Romeo and Juliet

Romeo and Juliet
Romeo und Julia auf einem Gemälde von Ford Madox Brown

Romeo und Julia (engl. Kurztitel Romeo and Juliet) ist eine 1597 veröffentlichte Tragödie von William Shakespeare, welche die Geschichte zweier junger Liebender schildert, die verfeindeten Familien angehören. Das mit einem Doppelfreitod Romeos und Julias endende Drama ist eines der berühmtesten Shakespeares[2] und eine der berühmtesten Liebesgeschichten der Weltliteratur überhaupt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Erster Akt

  • Vorspruch bzw. Prolog: Das Drama beginnt mit einem Prolog in Form eines Sonetts, in welchem dem Publikum mitgeteilt wird, dass die unter einem unglücklichen Stern stehenden (star-crossed) Liebenden Romeo und Julia verfeindeten Familien angehören, sterben werden und durch ihren Tod ihre streitenden Familien versöhnen werden.
  • 1. Szene – Verona, ein öffentlicher Platz: Diener der verfeindeten Häuser Capulet und Montague beginnen auf einem öffentlichen Platz Veronas Streit. Benvolio, der Neffe Montagues, will einen Kampf verhindern, doch Tybalt, der Neffe Capulets, fordert auch ihn zum Kampf auf. Schnell ist eine große Menschenmenge beteiligt, Parteigänger eilen hinzu, schließlich auch die Oberhäupter der Familien. Der Prinz von Verona ist außer sich vor Wut über den öffentlichen Kampf und verhängt für zukünftige derartige Vorfälle die Todesstrafe. Romeo Montague war nicht bei dem Kampf dabei, seine Eltern erkundigen sich bei Benvolio nach ihm. Sie erfahren, dass er in Rosalinde verliebt ist und einsam durch die Landschaft streift. Romeo erscheint selbst, Benvolio möchte ihm aus seiner Melancholie heraushelfen, doch Romeo wehrt alle Versuche seines Freundes mit intelligenten Wortspielen ab.
  • 2. Szene – Verona, eine Straße: Graf Paris hält bei Capulet um Julias Hand an. Capulet ist darüber zwar erfreut, hat aber Bedenken, dass die noch nicht vierzehnjährige Julia noch zu jung für eine Heirat sei. Deshalb lädt er den Freier für den Abend zu einem großen Fest ein, bei dem er beginnen soll, Julias Gunst zu erringen. Ein Diener bekommt eine Gästeliste und soll in Verona Einladungen verteilen. Der des Lesens unkundige Diener fragt die herbeikommenden Romeo und Benvolio, ob sie ihm die Namen vorlesen könnten. Rosalinde wird auch da sein, deshalb überredet Benvolio Romeo, mit ihm maskiert auf das Fest der Capulets zu gehen und seine Angebetete mit anderen anwesenden Schönheiten zu vergleichen.
  • 3. Szene – Verona, Capulets Haus: Lady Capulet lässt sich von Julias Amme, einer sehr geschwätzigen Person, ihre Tochter herbeiholen. Sie sagt Julia, dass Graf Paris um sie angehalten habe und sie ihn auf dem abendlichen Fest kennenlernen werde. Die Amme ist begeistert, doch Julias Reaktion ist sehr zurückhaltend, sie sagt aber zu, dass sie sich den Freier anschauen werde.
  • 4. Szene – Verona, vor Capulets Haus: Romeo und seine Freunde Benvolio und Mercutio haben sich maskiert und sind bereit, auf das Fest der Capulets zu gehen. Die Freunde wollen Romeo mit schlüpfrigen Wortspielen aus seiner Liebesmelancholie reißen. Vor allem Mercutio tut sich hervor mit einer langen phantastischen Rede über Queen Mab, die Hebamme der Elfen. All das aber kann Romeo nicht aus seiner düsteren Stimmung reißen: Er hat eine Vorahnung seines bald bevorstehenden Todes.
  • 5. Szene – Verona, eine Halle in Capulets Haus: Capulet heißt seine Gäste willkommen, ob eingeladen oder nicht. Romeo erblickt Julia und ist auf den ersten Blick in sie verliebt. Er ist überzeugt, noch nie eine solche Schönheit erblickt zu haben. Tybalt hört ihn reden und erkennt ihn an seiner Stimme. Er will sofort kämpfen, doch Capulet, Tybalt zurechtweisend, lässt Romeo bleiben, den er sogar ausdrücklich als Ehrenmann lobt. Romeo hat sich inzwischen Julia genähert, ihre beiden Hände berühren einander, dann werden Küsse getauscht. Die Verse der Liebenden formen sich wie von selbst zu einem Sonett: Vorerst bildet Romeos Text ein Quartett, dann Julias, das letzte Quartett wird von beiden gebildet. Romeo muss gehen, erfährt aber noch, dass Julia, in die er sich verliebt hat, eine Anhängerin seines einzigen Feindes ist. Auch Julia erfährt, dass sie ihr Herz an einen Mann aus dem gegnerischen Haus verloren hat.

