Rohdatenformat

Rohdatenformat
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Als Rohdatenformat oder RAW/Raw (engl. Raw „roh“) bezeichnet man ein jeweils modellabhängiges Dateiformat bei Digitalkameras, bei dem die Kamera die Daten nach der Digitalisierung weitgehend ohne Bearbeitung auf das Speichermedium schreibt. Die Schreibweise RAW hat sich analog zur Schreibweise Raw eingebürgert.

Obwohl sich die Funktionsweisen der digitalen Bildsensoren verschiedener Hersteller und Modelle nicht wesentlich voneinander unterscheiden, sind die abgespeicherten Rohdatenformate zueinander nicht kompatibel.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Die digitalen Rohdaten liegen nach dem Aufnehmen und Speichern in einem proprietären Format vor, das, wenn es nicht durch Reverse-Engineering entschlüsselt wurde, nur mit der Software des jeweiligen Herstellers oder einigen speziellen Anwendungen von Drittanbietern verarbeitet werden kann. Aktuelle Bildbearbeitungssoftware besitzt jedoch integrierte Raw-Konverter für das Einlesen von Rohbildern, jedoch ist dies und deren Verarbeitung sehr ressourcenintensiv und zeitraubend. Viele Kameras binden ein Vorschaubild als JPEG in die Datei ein, das kameraintern für die Bildkontrolle benutzt wird und auch am Computer eine schnelle Vorschau ermöglicht.

Gebräuchliche JPEG-Varianten erlauben pro Farbkanal nur 256 Helligkeitsabstufungen, demgegenüber enthalten Rohdatenformate meist 10, 12 oder 14 Bit an Helligkeitsinformation, was 1.024 bis 16.384 Helligkeitsabstufungen erlaubt. Aufgrund der Charakteristik des üblicherweise eingesetzten Bayer-Sensors, bei dem vor jedem Bildpunkt ein Filter für eine der drei Grundfarben liegt, ist jedoch erst eine aufwendige Interpolation notwendig, um bei voller Auflösung die resultierenden Farben zu errechnen.

Vorteile

Die wesentlichen kameraseitigen Gestaltungsparameter bei Verwendung von Raw sind Belichtungszeit und Blende sowie ISO und Objektivfilter. Während bei JPEG-Aufnahmen weitere qualitätsentscheidende Parameter wie Weißabgleich, Farbsättigung, Kontrast, Schärfung, Auflösung und Kompressionsrate im Moment der Aufnahme festgelegt und bei der Speicherung angewandt werden, kann man beim Fotografieren mit Raw diese Einstellungen später bei der Konvertierung kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren. Bildbearbeitungsprogramme können zwar auch an fertigen JPEG-Bildern Korrekturen vornehmen, der Verlust an Bildinformation durch die Bayer-Interpolation, die Farbumwandlung in den RGB-Farbraum mit Weißabgleich, Kontrast- und Tonwertkorrektur, das Entrauschen, die Umwandlung in die 8-Bit-Helligkeitswerte sowie die anschließende JPEG-Komprimierung schränken aber Umfang und erzielbare Qualität einer solchen Nachbearbeitung ein.

In der Praxis wirkt sich das vor allem auf sehr helle und sehr dunkle Bildbereiche wie Himmel und Wolken sowie dunkle Schatten aus. Versucht man, Details in solchen Helligkeitsextremen durch eine nachträgliche Tonwertkorrektur sichtbar zu machen, erhöhen Raw-Dateien den Spielraum zwischen Detailgrad und Stärke des Bildrauschens. Die Beschränkung des Kontrasts innerhalb des hellen oder dunklen Bereichs als Folge der nur 256-stufigen Farbhelligkeitsunterteilung und die besonders starke Datenkompression innerhalb eines solchen kontrastschwachen Bereichs lassen bei der Restaurierung eines JPEG-komprimierten Bildes stark sichtbare Kompressionsartefakte hervortreten, während bei Raw-Bildern meist nur das Rauschen des Bildsensors verstärkt wird.

