Robert Carlyle Byrd

Robert Carlyle Byrd
Offizielles Portrait Byrds

Robert Carlyle Byrd (* 20. November 1917 in North Wilkesboro, North Carolina als Cornelius Calvin Sale Jr.) ist ein demokratischer US-Senator für West Virginia. Er ist Präsident Pro Tempore des aktuellen Senats.

Seit er im Juni 2006 Strom Thurmond überholte, ist er der Senator mit der längsten Amtszeit der US-Geschichte und das Kongressmitglied mit der zweitlängsten Amtszeit (nach Carl Hayden) aller aktiven Kongressmitglieder. Byrd, der nie in seinem Leben eine öffentliche Wahl verloren hat, begann seine Zeit im Repräsentantenhaus 1953 und sitzt seit 1959 ununterbrochen im Senat. Mit der Amtseinführung von Barack Obama hat Byrd 11 US-Präsidenten während seiner Zeit im Senat erlebt. Byrd gilt als wandelnde Enzyklopädie, was die Geschichte des Senats der Vereinigten Staaten ebenso wie die des römischen Senats angeht.

Byrd war mehrere Jahre lang Majority Leader im Senat, bereits in der Vergangenheit Präsident Pro Tempore des Senats und Ausschussvorsitzender des Investitionsausschusses. Byrd begann seine politische Laufbahn im Ku Klux Klan, hat sich aber inzwischen davon distanziert und votiert generell für Gesetzesvorschläge, von denen Afroamerikaner profitieren. Er gilt als vergleichsweise konservativer Demokrat, dem die Interessen des Senats und die seines Heimatstaats West Virginia mehr gelten als die der demokratischen Partei. Da er als Mitglied des Investitionsausschuss reichhaltige Möglichkeiten hatte, Geld nach West Virginia zu leiten, ist er berüchtigt für die hohe Anzahl aus Bundesmitteln finanzierter Projekte, die nach ihm benannt sind. Diese liegen sämtlich in seinem Heimatstaat.

Inhaltsverzeichnis

Jugend, Ausbildung, frühere Karriere

Byrd wurde 1917 als Cornelius Calvin Sale Jr. in North Wilkesboro, North Carolina geboren. Seine Mutter starb in der Grippepandemie von 1918. Sein Vater folgte den Wünschen der Mutter und verteilte ihre gemeinsamen Kinder auf verschiedene Verwandte. Der einjährige Cornelius kam zu seiner Tante Vlurma Byrd und seinem Onkel Titus Byrd, die ihn in Robert Byrd umbenannten. Byrd wuchs in einer Bergbauregion in West Virginia auf. Byrd zufolge vermittelten ihm seine Pflegeeltern den typischen Standpunkt eines weißen Südstaatlers in der Zeit, als die Reconstruction-Ära noch im Gedächtnis der Menschen war und die Rassentrennung in den Südstaaten als unumstößlicher Fakt galt.

Byrd beschrieb später das damalige gesellschaftliche Klima: Blacks were generally distrusted by many whites, and I suspect they were subliminally feared.[1] (Viele Weiße misstrauten Schwarzen generell und ich vermute, unbewusst fürchteten sie sie.)

Byrd schloss als bester seines Jahrgangs (Valedictorian) die High School ab. Er arbeitete nach seinem Abschluss zwölf Jahre lang, um sich eine College-Ausbildung leisten zu können. Er studierte am Beckley College, Concord College, Morris Harvey College und dem Marshall College, die alle in West Virginia liegen.

Er arbeitete in einer Tankstelle, als Verkäufer in einem Tante-Emma-Laden, als Schweißer auf einer Werft und als Schlachter, bevor er 1946 den Sitz für Raleigh County im West Virginia House of Delegates, einer Kammer des Parlaments von West Virginia gewann. Er hielt den Sitz von 1947 bis 1950, bevor er von 1951 bis 1952 in den Senat von West Virginia wechselte.

In seiner Zeit als Parlamentarier besuchte er zusätzlich eine Abendschule am Washington College of Law der American University, an der er 1963 graduierte.

