- Avenue des Champs-Elysées
-
Die Avenue des Champs-Élysées [avəˌnydeˌʃɑ̃zeliˈze] in Paris, auch kurz Champs-Élysées oder umgangssprachlich Les Champs genannt, ist eine der großen Prachtstraßen der Welt. Sie liegt im nordwestlichen Teil der Stadt im 8. Arrondissement. Ausgangspunkt sind die beiden westlich der Place de la Concorde stehenden Nachbildungen der Pferdegruppen Chevaux de Marly von Guillaume Coustou dem Älteren. Die 1910 Meter lange und 70 Meter breite Avenue endet mit der Einmündung in den Place Charles de Gaulle, auf dem der Triumphbogen steht. Sie bildet den mittleren Teil und das Rückgrat einer einzigartigen „axe historique“ genannten Sichtachse.
Inhaltsverzeichnis
Der Name
Den heutigen Namen trägt die Avenue des Champs Elysées seit 1789. Er bedeutet „Elysische Felder“ und leitet sich ab von dem gesegneten Gefilde Elysion, wohin laut griechischer Mythologie auserwählte Helden versetzt werden. Die ursprünglich mit Bäumen gesäumte Promenade wurde „Grand Cours“ genannt und ist nicht mit dem Cours-la-Reine zu verwechseln. Sie trug zuerst die offizielle Bezeichnung „Grande Allée du Roule“ (1670), dann „Avenue du Palais des Thuilleries“ (1680), schließlich im unteren Bereich „Avenue de la Grille Royale“ und im oberen „Avenue de Neuilly“ (1778).[1]
Die Lage
Im unteren östlichen Bereich ist die Avenue beiderseits von der Jardin des Champs Élysées genannten Parkanlage gesäumt. Dort befinden sich zwei ehemalige Pavillons der Weltausstellung des Jahres 1900, der Petit Palais mit dem städtischen Museum der schönen Künste und der Grand Palais mit dem „Palais de la Découverte“ genannten wissenschaftlichen Museum. Nördlich davon greift der Garten des Élysée-Palastes, seit 1873 Amtssitz des französischen Staatspräsidenten in den Jardin des Champs Élysées über. Unweit davon ist das Théâtre Marigny zu finden, etwas weiter westlich das Théâtre du Rond Point. Das Théâtre des Champs-Élysées liegt in einer Seitenstraße.
Jenseits der Straßenkreuzung des Rond-Point des Champs Élysées ist der obere, westliche Abschnitt der Champs Élysées mit Geschäften, Kinos, Cafés und Restaurants gesäumt, wie beispielsweise dem „Fouquet’s“.
Die Sichtachse
Die axe historique führt weit über die Länge der Champs-Élysées hinaus. Sie beginnt im Osten beim Louvre (erbaut im 12. Jahrhundert) und dem Arc de Triomphe du Carrousel (erbaut 1807–1809) und setzt sich durch den Tuileriengarten fort bis zum Place de la Concorde mit dem Obelisk von Luxor. Dort beginnt die Avenue des Champs-Élysées, an deren westlichem Ende der Arc de Triomphe (erbaut 1836) mit dem Grabmal des unbekannten Soldaten zu finden ist. Hier schließen sich die stadtauswärts führende Avenue de la Grande Armée und jenseits der Stadtgrenze in dem Vorort Neuilly-sur-Seine die Avenue Charles de Gaulle an. In dessen Verlängerung führt die Brücke „Pont de Neuilly“ über die Seine in die Satellitenstadt La Défense (ab 1958), wo die Sichtachse mit der Grande Arche (eröffnet 1989) ihren vorläufigen Abschluss findet.
Geschichte
Das jenseits der Gärten des Palais des Tuileries gelegene Gebiet war ursprünglich mit Feldern und Gärten bedeckt. Im Jahr 1616 ließ Maria von Medici im südlichen Bereich dieses Geländes das Nordufer der Seine mit dem sogenannten Cours la Reine (später umgangssprachlich auch „Petit Cours“), einer noch heute bestehenden, mit Baumreihen bepflanzte Promenade (frz. cours) säumen.