Vorteile des Rohformats im Vergleich zum JPEG-Format:

  • Leichtere Überschaubarkeit beim Fotografieren (weniger Parameter zu beachten). JPEG kann dagegen bei dem Motiv nicht ganz angepassten Kameraeinstellungen (je nach Motiv und Kameramarke auch ggf. sogar die Standard/Default-Einstellungen) helle oder dunkle Bildbereiche unkorrigierbar zerstören, die mit Raw-Dateien noch restaurierbar sind.
  • Geringeres Risiko von Kamera-Fehlbelichtungsentscheidungs-Auswirkungen (motivabhängige Täuschung des Belichtungsmessverfahrens), die bei JPEG helle oder dunkle Bildbereiche ebenfalls unkorrigierbar zerstören können.
  • Höhere erreichbare Flexibilität in der Nachbearbeitung. Die in der Kamera durchgeführten Nachbearbeitungen, die einen Kompromiss aus Schärfe, Rauschen und Detailerhalt, im Zusammenspiel mit Kompressions-Artefakten motivunabhängig fest vorgeben, lassen sich kaum rückwirkend reparieren, falls sie sich als nicht Motiv-angemessen herausstellen, beispielsweise kann sich eine Schärfung durch dann hervortretende Kompressionsartefakte verbieten.
  • Höhere erreichbare Bildqualität (Kompressionsartefakte). JPEG ist ein Format, dessen Kompressionsartefakte daraufhin entwickelt wurden, im unbearbeiteten Zustand nicht oder kaum wahrnehmbar zu sein. Wird ein Bild jedoch nachbearbeitet, insbesondere durch Aufhellung, Kontrasterhöhung, Ausschnittswahl (Skalierung, Rotation, Zuschnitt), Schärfung oder Korrektur von Perspektive oder chromatischer Aberration, können diese Artefakte leicht hervortreten. Zudem gilt das JPEG-Kompressionsverfahren aufgrund des hohen Störfaktors von Artefakten, sobald diese auftreten, als nicht mehr optimal bzw. zeitgemäß. Das in dieser Hinsicht wirksam verbesserte Nachfolgeformat JPEG2000 hat sich bislang nicht etablieren können.
  • Höhere erreichbare Bildqualität (Konsolidierung der Sensor-Grundfarbenpunkte in Vollfarb-Bildpunkte). Übliche Kamerasensoren bilden ein Mosaik aus rot-, grün- oder blau-empfindlichen Bildpunkten (sogenanntes Bayer-Mosaik-Muster). Jeder dieser Grundfarbpunkte ist mit geeigneten Schätzverfahren mit den ihm jeweils fehlenden anderen beiden Grundfarben zu vervollständigen (engl. "Demosaicing"). Die besten Verfahren sind mathematisch sehr anspruchsvoll und aufwendig. Bei den Kamera-Prozessoren können sie wegen deren Leistungsgrenzen nur kompromisshaft implementiert werden, um der Kamera trotzdem eine schnelle Bildfolgezeit zu ermöglichen. Deshalb leiden die Kamera-generierten JPEG- oder auch TIFF-Dateien, je nach Qualität der Implementierung, ggf. mehr oder weniger unter:
    • Schärfe/Auflösungsverlust
    • Kanten-Ausfransung (insbesondere bei höheren ISO-Werten),
    • Verstärkung von Bildrauschen (insbesondere Ausbreitung von Farbausreißer-Einzelpunkten zu Farbflecken),
    • Überlagerung von parallelen Feinstrukturen mit Phantomfarben (solche Motive sind jedoch selten),
    • Injektion von Phantom-Bildpunkten in der Nähe starker Kontraste.

Bei einer (guten) Raw-Konverter-Software sind diese Probleme kompromissbehafteter Algorithmen schwächer und seltener, jedoch gibt es (analog zu Kameramarken) auch hier sichtbare Qualitätsunterschiede.

  • Vermeidung von Qualitätsverlusten zwischen Datei-Generationen. Sobald eine JPEG-Datei im Anschluss an einen Bearbeitungsschritt abgespeichert wird, wird diese jew. von Grund auf neu komprimiert. Bei Raw-Fotografie wird üblicherweise die Umwandlung in die endgültige JPEG-Datei erst nach Abschluss aller Korrekturen vorgenommen, während die eigentlichen Berechnungen ohne Kompression in einem erweiterten Farbraum stattfinden, um selbst Rundungsfehler klein zu halten.
  • Größerer Dynamikbereich der gespeicherten Bildinformation. Nicht nur Unter-, sondern auch (leichte) Überbelichtungen lassen sich mit Raw-Dateien weitgehend restaurieren. Die 256 Helligkeitsstufen von JPEG-Dateien lassen keinen Spielraum für (nicht nur marginale) Tonwertänderungen, da in JPEG eine Blendenstufe nur durch ca. 20 Abstufungen unterteilt wird.

nachträglicher Weißabgleich

Die folgenden Beispiele zeigen, dass man beim Rohdatenbild den Weißabgleich nachträglich anpassen kann.

kamerainterner Weißabgleich
manuell 6000K
manuell 3500K
kameraint. WA
nach WA

Beispiele für die Auswirkung eines Weißabgleichs:

Sonnenuntergang:

  • Links: Kamerainterner Weißabgleich
  • Mitte: Weißabgleich manuell auf 6000K gestellt, kommt dem Vorschlag der Kamera recht nah.
  • Rechts: Durch Änderung des Weißabgleichs kann die Bildstimmung verändert werden, ohne (wie z.B. bei JPEG) Bildinformationen zu verlieren.

