Roman von Prochazka

Roman von Prochazka

Roman Freiherr von Procházka (* 20. November 1900 in Prag; † 1990 in München) war ein böhmischer Rechtsanwalt, Genealoge und Autor.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Er war der Sohn des österreichischen Ministerialrats, Komponisten und Autors Rudolf Freiherr von Procházka (1864-1936), Mitglied des Prager Konservatoriums, Vizepräsident und Geschäftsführer der Prager Musikprüfungskommission, Landesmusikreferent, Gründer des Vereins „Deutsche Akademie für Musik und darstellende Kunst“ sowie Gründer und Präsident der deutschen Musikhochschule zu Prag, und der Antonia Ludmilla Gundling (1861-1945), Schriftführerin der Gesellschaft vom Roten Kreuz, Vorsitzende des Frauenhilfsvereines im Königreich Böhmen und Präsidentin des „Klubs deutscher Künstlerinnen“ in Prag. Die Mutter kam im tschechischen Konzentrationslager im Brewnower Klosterhof zu St. Margareth ums Leben.

In erster Ehe war er vom 17. Oktober 1936 bis 17. April 1937 mit Elisabeth Thomaset verheiratet. In zweiter Ehe heiratete er am 19. April 1941 Anna Krzesaldo von Lindenstand. Aus dieser zweiten Ehe stammen die beiden Töchter Isabella und Marietta.

Leben

Nach seinem Schulabschluss an der „Graf Straka-Akademie“, einem Prager Knabeninternat für den böhmischen Adel, nahm er gleich am Ersten Weltkrieg teil. Danach studierte er ab 15. Januar 1919 bis 1923 Rechtswissenschaft an der deutschen Karl-Ferdinands-Universität zu Prag.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war Procházka zwei Jahre lang als österreichischer Konsul in Addis Abeba (Äthiopien, damals „Abessinien“ genannt) tätig, bis er im Februar 1934 abberufen wurde, da einige seiner Aktivitäten „nicht mit dem diplomatischen Amt vereinbar waren“.[1] [2] Zurück in Österreich schrieb er sein Buch „Abessinien: die schwarze Gefahr“ (Wien 1935), das in mehrere Sprachen übersetzt (u.a. Englisch und Italienisch) und auch im Ausland verlegt wurde.

Bis etwa 1960 blieb er in Prag, bis er dann endlich nach München auswandern konnte. Dort wurde er Mitarbeiter des Auktionshauses „Graf Klenau OHG“. In seiner Freizeit betätigte sich Procházka als Historiker und Genealoge und war Autor zahlreicher Beiträge in genealogischen Fachzeitschriften und einiger genealogischer Bücher.

Quellen

  1. Aleme Eshete: Origin of Tribalisation of Ethiopian Politics: From Fascism to Fascism
    Anmerkung: Hier wird ihm Nähe zum nationalsozialistischen Gedankengut unterstellt. Wahrscheinlicher ist, dass es sich bei Procházka eher um konservatives kolonialistisches Denken handelte.
  2. J. Calvitt Clarke: Mutual interests? Japan and Ethiopia before the italo-ethiopian war, 1935-36

Ehrungen

Die „Zentralstelle für Personen und Familiengeschichte“ verlieh im am 16. Februar 1979 die Silberne Verdienstmedaille und seit 1980 war er Ehrenmitglied bei der „Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft Adler“ in Wien.

Procházka war Komtur des Ritterordens vom Heiligen Georg in Kärnten für München, Freising und Altbayern und am 25. September 1979 wurde er zum „Großkreuzritter der Justiz“ ernannt.

Werke (Auswahl)

  • Abessinien: die schwarze Gefahr. Saturn Verlag, Wien 1935 - Italienische Ausgabe: Abissinia pericolo nero, Vorwort von Ottavio Dinale, Verlag Bompiani, Mailand 1935 - Englische Ausgabe: Abyssinia: The Powder Barrel, British International News Agency, London 1936
  • Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien, Hauptband. Verlag Degener & Co, Neustadt (Aisch) 1973, ISBN 3-7686-5002-2
  • Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien; Ergänzungsband. Vorstand des Collegium Carolinum (Hrsg.), R. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1990, ISBN 3-486-54051-3
  • Die staatsrechtliche Stellung und kulturpolitische Bedeutung des historischen böhmischen Herrenstandes. In: „Bohemia“, Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, Karl Bosl (Hrsg.), 22. Jahrgang, Heft 1/1981
  • Österreichisches Ordenshandbuch, Graf-Klenau-OHG (Hrsg.), München 1974
  • Meine 32 Ahnen und ihre Sippenkreise, Bibliothek familiengeschichtlicher Arbeiten, Band 7, Verlag Degener & Co, Leipzig, 1928
  • Physiognomie und Phänotyp der Gundlinge; Eine erbbiologische Studie durch sechs Jahrhunderte, in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, 31. Jahrgang, Heft 19, August 1965

Literatur

  • A. Fischer: Widmung für Roman Freiherr von Procházka, in: „Sudetendeutsche Familienforschung“, Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher (Hrsg.), Jahresheft 1980, 22. Jahrgang, ISSN 0943-8807
  • Rudolf Hemmerle: Roman Freiherr von Procházka, Genealoge: 95. Geburtstag, 1995

Weblinks


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