Unter Ludwig XIV. und auf eine Initiative des Ministers Colbert hin entwarf und gestaltete im Jahr 1667 André Le Nôtre weiter nördlich, parallel zum Cours la Reine eine zweite Promenade. Exakt in der Verlängerung der Zentralallee des Tuileriengartens gezogen bildete dieser „Grand Cours“, aus dem die Champs-Elysées hervorging, gleichzeitig eine nach Westen ausgerichtete Schauachse.[2]
Die Karte von Guillaume de l'Isle aus dem Jahre 1716 zeigt, dass immer noch ein Streifen mit Wegen und Feldern die große Achse des Tuileriengartens von der "Avenue des Tuileries" trennte (die damals ein rundes Bassin an der Stelle des heutigen Rond-Points war). Es gab auch schon einige Straßen und Alleen, die von der Avenue des Champs-Élyées wegführten. 1724 wurde die Gartenachse des Tuileriengartens mit der Avenue verbunden und bis zum Place de l’Étoile (heute Place Charles de Gaulle) erweitert. Die Elysischen Felder waren ein offener Park an den Seiten und wurden mit Baumgruppen bepflanzt. Nach Osten hin war der ungeliebte Louvre (in den Karten spöttisch als „Vieux Louvre“ bezeichnet) noch nicht Teil der Straße, sondern von anderen Gebäuden umgeben. Nach Westen erstreckte sich die Avenue des Champs-Élysées zu einem neugeschaffenen „Place du Pont Tournant“, der bald darauf nach Louis XV. benannt wurde und heute Place de la Concorde heißt.
Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Champs-Élysées sehr beliebt, die gewachsenen Baumgruppen ergaben jetzt rechteckige Lichtungen (cabinets de verdure) und die Gärten der Gebäude im Stadtteil Faubourg Saint-Honoré grenzten an den Park. Das größte dieser Gebäude war der 1722 fertiggestellte Élysée-Palast. Eine halbkreisförmige Häuserfront bildete jetzt den nördlichen Rand des Rond-Point. Die Straße vom Rond-Point zur Place de l’Étoile (Charles de Gaulle), wo heute nicht weniger als zwölf Straßen zusammenfinden, wurde in der Regierungszeit Napoleons I. errichtet, welcher durch großangelegte städtebauliche Projekte Paris nicht nur grundlegend modernisieren, sondern auch umfassend verschönern wollte. Erst 1828 gelangte die Avenue in den Besitz der Stadt Paris, die Fußwege, Brunnen und eine gasbetriebene Straßenbeleuchtung hinzufügte.
Die Avenue selbst wurde mehreren baulichen Änderungen unterzogen, zuletzt 1993, als die Fußwege verbreitert wurden. Auch heute noch hat die Avenue des Champs-Élysées ein Kopfsteinpflaster, was zum Beispiel die Abschlussetappe der Tour de France bei Regen relativ gefährlich werden lässt.
Handel
Aufgrund der hohen Mieten leben heute nur sehr wenige Bürger in der Avenue des Champs-Elysées. Die oberen Stockwerke der Gebäude werden hauptsächlich als Büroräume von Handelsvertretungen, Versicherungsgesellschaften und Banken genutzt, und im Erdgeschoss befinden sich in der Regel Ladenpassagen wie die „Arcades des Champs-Elysées“, Geschäfte, Restaurants, Cafés, Kinos und Banken. Auffällig ist die schwindende Zahl der früher stark vertretenen Fluggesellschaften und Autokonzessionäre. Sogar das von der Pariser Industrie-und Handelskammer getragene „Office de Tourisme de Paris“ (Fremdenverkehrsverein) hat die „teure Meile“ verlassen. Steigend hingegen sind die Eröffnungen von franchisierten, Handelsketten angeschlossenen Geschäften und Gastronomiebetrieben, unter denen es nicht an Fastfood-Filialen fehlt.
Bereits im Jahr 1860 schlossen sich die Geschäftsinhaber entlang der Avenue zu einem „Syndicat d'Initiative et de Défense des Champs-Élysées“ („Vereinigung zur Förderung und zum Schutz der Champs-Élysées“) zusammen, welches sich 1916 unter dem Vorsitz von Louis Vuitton in eine Association (Verein) wandelte und seit 1980 „Comité des Champs-Élysées“ heißt. Dieses älteste bestehende Komitee in Paris ist bestrebt, das Prestige der Champs-Elysées aufrecht zu halten beziehungsweise wieder herzustellen. Es hat sich bis heute ein Vetorecht über die Eröffnung neuer Geschäfte an der Champs-Elysées bewahrt und will erweiterte Geschäftszeiten durchzusetzen.
Zu den alteingesessenen und gleichzeitig prestigeträchtigsten sowie luxuriösesten Unternehmen der Champs-Elysées zählen der Parfümhersteller Guerlain, das Restaurant Le Fouquet's und das Revuetheater Lido. Erst seit kurzem wieder vertreten ist der Luxuskonzern Louis Vuitton, welcher seinen historischen Standort auf der gegenüberliegenden Seite der Champs-Elysées im Jahr 1954 verlassen hatte.