Familie

Byrd war seit 1937 mit seiner High-School-Liebe Erma Ora verheiratet, die am 26. März 2006 starb. Mit ihr hatte er zwei Töchter: Mona verh. Fatemi und Majorie verh. Moore. Er hat sechs Enkelkinder, drei von jeder Tochter, von denen eines bereits verstorben ist und sechs Urenkel.

Im Ku-Klux-Klan

Byrds Vater war Mitglied des Ku-Klux-Klan (KKK), in seiner Kindheit sah er Paraden des Klans in Mataoaka, West Virginia, in denen sein Vater selbst mitmarschierte. Als Byrd selbst etwa 24 Jahre alt war, trat er selbst der Organisation bei und wurde auf Vorschlag des Grand Dragon (nationalen Führer) Joel L-Baskins bald darauf einstimmig als „Exalted Cyclops“ (Lokaler Führer) von Crab Orchard, West Virginia, gewählt.[1]

Der KKK galt damals noch als ein Karriersprungbrett für Politiker aus den Südstaaten der USA, Ehrgeiz von Byrds Seite wird als Hauptgrund angenommen, warum er der Organisation beitrat.[2][3] Eine Aussage, die Byrd sinngemäß in seiner Autobiografie bestätigt: I was sorely afflicted with tunnel vision — a jejune and immature outlook — seeing only what I wanted to see because I thought the Klan could provide an outlet for my talents and ambitions.[4] (Ich hatte einen schweren Anfall von Tunnelblick – einen unreifen Ausblick – ich sah [im Klan] nur was ich sehen wollte, und ich dachte, er könnte dabei helfen, meine Talente zu fördern und meinen Ehrgeiz zu befriedigen.)

Byrd arbeitete im KKK für einige Zeit während des Zweiten Weltkriegs. Er hielt die Titel eines Kleagle, der neue Mitglieder anwarb und die Führungsposition des Exalted Cyclops. In dieser Zeit diente er nicht im Militär, sondern arbeitete als Schweißer in einer Werft in Baltimore im Bau von Kriegsschiffen.

Als er 1952 für das Repräsentantenhaus kandidierte, erklärte er, dass er den KKK nach etwas mehr als einem Jahr wieder verlassen habe, da ihn die Organisation nicht mehr interessierte und in den neun Jahren seit 1943 auch nie wieder daran interessiert war. Er erklärte, dass er beigetreten war, da es Aufregung und Abenteuer versprach und weil er sich mit dem ausgeprägten Antikommunismus des Klans identifizieren konnte.[1]

Zehnfacher Wahlgewinner

Nachdem der demokratische Abgeordnete E. H. Hendrick aus dem sechsten Wahldistrikt West Virginias 1952 nicht mehr für die Wahl zum Repräsentantenhaus kandidierte, sondern für das Gouverneursamt im Staat, beschloss Byrd für das Repräsentantenhaus zu kandidieren und gewann die Wahl. Zweimal war er bei der Wiederwahl erfolgreich, bevor er 1958 bei den Senatswahlen erfolgreich gegen den republikanischen Amtsinhaber W. Chapman Revercomb antrat. Nachdem er in seinen Anfangsjahren bei Wiederwahlen oft mit vehementer Opposition der Republikaner rechnen musste, haben diese seit der Kandidatur Cleve Bendicts 1982 keine großen Mühen oder Gelder mehr in den Versuch investiert, Byrd zu schlagen. Insgesamt gewann Byrd sieben Wiederwahlen, alle von ihnen mit großem Vorsprung, 1994 und 2000 gewann er sogar die Mehrheit der Stimmen in sämtlichen 55 Counties von West Virginia, im Jahr 2000 sogar in 1963 von 1970 einzelnen Wahlbezirken. Ungewöhnlich für so einen sicheren Amtsinhaber ist allerdings, dass er bis auf eine Ausnahme – 1976 – immer einen Gegenkandidaten hatte.

Byrd ist der Senator mit der längsten Amtszeit der US-Geschichte. Am 12. Juni 2006 erreichte er diesen Rekordwert, nachdem er mit einer Zeit von 17.327 Tagen im Amt Strom Thurmond aus South Carolina überholte.

