Ringschmuck

Ringschmuck
Moderner Herrenring aus Stahl mit Tribal-Gravierungen

Der Ring zählt zu den bekanntesten Schmuckformen. In allen Kulturen findet man ihn als Schmuck für die Hand und den Fuß. Ohrringe und Nasenringe gehören dagegen zu den Nadeln.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Geschichte

Die ältesten bekannten Ringe haben ein Alter von mehr als 21.000 Jahren (wie zum Beispiel die Fingerringe aus Mammutelfenbein; Fundort: Pavlov in Tschechien).

Ringe waren nicht nur als Schmuck gebräuchlich, sondern stellten auch Wertobjekte dar, die als Tausch- und Zahlungsmittel dienen konnten. Dieses Ringgeld zählt zu den vormünzlichen Zahlungsmitteln und gehört in den Bereich des Schmuckgeldes.

Ursprünglich wurden Ringe aus Knochen, vermutlich auch aus Holz sowie Stein (beispielsweise Bernstein) hergestellt; später dann auch aus Bronze, Eisen und Edelmetallen. Bei Ringen bildeten sich im Laufe der Kulturgeschichte die unterschiedlichsten Bedeutungen heraus.

Ringe wurden zu Herrschaftssymbolen, ordneten den Träger in Glaubensgemeinschaften ein, dienten rituellen Zwecken wie zum Beispiel der Trauer, oder dokumentierten das gegebene Eheversprechen. Darüber hinaus dienten Ringe auch immer der Selbstdarstellung.

Fingerring

Die Wahl des Materials, der Wert, die künstlerische Gestaltung und die Ikonografie sind ausschlaggebend für die Bedeutung eines Rings als Schmuck. Seltenes und damit kostbares Material sowie eine schöne Gestaltung des Rings stellen die Wertgrundlage dar, auf der das symbolische, narrative Programm des Rings beruht.

Ehering

Anlegen des Eherings bei der Heirat an den linken Ringfinger, die weltweit häufigste Variante (siehe Text)

Der Austausch zweier gleichförmiger Ringe besiegelt eine Vereinbarung zweier Menschen. Im Rahmen eines feierlichen Versprechens der Freundschaft oder Liebe werden Ringe getauscht, die anschließend – getragen – das gegebene Versprechen dokumentieren.

Als Symbol der Ehe werden oft zwei Ringe gezeigt, wobei ein Ring durch den anderen geführt ist. Die Ringe können nur getrennt werden, wenn einer davon gebrochen wird („… bis dass der Tod euch scheidet“) und seine kreisförmige, geschlossene Form, die dem Symbol für Unendlichkeit () ähnelt, steht für die Ewigkeit und Verbundenheit.

Bereits die Antike kannte den Trauring. Sowohl die alten Ägypter als auch Römer trugen den Trauring am Ringfinger der linken Hand. Der Grund hierfür war der Glaube, dass eine Ader von diesem Finger direkt zum Herzen und damit zur Liebe führt. Allerdings trugen im antiken Rom nur die Frauen einen Ehe- oder Verlobungsring. Letzterer war meist aus Eisen und galt als Zeichen der Bindung, vor allem aber auch als "Empfangsbestätigung" für die Mitgift.[1] Der Brauch, den Trauring am nach ihm benannten Ringfinger zu tragen, hat sich bis heute erhalten. Während in vielen westlichen Ländern der Trauring am linken Ringfinger getragen wird, ist es im deutschsprachigen Raum (außer in der Schweiz) sowie unter anderem in Norwegen oder Bulgarien üblich, den Ring am rechten Ringfinger zu tragen.

Eheringe sind oft mit Inschriften in der inneren Ringschiene versehen. In antiken römischen Ringen findet man beispielsweise „Pignus amoris habes“ – „Du hast meiner Liebe Pfand“. In heutigen Eheringen sind häufig der Name des Partners und das Datum des Versprechens zu lesen.

Seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. gab es unter anderem auch goldene Ringe in Form zweier ineinander verschränkter Hände.[2] Seine sakrale Bedeutung in der christlichen Kirche hat der Ehering spätestens seit Papst Nikolaus (um 850). Seitdem galt der Ehering offiziell als Sinnbild der Treue und Beständigkeit und der ehelichen Bindung vor Gott. So wie der Ring keinen Anfang und kein Ende hat, so soll die Beziehung des Paares und der Bund mit Gott ewig währen. Aber erst ab dem 13. Jahrhundert gehört der Ring fest zum kirchlichen Trau-Ritus.

Auch das Judentum kennt einen Hochzeitsring. Hochzeitsringe werden nur zeremoniell genutzt. Während der Trauung wird der Braut ein solcher Ring an den Zeigefinger der rechten Hand gesteckt.

Giftring

Seit der Antike ist der Giftring bekannt – ein Ring, der mit einem zu öffnenden Behältnis versehen ist, das eine ausreichende Menge Gift (oder Medizin) aufnehmen kann. Der Giftring ist ein skurriles Schmuckstück, das von jeher die Fantasie der Menschen anregte. Besonders während der Renaissance soll der Giftring ein probates Requisit der Machterhaltung gewesen sein.