Unterwasser-Aufnahme:

  • Links: Kamerainterner Weißabgleich
  • Rechts: Dieselbe Aufnahme mit manuell korrigiertem Weißabgleich.

Nachteile

Der große Informationsgehalt eines Raw-Bildes bringt jedoch auch Nachteile mit sich:

  • Bildgröße: Während JPEG-komprimierte Bilder je nach Bildinhalt, Größe und Qualitätseinstellung nur wenige Megabyte groß sind, benötigt ein Rohdatenbild je nach Kameramodell ein Vielfaches an Speicherplatz. Manche Hersteller setzen zwar bei der Speicherung von Rohdaten einen verlustfreien Kompressionsalgorithmus ein, der bei nicht allzu komplexen Bildinhalten die aufgezeichnete Datenmenge halbieren kann, jedoch liegt der Speicherplatzbedarf deutlich über dem eines JPEG-Bildes. Dadurch ist die Anzahl der Raw-Bilder, die sich auf einer Speicherkarte oder auf der Festplatte ablegen lassen, geringer als bei JPEG-Bildern. Niedrige Speicherpreise ermöglichen heute jedoch auch preissensiblen Hobby-Fotografen den Einstieg in die Raw-Fotografie.
  • Rechenzeit: Während die in Digitalkameras enthaltenen Bildprozessoren auf die Bildanpassung, Kompression und Speicherung der Bildsensor-Rohdaten in eine JPEG-Datei optimiert sind, benötigt ein Desktop-PC für die gleichen Arbeitsschritte ein Vielfaches der Zeit. Wenn man die Auswirkungen verschiedener Parameterwerte vergleichen will, spielt diese Verarbeitungszeit eine nicht unerhebliche Rolle, und ein schnellerer Vorschau-Modus ist von Vorteil. Je nach Raw-Konvertierungs-Programm und aktivierten Korrekturparametern ist auch der Hauptspeicherbedarf während der Raw-Konvertierung signifikant, wobei die verlustfreie Weiterverarbeitung mit 48 Bit pro Pixel gegenüber den üblichen 24 Bit ein Hauptvorteil der Verwendung von Raw-Dateien ist.
  • Rauschunterdrückung: Die Rauschunterdrückung in den Bildprozessoren moderner Kameras wird bei der Speicherung im Rohformat ebenfalls nicht durchlaufen. Während man so den größtmöglichen Detailgrad der Aufnahme erhält, muss man spätestens in der Bildverarbeitung einen Rauschfilter anwenden, der die Rauschkomponenten der Aufnahme (ISO-Wert) und Bildverarbeitung (Aufhellung, Tonwertanpassung) ausgleicht. Nicht alle Bildbearbeitungsprogramme integrieren einen solchen Filter, was einen zusätzlichen Arbeitsschritt nötig machen kann. Rauschunterdrückung benötigt auch wesentlich mehr Rechenzeit als die pure Umwandlung der Raw-Daten. Eine Nutzung von Software zur Rauschunterdrückung ist allerdings zugleich ein Vorteil, da deren Ergebnisse einer Kamera-internen Entrauschung deutlich überlegen sind und feiner an den Motiv-Erfordernissen ausgerichtet werden können.
  • Geschwindigkeit: Das Speichern von Rohdaten in der Kamera dauert länger als das von JPEG-Bildern, was sich aus dem Verhältnis der Bildgrößen ableiten lässt. Je nach Kamera-Modell steht dem Bildprozessor aber ein schneller Zwischenspeicher zur Verfügung, sodass die Kamera mehrere Fotos machen kann, während im Hintergrund auf ein langsames Speichermedium geschrieben wird.
  • Kompatibilität: Jeder Hersteller speichert Raw-Daten in einem eigenen Format, für welches die Spezifikation meist nicht frei verfügbar ist. Ein möglicher Ausweg dazu ist Digital Negative.