Byrd trat auch bei den Senatswahlen 2006 an und hat durch seinen Wahlgewinn eine bisher in der US-Geschichte unerreichte neunte Amtszeit angetreten. Mehrere prominente Republikaner lehnten das Angebot ab, sich an ihm zu messen, sein endgültiger Gegenkandidat war John Raese, der die Vorwahl mit 58% der Stimmen gegen fünf andere Kandidaten gewann. Raese besitzt mehrere Radiosender und eine Zeitung in West Virginia. Er trat bereits erfolglos 1984 gegen Jay Rockefeller für einen Senatsplatz in West Virginia an und scheiterte 1988 bereits in den republikanischen Vorwahlen für die Kandidatur gegen Byrd. Sollte Byrd bis 2011 im Amt bleiben, wäre er mit 57 Jahren Amtszeit der Kongressabgeordnete mit der längsten Dienstzeit vor Carl Hayden aus Arizona.

Präsidentschaftskandidatur

Byrd trat einmal – 1976 – bei Präsidentschaftswahlen an. Er kandidierte bei den Vorwahlen als „Favorite Son“ ausschließlich in seinem Heimatstaat West Virginia. Er hoffte, dass die Entscheidung über den demokratischen Präsidentschaftskandidaten so knapp werden würde, dass seine Delegiertenstimmen aus West Virginia Einfluss auf den Ausgang der Nominierung hätten.

Bis auf George Wallace trat kein anderer Demokrat bei den Vorwahlen in West Virginia an und Wallace selbst investierte nicht aktiv in seine Kampagne dort. Byrd gewann die Vorwahl mit einem bequemen 90:10-Ergebnis.

Sein Ziel dabei war weniger die US-Präsidentschaft, sondern die des Majority Leaders im Senat. Er hoffte, durch seine Delegiertenstimmen den letztendlichen demokratischen Präsidentschaftskandidaten (und möglichen zukünftigen Präsidenten) so beeinflussen zu können, dass er seine Kandidatur unterstützte. Sein gesamter Wahlkampf in diesem Jahr richtete sich auch mehr auf dieses Ziel – sein Sieg in der Wahl zum Senator galt als sicher und so konnte er seine Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, den nicht mehr antretenden Majority Leader Mike Mansfield aus Montana abzulösen. Er war dabei so erfolgreich, dass sich auch sein letzter Gegner Hubert Humphrey zurückgezogen hatte, bevor der letzte Wahlgang begann.

Im Senat der Vereinigten Staaten

Führungspositionen im Senat

Bereits zu Beginn seiner ersten Amtszeit ernannte ihn sein langjähriger politischer Weggefährte und damaliger Majority Leader im Senat Lyndon B. Johnson zum Mitglied des einflussreichen Investitionsausschusses des Senats. In den Jahren demokratischer Mehrheiten im Senat, von 1989 bis 1995 und von 2001 bis 2003, war er Vorsitzender des Ausschusses.

Byrd gehört seit 1967 zur Fraktionsführung der Demokraten. In diesem Jahr wurde er Secretary of the Senate Democratic Conference. Seine erste einflussreiche Führungsposition in der Fraktion erreichte er 1971 als Senate Majority Whip, die zweithöchste Position innerhalb der Fraktion. Von 1977 bis 1989 führte er die Fraktion, als Senate Majority Leader von 1977 bis 1981 und als Senate Minority Leader von 1981 bis 1987.

Byrd ist für sein enzyklopädisches Wissen über die Geschäftsordnung und die innere Struktur des Senats bekannt. Er nutzte diese Kenntnisse in seinen Jahren als Mehrheitsführer, um durch teilweise arkan wirkende Geschäftsordnungstricks die Republikaner ein ums andere mal zu frustrieren und auszumanövrieren. Unter anderem ersann er das heute als „Nuclear Option“ bekannte Verfahren, das es ermöglicht einen Filibuster mit einer einfachen Mehrheit zu beenden, anstelle der eigentlich nötigen Mehrheit von Dreifünftel der Stimmen.