Siegelring

Siegelringe sind ebenfalls seit der Antike bekannt. Es handelt sich dabei quasi um ein ringförmiges Petschaft. Da nur der Adel über Wappen verfügte, konnte sich der Träger so bereits über das Tragen seines Rings als Standesperson ausweisen. Aus dem antiken Ägypten sind Ringe mit Rollsiegeln bekannt. Bei Siegelringen finden häufig geschnittene Lagenachate als Siegelplatte Verwendung.

Kulturgeschichte

Ringe gehörten sowohl im europäischen Mittelalter als auch in der Antike zu den beliebtesten Schmuckstücken der Oberschicht. Siegelringe waren Macht- und Würdezeichen. Daneben fungierten Ringe bereits im Hochmittelalter auch als Zeichen der Liebe und Treue bei der Eheschließung, in der frühen Neuzeit verstärkt auch als persönlicher Gedächtnis- oder Trauerring. Im Mittelalter gab es Schutz- und Heilringe, die z.B. einen Krötenstein enthielten. Dieser Brauch hielt sich auch über die Renaissance hinaus. [3]

Erzählgut

Auch im Erzählgut drücken Ringe Bindungen und Beziehungen aus. Es gibt Erzählungen, in denen Vögel durch Ringdiebstahl Liebende trennen (Magelone) oder Unschuldige in Diebstahlverdacht geraten lassen (Grimms Kinder- und Hausmärchen: Die weiße Schlange; Deutsche Sagen: Idda von Toggenburg). Siehe auch Der Ring des Polykrates. Oft dient der Ring oder die Ringhälfte als Wiedererkennungszeichen (AaTh 974 Heimkehr des Gatten; KHM 25, 65, 67, 93, 101). Außerordentlich häufig sind Zauberringe: Fastrada, Friedrich von Schwaben, Grimms Deutsche Sagen Nr. 529 Der edle Moringer. Ein modernes Beispiel ist J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe. [4]

In Grimmms Märchen Nr. 17, 25, 40, 55, 63, 65, 67, 69, 92, 93, 97, 121, 123, 166, 192, 193, 197 spielt ein Ring eine Rolle.

Ringe als Zeichen des Glaubens

In der christlichen Kirche spielt der Ring eine große Rolle. Er symbolisiert die Verbundenheit mit Jesus Christus und dem christlichen Glauben. Nonnen tragen nach ihrer Profess einen Ring (Nonnenring) und werden damit symbolisch zur „Braut Christi“ (siehe: Ehering). Abt-, Bischof- und Kardinalsring sowie der Fischerring des Papstes sind Autoritätssymbole ihres Amtes. Oft sind diese Ringe mit einem Amethyst (Stein der Anmut und Weisheit = Kirchenstein) verarbeitet.

Ringe als Kennzeichen von Subkulturen

Manche Fingerringe kennzeichnen auch Angehörige bestimmter Subkulturen. Zum Beispiel wird der nebenstehend abgebildete Ring von BDSM-Anhängern getragen. Er wird „Ring der O“ genannt.

Ringe als Zeichen des Berufsstandes

Jahrgangsring der Offizierschule des Heeres

Jahrgangsring des 69. ROL

Der Jahrgangsring wurde vom 68. Offizieranwärterlehrgang während seines Offizierlehrgangs an der OSH in Dresden angeregt und im September 2000 gestiftet.

Er symbolisiert Zusammengehörigkeit des jeweiligen Offizieranwärterjahrganges, Verbundenheit der Absolventen mit ihrer Alma Mater und den erfolgreichen Abschluss des Offizierlehrganges. Der Ring wird von dem Goldschmiedemeister Elmar Welsch aus Berglangenbach gefertigt und ist aus 925er Sterling Silber. Als "Siegel" ist auf schwarzem Onyx das Wappen der Schule, mit der Nummer des Offizieranwärterjahrganges bzw. -lehrganges und dem Wahlspruch der OSH IN FREIHEIT DIENEN gelasert, dies ist durch einen silbernen Reif mit dem Schriftzug EINIGKEIT–RECHT–FREIHEIT umgeben. Die Seiten des Rings zieren die überkreuzten Schwerter des Heeres und einen stilisierten Bundesadler.

Trageberechtigt sind alle Absolventen der OSH. Im Gegensatz zu anderen Armeen muss der Ring durch die Offizieranwärter käuflich erworben werden und wird in der Truppe in der Regel nur zu besonderen Ereignissen getragen. Die Anzahl der Träger belief sich am 26. März 2006 auf 4.656.

Im Jahr 2005 endete mit dem 85. Reserveoffizierlehrgang die Ausbildung der Reserveoffiziere an der OSH Dresden und somit auch die Trageberechtigung für die Reserveoffiziere "neuerer Art". In enger Anlehnung an den Jahrgangsring der OSH soll der Ring der Reserveoffiziere des Heeres etabliert werden.