Eigenheiten der Hersteller

Kameraseitig vorbearbeitete Rohdaten

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Im Widerspruch zur strengen Auslegung von Rohbildateien als ein Abbild der Rohdaten des Bildsensors, führen Hersteller zunehmend eine kamerainterne Bildbearbeitung auch auf Rohbilddateien durch, deren Details jedoch, ähnlich der internen Bildbearbeitung von JPEG-Dateien, i.d.R. nicht offengelegt werden. Folgende Gründe kommen in Betracht:

  • Einige Sensoren implementieren keine variable Signalverstärkung. Hier werden (beliebig hohe) ISO-Empfindlichkeiten durch die Anwendung eines Multiplikators auf Raw-Bilddaten nachträglich simuliert. Dies wird dadurch evident, dass bei höheren ISO-Werten viele Helligkeits-Zwischenwerte im Bild niemals vorkommen, sowie auch dadurch, dass das Rauschen mathematisch exakt proportional zur ISO-Empfindlichkeit ansteigt.
  • Annahme, dass (herstellerfremde) Raw-Konvertierungs-Software weniger Information über die Kamera und das gerade verwendete Objektiv besitzt oder nutzt, somit ein Fehlerkorrekturpotential nur unzureichend ausnutzt.
  • Eine Maskierung von Schwächen von Objektiven (z.B. Schärfe) und von Sensoren (z.B. Rauschen). Hier bleibt es jedoch offen, aus welcher Motivation heraus dies geschieht, d.h. ob es im Interesse der Hersteller liegt, auf diesem Wege in Vergleichstests verbesserte Platzierungen für Auflösung (Schärfe), Rauschen, Detailkontrast zu erlangen, und/oder ob sie davon ausgehen, viele Raw-Einsatz-Interessenten seien zu bequem oder zu unversiert oder unmündig, um erfolgreich vergleichbare Korrekturen vorzunehmen; ihnen würde hiermit folglich ein Gefallen getan. Als ein repräsentatives Beispiel kann gelten, dass der DSLR-Marktführer bisweilen Raw-Dateien schärft [1], was aber keineswegs auf nur diesen Hersteller beschränkt sein muss.
  • Hardware-basierte Methoden sind ggf. schneller als Software-basierte Rechenverfahren (z.B. Rauschverminderung auf Sensor-Ebene), jedoch auch dann mit Detailverlusten verbunden.

Abgesehen von dem Qualitätstäuschungseffekt vermindern kameraseitige Raw-Vorverabeitungen, die immer auch einen Informationsverlust mit sich bringen, das Potential für den Einsatz überlegener Software für Bildqualitätskorrekturen (mit aufwendigeren Algorithmen und motivabhängiger Steuerbarkeit).

Insofern muss diese Entwicklung sehr kritisch betrachtet werden, da sie Fotografen und Tester behindert bzw. entmündigt (keine Zugriffsmöglichkeit mehr auf ein wirklich unbearbeitetes „digitales Negativ“).

Dateiformate

So wie die Daten der verschiedenen Hersteller in unterschiedlichen Rohdatenformaten gespeichert werden, so unterschiedlich ist auch der Umgang der Hersteller mit der Offenlegung ihrer Programmcodes. Sigma legt alle Daten zu ihrem Format offen, während die meisten anderen wie Olympus und Canon ihre Formate nicht oder nur unvollständig dokumentieren. Nikon hat bei seinen Kameras den extremen Weg gewählt und verwendet (teilweise) verschlüsselte Informationen innerhalb der proprietären Rohdatei, welche jedoch mit dem kostenlos erhältlichem SDK automatisch entschlüsselt werden können. Nikon hat Ende 2005 jedoch die verschlüsselten Weißabgleich-Informationen offengelegt, so dass auch Nikon-unabhängige Software in der Lage ist, die Daten zu entschlüsseln. Nikons NEF-Format wird ebenfalls für Filmscanner und Bildbearbeitungssoftware aus dem Hause Nikon verwendet, da es neben den eigentlichen Bilddaten auch Bearbeitungsschritte und andere Einstellungen enthalten kann.

Mit der Einführung neuer Kameramodelle entstehen auch innerhalb derselben Kamerareihe eines Herstellers (z. B. Canon CRW…CR2) immer neue proprietäre Rohdatenformate. Es gibt jedoch keine Garantie für die Verfügbarkeit von Konvertierungssoftware, d.h. archivierte Rohdaten könnten mit zukünftigen Programmen irgendwann eventuell nicht mehr gelesen werden.

