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Abdera (politonisch:griechisch Ἄβδηρα monotonisch: Άβδηρα neugriech,: Avdira) ist eine Stadt in der Präfektur Xanthi, an der Küste zum Ägäischen Meer. Sie war in der griechischen Antike sehr bedeutend und Heimat der Philosophen Demokrit und Protagoras und büßte in der Römerzeit ihre Bedeutung ein. Sie hat gegenwärtig 3.917 Einwohner (2001).Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Abdera wurde erstmals 656 v. Chr. unter Timesias aus der ionischen Stadt Klazomenai besiedelt. Diese ersten Siedler lebten jedoch nicht lange in der griechischen Kolonie, sondern wurden von den dort ansässigen Thraker-Stämmen getötet. 545 v. Chr. wurde die Stätte erneut von Teos aus besiedelt und die Stadt gegründet. Als mythischer Gründer wird häufig Herakles genannt; der Name Abdera leitet sich vom Heros Abderos ab.
Grund für die Besiedlung dieser Gegend war zum Einen die strategisch bedeutsame Lage an der Via Egnatia, der zu antiker wie römischer Zeit wichtigsten Handelsroute von Rom nach Konstantinopel. Außerdem lag die Stadt an der bedeutenden Schiffsroute zum Schwarzen Meer: Das Römische Reich bezog einen Großteil seines Getreides aus der Ukraine. Zum Anderen sahen die Kolonisten auch reiche Einnahmequellen durch das Ausnutzen des thrakischen Hinterlandes. So erlangte Abdera großen Wohlstand durch das fruchtbare Acker- und Weideland sowie den reichen Waldbestand im Fließgebiet des Nestos. Auch die Tierwelt mit ihren unerschöpflichen Fischgründen sowie die Edelmetallvorkommen im Gebirge trugen zum Reichtum der Stadt bei.
Es ergaben sich typische Abhängigkeitsbeziehungen zwischen der Kolonie an der Küste und dem Hinterland: Zwar fanden kaum kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Thrakern statt, zumal die Thraker mit ihrer Hochkultur auch von den Griechen als „zivilisierte Barbaren“ anerkannt wurden. Doch auch die friedlichen Geschäftsbeziehungen wussten die Kolonisten zu ihrem Gunsten zu nutzen. So boten die Griechen Salz aus dem Orient, Handwerk und Kunst aus ihren Werkstätten sowie Keramik an; die Thraker handelten mit agrarischen und tierischen Erzeugnissen, Hölzern für den Haus- und Schiffbau sowie mit Metallen. Der Wohlstand Abderas in klassischer Zeit lässt sich sowohl an den Münzfunden in Ägypten und Mesopotamien ablesen als auch an der hohen Bundessteuer von 10–15 Talenten, die die Kolonie an Athen zu zahlen hatte.
Abdera war ein griechischer Stadtstaat (Polis), der von Beginn an demokratisch organisiert war, einen Rat, eine Volksversammlung und eine gut funktionierende Verwaltung aufweisen konnte. (Hierher wohl auch die Beschimpfung der Abderiten als Kleinbürger.)
Im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte wurde die Stadt mehrmals belagert, zerstört und wieder aufgebaut. Von 515–498 v. Chr. stand die Stadt unter persischer Herrschaft. Nach der Niederlage der Perser in den Perserkriegen schloss sie sich dem ersten Attischen Seebund an (478–411 v. Chr.). Von 352–198 v. Chr. war Abdera in der Hand der Makedonen. Ab 196 v. Chr. wurde Abdera schließlich dem Römischen Reich angeschlossen, behielt als Stadt aber ihre Freiheit. Trotzdem wurde die Stadt mehr und mehr heruntergewirtschaftet und verlor ihre ehemals große Bedeutung, was zusätzlich durch die Ausdehnung der nahe gelegenen Nestos-Sümpfe vorangetrieben wurde. Der endgültige Verfall setzte dann im Mittelalter ein.
Seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts finden archäologische Ausgrabungen in den Ruinen von Abdera statt. Das archäologische Museum und die heutige Stadtmitte sind nur wenige hundert Meter von den Ruinen entfernt.
Abdera ist heute ein Titularbistum der katholischen Kirche.
Abderitismus
Obwohl Abdera die Heimatstadt der berühmten griechischen Philosophen Leukipp (allerdings wird auch Milet genannt), Demokrit, Protagoras und Anaxarch war, und der Dichter Anakreon von Teos hierher zog, hatten die Bewohner der Stadt einen ähnlichen Ruf wie die Schildbürger. Wer als „Abderit“ bezeichnet wurde, galt in der Antike als einfältiger Mensch. Entsprechend wird auch Kleinstädterei beziehungsweise Schildbürgertum als Abderitismus bezeichnet. In Anspielung darauf lokalisiert noch Christoph Martin Wieland seinen satirischen Roman Die Abderiten (1774) in Abdera. Sein Roman stellt die typisierte Narrheit der Abderiten als menschliche Grundkonstante dar, die zu allen Zeiten an allen Orten zu finden, gleichsam kosmopolitisch ist.
Literatur
- Red. G. Aikaterinidis: Thrakien. Hrsg. vom Generalsekretariat der Region Ost-Makedonien, Thrakien 1994, ISBN 960-85609-3-4.
- Gustav Hirschfeld: Abdera 1). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 22–23.
- John Maunsell Frampton May: The coinage of Abdera (540–345 B.C.). London 1966.
- Aliki Moustaka u. a. (Hrsg.): Klazomenai, Teos and Abdera: metropoleis and colony. Proceedings of the International Symposium held at the Archaeological Museum of Abdera, 20–21 October 2001. Thessaloniki 2004, ISBN 960-12-1313-9.
Weblinks
- Princeton Encyclopedia of Classical Sites (englisch)
- Lage Abderas
- Überreste der Akropolis
- Münzen von Abdera (englisch)
- offizielle Homepage (griechisch)
40.9524.983055555556Koordinaten: 40° 57′ N, 24° 59′ O
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