- Avranches-Durchbruch
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Operation Cobra Teil von: Zweiter Weltkrieg
Operation Cobra vom 25. bis zum 29. Juli 1944Datum 24. Juli–4. August 1944 Ort Normandie, Frankreich Ausgang US-amerikanischer Sieg Konfliktparteien Befehlshaber Omar N. Bradley
George S. PattonGünther von Kluge
Paul HausserTruppenstärke 1. US-Armee (V. Korps, VII. Korps, VIII. Korps, XIX. Korps) Deutsche 7. Armee Verluste nicht genau bekannt nicht genau bekannt Die Operation Cobra war eine militärische Angriffs-Operation der alliierten Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg. Sie dauerte vom 24. Juli bis zum 4. August 1944 und sollte den Ausbruch aus dem Normandie-Brückenkopf ermöglichen, der nach der Operation Neptune während der Operation Overlord entstanden war.
Die Operation Cobra kennzeichnet den Übergang vom material- und infanterielastigen Stellungskrieg hin zum motorisierten Bewegungskrieg in Nordfrankreich. Der erfolgreiche Ausgang ermöglichte den alliierten Streitkräften raumgreifende Operationen, die letztendlich zur Bildung des Kessel von Falaise führten. Die deutsche Niederlage in der Kesselschlacht von Falaise bedingte dann den Rückzug der überlebenden deutschen Verbände über die Seine und die anschließende Aufgabe eines Großteils von Frankreich.
Mancherorts wird das Ereignis auch als Durchbruch bei Avranches bezeichnet, wobei der Durchbruch tatsächlich bei Saint-Lô stattfand. Nach der Eroberung von Avranches wurde der Wehrmachtsführung lediglich der Umfang der Operation bewusst.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Hintergrund
Der Plan zur Operation Overlord sah nach einer erfolgreichen Landung einen stetigen Ausbau des Brückenkopfs durch schnell nachgeführte, zusätzliche alliierte Einheiten vor. Städte, Häfen und Landefelder dienten dabei als Eckpunkte für Operationen. Die Alliierten versuchten schnell in eine mobile Kriegsführung überzugehen, um ihre taktische Überlegenheit in der Luft, zu Lande mit Panzern und motorisierter Infanterie sowie mit Hilfe ihrer Logistik zum Tragen zu bringen. Damit sollte ein Stellungskrieg wie im Ersten Weltkrieg vermieden werden.
Ein kritischer Faktor für den Erfolg der Alliierten war der Aufbau der Truppen im Brückenkopf, der schneller vonstatten gehen musste, als die Deutschen ihre eigenen Truppen mobilisieren konnten. Der deutsche Truppenaufbau musste nachhaltig gestört werden. Damit begann ein Wettlauf in der Normandie, der einer der bedeutendsten für den Verlauf des alliierten Feldzuges wurde.
Zur Bekämpfung der deutschen Nachschubwege bombardierte die alliierte Luftwaffe das Eisenbahn- und Straßennetzwerk in Nordfrankreich. Die eigens für die Invasion geschaffene Second Tactical Air Force (2ndTAF) konnte mit Tiefflugangriffen effektiv die mittleren und schweren Bomber der USAAF und RAF unterstützen.
Auch der Aufbau der alliierten Streitmacht auf dem europäischen Kontinent verlief planmäßig und vor allem schneller als auf der Gegenseite. Im Juli wurde der Fortschritt allerdings dadurch behindert, dass der Brückenkopf noch nicht deutlich erweitert worden war, oder mit Montgomerys Worten: Es waren noch keine weiteren Claims im Inland abgesteckt worden. Der bisherige Brückenkopf war förmlich „übervölkert“, die Anzahl der sich in alliierter Hand befindlichen Flugfelder war weit geringer als geplant. Caen, ein Primärziel am Landungstag, war bisher nicht erobert worden und bislang befand sich auch kein größerer Hafen in alliierter Hand.
