Rosa Regás

Rosa Regás

Rosa Regàs i Pagés (* 1933 in Barcelona) ist eine katalanische Schriftstellerin in spanischer Sprache.

Rosa Regàs arbeitete sowohl als Herausgeberin als auch als Übersetzerin für die Vereinten Nationen. Weiter gründete sie den Verlag La Gaya Ciencia und die Zeitschriften Arquitectura Vis und Cuadernos de la Gaya Ciencia. Sie veröffentlichte verschiedene Romane, Erzählungen, Berichte, Artikel und Reisebücher, wobei einige ihrer Werke mit Preisen ausgezeichnet wurden.

Am 14. Mai 2004 wurde Regàs zur Direktorin der spanischen Nationalbibliothek ernannt. Am 27. August 2007 erklärt sie ihren Rücktritt als Direktorin der spanischen Nationalbibliothek und begründet diesen mit dem Vertrauensverlust gegenüber dem spanischen Kulturminister César Antonio Molina.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Politischer Hintergrund

Die „Verlierer“ des Bürgerkrieges, die auf Seiten der Republik gekämpft haben, verlassen das von Franco regierte Land, mitten unter ihnen die Familie Regàs. Sie flieht ins benachbarte Frankreich. Dort besucht Rosa Regàs eine vom naturalistischen Weltbild geprägte Schule. Mit Beendigung des Bürgerkrieges kehrt die Familie jedoch wieder nach Spanien zurück. Von nun an besucht Rosa ein Kloster. Dort beginnt sie spanische Autoren, sowie russische und französische Klassiker des 19. Jahrhunderts zu lesen.

Studienzeit

Nach dem Abitur heiratet sie und zieht ihre ersten zwei Söhne groß; weiter entscheidet sie sich an der Universität von Barcelona zu studieren und graduiert erfolgreich in Philosophie. Während ihrer Studienzeit lernt sie spanische Dichter, wie José Agustín Goytisolo, Jaime Gil de Biedma, Gabriel Ferraté, kennen. Ihre literarischen Fähigkeiten erlangt sie beim Verlag Seix Barral von Carlos Barral, bei dem sie von 1964 bis 1970 arbeitet. In der Zwischenzeit zieht sie drei weitere Söhne groß.

Der eigene Verlag (1970–1983)

1970 entschließt sich Rosa Regàs Seix Barral zu verlassen und ihren eigenen Verlag zu gründen: La Gaya Ciencia. Den Namen wählt sie in Anlehnung an Nietzsche und in Erinnerung an ihre Studienzeit im Fach Philosophie. Innerhalb der folgenden Jahre verlegt sie kaum bekannte, sogar unbekannte Autoren, unter anderem Juan Benet, Álvaro Pombo, María Zambrano, Manuel Vázquez Montalbán, Javier Marías, sowie Lyrik und eine Reihe von Literatur für Kinder. Weiter leitet sie zwei Zeitschriften: Cuadernos de la Gaya Ciencia und Arquitectura Vis.

1983 beschließt sie ihren Verlag zu verkaufen, um am Ende des selbigen Jahres als Übersetzerin und zeitweilige Herausgeberin in den verschiedensten Städten der Welt (Genf, New York, Washington, Nairobi und Paris) für Organisationen der Vereinten Nationen zu arbeiten.

Beginn von Schriftstellerei und Öffentlichkeitsarbeit

1987 schlägt ihr Carlos Trías vor ein Buch über Genf zu schreiben, ihrem damaligen Wohnsitz. Regàs nimmt im Fluge die Gelegenheit wahr, an dem Buch zu arbeiten, zwingt sich jedoch gleichzeitig, das Buch bis zu einem gewissen Zeitpunkt fertig geschrieben zu haben. 1991 erscheint ihr erster Roman Memoria de Almator, der vom Kampf des landwirtschaftlichen Gewerbes erzählt. Eine Frau, die ständig von ihren männlichen Bezugspersonen beschützt wird, begeht Selbstmord.