Unter OpenRAW.org hat sich aus diesem Grund eine Interessengruppe gebildet, die die Kamerahersteller auffordert, die Rohdatenformate uneingeschränkt offenzulegen, was dem Anwender auch noch in vielen Jahren ermöglichen würde, seine Rohdaten zu verarbeiten und nötigenfalls selbst ein Programm zur Unterstützung seines mittlerweile veralteten Formats schreiben zu können. Auch der Softwarehersteller Adobe verfolgt dieses Ziel mit der Einführung des DNG-Formats. Leica war 2005 der erste Hersteller, der den offenen DNG-Standard unterstützte.

Vorläufer-Format TIFF

Vor der Möglichkeit der Rohdatenspeicherung boten einige Hersteller zur Speicherung auch das verlustlose TIFF als Alternative zum JPEG-Format an. Dem Grundprinzip nach hat TIFF aber einzig den Vorteil, dass die verlustbehaftete JPEG-Kompression entfällt. Bayer-Filter, Weißabgleich, Tonwertkorrektur und Rauschunterdrückung wurden ebenso auf die Bilddaten angewandt wie die Reduktion auf 8 Bit pro Farbkanal. Gleichzeitig aber erhöht sich der Bilddatenumfang signifikant: Während beispielsweise ein 5-Megapixel-Bild JPEG-komprimiert selbst bei geringer Kompressionsrate selten mehr als 2 Megabyte benötigt, liegt ein unkomprimiertes Rohbild mit 10 Bit Farbtiefe bei 50 Megabit und somit knapp über 6 Megabyte, ein 24-Bit-TIFF-Bild hingegen bei 15 Megabyte. Ein 48-Bit-TIFF-Bild, das beispielsweise nach der Raw-Konvertierung abgespeichert wird, benötigt 30 Megabyte.

Digitales Negativ

In Anlehnung an den Filmstreifen in der Analog-Fotografie spricht man bei Raw-Fotos manchmal auch vom digitalen Negativ.

Adobe Systems Inc. bemüht sich um die Einführung eines offenen Rohdatenformates. Zu diesem Zweck wurde das Format Adobe DNG (Digital Negative) entwickelt. Bereits heute lassen sich proprietäre Rohdatenformate verlustfrei in DNG umwandeln. (Stand Ende August 2005)

Seit Ende 2005 etablierte sich das öffentliche Rohdatenformat Adobe DNG immer stärker in der Fotoindustrie auch bei Kameraherstellern. Im semiprofessionellen Bereich sind die Marken Samsung (Pro 815) und Ricoh (GR Digital) die ersten, die kameraintern Adobe-DNG-Formate generieren können. Im professionellen Segment sind es Leica (Digital-Modul-R und Leica M8), sowie Hasselblad/Imacon (H2D). Zur Photokina 2006 stellte Pentax das Modell K10D vor, welches neben dem eigenen proprietären Pentax-Format PEF auch DNG unterstützt, ebenso wie die Nachfolgemodelle K20D oder K200D.

Die Vorteile von DNG sind neben dem offenen öffentlichen Standard auch die verhältnismäßig geringe Datenmenge durch effektive verlustfreie Komprimierung von Rohdaten. Die DNG-Dateien haben im Gegensatz zu den herstellerspezifischen Rohformaten Vorteile bei der flexiblen Verarbeitung sowie sicheren Archivierung (keine Bindung an proprietäre Software oder Abhängigkeit von Reverse-Engineering). Für die Zukunft wird erwartet, dass noch mehr Hersteller Adobe DNG bei ihren Kameras implementieren, wodurch der Raw-Workflow für den Fotografen weiter vereinfacht und sicherer wird.

Dateierweiterungen

  • Adobe Digital Negative: .dng
  • Canon Raw: .crw, .cr2
  • Contax Raw: .raw
  • Epson Raw: .erf
  • Fuji Raw: .raf
  • Hasselblad Raw (3F Raw): .3fr
  • Kodak Raw: .dcr, .dcs .kdc (für EasyShare P850)
  • Leica-Raw: .raw, .dng
  • Mamiya Raw: .mef
  • Minolta Raw: .mrw, .mdc
  • Nikon Raw: .nef
  • Olympus Raw: .orf
  • Panasonic Raw: .raw, .rw2
  • Pentax Raw: .pef, .dng
  • Phase One Raw: .tif
  • Sigma Raw: .x3f
  • Sinar CaptureShop Raw für Macintosh: .cs1, .cs4, .cs16
  • Sony Raw: .srf, .sr2, .arw (für Sony DSLR-α Kameras)

Rohdatenunterstützung im Amateurbereich

Von den Kameraherstellern wird das Rohdatenformat als professionelle Funktion betrachtet, es ist Standard bei den digitalen Spiegelreflexkameras sowie bei manchen semiprofessionellen kompakten Digitalkameras. Oft wird bei den günstigeren Kameramodellen nur eine eingeschränkte Software für die einfache Rohdatenkonvertierung angeboten.