Die Schlacht um die Normandie war in eine Anzahl von meistens kleinen Schlachten zerfallen, weshalb die alliierten Verbände nur sehr langsam gegen die deutsche Verteidigung vorstießen. Beispielsweise verzeichnete man beim VIII. US-Korps zwischen dem 2. und 14. Juli Verluste von mehr als 10.000 Mann (Tote, Verwundete und Vermisste) bei einem Raumgewinn von nur elf Kilometern. In der Schlacht um Saint-Lô, dessen Eroberung Vorbedingung für die geplante Ausbruchsoffensive war, verlor das XIX. Korps im Juli 11.000 Mann. Am 25. Juli, dem Beginn der Operation Cobra, hatten die Alliierten erst die D+5-Linie erreicht, das heißt sie hielten Positionen, die sie planmäßig schon am 11. Juni hätten erreicht haben sollen.
Dies war eine Folge der Entscheidung des Oberbefehlshabers der deutschen Wehrmacht an der Westfront (OB West), Gerd von Rundstedt. Uneinig mit Erwin Rommel, der die Heeresgruppe B an der Invasionsfront befehligte, bevorzugte er die Stationierung von Panzerverbänden im Hinterland der möglichen Invasionsstrände. Das führte dazu, dass die Alliierten nach erfolgreicher Brückenkopfbildung erst verzögert auf starken Widerstand trafen, vor allem im Gebiet um Caen.
Die alliierten Verluste waren hoch, und Luftunterstützung wurde dadurch erschwert, dass Alliierte sowie Deutsche sehr nahe beieinander lagen. Die alliierten Kommandeure konnten ihre erreichten Fortschritte nicht unmittelbar in das Kampfgeschehen einfließen lassen und ein Stellungskrieg schien sich anzubahnen.
Damit wurde ein Mangel der alliierten Planung für die Tage nach der Invasion aufgedeckt. Man war so mit den Problemen, die die Invasion selbst mit sich brachte, beschäftigt, dass ein adäquates Konzept zum Ausbau des Brückenkopfes fehlte. Besonders die taktischen Probleme an der Front der 1. US-Armee im Westen waren so nicht erwartet worden.
Auf der deutschen Seite war das Heranführen von Nachschub eine Aufgabe, die nicht zufriedenstellend gelöst werden konnte. Das Oberkommando forderte eine Herauslösung der in vorderster Front gebundenen Panzerverbände durch nachrückende Infanterie. Dies hätte einerseits den Stellungskrieg unvermeidbar gemacht und andererseits die mobilen Verbände für Gegenangriffe loseisen sollen.
Auf der taktischen Ebene agierten die deutschen Einheiten effizient, sie wichen nur langsam zurück und fügten dabei den angreifenden Alliierten schwere Verluste zu. Das unübersichtliche Gelände im Westen kam der Wehrmacht dabei entgegen. Es bestand aus weiträumigem flachen Land, durchzogen von kleinen Straßen mit vielen Hecken als Deckungsmöglichkeit. Im offeneren Ostgebiet wurde die Frontlinie von motorisierten Einheiten wie der 9., 10. und 12. SS-Panzerdivisionen sowie deren schweren Panzerbataillonen und anderen Panzer- und Panzergrenadiereinheiten, wie der Panzer-Lehr-Division, der 2. SS-Panzerdivision und Teilen der 2. Panzerdivision verteidigt. Der größte Bereich der Verteidigungslinie wurde aber nach Möglichkeit von nicht-mobilen Infanterieeinheiten gehalten.
Dies führte dazu, dass die Infanterie in aufreibenden Frontkämpfen hohe Verluste erlitt und die Panzereinheiten in den Rückzugsschlachten abgenutzt wurden. Luftunterstützung gab es für die deutschen Bodentruppen nicht mehr. Damit konnte deren gewohntes schnelles Vorrücken nicht stattfinden. Dazu kam der Erfolg der alliierten Operation Fortitude, der umfangreiche deutsche Kräfte der 15. Armee in den Niederlanden und im Raum Calais band.
Planung
Um den sich abzeichnenden Stellungskrieg in der Normandie zu verhindern, begann der kommandierende General der 1. US-Armee, Omar Bradley, einen Ausbruchsplan auszuarbeiten. Einige Wochen arbeitete er offenbar allein ein Konzept aus, das er am 10. Juli 1944 seinem unmittelbaren Vorgesetzten, dem britischen Feldmarschall Bernard Montgomery, und seinem britischen Gegenüber, General Miles Dempsey, präsentierte. Beide erklärten sich einverstanden, die vorgesehenen Unterstützungsattacken in Richtung Caen für den amerikanischen Durchbruch auszuführen. Im weiteren Verlauf begannen Montgomery und Dempsey einen eigenen britischen Ausbruchsplan zu verfolgen – die Operation Goodwood.