Zweiter Akt

  • Vorspruch: In einem Sonett wird dem Publikum noch einmal die Situation der Liebenden vor Augen gestellt: Verliebt in den Feind. Zugleich deutet das Gedicht an, dass die Leidenschaft der beiden Wege finden wird, ihre Liebe trotz der ungünstigen Umstände zu verwirklichen. Einige Ausgaben des Stückes stellen dieses Sonett nicht an den Anfang des zweiten Akts, sondern an das Ende des ersten.
  • 1. Szene – Verona, eine Straße bei Capulets Garten: Romeo, den es zu Julia zieht, verbirgt sich im Garten vor seinen Freunden, die ihn vergeblich suchen. Mercutio, wie es seine spöttische Art ist, beschwört den liebeskranken Romeo, als sei dieser ein verwirrter Geist, und macht anschließend derbe Andeutungen. Als sich Romeo nicht zeigt, gehen Benvolio und Mercutio ohne ihn heim.
  • 2. Szene – Verona, Capulets Garten: Julia erscheint auf einem Balkon(In keiner Fassung wird explizit ein Balkon genannt, dennoch geht man von einem Balkon aus.). Romeo hört, wie sie von ihrer Liebe für ihn spricht, er tritt hervor und gesteht auch ihr seine Liebe. Julia ist erschrocken, aber auch beglückt, will jedoch von Romeo wissen, ob er es ernst meint. Wiederholte Schwüre von ihm unterbindet sie, ihr ist allein wichtig, ob er auf eine ehrenhafte Verbindung, also eine Ehe, aus ist. Die Liebenden verabreden, sich bereits am nächsten Tag trauen zu lassen, Julias Amme wird ihm Bescheid geben.
  • 3. Szene – Verona, Bruder Lorenzos Zelle: Lorenzo ist bei der Arbeit, er bewirtschaftet den Garten der Mönche und offenbart hervorragende Kenntnisse der Heilpflanzen. Romeo kommt und bittet Lorenzo, die heimliche Vermählung mit Julia vorzunehmen. Lorenzo kritisiert Romeo zunächst, weil dieser Rosalinde so schnell vergessen habe, was Zweifel an der neuen Begeisterung erweckt. Dennoch willigt er ein, in der Hoffnung, durch diese Trauung den unseligen Streit der Familien endlich zu beenden.
  • 4. Szene – Verona, eine Straße: Mercutio und Benvolio fragen sich, wo Romeo ist, Tybalt hat ihren Freund nämlich zu einem Duell herausgefordert. Mercutio lässt in einer leidenschaftlich-spitzen Rede seine Verachtung für den seiner Meinung nach affektierten Duell-Fanatiker Tybalt erkennen. Romeo erscheint. Die Freunde ergehen sich eine Zeitlang in anzüglichen Wortspielen, bis endlich Julias Amme erscheint, die erst einmal Mercutios böse Scherze ertragen muss. Romeo teilt der Amme mit, dass die Hochzeit in einer Stunde in Bruder Lorenzos Zelle vollzogen werde.
  • 5. Szene – Verona, Capulets Garten: Julia wartet ungeduldig auf die Amme. Diese lässt das junge Mädchen nach ihrer Ankunft erst einmal etwas zappeln, bevor sie ihr mitteilt, wann und wo die heimliche Hochzeit stattfinden werde.
  • 6. Szene: – Verona, Bruder Lorenzos Zelle: Lorenzo freut sich über die Vermählung Romeos und Julias, er ist inzwischen völlig überzeugt, den jahrelangen Streit so beenden zu können. Dennoch ermahnt er seinen Schützling Romeo noch einmal zur Mäßigung. Julia erscheint, man geht in Lorenzos Zelle.

