schuljahr), das Gymnasium fünf Jahre (8. bis 13. Schuljahr) und ist in Schwerpunktklassen eingeteilt. Am Bäumlihof-Gymnasium werden folgende Schwerpunkte angeboten: Latein, Spanisch, Italienisch, Musik, Bildnerisches Gestalten, Biologie und Chemie, Physik und Anwendungen der Mathematik sowie Sport.
Sehenswürdigkeiten
Fondation Beyeler
Das Basler Galeristenehepaar Hildy und Ernst Beyeler gründeten für ihre Kunstsammlung die Fondation Beyeler und machten sie 1997 dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich in einem vom Architekten Renzo Piano in Riehen konzipierten Museum. Neben den Kunstwerken aus dem Besitz der Beyelers – vorwiegend Bilder der klassischen Moderne und ozeanische Kunst – gibt es auch regelmässig grosse Ausstellungen. So hat zum Beispiel das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude 1998 fast 200 Bäume vor dem Gebäude auf seine typische Art und Weise verpackt.
Spielzeugmuseum
Im aus dem 17. Jahrhundert stammenden Alten Wettsteinhaus befindet sich das Spielzeugmuseum, Dorf- und Rebbaumuseum. Es beherbergt eine Sammlung von europäischem Spielzeug aller Art, vor allem aber Holzspielwaren, Puppenhäuser und -küchen, Blechspielzeug, Blei- und Zinnfiguren, Papiertheater und Eisenbahnen.
Kunst Raum Riehen
Der Kunst Raum Riehen im ehemaligen Landsitz „Berowergut“ ist das kommunale Ausstellungsgebäude der Gemeinde Riehen und ihrer Kunstkommission. Die im Kunst Raum Riehen seit 1998 stattfindenden Präsentationen sind dem zeitgenössischen Kunstschaffen der Region gewidmet.
Dorfkirche
Die Kirche St. Martin steht im Zentrum Riehens und ist in ihrem spätgotischen Stil seit 1694 nur wenig verändert worden. Der Turm wurde 1395 erbaut und ist 41 Meter hoch.
Kornfeldkirche
Die reformierte Kornfeldkirche wurde 1959–1964 vom Schweizer Architekten Werner Max Moser erbaut.
Diakonissenhaus
Das Riehener Diakonissenhaus mit Spital wurde 1852 auf Initiative von Christian Friedrich Spittler nach dem Vorbild des Diakonissen-Mutterhauses Düsseldorf-Kaiserswerth in einem bereits aus dem Mittelalter stammenden und seither mehrfach um- und ausgebauten sowie umgenutzten ursprünglichen Küfer- und Weinhändlerhaus eingerichtet. Seit 1972 wird das Spital von der Gemeinde Riehen betrieben. Die Diakonissen von Riehen sind heute eine evangelische Kommunität, die sich an den Regeln des katholischen Benediktinerordens orientiert.
Parkanlagen und Wald
In Riehen gibt es einige sehr grosse, gut gepflegte Parkanlagen. Zu ihnen zählen der Wenkenhof, in dem sich auch eine Reithalle befindet, der Sarasinpark, der Park des Landgutes Bäumlihof (auch „Klein Riehen“ genannt) und die Wettstein-Anlage. Riehen ist von der Ostseite vom Bettinger Wald und von der Westseite von den Langen Erlen umgeben. Diese Grünzonen sind es auch, welche das Wohnen im Grünen ermöglichen, ohne dass auf die Vorteile der Stadt verzichtet werden muss.
Berühmte Persönlichkeiten
Söhne und Töchter
- Walter Courvoisier (1875–1931), Komponist
- Jakob Oeri-Hoffmann (1920–2006), Schweizer Arzt, Politiker, Unternehmer und Mäzen
- Rolf Zinkernagel (* 1944), Mediziner und experimenteller Immunologe
- Peter Schmidlin (* 1947), Schweizer Jazzmusiker und -produzent
- Dominik Sackmann (* 1960), Musikwissenschafter, -schriftsteller und Organist
- Albert Scherrer, (1908-1986), Autorennfahrer
- Beat Jans (* 1964), Politiker
Mit Riehen verbunden
- Fritz Binde (1867–1921), Prediger und Evangelist, lebte von 1914 bis zu seinem Tod in Riehen.