Der Oberkommandierende Dwight D. Eisenhower sicherte den Angriffen alliierte Luftunterstützung zu, die aus schweren und leichten Bombardements und taktischen Luftangriffen bestehen sollten. Allerdings waren die Kommandeure der strategischen Luftstreitkräfte sehr skeptisch, ihre Verbände in eine taktische Schlacht zu schicken, da sie glaubten, dass sie für diese Rolle ungeeignet und besser in ihrer strategischen Aufgabe aufgehoben wären. Trotzdem waren ihre Flugzeuge an vielen Flächenbombardements in der Normandie, wie der Operation Charnwood am 7. Juli, der Operation Goodwood am 18. Juli und der Operation Cobra am 24. und 25. Juli beteiligt.
Bradley unterrichtete am 12. Juli die ihm unterstellten Offiziere. Der Plan der Operation Cobra bestand aus drei Phasen. Zuerst sollte das VII. Korps eine Lücke in die deutsche Front schlagen. Sodann sollten von den Ausbruchsdivisionen starke Flanken beiderseits der Lücke aufgebaut werden, damit ein aus drei Divisionen bestehender Stoßkopf dort vorrücken konnte. Das VIII. und XIX. Korps waren für lokale Angriffe auf die Deutschen vorgesehen, damit diese keinen Nachschub zur Frontlinie führen konnten. Bei einem erfolgreichen Abschluss der ersten beiden Phasen wäre der deutsche Widerstand nicht mehr aufrechtzuerhalten gewesen und die komplette Cotentin-Halbinsel hätte eingenommen werden können. General J. Lawton Collins, Kommandeur des VII. Korps, schlug kleinere Änderungen des Plans vor, um den Durchbruch mehr nach Süden zu verlegen. Bei einem Erfolg brachten seine Änderungen die Möglichkeit zu einem schnelleren Vorrücken in die Bretagne, um die dortigen Atlantikhäfen einzunehmen. Der Originalplan ging nicht von einem vollständigen Zusammenbruch der deutschen Front in der Normandie aus, sondern bestand nur aus einer Erweiterung des Brückenkopfes zur Einleitung in den Bewegungskrieg hinter dem deckungsbietenden Küstenland und der Einnahme von wichtigen Häfen.
Der Vorstoß sollte durch ein kurzes aber heftiges Bombardement mit mittleren und schweren Bombern auf das vorgesehene Gebiet eröffnet werden. Die Erwartung ging dahin, dass die angerichteten Schäden und der Schockfaktor die deutsche Defensive aufweichen würde. Sofort danach sollte die Infanterie auf die deutschen Linien stoßen. Wenn der deutsche Widerstand auf dem Höhepunkt des Zusammenbruchs war, sollten die drei Divisionen durchbrechen. Die Luftunterstützung war der kritischste Punkt der Operation, da sie wetterabhängig durchgeführt werden musste. Deshalb bekam Trafford Leigh-Mallory, der Kommandeur der Luftflotte, die Befugnis, den Beginn der Operation zu bestimmen.
Schlüsseleinheiten der Erstschläge waren das VII. Korps mit der 4., 9. und 30. US-Infanteriedivision. Die drei vorgesehenen Divisionen für den Ausbruch waren die 1. Infanteriedivision, sowie die 2. und 3. US-Panzerdivision. Die 1. US-Infanteriedivision wurde dazu zeitweilig vom Quartiermeister der 1. US-Armee mit Fahrzeugen ausgestattet.
Das VIII. Korps unter General Troy H. Middleton hatte die 8., 79., 83. und 90. US-Infanteriedivision für den Angriff vorgesehen und hielt die 4. US-Panzerdivision in Reserve.
Mehr als 1.300 mittlere M4-Panzer, 690 leichte M5A1-Panzer und 280 M10-Panzerjäger standen diesen Einheiten zusammen mit Hunderten von Artilleriegeschützen zur Verfügung. Annähernd 140.000 Schuss an Artilleriemunition aller Kaliber kamen hinzu. Der Frontabschnitt für den Vorstoß des VII. Korps war etwa 6,4 Kilometer breit.