Als dienstältester Demokrat war Byrd Präsident Pro Tempore seit 1989 bis die Republikaner 1995 die Senatsmehrheit gewannen und damit Anspruch auf dieses Amt hatten. 2001 nahm er dieses Amt kurz ein, als Al Gores Stimme als Vizepräsident den Demokraten eine hauchdünne Mehrheit verschaffte, gab es aber wieder ab, nach dem Amtsantritt von George W. Bush und damit auch von Vizepräsident Dick Cheney. Von 2001 bis 2003 hatten die Demokraten wieder eine Mehrheit, nachdem Senator Jim Jeffords die Republikaner verlassen hatte, Byrd war damit wieder Präsident, nachdem der 108. Senat 2003 mit einer deutlichen republikanischen Mehrheit zusammentrat, verlor er das Amt wieder. Da die Demokraten mit der Senatswahl 2006 wieder die Mehrheit errungen haben, hat er das Amt seit 4. Januar 2007 wieder inne.

Positionen und Aktionen

Byrd arbeitete mit anderen Southern Democrats zusammen, um gegen den Civil Rights Act von 1964 stimmen. Er führte den Filibuster mit einer Redezeit von über 14 Stunden an und begründete sein Verhalten damit, dass das Gesetz die Rechte der Bundesstaaten beschneidet. Ebenso opponierte er gegen den Voting Rights Act, stimmte aber für den Civil Rights Act von 1968. Die ersten beiden Voten hat er mittlerweile öffentlich bedauert.

1969 begann Byrds ein bundesstaatliches College-Stipendienprogramm für Valedictorians (Jahrgangsbeste) aus West Virginias High Schools. Das Programm ist das einzige ausschließlich Leistungsorientierte Stipendienprogramm des U.S. Department of Education und mittlerweile nach Byrd benannt. Das Stipendium läuft jeweils jährlich, wobei sich Empfänger insgesamt dreimal für je ein Folgejahr wiederbewerben können.

Ein weiteres Programm zur Bildungsförderung rief er 2001 mit dem „Teaching American History“-Programm ins Leben. Das auch als „Byrd Grants“ bekannte Programm soll den Unterricht über US-amerikanische Geschichte an den öffentlichen Schulen der USA fördern. Derzeit verteilt das Department of Education jährlich 120 Millionen USD an Schulen und Schuldistrikte, die über drei Jahre kooperieren, um Lehrern die Fähigkeiten zu vermitteln die Geschichte auf eine „aufregende, mitreißende und effektive“ Art zu vermitteln.[5]

Byrd ist berühmt und berüchtigt dafür, Bundesgeld für Investitionen in seinen Heimatstaat West Virginia, dem nach Mississippi zweitärmsten Staat der USA, zu kanalisieren. Der Ruf bildete sich schon bevor er 1989 Vorsitzender des Investitionsausschusses wurde, was diese Tätigkeit erheblich erleichterte. Sein Ziel war es im Laufe seiner Amtszeit mehr als eine Milliarde Dollar nach West Virginia zu bringen. 1991 erreichte er dieses Ziel und ein ständiger Strom von bundesstaatlich finanzierten Highways, Staudämmen, Bildungsinstitutionen und Bundesbehörden floss in den letzten 16 Jahren nach West Virginia. Er ist Senats-Rekordhalter in Plätzen, die nach ihm benannt sind, mittlerweile tragen mehr als 30 Bundesprojekte seinen Namen. Byrd ist eng mit dem Republikaner Ted Stevens aus Alaska befreundet, der einen ähnlichen berühmt-berüchtigten Ruf wie Byrd besitzt und mit dem er sich zwischen 1995 und 2005 im Vorsitz des Investitionsausschusses abwechselte. Erst seit Byrd öffentlich und vehement gegen die Politik von George W. Bush auftrat, litt die Freundschaft der beiden.

Haltung zu Minderheiten

Aufgrund seiner Mitgliedschaft im KKK und seiner früheren vehementen Opposition gegen die Bürgerrechtsgesetzgebung, galt Byrd als Rassist. Er selbst aber sagt, dass er diese Zeit hinter sich hätte. In einem Interview mit C-SPAN bedauerte er seine damaligen Abstimmungen und versuchte sie zu erklären. Seine damalige Haltung begründet er damit, dass es nicht die Aufgabe des Gesetzgebers wäre, die Gesellschaft zu integrieren, sondern dass es Aufgabe der Weißen Mehrheit wäre, die „White only“-Schilder niederzureissen. Er hätte aber seitdem seine Einstellung geändert; er würde nicht mehr daran glauben, dass die Gesellschaft allein in der Lage wäre das Problem zu lösen, sondern gesetzliche Maßnahmen wie der Civil Rights Act wären notwendig gewesen. Er selbst beschreibt, dass er eine umfassende Einstellungsänderung gehabt habe, als sein Enkel 1982 bei einem Autounfall starb. Er sei in ein emotionales Tal gefallen, hätte viel Zeit damit verbracht nachzudenken und unter anderem wäre ihm klar geworden, dass Schwarze ihre Kinder genauso liebten wie er selbst es täte.