- Ludwig Georg Courvoisier (1843-1918), Professor für Chirurgie, war bis 1918 im Diakonissenspital Riehen tätig.
- Ernst Ludwig Ehrlich (1921–2007), deutsch-schweizerischer Judaist und Historiker, ist in Riehen verstorben.
- Leonhard Euler (1707–1783), Mathematiker, wuchs in Riehen auf.
- Elisabeth Gerter (1895–1955), Schweizer Schriftstellerin, ist in Riehen verstorben.
- Ernst Herzfeld (1879–1948), deutscher Archäologe, Altorientalist und Epigraphiker (Inschriftenforscher), ist auf dem Friedhof Hörnli in Riehen begraben.
- Alfred Jaquet (1865–1937), Schweizer Pharmakologe, ist in Riehen verstorben.
- Charlotte von Kirschbaum (1899–1975), deutsche Theologin, ist in Riehen verstorben.
- Elisabeth Kraushaar-Baldauf (1915–2002), Medizinerin und Schriftstellerin, ist in Riehen verstorben.
- Johann Lukas Legrand (1755–1836), Schweizer Fabrikant und Politiker zur Zeit der Helvetischen Republik, war von 1792 bis 1798 Basler Landvogt in Riehen.
- Valérie von Martens (1894–1986), Schauspielerin und Ehefrau von Curt Goetz, ist in Riehen verstorben.
- Paul Mendelssohn Bartholdy (1879–1956), deutscher Chemiker und Industrieller, ist nach Emigration in Riehen verstorben.
- Heinrich Oswald (1917–2008), Unternehmensführer und Armeereformer
- Hans Sandreuter (1850–1901), Schweizer Künstler, ist in Riehen verstorben
- Paul Wilhelm Schmidt (1845–1917), deutsch-schweizer Theologe, ist in Riehen verstorben.
- Wilhelm Speyer (1887–1952), deutscher Schriftsteller, ist in Riehen verstorben.
- John Friedrich Vuilleumier (1893–1976), Schweizer Jurist und Schriftsteller, ist in Riehen verstorben.
- Walter Widmer (1903–1965), Gymnasiallehrer, Literaturkritiker und Übersetzer, Vater des Schriftstellers Urs Widmer, verstarb in Riehen.
- Jacques Wildberger (1922–2006), Schweizer Komponist, ist in Riehen verstorben.
Einzelnachweise
- ↑ Basel-Stadt Statistik - Bevölkerung nach Wohnviertel im Januar 2009
- ↑ L. Emil Iselin: Geschichte des Dorfes Riehen, Basel 1922
Literatur
- Iselin, L. Emil: Geschichte des Dorfes Riehen. Festschrift zur Jubiläumsfeier der 400jährigen Zugehörigkeit Riehens zu Basel, Basel 1923.
- Kaspar, Albin: Häuser in Riehen und ihre Bewohner, Heft I, Riehen 1996; Heft II, Riehen 2000.
- Raith, Michael: Gemeindekunde Riehen, hg. vom Gemeinderat Riehen, 2. überarbeitete und aktualisierte Aufl., Riehen 1988.
- Reinhardt, Ursula: Riehen, Basel 1978 (Schweizer Kunstführer, Nr. 250).
- Riehen, Geschichte eines Dorfes. Zur Feier der 450jährigen Zugehörigkeit Riehens zu Basel, 1522-1972, hg. vom Gemeinderat Riehen, Riehen 1972.
- Thommen, Peter: Die Kirchenburg von Riehen. Materialhefte zur Archäologie in Basel 1993, Heft 5, Basel 1993.
Weblinks
- Website der Gemeinde Riehen
- Riehen - Fotos von gestern und heute
- CityMap-24.com - Stadtplan Riehen
- Links zum Thema Riehen im Open Directory Project
Politische Gemeinden im Kanton Basel-Stadt
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