Die Folgen der britischen Operation Goodwood
Die Operation Goodwood, der britische Ausbruchsversuch, wurde am 18. Juli gestartet. Bei einem Treffen mit Generalfeldmarschall Bernard Montgomery am 10. Juli 1944 schlug der Kommandeur der 2. Britischen Armee, General Miles Dempsey, den Plan zur Operation Goodwood vor. Am selben Tag genehmigte Montgomery auch die Operation Cobra. Der kanadische Teil der Operation Goodwood wurde mit dem Codenamen Operation Atlantic bezeichnet.
Die Taktik, schwere Bomber als Vorbereitung für den Artilleriebeschuss einzusetzen, wurde wie einige Monate zuvor bei der Schlacht um Monte Cassino ausgeführt. Im Gegensatz zu Cobra beruhte Goodwood auf einem massiven Panzereinsatz, um den taktischen Ausbruch zu erreichen, und weichte die deutsche Front nicht mit Artilleriebeschuss auf. Der Fehlschlag der Operation, bei der mehr als 400 Sherman-Panzer am 18. Juli zerstört wurden, war enttäuschend, aber ironischerweise stellte er klar, dass die Hauptstreitmacht der deutschen Panzer im Bereich der 2. Britischen Armee verblieb, weit weg von der Position der 1. Armee. Die Amerikaner vermuteten daher richtigerweise, dass mit einem deutschen Gegenschlag gegen Cobra in den ersten Tagen kaum zu rechnen war. Falls doch, würde er aber nur aus kleineren Einsätzen in Bataillonsstärke bestehen.
Die Zeit vor dem Angriff
In den Tagen, die noch bis zum Angriff verblieben, sicherten das VII. und VIII. Korps die Gebiete, in denen sich die Truppen für den Vorstoß aufstellen sollten. Dabei erlitt die Infanterie schwere Verluste. Die Positionen sollten taktisch ausgesucht und gut aus der Luft ausgemacht werden können. Die Linie entlang der Straße von Saint-Lô nach Périers war ideal.
Die Kommandeure der Fliegereinheiten benötigten einen Abstand von mindestens drei Kilometern zwischen den Stellungen eigener und gegnerischer Verbände. Weil die Verlustzahlen bei den vorausgegangenen Operationen so hoch waren und jeder Landgewinn daher schwer bezahlt worden war, wollte Bradley das Gebiet nicht aufgeben und nur etwa 700 Meter zurückweichen. Schlussendlich wurden die Frontlinien der Infanterie doch um 1 bis 1,3 Kilometer nach hinten verlegt, um größtmögliche Sicherheit während der Bombardements zu gewährleisten. Die Haupteinheiten zogen sich nur rund eine Stunde vor den Luftschlägen zurück und ließen noch bis 20 Minuten vor der Bombardierung Beobachtungsposten zurück.
Die Kampfhandlungen
Der vorbereitende Angriff vom 24. bis 27. Juli
Der Angriffstag war ursprünglich auf den 18. Juli festgesetzt worden, doch das schlechte Wetter führte immer wieder zu einer Verschiebung des Termins. Letztendlich galt der 24. Juli als Starttermin. Doch wiederum veranlasste das schlechte Wetter Leigh-Mallory noch einmal zu einer 24-stündigen Verschiebung. Etliche schwere Bomber der 8. US-Air Force hörten den durchgegebenen Rückruf nicht und setzten ihre Mission fort. Rund 335 B-17, von denen einige durch schlechte Sichtverhältnisse beeinträchtigt wurden, warfen 685 Tonnen Bomben im Zielgebiet ab. Obwohl der Verhinderung der Bombardierung eigener Positionen besondere Beachtung geschenkt worden war, fielen dennoch Bomben auf die Stellungen der amerikanischen Einheiten. Bradley hatte aus diesem Grund ein Überfliegen des Gebietes parallel zur Frontlinie gefordert, um das Risiko, von eigenen Bombern getroffen zu werden, zu minimieren. Er ging davon aus, dass die Kommandeure der Lufteinheiten zugestimmt hätten, doch nur die Kampfflugzeuge der 8. Taktischen Air Force erreichten das Ziel parallel zum Frontverlauf. Die anderen Bomberverbände wussten von der Vereinbarung nichts und erreichten die Front rechtwinklig zu ihrem Verlauf. Die zu kurz geratenen Abwürfe trafen genau die für den Erstangriff vorgesehenen Truppenteile. Mehr als 100 Amerikaner wurden dabei getötet und rund 500 verletzt. Allein das 1. Bataillon des 120. Infanterieregiments der 30. Infanteriedivision beklagte 25 Tote. Sogar General Lesley J. McNair war unter ihnen.