Byrd stimmte sowohl gegen die Ernennung von Clarence Thomas zum Richter am Supreme Court als auch gegen Thurgood Marshall; die einzigen beiden afroamerikanischen Kandidaten, ebenso wie gegen Janice Rogers Brown als Richtern am Bundesberufungsgericht wie gegen die Ernennung von Condoleezza Rice. Ihm wurde unter anderem vom Congress of Racial Equality, einer konservativen Bürgerrechtsgruppe, vorgeworfen, er hätte die Kandidaten aus rassistischen Gründen abgelehnt, er selbst meinte dies wäre nur aus inhaltlichen Gründen geschehen, so hätte er zum Beispiel den Bildungsminister Rod Paige oder Außenminister Colin Powell mitgewählt.

Die NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) gab Byrd in seiner Amtszeit im 108. Senat (2003 – 2005) als einem von 17 Senatoren eine Punktzahl von 100%, das heißt er habe bei allen 33 Abstimmungen, die die Bürgerrechte der Afroamerikaner betreffenden Abstimmungen im Senat so abgestimmt, wie die NAACP es für erforderlich gehalten hätte.

Opposition gegen den Irak-Krieg und den „Krieg gegen Terror“

Byrd hat in seiner gesamten Amtszeit mehr als 17.000 mal abgestimmt. Seiner eigenen Aussage zufolge ist er dabei am stolzesten darauf, gegen den Einsatz im Irak-Krieg gestimmt zu haben.[6]

In dieser Hinsicht erlitt er aber, ungewohnt für ihn, mehr als eine wichtige Niederlage bei den Abstimmungen im Senat. Er führte den Filibuster gegen die Resolution, die George W. Bush einen angeblich preämptiven Krieg gegen den Irak ermöglichte, konnte aber dabei selbst in seiner eigenen Partei nicht genug Stimmen sammeln, um einen vorzeitigen Debattenschluss zu verhindern.

Am 19. März 2003, als Präsident Bush den Angriff auf den Irak befahl, hielt Byrd eine Rede im Senat, in welcher er nochmals klare Opposition gegen den Krieg bezog. U.a sagte er:

Today I weep for my country. I have watched the events of recent months with a heavy, heavy heart. No more is the image of America one of strong, yet benevolent peacekeeper. The image of America has changed. Around the globe, our friends mistrust us, our word is disputed, our intentions are questioned. Instead of reasoning with those with whom we disagree, we demand obedience or threaten recrimination.[7]
Heute weine ich um mein Land. Ich habe die Ereignisse der letzten Monate mit schwerem, schwerem Herzen verfolgt. Das Bild von Amerika ist nicht mehr das eines starken, doch mildtätigen Erhalter des Friedens. Das Bild von Amerika hat sich gewandelt. Überall auf der Welt misstrauen uns unsere Freunde, unser Wort wird angezweifelt und unsere Intentionen werden (zweifelnd) hinterfragt. Anstatt vernünftig mit denen zu reden, mit denen wir nicht einer Meinung sind, verlangen wir Gehorsam und erheben Beschuldigungen.

