Romankalk

Romankalk

Romanzement (oder Romankalk) ist ein heute nur mehr in der Restaurierung und im Wasserbau gebräuchlicher historischer Baustoff.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Romanzement ist ein hydraulisches (im Wasser härtendes) Bindemittel, der über eine sehr kurze Abbindezeit verfügt. Romanzement ist kein Zement im heutigen Sinn, sondern mit hochhydraulischen Kalken (Wasserkalk) oder Trass und anderen Puzzolankalken vergleichbar.

Geschichte

Seit der Antike ist bekannt, dass Kalkbindemittel, die aus natürlichen mit Tonen verunreinigten Kalken (Kalkmergeln) gebrannt werden, oder denen man Ziegelmehl zusetzt, hydraulische Eigenschaften aufweisen. Die geschah jedoch auf dem Erfahrungsschatz, erst der Engländer John Smeaton (1724–1792) wies 1759 dezidiert darauf hinauf, dass auf die Zugabe von puzzolanischen (vulkanischen) Zusatzstoffen verzichtet werden kann, und benutzte 1774 solchen Kalk beim Bau des Leuchtturms von Eddystone.[1] Auf diese Entdeckung gestützt, erfand der Engländer James Parker (vor 1780–nach 1807)[2] von Northfleet ein hydraulisch erhärtendes Produkt, das er aus dem nahe London abgebauter Septarienton, einem sehr stark tonhaltigen Kalkmergel, gebrannt hatte, und ließ ihn als Romancement patentieren. Zuvor wurden puzzolanische Zusatzstoffe als ‚Zement‘ bezeichnet, ‚Romancement‘ war aber das Bindemittel selbst. Der Rohstoff wurde dabei knapp bis zur Sinterung erhitzt. Natur und Wirkungsweise wurde 1830 durch Johann Nepomuk von Fuchs wissenschaftlich aufgeklärt[1]

Nun war man für hydraulische Baustoffe nicht mehr auf die Suche oder den Import vulkanischer Bestandteile, oder das aufwändige Zerkleinern von Ziegel angewiesen, daraufhin begann in vielen Ländern die Suche nach natürlichen tonhältigen Kalken mit guten Hydraulizität. Die Fabrikation verbreitete sich von England schnell über andere Länder, weil man jetzt das Material mit Sicherheit zu finden wusste. Romanzement war von 1800 bis 1850 das in Europa bevorzugt verwendete Bindemittel, bevor es durch den ebenfalls in England erfundenen Portlandzement abgelöst wurde (auch dieser war ursprünglich nach dem Patent von Joseph Aspdin 1825 kein „echter“ Zement im heutigen Sinne, sondern künstlicher Romanzement – bis zur Sinterung überbrannter Zement ist erst seit Isaac Charles Johnson um 1850 bekannt)[3].

Heutige Verwendung

Im Unterschied zum Portlandzement ist – qualitativ hochwertiger – Romanzement frei von Gips (schwefelsaurem Kalk) und Zement (kieselsaurem Kalk). Heute wird Romankalk für den Bedarf der Baudenkmalpflege (Wandmalerei, historische Böden, Färbelungen[4]) vertrieben. Wegen der Schwefelfreiheit und dem schnellen Versteifen wird er auch zum Abdichten von Quellen, Wassereinbrüchen sowie für Bauten im fließenden Wasser verwendet.

Literatur

  • Friederike Klemm: Romanzement - Ein fälschlicherweise verloren geglaubter Baustoff des 19. Jahrhunderts?. In: Restauro. 113, Nr. 6, 2007, ISSN 0933-4017, S. 372-376 (IRB Z 1681, baufachinformation.de). 
  • Kremer Pigmente GmbH & Co. KG (Hrsg.): 31210 Romanzement. In: Mörtel und andere Baustoffe. (Produktbeschreibung). 

Einzelnachweise

  1. a b Eintrag Zement. In: Meyers Konversationslexikon. 4 Auflage. 16 Uralsk - Zz, 1885-1892, S. 866 (Webretro, RetroBib). 
  2. vergl. James Parker (cement maker). Wikipedia. Abgerufen am 8. November 2008. (engl.)
  3. Florian Riepl: Die wirtschaftliche und technologische Entwicklung der Zementindustrie unter besonderer Berücksichtigung der Verdienste von Hans Hauenschild. Wien Juni 2008, Die Geschichte der Zemententwicklung von den frühen Anfängen bis zur Erfindung des Portlandzements – 3.6 Die Entwicklung des Portlandzements, S. 23ff (pdf, othes.univie.ac.at ; Diplomarbeit). 
  4. 31900 Romankalk - Wandschlämme H 1. Kremer Pigmente. Abgerufen am 8. November 2008. (Details, Sicherheitsdatenblatt)

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