Dritter Akt

  • 1. Szene – Verona, ein öffentlicher Platz: Benvolio bittet Mercutio mit ihm heimzugehen: Es sei ein heißer Tag, Anhänger der Capulets suchten Streit. Mercutio stellt Benvolio scherzhaft als streitlustigen Charakter dar und macht keine Anstalten den öffentlichen Platz zu verlassen. Tybalt kommt und fragt nach Romeo. Dieser erscheint, und Tybalt will ihn direkt zum Duell fordern, was Romeo, durch die heimliche Hochzeit nun mit Tybalt verwandt, ablehnt. Stattdessen will er Frieden stiften. Mercutio mischt sich ein und beginnt einen Fechtkampf mit Tybalt. Romeo geht zwischen sie, in diesem Moment bringt Tybalt Mercutio heimtückisch eine tödliche Wunde bei und flieht. Mercutio verflucht die streitenden Häuser und stirbt. Romeo ist außer sich vor Wut, als Tybalt zurückkehrt, zieht Romeo seinen Degen und tötet ihn. Er erkennt, was er getan hat, und flieht. Volk eilt herbei, auch die Oberhäupter der Familien. Benvolio berichtet dem Prinzen vom Hergang des Kampfes; Lady Capulet fordert, Romeo dürfe nicht leben, der Prinz aber bestraft ihn mit Verbannung, da Tybalt die Tat provoziert habe.
  • 2. Szene – Verona, Capulets Haus: Julia erwartet wieder ungeduldig die Ankunft der Amme. Diese erscheint und klagt, so dass Julia zunächst annehmen muss, Romeo sei tot. Als sie erfährt, dass Romeo Tybalt erschlagen hat, ist sie zunächst entsetzt, schnell wird ihr aber klar, dass Tybalt der Provokateur gewesen sein muss. Da Romeo verbannt ist, glaubt Julia, sie werde ihre Hochzeitsnacht nie erleben, doch die Amme bietet ihr an, zu Romeo zu gehen und ihn für diese Nacht zu ihr zu holen.
  • 3. Szene – Verona, Bruder Lorenzos Zelle: Romeo hat sich bei Lorenzo versteckt, er erfährt von seiner Verbannung und kann in ihr nur eine schlimmere Strafe als den Tod sehen, weil Verbannung die Trennung von Julia bedeutet. Die Amme erscheint, doch auch das bringt Romeo noch nicht zur Vernunft. Er will sich sogar töten, weil er glaubt, Julia könne den Mörder Tybalts nicht mehr lieben. Lorenzo nimmt ihm den Dolch fort und entwirft den Plan, dass Romeo in dieser Nacht zu Julia gehen und sich dann nach Mantua begeben soll. Romeo läßt sich überzeugen, dass noch Hoffnung besteht. Die Amme gibt ihm einen Ring von Julia und kann mit der Botschaft zurückgehen, dass Romeo diese Nacht zu Julia kommen werde.
  • 4. Szene – Verona, Capulets Haus: Paris bringt erneut seinen Antrag bei Capulet vor. Zunächst abwehrend, setzt dieser dann überraschend eigenmächtig die Hochzeit für Donnerstag – also drei Tage später – fest. Gräfin Capulet soll Julia in Kenntnis setzen.
  • 5. Szene – Verona, Capulets Garten: Nach der Hochzeitsnacht müssen sich Romeo und Julia trennen, denn die Lerche singt, ein Zeichen für den anbrechenden Morgen. Julia sagt, es sei die Nachtigall, um Romeo noch etwas bei sich zu behalten, doch als dieser einwilligt, dazubleiben und auch sterben zu wollen, willigt sie in seinen Abschied ein. Gräfin Capulet sucht Julia auf, um sie vom Entschluss des Vaters in Kenntnis zu setzen. Julia ist entsetzt und weigert sich. Capulet kommt hinzu und bringt sie mit groben Worten und der Drohung, sie zu enteignen, zum Schweigen: Ihr Wille zähle hier nicht. Als die Eltern gegangen sind, rät auch die Amme Julia zur Hochzeit mit Paris. Julia beschließt, Lorenzo um Rat zu fragen.