Nachdem der Überraschungseffekt nun verloren war, wurde erwogen, den Angriff zu verschieben oder sogar ganz abzubrechen. Doch Bradley entschied sich zur Durchführung. Im Nachhinein war diese Entscheidung richtig, da die Deutschen während der ihnen geschenkten 24 Stunden nichts unternahmen, um ihre Verteidigungsstellungen zu verstärken. Sie gingen davon aus, dass sie einen amerikanischen Vorstoß durch ihren Artilleriebeschuss gestoppt hätten. Zwar wurden Einheiten der Panzer-Lehr-Division in das Zielgebiet verlegt, aber gleichzeitig Einheiten der 2. Panzerdivision zum britischen Sektor nach Osten abgezogen.
Am Morgen des 25. Juli hatte sich das Wetter verbessert und der Angriff konnte um 9:40 Uhr fortgesetzt werden. Leichte und schwere Bomber warfen mehr als 3.300 Tonnen Bomben auf das Zielgebiet. Wieder fielen Bomben auch auf die amerikanischen Stellungen, 111 Soldaten kamen dabei ums Leben und 490 Mann wurden verwundet. Die Fehlabwürfe resultierten aus mehreren Umständen, dem kleingehaltenen Zielbereich und dem Wind, der den Bombenrauch in die amerikanischen Positionen blies. Einige Flugzeugbesatzungen warfen daher ihre Last voreilig in den Rauch ab, ohne ihr Ziel genau anzuvisieren. Die Opfer, die das friendly fire kostete, waren aber dennoch wahrscheinlich geringer als die zusätzlichen Verluste, die ohne Bombereinsatz durch das deutsche Abwehrfeuer entstanden wären.
Die Kampfeinheiten erholten sich schnell von der Bombardierung. Trotz schwerer Verluste in einigen Verbänden musste nur ein Bataillon ersetzt werden, alle anderen griffen an diesem Morgen an, teilweise allerdings verspätet. Aber gegen 11:00 Uhr lief der Angriff wie vorgesehen weiter.
Die deutschen Einheiten waren vom Bombensturm hart getroffen worden. Die Eliteeinheit der Panzerlehrdivision war fast vollständig aufgerieben. Panzer lagen umgekippt an den Straßen, Stellungen waren zerstört und die Überlebenden irrten oftmals orientierungslos durch das Gelände, so dass die Kommandostruktur in weiten Teilen zusammenbrach. Etwa zwei Drittel der Divisionen waren dem Angriff zum Opfer gefallen.
Bedingt durch das vorsichtige Vortasten durch die verteidigten umliegenden Gebiete, die mit ihren Hecken und Gräben hervorragende Deckungen für die Deutschen boten, kam die amerikanische Infanterie anfangs nur relativ langsam voran. Obwohl es nur wenige Verteidiger gab, waren sie nicht zu unterschätzen. Mehr und mehr wich aber die Front nach Osten zurück, so dass am ersten Tag etwa 3,5 Kilometer Landgewinn auf Kosten von mehr als 1.000 Opfern gemacht wurden. Am 26. Juli verlief der weitere Vorstoß etwas schneller, und die Amerikaner waren mehr als 7 Kilometer nach Osten vorgedrungen.
Durch- und Ausbruch vom 27. Juli bis 4. August
Collins spielte mit dem Gedanken, dass ein früherer Ausbruch unabdingbar wäre und unterrichtete am Morgen des 26. Juli die drei Divisionskommandeure darüber. Dies war eine bedenkliche Entscheidung, denn ein zu früher Einsatz für den Durchbruch vor dem Aufweichen der deutschen Frontlinie würde damit enden, dass die Einheiten den vorgesehenen Vorstoßkeil überschwemmen und in einen Stau gerieten und damit einen Teil ihrer Kräfte darin verbrauchen würden. Andererseits könnte bei einer zu langen Wartezeit der Durchbruch langsamer als vorgesehen erfolgen. Dies wiederum könnte den Deutschen die Möglichkeit geben, schnell Nachschub heranzuführen oder sogar einen Gegenangriff auszuführen.