In seiner Rede vom 17. Oktober 2003 gab er die wahrscheinlich konzentrierteste Form seiner Kritik am Irak-Krieg. Er zitierte Hans Christian AndersensDes Kaisers neue Kleider“ indem er George W. Bush unterstellte „the emperor has no clothes“ (Der Kaiser hat keine Kleider). Er beschwerte sich über schafsartige Verhalten der „cowed Members of this Senate“ (eingeschüchterten Mitglieder dieses Senats) und rief sie auf, der Fortsetzung eines „war based of falsehoods“ (auf Lügen beruhenden Krieges“) zu widersprechen. Er wehrte sich in dieser Rede gegen das, was er als Marginalisierung der Legislative empfand:

The right to ask questions, debate, and dissent is under attack. The drums of war are beaten ever louder in an attempt to drown out those who speak of our predicament in stark terms. Even in the Senate, our history and tradition of being the world's greatest deliberative body is being snubbed. This huge spending bill – $ 87 billion – has been rushed through this chamber in just one month. There were just three open hearings by the Senate Appropriations Committee on $ 87 billion – $ 87 for every minute since Jesus Christ was born – $ 87 billion without a single outside witness called to challenge the administration's line.
Das Recht Fragen zu stellen, zu debattieren und zu widersprechen wird angegriffen. Die Trommeln des Krieges trommeln immer lauter im Versuch diejenigen zu übertönen, die in deutlichen Worten über unser Dilemma reden. Selbst im Senat wird unsere Geschichte und Tradition als großartigste beratende Institution verächtlich übergangen. Diese gewaltige Ausgabe – $ 87 Milliarden – ist durch die Kammer in nur einem Monat durchgepeitscht worden. Es gab nur drei Anhörungen im zuständigen Ausschuss über $ 87 Milliarden – $ 87 für jede Minute seit Jesus Christus' Geburt, $ 87 Milliarden ohne einen einzigen Experten zu befragen, der die Regierungslinie hätte hinterfragen können.

Er beendete die Rede mit einem Zitat aus dem Nürnberger Tagebuch von Gustave Gilbert; das Zitat stammt aus einem Abschnitt des Buches, in dem Gilbert Hermann Göring interviewt.

Er widersetzte sich weiterhin dem Gesetz, das 2002 das Homeland Security Department schuf, da es zu viel Macht in der Exekutive bündeln würde. Immerhin erreichte er es aber, dass er die Position des führenden Demokraten im Unterausschuss für Investitionen des Homeland Security Departments erhielt und kann so die Organisation beaufsichtigen. Ebenso war er einer von zehn Senatoren, die 2006 gegen die Verlängerung des USA PATRIOT Acts stimmten.

Im Juli 2004 veröffentlichte er das Buch Losing America: Confronting a Reckless and Arrogant Presidency, das sich kritisch mit George W. Bushs Regierungspolitik und besonders dem Irak-Krieg auseinandersetzt.

Abstimmungsverhalten

Obwohl Byrd lange und intensiv in die Führung der demokratischen Fraktion verwickelt war, gilt er als vergleichsweise konservativer Senator, der im Ruf steht, die Interessen des Senats und die von West Virginia über die seiner Partei zu stellen.

Er opponierte mehrmals prominent gegen Bill Clinton. Beim Clinton-Impeachment-Versuch drang er von Anfang an darauf, dass die Vorwürfe ernst zu nehmen seien und einer gründlichen Untersuchung bedürften. Er stimmte dem Impeachment-Antrag zwar letztlich nicht zu, war aber der einzige Demokrat, der für eine offizielle Rüge durch den Senat stimmte.[8]

Er war vehement dagegen, dass Clinton 1993 Homosexuellen erlaubt, Mitglied der Streitkräfte der USA zu werden und setzt sich dafür ein, homosexuelle Ehen zu verhindern. Trotzdem war er aus verfassungsrechtlichen Gründen aber gegen eine Verfassungsänderung, die dies ganz verboten hätte. Byrd ist gegen Affirmative Action und relativ konservativ in der Streitfrage, ob Abtreibungen erlaubt seien.

Von der American Civil Liberties Union erhielt er im 108. Senat eine 67-Prozent-Wertung für seine Abstimmungen bei Gesetzen über Grundfreiheiten[9], von der League of Conservation Voters 65 % für seine Abstimmungen bei Umweltschutzthemen.[10] Das National Journal konstruierte aufgrund der Abstimmungsergebnisse eine Skala von liberal bis konservativ, auf der er 65,5 % „liberal“ war und damit siebtkonservativster Senator der Demokraten.[11]

Er war Anhänger von John Roberts, den Bush als Richter am Supreme Court nominierte, und wählte ebenfalls Samuel Alito. Er ist allerdings wie die meisten Demokraten gegen das Programm von Bush die Steuern zu senken und maßgeblich das Social-Security-System der USA zu ändern.