Vierter Akt

  • 1. Szene – Verona, Bruder Lorenzos Zelle: Paris bittet den überraschten Lorenzo, ihn am Donnerstag mit Julia zu vermählen. Julia erscheint, spricht ausweichend mit Paris, bis dieser voller Hoffnung geht. Julia bittet Lorenzo verzweifelt um einen Rat, finde er keinen, werde sie sich töten und zieht ein Messer. Lorenzo sieht eine Lösung: Er gibt Julia einen Schlaftrunk mit, der sie in einen scheintoten Zustand versetzen wird. Ihre Eltern werden sie bestatten, Romeo wird in der Zwischenzeit durch Lorenzos Mitbruder Markus benachrichtigt werden und sie aus der Familiengruft der Capulets befreien. Julia willigt ein.
  • 2. Szene – Verona, Capulets Haus: Capulet lässt bereits Gäste zur Hochzeit Julias laden. Julia erscheint und gibt vor, in die Heirat einzuwilligen. Der glückliche Capulet verkündet daraufhin überraschend, dass die Trauung bereits am Mittwoch stattfinden soll, zieht sie also einen Tag vor.
  • 3. Szene – Verona, Capulets Haus: Julia durchlebt Angst und Zweifel (Will der Mönch sie aus dem Weg räumen? Wird das Aufwachen in der Gruft ihr nicht den Verstand rauben?), in einer Vision erscheint ihr Tybalts Geist. Endlich trinkt sie das Mittel Lorenzos.
  • 4. Szene – Verona, Capulets Haus: Im Haus Capulets wird die Hochzeit vorbereitet. Capulet ist aufgeregt und mischt sich ein, die Amme will ihn zu Bett schicken. Der Morgen ist aber schon angebrochen, daher schickt Capulet die Amme Julia aufzuwecken.
  • 5. Szene – Verona, Capulets Haus: Die Amme findet die scheintote Julia. Capulet und seine Frau kommen dazu, alle sind entsetzt und klagen. Paris und Lorenzo kommen hinzu, Paris ist ebenfalls entsetzt, Lorenzo aber fordert die Trauernden auf Fassung zu bewahren und lässt die scheinbare Leiche in die Familiengruft überführen. Alle gehen ab. Der Diener Peter streitet noch etwas mit den für die ausgefallene Hochzeit engagierten Musikanten.