Sehenswertes
- In den Gärten der Champs-Elysées:
- Grand Palais, Petit Palais, Gartenportal des Élysée-Palastes, Théâtre de Marigny, Théâtre du Rond-Point, Guignoltheater (seit 1836)
- Im oberen Bereich der Avenue:
- Nr. 22: Adidas Store
- Nr. 25: Hôtel de la Païva (früherer Stadtpalast der Marquise de la Païva)
- Nr. 52/60: Virgin Megastore
- Nr. 53: Atelier Renault (Automobil-Showroom Renault)
- Nr. 68: Guerlain (Parfümhersteller)
- Nr. 74: FNAC (Medienkette)
- Nr. 76/78: Les Arcades des Champs-Elysées oder Arcades du Lido (1928, unter Denkmalschutz)
- Nr. 79: Le Rendez-vous Toyota (Automobil-Showroom Toyota)
- Nr. 95: Lacoste (Bekleidungsunternehmen)
- Nr. 99: Hôtel Fouquet's Barrière und Restaurant Le Fouquet's
- Nr. 101: Louis Vuitton (Luxusgüter)
- Nr. 103: Crédit Commercial (ehemals Hôtel Champs-Elysées Palace)
- Nr. 104: Aviation Club de France, Spielcasino
- Nr. 136: Peugeot Avenue (Automobil-Showroom Peugeot)
- Nr. 166: Le Lido (Revuetheater)
- Nr. 118: Mercedes Benz (Automobil-Showroom Mercedes Benz)
- Nr. 133: Drugstore Publicis (Warenhaus)
- In der Umgebung:
Veranstaltungen
Am 14. Juli, dem Nationalfeiertag, nimmt der französische Staatspräsident von der Tribüne unter dem Obelisk der Place de la Concorde die Militärparade ab. Geladene Gäste begeben sich anschließend zur Gartenparty in den Élysée-Palast, in deren Verlauf der Präsident ein mit Interesse im Fernsehen verfolgtes Interview gibt.
Seit 1975 findet ein bis zwei Wochen später die Tour de France ihren Abschluss auf der Avenue zwischen der Place de la Concorde und der Place Charles de Gaulle. Zuvor ist eine jährlich wechselnde Route durch Paris und seine Vororte zu absolvieren. Die Ziellinie auf den nördlichen Champs-Élysées wird dabei mehrmals überquert, weil die etwa 6,5 Kilometer lange Strecke unter den Augen von tausenden Zuschauenden mehrfach zurückgelegt werden muss. Im Jahr 2006 endete erst die achte Passage mit dem Zielspurt. Auch die anschließende Siegerehrung findet hier mit dem Arc de Triomphe als Hintergrund für das Foto im Leben eines Radprofis statt.
Métro
Folgende Stationen der Pariser Métro liegen unter der Avenue des Champs-Élysées, wobei Concorde und Charles de Gaulle - Etoile an den Enden liegen und die Métrolinie 1 durch alle fünf Stationen führt.
- Concorde (Linien 1, 8 und 12)
- Champs-Élysées Clémenceau (Linien 1 und 13)
- Franklin D. Roosevelt (Linien 1 und 9)
- George V (Linie 1)
- Charles de Gaulle - Étoile (Linien 1, 2 und 6)
Trivia
Am 2. Dezember 1804 wurde der französische Ingenieur und Chemiker Philippe Lebon (* 1767) leblos auf der Champs-Elysées aufgefunden. Ein niemals identifizierter Mörder hatte ihm 13 Messerstiche versetzt. Der Illustrator Émile Bayard schuf eine Zeichnung von dem Ereignis.
Der Schriftsteller Ödön von Horváth wurde am 1. Juni 1938 während eines Gewitters auf der Champs-Élysées durch einen herabstürzenden Ast erschlagen.
Musik
Joe Dassin verewigte den Boulevard 1969 mit seinem Lied "Les Champs-Élysées", das er auch in anderen Sprachen, unter anderem auf Deutsch, veröffentlichte.
Weitere Bilder
Literatur
- Jacques Hillairet: Dictionnaire Historique des Rues de Paris. Editions de Minuit, Paris 1963, ISBN 2-7073-0092-6.
- Fritz Stahl: Paris. Eine Stadt als Kunstwerk. Mosse, Berlin 1929.
Weblinks
- Avenue des Champs-Élysées bei insecula.com
- http://www.champselysees.org
- Les Champs-Élysées Info
- Das Viertel der Champs-Elysées Postkarten aus den Jahren 1900 bis heute (französisch, mit maschinengenerierter deutscher Übersetzung
Einzelnachweise
- ↑ Jacques Hillairet: Dictionnaire Historique des Rues de Paris.
- ↑ „Nomenclature des rues de Paris“, offizielle Nomenklatur der Straßen von Paris
48.8697222222222.3075Koordinaten: 48° 52′ 11″ N, 2° 18′ 27″ O
- In den Gärten der Champs-Elysées:
Wikimedia Foundation.