Jahrgangsring der Offizierschule der Luftwaffe

Der Jahrgangsring wurde von den Absolventen des 72. Offizierlehrgang Truppendienst gestiftet. Der Ring aus massivem Sterling Silber trägt das Wappen der Offizierschule im Siegel. Die Seiten des Rings zieren die "Schwingen" der Luftwaffe mit der jeweiligen Jahrgangsnummer des Offizierlehrgangs mit Ausnahme der Ringe der Stifter. Die Trageberechtigung wird mit bestehen der Offizierprüfung verliehen.

Ringe als Statussymbol

Ringe besitzen aufgrund ihrer langen, ununterbrochenen kulturellen Geschichte ein großes narratives Potential. Der Ring am Finger ist immer auch „lesbares“ Zeichen und kann somit zur Selbstdarstellung genutzt werden. Ein Einkaräter am Finger soll unter anderem auch vom Reichtum des Trägers berichten. Ein kleiner, zierlicher, keine besonderen Auffälligkeiten aufweisender Ring berichtet eher vom Wunsch, nicht aufzufallen. So wird der in der Gesellschaft eingenommene Status des Trägers oft unbewusst durch den Ring öffentlich gemacht.

Ringgrößen

Ringträger unterscheiden sich nicht nur durch ihre persönlichen Vorlieben für Fingerschmuck. Ein entscheidender Unterschied ist die Größe und damit der Durchmesser des Rings. Es existieren weltweit verschiedene Maße:

  • Wiener Vereinigungsmaß (Umfang in mm)
  • Französisches Maß (Umfang minus 40 mm)
  • Pacher Maß (Wiener Vereinigungsmaß; 1,85)
  • Durchmessermaß (Wiener Vereinigungsmaß/Pi)
  • Englisches Maß
  • Amerikanisches Maß (USA/Kanada)
Übersicht weltweite Maße
Wiener Vereinigungsmaß Französisches Maß Pacher Maß Durchmessermaß Englisches Maß Amerikanisches Maß
40 0 ? 12,5 1
40,5 0,5 ? 12,9 1 -
41,5 1,5 ? 13,4 D 2
43 3 ? 13,8 E 2 -
44,5 4,5 ? 14,2 F 3
45,5 5,5 ? 14,6 G 3 -
47 7 ? 15 H 4
48 8 ? 15,4 I 4 -
49,5 9,5 ? 15,8 J 5
50,5 10,5 ? 16,2 K 5 -
52 12 ? 16,5 L 6
53,5 13,5 ? 17 M 6 -
54,5 14,5 ? 17,5 N 7
56 16 ? 17,8 O 7 -
56,5 16,5 ? 18 P 8
58,5 18,5 ? 18,5 Q 8 -
59,5 19,5 ? 19 R 9
61 21 ? 19,5 S 9 -
62,5 22,5 ? 19,9 T 10
63,5 23,5 ? 20,3 U 10 -
65 25 ? 20,5 V 11
66 26 ? 21 W 11 -
67,5 27,5 ? 21,5 X 12
69 29 ? 22 Y 12 -
70 30 ? 22,5 Z 13

Juweliere und Goldschmiede messen die Ringgröße ihrer Kunden mit einem genormten Ringmaß. Dies hat meist die Gestalt von Eisenringen in entsprechenden Größen, welche beweglich um einen zentralen, sie bündelnden Ring gruppiert sind, so dass durch Aufstecken der einzelnen Ringe die passende Größe ermittelt werden kann. Manchmal wird hierzu auch eine einfache Schablone mit Lochungen in den verschiedenen Größen benutzt.

Die persönliche Ringgröße kann auch festgestellt werden, indem bei einem gut sitzenden, vorhandenen Ring der innere Durchmesser in Millimeter (mm) mit Hilfe eines Messschiebers ermittelt wird. Anschließend wird dieser mit der Kreiszahl (gerundet 3,142) multipliziert. Das Ergebnis ist der Ringumfang bzw. Fingerumfang.

Eine Methode zur ungefähren Ermittlung der Ringgröße ist die Bestimmung des Fingerumfangs mit Hilfe eines Papierstücks. Hierzu wird ein wenige Millimeter breiter Papierstreifen ausgeschnitten und um den Finger gewickelt. Die Schnittstelle des Papiers wird auf beiden, einander überlappenden Lagen markiert und anschließend der Abstand zwischen den Markierungen mit einem Lineal ausgemessen. Jedoch berücksichtigt diese Methode nicht, dass Ringe je nach ihrer Gestalt, der Form des Fingers und der Ausprägung der Fingerknöchel unterschiedlich weit gearbeitet werden müssen, um angenehm tragbar zu sein.

Hinzu kommt, dass die Finger im Verlaufe des Tages anschwellen und zudem im Sommer aufgrund der höheren Temperaturen etwas dicker sind als im Winter.

Einzelnachweise

  1. Brockhaus! Was so nicht im Lexikon steht, S. 154, ISBN 3-7653-1551-6
  2. Brockhaus! Was so nicht im Lexikon steht, ISBN 3-7653-1551-6
  3. Graf, Klaus: Ring. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 11. Berlin/New York 2004. S. 688-696.
  4. Graf, Klaus: Ring. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 11. Berlin/New York 2004. S. 688-696.

Weblinks


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