Fünfter Akt

  • 1. Szene – Mantua, eine Straße: Romeo hatte einen Traum, in dem er tot war und von Julia wieder zum Leben erweckt wurde; er deutet dies als gutes Zeichen. Er erwartet Nachrichten von Lorenzo, stattdessen erscheint sein Diener Balthasar, der ihm die Nachricht von Julias Tod überbringt. Romeo entschließt sich direkt, dem Schicksal zu trotzen und sich im Tod mit Julia wieder zu vereinen. Von einem verarmten Apotheker kauft er sich Gift und macht sich auf den Weg zur Gruft der Capulets.
  • 2. Szene – Verona, Bruder Lorenzos Zelle: Lorenzo erfährt, dass sein Mitbruder Markus den Brief an Romeo nicht zustellen konnte, eine plötzlich ausbrechende Pestwelle verhinderte es. Lorenzo eilt direkt zur Gruft, um Julia, die bald erwachen wird, herauszuholen und in seine Zelle mitzunehmen.
  • 3. Szene – Verona, ein Friedhof: Paris bringt Blumen auf den Friedhof, um sie für Julia vor die Gruft zu streuen. Sein Diener warnt ihn, dass jemand kommt. Paris verbirgt sich und sieht den zu allem entschlossenen Romeo, der beginnt, die Gruft aufzubrechen. Paris stellt Romeo zur Rede, dieser bittet ihn zu gehen, ansonsten werde er ihn töten. Paris weicht nicht, sie ziehen die Schwerter und kämpfen, Paris stirbt. Romeo erfüllt dessen letzten Wunsch, in der Gruft neben Julia liegen zu dürfen. Romeo betrachtet Julia und nimmt das tödliche Gift. Lorenzo kommt an, als Julia erwacht und den toten Romeo erblickt. Lorenzo flieht vor den anrückenden Wachen; Julia bleibt, küsst Romeos Lippen und ersticht sich mit seinem Dolch. Wachen und Volk eilen herbei. Montague sagt, seine Frau sei aus Betrübnis über Romeos Verbannung gestorben. Lorenzo berichtet dem Prinzen und den verbliebenen Oberhäuptern der Familien, was geschehen ist. Die alten Widersacher versöhnen sich erschüttert und beschließen ein Denkmal für die Liebenden zu errichten. Der Prinz spricht das Schlusswort: "For never was a story of more woe / Than this of Juliet and her Romeo." (dt.: "Denn nie gab es ein so herbes Los als Julias und ihres Romeos")

Entstehungszeitpunkt

Erste Quarto-Ausgabe von Romeo und Julia

Der genaue Entstehungszeitpunkt des Dramas ist unsicher, die Jahre 1591 bis 1596 wurden von Forschern vorgeschlagen. Später als 1597 kann es nicht entstanden sein, da in diesem Jahr die erste Quarto-Ausgabe des Stückes erschien. Externe Beweise (wie etwa eine nicht mehr abbrechende Reihe von Zitaten aus dem Stück in anderen Schauspielen ab 1598) legen eher ein späteres Datum nahe. Die stilistische Nähe zwischen Shakespeares Werk und dem Schauspiel Have With You To Saffron-Walden (1595) legt nahe, dass Romeo und Julia 1596 geschrieben wurde.[3]

Textüberlieferung

Ein Manuskript ist nicht überliefert. Es gibt im wesentlichen zwei Ausgaben, die die Grundlage für heutige Texteditionen bilden: Die erste Quarto-Ausgabe von 1597, eine sogenannte schlechte Quart-Ausgabe (vermutlich aus dem Gedächtnis von Schauspielern rekonstruiert), und die Quarto-Ausgabe von 1599, eine sogenannte gute Ausgabe, die vermutlich direkt auf Shakespeares Manuskript zurückgreift. Alle späteren Editionen gehen auf diese beiden Ausgaben zurück. Der Druck von 1597 enthält neben den üblichen negativen Aspekten schlechter Quartos (bedeutende Kürzungen, grobe Abweichungen, metrische Fehler, Wiederholungen usw.) eine Reihe ausgesprochen gut wiedergegebener Stellen. Der Druck von 1599 wurde nachlässig hergestellt und präsentiert eine Reihe zweifelhafter Passagen.[4]

Parallelen

Das Motiv der Liebenden, die durch widrige Umstände getrennt werden, wurzelt tief in Mythologie und Märchen. Beispiele für solche Liebespaare sind Hero und Leander, Pyramus und Thisbe, Tristan und Isolde, Floris und Blanchefleur und Troilus und Cressida. Das letztgenannte Paar wurde von Geoffrey Chaucer in seinem Epos Troilus and Criseyde dargestellt. Dieses Werk wirkte stark auf Shakespeares unmittelbare Vorlage ein, Arthur Brookes Epos The Tragical History of Romeus and Juliet von 1562. Sowohl Brooke als auch sein Landsmann William Painter mit Rhomeo and Julietta (1567) benutzten die französische Fassung von Pierre Boaistuau (1559), die wiederum auf Matteo Bandellos Romeo e Giulietta (1554) und Luigi da Portos Giuletta e Romeo (um 1530) zurückgreift.

