- Rollstuhlpretender
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Bei der Klinikerotik handelt es sich um einen Sammelbegriff aus dem Bereich des BDSM. Hierbei werden sexuelle Praktiken, im Kontext mit Situationen von ärztlichen Behandlungen, Krankenhausaufenthalten oder medizinischen Untersuchungsmethoden meist in ein erotisches Rollenspiel, beispielsweise als Arzt und Patient, zwischen einvernehmlichen Sexualpartnern einbezogen. Eine Verbindung zum sexuellen Fetischismus kann sich neben der Wahl der Materialien auch in den Kostümen selbst ausdrücken, die häufig auch aus Latex hergestellt werden.
Der Begriff wird oft synonym zu Doktorspiel, Kliniksex oder Weiße Erotik gebraucht. Letzterer Ausdruck leitet sich von der für medizinisches Personal stereotypischen weißen Kleidung ab. Der englische Begriff Medical Play kann sowohl das erotische Rollenspiel wie auch Rollenspiele bezeichnen, die beispielsweise mit Kindern zur schonenden Einstimmung und Vorbereitung auf Krankenhausaufenthalte oder Untersuchungen durchgespielt werden.[1]
Inhaltsverzeichnis
Ausprägungen
Je nach Wünschen der Beteiligten gestalten sich entsprechende Rollenspiele und die in deren Verlauf angewandten Praktiken höchst unterschiedlich. Die Bezeichnung Klinikerotik deckt sowohl einfache Spielarten ab, bei denen sich einer der Partner schlicht einen Arztkittel anzieht bis hin zur Anwendung medizinischer Geräte und Hilfsmittel wie Spritzen, Blasenkatheter, Gummihandschuhe, Zäpfchen, Fieberthermometer und Einläufe, aber auch simulierte Operationen und Hypnose können Teil des Rollenspiels sein.
Klinikerotik steht in einem direkten Zusammenhang mit Phantasien und Vorstellungen zum Kontrollverlust. Das Gefühl der Ohnmacht Ärzten und Pflegenden gegenüber, die Unterwerfung unter ihre Entscheidungen, sowie die Vorstellung eines absoluten Zwangs, dem man als "Patient" unterliegt wird im Spiel zwischen den Beteiligten in einen erotischen Akt transferiert. Das Gefühl der Wehr- und Hilflosigkeit wirkt auf manche Menschen erotisch stimulierend, für sexuelle Fetischisten kann auch die Anwendung von Gummi- oder Latexhandschuhen und die Kostümierung an sich eine Stimulanz bedeuten.
Oftmals finden bei Spielen aus dem Bereich der Klinikerotik für BDSM typische Aspekte wieder, wie z. B. das Fesseln des "Patienten" an ein Bett oder der Zwang, sich bestimmten Forderungen und Vorgaben zu unterwerfen. Durch die Anwendung medizinischer Utensilien kommt es zu konkretem körperlichen Zwang. Grundlage sämtlicher Handlungen ist stets Einvernehmlichkeit, die Ausübung körperlicher und geistiger Übermacht über den Partner ist oft fester und von allen Beteiligten angestrebter Bestandteil des Spieles (vgl. Safe, Sane, Consensual).
Praktiken der Klinikerotik
Typische Praktiken, die auch in anderen erotischen Rollenspielen und im BDSM eingesetzt werden sind beispielsweise Klismen, Nadelungen, Prostatamassagen, simulierte Operationen oder Kastrationen und die Verwendung einfacherer Hilfsmittel wie Verbandsmaterialien zu Fixierung, Gummihandschuhen und Desinfektionsmittel als haptischen, optischen und/oder olfaktorischen Reiz. Darüber hinaus gibt es etliche Praktiken, die mit einem höheren Risiko verbunden sind und die nicht ohne entsprechende Erfahrung eingesetzt werden sollten.
Einspritzungen
Auf- oder Unterspritzen der weiblichen oder männlichen Brust, der Brustwarzen, Labien, Klitorisvorhaut oder Penisvorhaut ist eine häufig erwähnte Praktik der Klinikerotik und erscheint auch vielfach in der erotisch-fiktiven sadomasochistischen Literatur. Wie häufig diese Praktiken tatsächlich angewandt werden ist unklar. Die Auf- und Unterspritzungen, bzw. die Infusion größerer Mengen Flüssigkeit, meist sterile Kochsalzlösung ist aus hygienischer und physiologischer Sicht nicht ungefährlich.
- Hauptartikel: Hodensackinfusion
Eine vieldiskutierte und risikoreiche Praktik in der Klinikerotik ist die Hodensackinfusion. Hierbei wird sterile Kochsalzlösung langsam in den Hodensack des Mannes infundiert. Dies führt zu einem geschwollenen, schwer hängenden Hodensack, was bei entsprechenden Vorlieben als erotisch empfunden wird. Diese Praktik zählt auch zum Bereich des Cock and Ball Torture.
Harnröhrenstimulation
- Hauptartikel: Harnröhrenstimulation
Die Reizung des Harnröhreneingangs und die Dehnung der Harnröhre wird von einigen Menschen als erregend empfunden, darüber hinaus kann auch die Kontrolle über die Blase über Katheter in einem Machtgefälle als lustvoll empfunden werden. Im weitesten Sinne gehört die Blasenspülung ebenfalls in diesen Bereich.
Dentalerotik
Dentalerotik bezeichnet das erotische Rollenspiel als Zahnarzt und Patient, hierbei werden Geräte aus der Zahnmedizin eingesetzt, beispielsweise Kieferspreizer und Spiegel, aber auch Betäubungsspritzen um das Gefühl der Wehrlosigkeit zu verstärken.
Abgrenzung zu BIID
Hauptartikel: Body Integrity Identity Disorder (BIID)
Neben dem rollenspielerischen Umgang mit medizinischen Geräten und Szenarien kann im Rahmen einer BIID, einer vom tatsächlichen körperlichen Zustand abweichende Körper- oder Sinneswahrnehmung, der Umgang mit klinischen Geräten, Rollstühlen, Prothesen etc. gewünscht wird. Die Menschen mit dieser Störung werden als Wannabes oder Pretender bezeichnet und im Allgemeinen nicht zu den Klinikerotikern gerechnet, auch wenn leichtere Formen deutliche Parallelen zum Rollenspiel zeigen.
Einzelnachweise
- ↑ Children's Hospital of Philadelphia: Goals of medical play to ease anxiety during medical experiences
Literatur
- Matthias T. J. Grimme (Hrsg.): 'Das SM-Handbuch Spezial. Teil 1, Charon Verlag 2005, ISBN 393140644X
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