Die Jahre 2001 bis 2004 waren davon geprägt, dass neben den digitalen Spiegelreflexkameras immer mehr kompakte und semiprofessionelle Digitalkameras mit Raw-Unterstützung ausgestattet wurden. In seinen Anfängen wurde das Rohdatenformat offenbar noch nicht als strategischer Mehrwert gesehen. Erst in späteren Jahren wurde dieses Feature gezielt als Unterscheidungskriterium eingesetzt, als bereits viele Hersteller eine Rohdatenformat-Unterstützung außerhalb der Profi-Modelle anboten.

Die Tatsache, dass Canon seine Raw-fähigen DIGIC-II- und DIGIC-III-Bildprozessoren gleichermaßen im semiprofessionellen wie im Einsteiger-Bereich verbaut, machen sich seit 2007 einige Hacker zunutze. Mit der „gepatchten“ Firmware CHDK schalten sie neben erweiterten Aufnahme-Modi die Funktionen zur Raw-Speicherung in ihren Kompaktkameras frei[2]. Da in der Original-Firmware eine Hintertür (engl. "backdoor") zum Nachladen eines Programms von der Speicherkarte enthalten ist, braucht der Kamera-interne Flash-Speicher für diesen Patch nicht geändert zu werden. Somit bleiben auch bei Verwendung von CHDK Gewährleistung und Garantie des Gerätes erhalten.

Rohdatenbearbeitung

Eine typische Software zur Rohdatenkonvertierung stellt u. a. folgende Funktionen zur Verfügung:

Rohdatenkonvertierungsprogramme können die Daten nach der Bayer-Interpolation und der Umwandlung in den RGB-Farbraum unter Annahme eines vorläufigen Weißabgleichs auch ohne umfangreiche weitere Korrekturen in 48-bit TIFF-Dateien (16 Bit pro Farbe pro Bildpunkt) speichern. Die Korrekturen können dann in anderen Bildbearbeitungsprogrammen durchgeführt werden.

Software

Üblicherweise wird von den Kameraherstellern ein eigenes (proprietäres) Programm für Rohdatenbilder ausgeliefert oder zum Herunterladen angeboten. Mit diesem kann man normalerweise die Bilder mit einfachsten Funktionen bearbeiten und zumindest ins JPEG-Format umwandeln. Zahlreiche Bildbearbeitungsprogramme und Konvertierungsprogramme bieten auch den Import und die Bearbeitung von Rohdaten an. Die bekannteren sind:

Kommerziell vertriebene Software

Freie Software

andere kostenlose Software

Hardware

Es existieren auch einige mobile Bildspeicher auf Festplattenbasis, die Raw-Dateien dekodieren und auf dem eingebauten Bildschirm anzeigen können. Damit ist das Sortieren und Organisieren auch ohne PC oder Kamera möglich.

Literatur

  • Adobe Camera Raw - Für Photoshop CS/CS2 und Elements von Mike Schelhorn (Addison-Wesley, 2. Aufl. August 2006, ISBN 3827324505)
  • Die Kunst der Raw-Konvertierung von Uwe Steinmüller, Jürgen Gulbins (Dpunkt Verlag, August 2005, ISBN 3898643514)
  • Digitale Negative: Camera Raw von Christoph Künne (Addison-Wesley, Oktober 2005, ISBN 3827323142)
  • Raw-Masse. Höhere Farbtiefe, weniger Fehler: Bessere Bilder dank Rohdaten. von Andrea Trinkwalder In: c't 16/04, S. 152 (atr)

Referenzen

  1. Luminous-Landscape.com: Artikel "Digicams vs. DSLRs" (engl.) "What about makers such as Canon that have admitted that they apply sharpening even to Raw files on some of their cameras"
  2. CHDK-Wiki Inoffizieller Firmware-Hack für DIGIC-II- und DIGIC-III-Prozessoren

Weblinks


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