Shakespeare arbeitete direkt mit Brookes Werk, was an einer Reihe fast wörtlicher Übernahmen zu erkennen ist. Ob er auch Painters Werk direkt benutzte, ist unklar, aber wahrscheinlich [5] (so übernimmt er etwa von Painter den Namen Romeo anstelle von Brookes Romeus). Im Wesentlichen folgt Shakespeare der Geschichte, wie Brooke sie präsentiert, wobei die doppelte Thematik (Familienfehde und Liebesgeschichte) von Shakespeare – im Gegensatz zu Brooke – direkt zu Beginn des Dramas und damit als bestimmend präsentiert wird. Die Rollen von Tybalt und Paris wurden von Shakespeare erweitert und vertieft. Bei Brooke entfaltet sich die Geschichte über einen Zeitrahmen von neun Monaten, bei Shakespeare werden daraus einige Tage.

Aspekte des Stückes

Romeo und Julia ist nicht nur ein Drama über Liebe, sondern ein literarisches Werk, das eine ganze Reihe von Problemen diskutiert.

Scheinliebe und echte Liebe

Shakespeare präsentiert Romeo in den ersten Szenen des Dramas als melancholischen Liebhaber. Romeo spielt hier eine Rolle, seine Liebe ist nicht wirklich gefühlt, sondern eine Pose. Darauf weist seine Sprache hin, die in der Tradition der Sonett-Mode der damaligen Zeit steht (zu der auch Shakespeare beitrug): Übertreibungen, Anspielungen, Paradoxien, endlose Beschwörungen der unerwiderten Liebe. Romeo ist, wie Samuel Taylor Coleridge schrieb, nicht in Rosalinde verliebt, sondern verliebt in seine eigene Idee.[6] Diese ichbezogene, narzisstische Liebe kontrastiert Shakespeare mit echter Liebe, die über Posen hinausgeht und eine radikale Änderung des eigenen Verhaltens fordert.

Ambivalenz von gut und schlecht

Das Drama beginnt mit der Darstellung eines schlechten Zustandes: Streit seit Urzeiten, der das Gemeinwesen in Mitleidenschaft zieht. Der Prinz von Verona ist der erste Charakter des Stückes, der diesen schlechten Zustand in einen guten verwandeln will (durch die Verhängung der Todesstrafe für zukünftige Kampfhandlungen). Er ist damit auch der erste Charakter, dessen gute Handlungen für die Charaktere selbst nicht absehbare schlechte Folgen haben. Bruder Lorenzo ist der Charakter, der diesen Aspekt des Dramas am deutlichsten verkörpert: Selbst aussprechend, dass gut und schlecht ambivalent seien (siehe 2.3.17–22), trägt er mit seinen von edlen Motiven motivierten Handlungen entscheidend zum Untergang der Liebenden bei.

Schicksal oder freier Wille

Shakespeares Drama wurde von vielen Forschern trotz der offensichtlichen dramatischen Qualitäten im Sinne der Tragödien-Definition als Fehlschlag gesehen[7], da nicht deutlich wird, weshalb die Liebenden untergehen: Sind sie von vornherein vom Schicksal zum Untergang bestimmt (der Prolog nennt sie direkt star-crossed) oder sind ihre Handlungen die Ursache ihres Scheiterns? Beide Ansichten haben ihre Verteidiger: W. H. Auden etwa listete penibel alle falschen Handlungen der Charaktere auf, um zu beweisen, dass sie selbst ihren Untergang bewirken.[8] Eine vermittelnde Position nimmt G. Blakemore Evans ein, der schreibt, dass gerade die Vermengung der Prinzipien Schicksal und freier Wille das Stück davor bewahrt, strukturlos oder moralistisch zu werden.[9]