Mitglied in Senatsausschüssen

Senatshistoriker

Als der Fernsehsender C-SPAN am 19. März 1979 seinen Betrieb aufnahm, wurden das erste Mal Fernsehbilder aus dem Repräsentantenhaus übertragen. Byrd hatte die Befürchtung, dass in der Öffentlichkeit als Folge daraus, vor allem das Repräsentantenhaus als „der US-Kongress“ wahrgenommen würde und der Senat zum unsichtbaren Teil der Legislative herabgesetzt würde. Er setzte sich dafür ein, auch Senatssitzungen im Fernsehen zu übertragen, eine Initiative mit der er schließlich 1986 Erfolg hatte.

Während der 1980er hielt Byrd 100 Reden im Senat, die sich auch intensiv mit der Geschichte des Gremiums beschäftigten: The Senate: 1789 – 1989. Für das gesamte Werk erhielt er 2004 den erstmals vergebenen „Theodore Roosevelt-Woodrow Wilson Award for Civil Service“-Preis der American Historical Association, der seitdem an Nicht-Wissenschaftler vergeben wird, die bedeutende Beiträge zur Geschichtswissenschaft geleistet haben. Für den ersten Teil zusätzlich einen Preis der Society for History in the Federal Government. Byrd beschäftigte sich ebenfalls intensiv mit der Geschichte des Römischen Senats und veröffentlichte 1995: The Senate of the Roman Republic: Addresses on the History of Roman Constitutionalism (Government Printing Office, 1995).

Öffentlichte Auftritte außerhalb der Politik

Byrd war ein überdurchschnittlicher Geigenspieler, ein Hobby, das er als Teenager in diversen Square Dance-Bands begann. Er nutzt diese Fähigkeit in diversen Wahlkämpfen und veröffentlichte 1978 ein Album U.S. Senator Robert Byrd: Mountain Fiddler (County, 1978), auf dem ihn die Country Gentlemen begleiteten. Vor allem besteht das Album aus traditioneller Musik der Appalachenregion. Byrd trat als Geiger im Kennedy Center und bei der Fernsehsendung Hee Haw auf.

Im 2003 von Warner Bros. veröffentlichten Film Gods and Generals spielte er die Rolle eines Generals der Konföderierten Staaten von Amerika.

Werke

  • 2005. Child of the Appalachian coalfields. ISBN 1-933202-00-9.
  • 2004. Losing America: Confronting A Reckless and Arrogant Presidency. ISBN 0-393-05942-1.
  • 1995. Senate of the Roman Republic: Addresses on the History of Roman Constitutionalism. ISBN 0-16-058996-7
  • The Senate, 1789–1989: Historical Statistics, 1789–1992, Vol. 4. ISBN 0-16-063256-0
  • The Senate, 1789–1989: Classic Speeches, 1830–1993, Vol. 3. ISBN 0-16-063257-9
  • The Senate, 1789–1989, Vol. 2: Addresses on the History of the United States Senate. ISBN 0-16-006405-8
  • The Senate, 1789–1989, Vol. 1: Addresses on the History of the United States Senate. ISBN 0-16-006391-4

Nach Byrd benannte Orte

Byrd ist wahrscheinlich Rekordhalter in der Geschichte des Kongresses, was die nach ihm benannten Orte und Institutionen angeht. Kritiker sehen darin vor allem einen Ausdruck seiner Eitelkeit und der Tatsache, dass er vor allem Projekte durch Bundesmittel förderte, die ihm selbst Ruhm brächten während Anhänger sagen, die Liste käme allein durch seine lange Amtszeit und sein Eintreten für öffentliche Interessen zustand. Sämtliche Plätze liegen in seinem Heimatstaat West Virginia. Benannt nach ihm sind:

  • Robert C. Byrd Academic and Technology Center an der Marshall University, Huntington, West Virginia
  • Robert C. Byrd Addition to the Lodge in Oglebay Park, Wheeling
  • Robert C. Byrd Appalachian Highway System, Teil des Appalachian Development Highway System
  • Robert C. Byrd Auditorium am National Conservation Training Center, Shepherdstown
  • Robert C. Byrd Biotechnology Science Center an der Marshall University, Huntington
  • Robert C. Byrd Bridge, zwischen Huntington und Chesapeake, Ohio
  • Robert C. Byrd Cancer Research Laboratory der West Virginia University, Morgantown
  • Robert C. Byrd Center for Legislative Studies an der Shepherd University, Shepherdstown
  • Robert C. Byrd Clinical Addition zum Veteran's Hospital, Huntington
  • Robert C. Byrd Community Center, Pine Grove
  • Robert C. Byrd Conference Center am Davis and Elkins College, Elkins
  • Robert C. Byrd Drive, von Beckley in seine Heimatstadt Sophia
  • Robert C. Byrd Expressway, U.S. Highway 22, in der Nähe von Weirton
  • Robert C. Byrd Federal Building & Courthouse, Beckley
  • Robert C. Byrd Federal Building & Courthouse, Charleston
  • Robert C. Byrd Green Bank Telescope, Green Bank
  • Robert C. Byrd Hardwood Technologies Center, Princeton
  • Robert C. Byrd Health and Wellness Center des Bethany College, Bethany
  • Robert C. Byrd Health Sciences Center der West Virginia University, Morgantown
  • Robert C. Byrd High School, Clarksburg
  • Robert C. Byrd Hilltop Office Complex, Rocket Center inclusive des Erma Ora Byrd Conference & Learning Center
  • Robert C. Byrd Industrial Park, Moorefield
  • Robert C. Byrd Institute for Advanced Flexible Manufacturing; Huntington, Charleston, Bridgeport & Rocket Center
  • Robert C. Byrd Intermodal Transportation Center (and Parking Garage), Wheeling
  • Robert C. Byrd Library & Robert C. Byrd Learning Resource Center an der Mountain State University, Beckley
  • Robert C. Byrd Locks & Dam, Gallipolis Ferry
  • Robert C. Byrd Metals Fabrication Center, Rocket Center
  • Robert C. Byrd National Aerospace Education Center, Bridgeport
  • Robert C. Byrd National Technology Transfer Center an der Wheeling Jesuit University, Wheeling
  • Robert C. Byrd Rural Health Center an der Marshall University, Huntington
  • Robert C. Byrd Science and Technology Center an der Shepherd University, Shepherdstown
  • Robert C. Byrd Technology Center am Alderson-Broaddus College, Philippi
  • Robert C. Byrd United Technical Center
  • Robert C. Byrd Visitor Center im Harpers Ferry National Historical Park, Harpers Ferry
  • Erma Ora Byrd Center for Educational Technologies an der Wheeling Jesuit University, Wheeling, benannt nach seiner Frau.

Anmerkungen

Der Artikel ist in seiner Version vom 2. Juli 2006 eine überarbeitete, leicht gekürzte und vor allem umstrukturierte Übersetzung des englischen Artikels der Wikipedia. Für die Übersetzung wurde die Version vom 30. Juni 2006 verwendet.

  1. a b c Washington Post A Senators Shame
  2. William Rogers, Robert Ward, Leah Atkins, Wayne Flynt: Alabama: The History of a Deep South State. University of Alabama Press, Tuscaloosa, AL, 1994. S. 437 und 442.
  3. Arnold Rice: The Ku Klux Klan in American Politics. Haskell Brooklyn, NY 1972.
  4. Robert C. Byrd: Child of the Appalachian Coalfields. West Virginia University Press, 2005, ISBN 1-933202-00-9.
  5. American Historical Society: Senator Byrd to Receive the AHA's Theodore Roosevelt-Woodrow Wilson Award for Civil Service
  6. CNN Byrd: Last chapter isn't written yet
  7. The Guardian – Byrds Rede im Wortlaut
  8. US-Senat Roll Call Votes 106th Congress – 1st Session (1999).
  9. ACLU „National Freedom Scoreboard“ für Robert Byrd
  10. League of Conservation Voters „Vote Ratings“ für Robert Byrd
  11. National Journal The Centrists (PDF)

Weblinks

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--Blaufisch 09:26, 15. Nov. 2006 (CET)


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