Robert Leopold Spitzer

Robert Leopold Spitzer

Robert Leopold Spitzer (* 22. Mai 1932 in White Plains, New York, USA) ist ein US-amerikanischer Psychiater, Professor für Psychiatrie an der Columbia-Universität und Leiter des Forschungsbereiches Biometrie am New York State Psychiatric Institute. Er forscht seit 1958 vorrangig zum Thema psychische Störungen, hat bisher ca. 300 Veröffentlichungen zu verzeichnen und gilt als einer der massgeblichen Fachleute der USA für die Klassifikation psychischer Störungen. Als solcher war er führend an der Entwicklung des DSM-IV der American Psychiatric Association beteiligt und Vorsitzender der Kommission zur Erstellung der dritten Ausgabe (DSM-III) im Jahr 1980. [1]

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Spitzer machte erstmals 1973 von sich reden, als er der damals gängigen Meinung in der Psychiatrie entgegentrat, dass Homosexualität eine psychische Störung sei und führend an deren Entfernung aus dem DSM mitwirkte. Später setzte sich diese Meinung durch, so dass psychiatrische Tagungen Proteste von Demonstranten aus der Ex-Gay-Bewegung ausgesetzt waren, die weiterhin an die Therapierbarkeit und eine Therapienotwendigkeit glaubten. Unter dem Eindruck von Demonstranten, die von einer wirksamen Therapie berichteten, konzipierte Spitzer, zu diesem Zeitpunkt sehr skeptisch gegenüber solchen Berichten, eine Studie, die zeigen sollte ob überhaupt jemand von diesen Therapien profitiert.[2]

Im Jahr 1999 begann Spitzer eine wissenschaftliche Studie, in welcher er die prinzipielle Möglichkeit von Therapien zur Veränderung der Homosexualität prüfen wollte. In dieser Studie wurden 200 Probanden befragt, die angaben, von einer homo- zu einer heterosexuellen Identität gewechselt zu haben, und die folglich an die Wirkung ihrer gemachten Therapie glaubten. Spitzer stellte die Ergebnisse 2001 auf der Jahrestagung der American Psychiatric Association vor und im Jahr 2003 veröffentlichte er einen Artikel über diese Studie. Aufgrund der Berichte der Probanden kam er zu dem Schluss, dass die Veränderung einer homosexuellen Orientierung für einige wenige hochmotivierte Individuen möglich sei.

Kritiker der Studie merken an, dass die Eigenangaben der Probanden unkritisch akzeptiert werden und das Auswahlverfahren der Probanden kritisch zu betrachten sei, und dass die Stichprobe nicht repräsentativ sei. Spitzer selbst räumt ein, dass seine Ergebnisse höchstens für eine sehr kleine, ausgewählte Gruppe von religiös hochmotivierten Menschen zutreffen würde.

Vertreter der Ex-Gay-Bewegung sehen die Studie nach wie vor als wichtigen wissenschaftlichen Beleg an und ziehen sie heran, um ihre Behauptung zu untermauern, dass eine Veränderung homosexueller Orientierung durch eine Therapie möglich sei. Spitzer selbst sagte in einem Interview mit der Offensive Junger Christen, dass die wenigen Leute, die zu dem Suchraster seiner Studie passten, eindeutig von der Therapie profitiert hätten, und dass es "völlig absurd und lächerlich" sei, zu behaupten, solche Therapien seien ethisch nicht vertretbar. [3]

Kritiker der Ex-Gay-Bewegung merken jedoch an, dass die Aussagekraft der Studie häufig über ihre eigentlichen Aussagen hinaus interpretiert wird. [4] Spitzer selbst hat in der Washington Post solche weitgehende Interpretationen seiner Studie missbilligt und bezeichnet die Idee, dass Menschen von Natur aus heterosexuell wären und dass es eine Wahlmöglichkeit für oder gegen Homosexualität gebe, als "völlig absurd". [5]

Veröffentlichungen

Bücher

(nicht vollständig)

  • Critical Issues in Psychiatric Diagnosis (mit Donald F. Klein), Raven 1978, ISBN 0890042136
  • Dsm 111 Casebook, American Psychiatric Publications 1981, ISBN 0890420513
  • Treatment of Mental Disorders (mit James W. Jefferson), Oxford University Press 1982, ISBN 0195031075
  • Psychopathology, a Case Book (mit Janet B.W. Williams und Andrew E. Skodol), McGraw-Hill 1983, ISBN 0070603502
  • DSM-111 Case Book: Casebook to 3r.e (Diagnostic), Cambridge University Press, 1985, ISBN 0521315301
  • APA: Desk Reference to DSM III R: Desk Reference to the Diagnostic Criteria of 3r.e (Diagnostic), Cambridge University Press, 1987, ISBN 0521346932
  • An Annotated Bibliography of Dsm III, 1987, ISBN 0880482575
  • Scid-P, 1990, ISBN 088048411X
  • Dsm-IV Casebook: A Learning Companion to the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 1994, ISBN 0880486759
  • Structured Clinical Interview for DSM-IV Axis I Disorders (SCID-I), 1997, ISBN 0880489316
  • International Perspectives on Dms-Iii, Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, American Psychiatric Association 1998, ISBN 0880480173
  • Dsm-IV-Tr Casebook: A Learning Companion to the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, American Psychiatric Association 2002, ISBN 1585620580
  • Treatment Companion to the Dsm-IV-Tr Casebook, American Psychiatric Association 2004, ISBN 1585621390
  • Dsm-IV-Tr Casebook, Volume 2, American Psychiatric Association 2006, ISBN 1585622192

Veröffentlichungen zum Thema Homosexualität

  • Stoller, R. J., Marmor, J., Bieber, I., Gold, R., Socarides, C. W., Green, R. & Spitzer, R. L.: A Symposium: Should Homosexuality be in the APA Nomenclature? In: American Journal of Psychiatry 130(11), November 1973, pp. 1207-1216
  • Spitzer, R.L.: 200 Subjects Who Claim to Have Changed Their Sexual Orientation from Homosexual to Heterosexual - Presentation at the American Psychiatric Association Annual Convention, New Orleans, May 9, 2001 - Original (en), Übersetzung (de) der OJC.
  • Spitzer, R.L.: Can Some Gay Men and Lesbians Change Their Sexual Orientation? 200 Participants Reporting a Change from Homosexual to Heterosexual Orientation. In: Archives of Sexual Behavior 32(5), October 2003, pp. 403-417

Weblinks

Quellen

  1. Siehe http://www.ajp.psychiatryonline.org/cgi/content/abstract/132/11/1187
  2. Bulletin des OJC (1/2001): Homosexualität und die reale Chance der Veränderung (PDF)
  3. Bulletin des OJC (1/2001): Homosexualität und die reale Chance der Veränderung (PDF)
  4. Zwischenraum:Wie allwissend ist Wissenschaft im Namen des Allmächtigen ?
  5. Sandra G. Boodman, "Vowing to Set the World Straight", Washington Post, 16. August 2005, Seite HE01

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