Sprache und Stil

Romeo und Julia ist ein Frühwerk Shakespeares. Folgte er in den vorhergehenden Stücken (und an einzelnen Stellen dieses Stücks) noch sehr den vorherrschenden Konventionen im Gebrauch von Sprache und Rhetorik[10], so ist in Romeo und Julia eine neue Bandbreite an individuellen Stimmen und Sprechstilen zu beobachten: Romeo verwendet zunächst angelernte Sonett-Phrasen, bevor er zur leidenschaftlichen Sprache Julias findet; Bruder Lorenzo spricht in moralischen Sentenzen; die Amme schwatzt und plaudert; Mercutio ist der Meister der anzüglichen Gemeinheiten; Tybalt verwendet oftmals parataktische Sätze, die seine Aggressivität verdeutlichen.

Aufführungsgeschichte

Romeo und Julia war von Anfang an ein sehr beliebtes Stück, worauf die vielen Zitate in anderen Werken hinweisen. Der Erfolg setzte sich auch jenseits Englands fort: Romeo und Julia wurde von wandernden englischen Schauspieltruppen in deutscher Fassung in ganz Europa aufgeführt. (Für das ganze 17. Jahrhundert sind solche Aufführungen dokumentiert.)[11]

Als die Theater in der Restaurationszeit wieder öffneten, veranlasste William Davenant 1662 eine erste Aufführung von Shakespeares Drama. Kurze Zeit später machte James Howard aus dieser Aufführung eine Tragikomödie mit glücklichem Ausgang[12]; diese Fassung ist allerdings verschollen. 1679 hatte Thomas Otways Adaptation The History and Fall of Caius Marius ihre Erstaufführung. Das Stück spielt nicht mehr im Renaissance-Verona, sondern im antiken Rom, Romeo heißt Marius, Julia Lavinia, der Streit findet zwischen Patriziern und Plebejern statt. Otways Fassung war ein großer Erfolg und wurde über siebzig Jahre lang aufgeführt. Theophilus Cibber (1744) und David Garrick (1748) griffen bei ihren Bearbeitungen auf Otways Ideen zurück.

Zum ersten Mal seit 1679 kehrte Shakespeares Originaltext (wenn auch stark gekürzt) 1845 auf die Bühne zurück. Die Aufführung am Londoner Haymarket Theatre ging auf die Initiative der amerikanischen Schauspielerin Charlotte Cushman zurück, die Romeo spielte (ihre jüngere Schwester Susan spielte Julia). Seit dieser Aufführung benutzte keine bedeutende Aufführung mehr eine Bearbeitung. Henry Irvings Produktion von 1882 am Londoner Lyceum Theatre verdeutlicht sehr klar den damals bevorzugten Ausstattungsstil (wertvolle Kostüme, lange Musik- und Tanzeinlagen, eindrucksvolle Kulissen). [13]

Romeo und Julia blieb auch im 20. Jahrhundert eines der am häufigsten aufgeführten Werke Shakespeares. Bedeutende Produktionen seitdem:

Adaptationen

In der Literatur

William Shakespeares Thema wurde von vielen Schriftstellern aufgenommen. Eine Liste einiger auf dem Drama beruhender Werke befindet sich unter Romeo und Julia (Stoff). Die bekannteste Adaptation im deutschsprachigen Raum ist Gottfried Kellers Novelle Romeo und Julia auf dem Dorfe (1856). Keller verlegt die Handlung in die Schweiz, aus den italienischen Liebenden werden zwei Bauernkinder, die am Streit ihrer Väter zugrundegehen.

Vertonungen

Romeo und Julia wurde mehrmals für die Opernbühne vertont, u. a. von Boris Blacher, Vincenzo Bellini, Pascal Dusapin, Charles Gounod, Daniel Steibelt, Heinrich Sutermeister und Riccardo Zandonai. Das bekannteste Ballett nach Shakespeares Stück komponierte Sergej Prokofjew. Ein Welterfolg (auch als Verfilmung) wurde die Musical-Fassung von Leonard Bernstein. Die West Side Story verlegt die Handlung in die 1950er Jahre, die streitenden Familien sind Angehörige rivalisierender Gangs in New York.

