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Richard Roepell (* 4. November 1808 in Danzig; † 4. November 1893 in Breslau) war ein deutscher Geschichtsforscher, Hochschullehrer und Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Richard Roepell wurde als Sohn eines Danziger Rechtsanwalts geboren und war evangelisch. Er studierte in Halle und kurze Zeit auch in Berlin. Er promovierte zum Thema Genealogie und Besitzungen des Grafen Rudolf von Habsburg und habilitierte sich an der Universität Halle mit der Schrift De Alberto Waldsteinio Friedlandiae duce proditore. Beides erfolgte im Jahr 1834. Auf Empfehlung seines Lehrers Heinrich Leo erhielt er den Auftrag, für die Perthesche Sammlung der Geschichte der europäischen Staaten eine Geschichte Polens zu verfassen, da es eine brauchbare deutschsprachige Zusammenfassung noch nicht gab. Roepell erlernte die polnische Sprache und bemühte sich auf Reisen nach Danzig und Polen, das vorhandene Urkundenmaterial zu ergänzen.
In seiner 1840 erschienenen Geschichte Polens, Erster Theil, die den Zeitraum 850-1300 des Mittelalters abdeckt und der er im Hinblick auf das durch die drei polnischen Teilungen belastete deutsch-polnische politische Verhältnis das Leitmotiv vorangestellt hatte: Die Wahrheit allein macht frei, bewahrte er eine völlig unparteiische Haltung. Es gelang ihm darin sehr gut, einerseits die Abwehrstellung des geschlossenen polnischen Adels und der Kirche im mittelalterlichen Polen gegen den deutschen Einfluss darzustellen, andererseits aber auch die starke Wirkung der deutschen Kultur auf Polen um diese Zeit herauszuarbeiten. Er nannte sich einen Schüler Leopold von Rankes und stand mit allen namhaften deutschen Historikern in freundschaftlicher Beziehung. Seine Geschichte Polens wurde später von Jacob Caro fortgesetzt. 1841 wurde Roepell außerordentlicher Professor, aber erst 1854, nach Gustav Stenzels Tod, erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor an der Universität Breslau. Er war Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Nach eigenem Bekunden war Roepell lange Zeit recht unpolitisch gewesen. Er wurde dann jedoch in die politischen Diskussionen des Vormärz hineingezogen und schloss sich nach einiger Zeit dem radikalen Kreis der Junghegelianer (Echtermeyer, Ruge) an. Er hielt öffentliche Reden über die neueste Geschichte. Seinen endgültigen politischen Standort fand der schließlich bei den gemäßigten Liberalen der gebildeten Oberschicht. Die Festigkeit seines Charakters wurde von Gustav Freytag gerühmt. 1850 wurde er in das Erfurter Parlament gewählt, 1861 in den Preußischen Landtag, dem er mit Unterbrechungen bis 1877 angehörte. Auch wurde er Vertreter der Universität Breslau im Herrenhaus. 1866 saß er im ersten norddeutschen Reichstag. In Breslau wirkte er jahrzehntelang als Stadtverordneter.
Richard Roepell war verheiratet mit Henriette Magdalena Geysmer, genannt Hella (* 21. April 1820 in Warschau, † 16. Januar 1857 in Breslau), die er noch als Privatdozent geheiratet hatte und die er früh verlore. Aus der Ehe waren mindestens drei Kinder hervorgegangen. Eine Tochter, das letzte der Kinder, starb kurz nach ihrer Geburt 1857. Sein Sohn Richard Roepell fiel 1871 in Frankreich im Deutsch-Französischen Krieg. Sein zweiter Sohn, Max Gerhard Roepell (* 1841, † 1903), wurde Königlich-Preußischer Eisenbahnpräsident.
Werke
- Das Verhalten Schlesiens zur Zeit der böhmischen Unruhen. März bis Juli 1618 in: ZVGSchlesien 1, 1856, S. 1-32
- Annales Poloniae Herausgegeben von Wilhelm Arndt und Richard Roepell. 1866.
- Zur Geschichte der ersten Einrichtung der heutigen Provinzialstände Schlesiens In: Publikationen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. 1847
- Geschichte Polens, Erster Teil. Perthes, Hamburg 1840, 702 Seiten, online. (Zu diesem seitens Roepells unvollendet gebliebenen Werk verfassten Jacob Caro vier weitere und Ezechiel Zivier einen weiteren Band. Die insgesamt sechs Bände erfassen zusammen die Geschichte Polens bis zum Jahr 1572.)
- Das Interregnum 1892
Literatur
- Fritz Priebatsch: Richard Roepell. In: Schlesische Lebensbilder, Band I: Schlesier des 19. Jahrhunderts (F. Andreae, M. Hippe, O. Schwarzer und H. Wendt, Hrsg,), Korn, Breslau 1922, S. 164-167 (mit Bildnis Roepells nach einem Ölgemälde).
- Hubert Gerlich: Der Einfluss des Breslauer Historikers Richard Roepell auf die polnischen konservativen Bewegungen im 19. Jahrhundert (Dissertation). Veröffentlicht unter dem Titel: Organische Arbeit und nationale Einheit - Polen und Deutschland (1830-1880) aus der Sicht Richard Roepells. Literatur Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-7903-8, 223 Seiten.
Weblinks
Personendaten NAME Roepell, Richard KURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker GEBURTSDATUM 4. November 1808 GEBURTSORT Danzig STERBEDATUM 4. November 1893 STERBEORT Breslau
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