Am 27. Juli wurde dann die volle Stärke aller drei Divisionen in die Schlacht geworfen. Die Front der deutschen Einheiten vor dem VII. Korps wurde durchbrochen, indem die amerikanischen Fahrzeuge gegen den brechenden deutschen Widerstand vorrückten. Die Frontlinie beim VIII. Korps begann ebenfalls zu bröckeln, als die deutschen Einheiten sich aus Angst vor einer Einkesselung zurückzuziehen begannen. Die Richtigkeit von Collins Entscheidung bestätigte sich am 28. Juli, als das VIII. Korps mehr als 19 Kilometer Landgewinn verzeichnete und die 4. Panzerdivision die wichtige Straßenkreuzung von Coutances einnahm, die direkt hinter der deutschen taktischen Verteidigungszone lag. Dort schloss sich das VIII. Korps Pattons Leitung an. Bis zum 30. Juli hatte die 4. Panzerdivision Avranches genommen und damit die deutschen Widerstandsnester im Norden der Cotentin-Halbinsel abgeschnitten und eingeschlossen. Unterdessen hielten die Kanadier mit ihrem II. Korps die Deutschen im Osten an ihren Positionen auf, indem sie sie in heftige Kämpfe verwickelten. Zu der Zeit existierte keine einheitliche deutsche Frontlinie mehr, die der 1. Armee im Wege stand und so durchdrangen deren vorrückende Einheiten unverteidigtes Gebiet. Vier Divisionen des VIII. Korps konnten bis zum 4. August bis hinter Avranches vorstoßen. Das gut zu verteidigende Land des Bocage lag nun hinter ihnen, so dass ab jetzt die Mobilität der amerikanischen Einheiten das Kampftempo und die Schlachtrichtung bestimmte.
Montgomery, der Kommandeur der alliierten Bodentruppen, verkündete am 4. August eine generelle Änderung im weiteren Invasionsplan. Anstatt die 3. US-Armee in die Bretagne zur Eroberung der Atlantikhäfen zu beordern, wurde ihr größter Teil in Anbetracht des deutschen Zusammenbruchs nach Osten geschickt. Auch die 1. Armee operierte weiter östlich und die Briten und Kanadier setzten ihre Angriffe im Osten und nach Süden fort um die restlichen deutschen Truppen einzuschließen. Damit hatten die Kämpfe, die schließlich zum Kessel von Falaise und einem schnellen Vorstoß durch Nordfrankreich führen sollten, begonnen.
Auswirkungen der Operation Cobra
Die Operation Cobra war ein Unternehmen, das viele Änderungen brachte und die Kämpfe um die Normandie beendete, um den schnellen Vorstoß durch Nordfrankreich einzuleiten, der bis etwa Mitte September 1944 andauerte. Der alliierte Vorstoß endete schließlich nicht durch deutschen Widerstand sondern aufgrund Ausrüstungsmangels. Die alliierten Truppen waren das Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden und überforderten die Möglichkeiten ihrer Logistik.
Ironischerweise konnte das VIII. Korps das Ziel der schnellen Einnahme der bretonischen Atlantikhäfen während der Schlacht um die Bretagne nicht erreichen. Brest konnte von den Deutschen bis Ende September gehalten werden, Lorient und St. Nazaire sogar bis in den Mai 1945. Da aber schon im August Marseille den Alliierten unzerstört in die Hände fiel, war dies irrelevant, was Montgomery in seiner Entscheidung vom 4. August auch so anführte.
Die Auswirkungen der Operation waren weitreichender als vorher angenommen, oder wie Bradley sagte: „[Cobra] had struck a more deadly blow than any of us dared imagine“ (deutsch: „[Cobra] hatte einen tödlicheren Schlag ausgelöst, als sich irgendeiner von uns vorzustellen gewagt hätte“). Dies war als Anerkennung der Flexibilität und Mobilität der alliierten Armeen gedacht sowie für die Aufrechterhaltung des Vorstoßes so lange und so weit wie möglich.
Am Mittag des 1. August wurde die 3. Armee aktiviert und das VIII. Korps kam wie geplant unter deren Oberkommando. Das Oberkommando über die 1. Armee übernahm General Courtney Hodges. General Bradley, der bisher die 1. Armee befehligt hatte, übernahm das Kommando über die neu gegründete 12. US-Heeresgruppe, welche aus der 1. und 3. Armee bestand.