Auch für den Konzertsaal wurde das Stück bearbeitet, die bekanntesten Komponisten hier sind Hector Berlioz (Dramatische Sinfonie) und Pjotr Tschaikowski (Fantasieouvertüre).

Film

Romeo und Julia wurde laut Internet Movie Database bisher 30-mal verfilmt, wobei hier allerdings nur die Filme gezählt wurden, welche die Shakespearesche Tragödie direkt als Vorlage nennen.[14] Zählte man alle Filme hinzu, die sich, ob indirekt oder parodistisch, auf das Drama beziehen, ergäbe sich eine weit höhere Zahl.

Die bedeutendsten Verfilmungen sind:

Zeffirellis Version wurde an Originalschauplätzen in Verona gedreht und präsentierte als erste Verfilmung die berühmten Liebenden als blutjunge Jugendliche. Um die Authentizität zu erhöhen, waren die Darsteller keine bekannten Theaterschauspieler, sondern zum Zeitpunkt der Verfilmung unbekannte Mimen. Luhrmanns Fassung ist eine radikal moderne Neuinterpretation des Stückes mit den Mitteln der Videoclip-Ästhetik.

Die Casa di Giulietta

In Verona steht, unweit der Piazza delle Erbe, das angebliche Elternhaus der Julia. Der Skaligerbau in der Via Cappello 27 gehörte ursprünglich dem Geschlecht Del Cappello (siehe Steinwappen im Gewölbebogen des Hinterhofes) und wurde bis in das vorige Jahrhundert als Fremdenherberge genutzt (45° 26′ 31,4″ N, 10° 59′ 55,02″ O45.44205610.9986187). Der berühmte Balkon im Innenhof wurde nachträglich für Touristen angebaut. Unweit nördlich davon (285 m Fußstrecke) befindet sich in der Via Arche Scaligere das angebliche Haus der Montagues.

Literatur

  • William Shakespeare: "Romeo and Juliet". Englisch-Deutsche Studienausgabe. Deutsche Prosafassung, Anmerkungen, Einleitung und Kommentar von Ulrike Fritz. Stauffenburg, Tübingen 1999, ISBN 978-3-86057-554-3.
  • Frausing Vosshage, Frauke: William Shakespeare: Romeo und Julia (Romeo and Juliet). Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 55). Hollfeld: Bange Verlag 2006. ISBN 978-3-8044-1705-2

Einzelnachweise

  1. Romeo and Juliet. Edited by G. Blakemore Evans. Cambridge 1984. Seite 28
  2. Vergleiche etwa http://absoluteshakespeare.com/plays/romeo_and_juliet/romeo_and_juliet.htm oder http://www.aboutbritain.com/Event.asp?EventID=10846
  3. J.J.M. Tobin: Nashe and Romeo and Juliet. Notes & Queries Nr. 27 (1980)
  4. George W. Williams: The Most Excellent and Lamentable Tragedie of Romeo and Juliet: A Critical Edition. 1964
  5. Romeo and Juliet. Edited by G. Blakemore Evans. Cambridge 1984. Seite 7
  6. Lectures and Notes on Shakespeare. Herausgegeben von T. Ashe. 1885. Seite 98
  7. Etwa von H.B. Charlton in Shakespearian Tragedy. 1948. Seiten 49–63
  8. Ed. Francis Ferguson (Herausgeber): The Laurel Shakespeare. Seiten 21–39)
  9. Romeo and Juliet. Edited by G. Blakemore Evans. Cambridge 1984. Seite 16
  10. Siehe etwa Madeleine Doran: Shakespeare's Dramatic Language. Seiten 10–13
  11. Albert Cohn: Shakespeare in Germany in the Sixteenth and Seventeenth Centuries. 1865. Seiten 115f. und 118f.)
  12. vgl. Dictionary of National Biography
  13. Richard W. Scooch: Pictorial Shakespeare. In Stanley Wells und Sarah Stanton (Hrsgb.): The Cambridge Companion to Shakespeare on Stage. 2002. Seite 62f.
  14. http://www.imdb.com/name/nm0000636/

Weblinks


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