Nach dem Zusammenbruch der Verteidigungsfront in der Normandie flohen die deutschen Truppen mit allem, was sie in der Eile finden konnten. Die alliierte Luftstreitmacht setzte ihnen erheblich zu, indem Straßen, Brücken und Eisenbahnschienen angegriffen und stark beschädigt wurden. Damit schränkten sie die Rückzugsgeschwindigkeit der Deutschen erheblich ein. Etliche Haupteinheiten wurden im Kessel von Falaise eingeschlossen.
Diese Niederlage war eine der größten für die Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Die Verluste beliefen sich auf über 400.000 Soldaten, 1.500 Panzer und Lafettenfahrzeuge. Letztendlich wurden 25 Divisionen praktisch komplett ausgeschaltet. Während der Ausbruchsphase waren die Verluste deutlich höher als in den vorherigen statischen Schlachten, so multiplizierte sich der deutsche Verlust an Panzern im August, verglichen mit den Daten vom Juni und Juli. Die deutschen Panzerdivisionen erreichten die deutsche Grenze vollkommen ausgebrannt und ohne Panzer.
Das am 2. Juli 1944 eröffnete Personal-Karussell im Führungsstab setzte sich fort, als der OB West (Oberbefehlshaber aller deutschen Einheiten an der Westfront), Generalfeldmarschall Günther von Kluge als Folge der Niederlage und des fehlgeschlagenen Gegenangriffes (Unternehmen Lüttich) bei Hitler in Ungnade fiel. Hitler wurde von Seiten der SS zugetragen, dass von Kluge möglicherweise die Kapitulation seiner Einheiten vorbereiten würde. Er wurde am 17. August durch Walter Model ersetzt, der wiederum Anfang September von Gerd von Rundstedt abgelöst wurde. Von Rundstedt war am 2. Juli angeblich altersbedingt von eben diesem Posten durch Adolf Hitler abgesetzt worden. Die Absetzung folgte einem Vorschlag von Rundstedts und Erwin Rommels (Oberbefehlshaber Heeresgruppe B), die Front auf eine Linie südlich von Caen zurückzuverlegen und zu stabilisieren, was die folgende Operation Cobra erheblich gefährdet hätte.
Sowohl Erwin Rommel als auch Günther von Kluge waren zumindest teilweise in Umsturzpläne eingeweiht, die im Zusammenhang mit dem Claus Schenk Graf von Stauffenbergs Attentat gegen Hitler am 20. Juli 1944 standen. Kluge nahm sich am 19. August 1944, kurz nach seiner Ablösung durch Model, das Leben. Rommel, dem am 14. Oktober 1944 zwei Generäle im Auftrag Hitlers den Suizid nahe legten, beging ebenfalls Selbstmord.
Bis zum 25. August hatten alle in die Normandieschlacht eingebundenen alliierten Einheiten die Seine erreicht und auch Paris eingenommen, so dass die Angst der Oberkommandierenden vor einem Stellungskrieg von einer Siegeseuphorie abgelöst wurde. Alle glaubten nun, dass der Krieg praktisch schon gewonnen wäre. Die Alliierten setzten ihren schnellen Vorstoß durch Nordfrankreich fort, aber mit der kurzsichtigen Entscheidung auf die Einnahme von Antwerpen vorerst zu verzichten und vorher die Operation Market Garden zu starten. Nach Erwin Rommel, der schon Anfang Juli einen Separatfrieden im Westen vorschlug, erklärte nun auch der „neue“ OB West (Oberbefehlshaber aller deutschen Einheiten an der Westfront) Gerd von Rundstedt, dass es besser wäre, nun in Friedensverhandlungen einzutreten.
Literatur
- Steven J. Zaloga: Operation Cobra 1944. Breakout from Normandy. Osprey Military, Oxford 2001, ISBN 1841762962
- William Yenne, Bill Yenne: Operation Cobra and the Great Offensive. Sixty Days That Changed the Course of World War II. Pocket Books, New York 2004, ISBN 0743458826
- Christopher Pugsley: Operation Cobra. Sutton, Strout 2004, ISBN 0750930152
- Percy E. Schramm: Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1944-1945. 8 Bde. Bernard & Graefe, Bonn 1990, ISBN 3763759336
Weblinks
- Operation Cobra (englisch)
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