An ihrem fünfzigsten Geburtstag bekommt sie für den Roman Azul den Premio Nadal verliehen. Von diesem Zeitpunkt an wird Regàs angeboten, bei der Presse zu arbeiten und folglich erscheinen ihre Artikel in El País und verschiedenen Reisezeitschriften. Zur Zeit erscheint ihre wöchentliche Kolumne in El Correo de Bilbao, welche auch in den Zeitschriften des Grupo veröffentlicht werden. Außerdem ist sie Mitarbeiterin bei El Mundo, bei Meinungs- und Reisezeitschriften. 1994 wird Rosa Regàs zur Direktorin des Ateneo de la casa de América in Madrid.

Zu Beginn des Jahres 2003 begibt sie sich zusammen mit Pedro Molina Temboury auf eine dreimonatige Reise, um Zentralamerika literarisch zu entdecken. Innerhalb kürzester Zeit erscheint ein Buch über die Erlebnisse ihrer Reisen.

In all den Jahren bereiste Regàs Nord- und Südamerika, Afrika von Osten nach Westen, viele Länder Europas inklusive den Nordpol und einen großen Teil Asiens. Neben Ginebra, das man für ein recht eigenartiges Buch über Reisen halten kann, schrieb sie Viaje a la luz del Cham, welches von den Erfahrungen ihres Aufenthaltes (April, Mai und Juni 1993) in Syrien berichtet.

Der folgende Roman war Luna Lunera, die Geschichte von vier Kindern eines republikanischen Mannes und Enkel von Frankisten in der spanischen Nachkriegszeit. Für dieses Buch erhält Regàs 1999 den Premio Ciutat de Barcelona. Der Roman ist als historisches Beweisstück Barcelonas anzusehen. Aus diesem Grund verleiht ihr die Stadt Barcelona – die Stadt ist zugleich Regàs Heimatstadt – den Städtepreis. Inzwischen erscheinen weitere Bücher, wie Canciones de amor y de batalla y Otras canciones und Desde el mar, die durch die Presse gehen. 2001 gewinnt sie den Premio Planeta mit dem Roman La Canción de Dorotea.

Am 14. März 2004 wird Rosa Regàs zur Direktorin der Nationalbibliothek ernannt.

Die Schriftstellerin

Die Idee zum Roman Luna Lunera entstand sehr früh, doch es dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert, bis Rosa Regàs tatsächlich Schriftstellerin werden sollte. Ihre Schwäche für Bücher und Zeitschriften erkannte sie schon in der Klosterschule, wo auch die ersten Schreibversuche begannen. Nach der Schule immatrikulierte sie sich für Philosophie und verschaffte sich so durch den Kontakt zu spanischen Poeten wie José Agustín Goytisolo oder Gabriel Ferrater den ersten konkreten Zugang zur internationalen Poesie. Die wirkliche Erziehung durch die Literatur entstand allerdings während ihrer Arbeit im Editorial. Dort diverse spanische Poeten und Literaten zu hören und mit ihnen zu sprechen, empfand sie als das wertvollste Erleben und Erlernen der Literatur. Bereits mit etwa 22 Jahren probierte sich Rosa Regàs selbst an einer Novelle. Der Misserfolg ließ sie daraufhin lange Jahre nicht schreiben. Die frühe Heirat, ihre Kinder, die Arbeit im eigenen Verlag und für verschiedene Zeitschriften ließen ihr auch kaum Zeit, sich selber literarisch zu verwirklichen. 1970 gründete sie dann aus ideologischer Überzeugung gegen die machtökonomischen Missstände des damals vorherrschenden Verlagswesens ihren eigenen Verlag, den sie zu Ehren der vergessenen Studien der Philosophie Friedrich Nietzsches La Gaya Ciencia (‚Die fröhliche Wissenschaft‘) nannte. Sie widmete sich der Veröffentlichung vornehmlich wenig bekannter Autoren wie Juan Benet oder María Zambrano sowie einer Kollektion für Kinder (Moby Dick). Mit fast 50 Jahren war der Drang nach einer eigenen Veröffentlichung in Rosa Regàs so groß, dass sie ihren Verlag verkaufte. Die Umsetzung ihrer selbst gesteckten Ziele gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht. Auf Anfrage eines Verlegers begann so erst 1987 ihre Schriftstellerkarriere mit einem Buch über ihren damaligen Wohnort Genf.

Der Anfang war gemacht, doch brauchte Rosa Regàs in der Folge viel Zeit, um zu erkennen, dass sie nicht nur schrieb, um eine Geschichte zu erzählen, sondern auch, um das zu erfahren, was sie wirklich sagen wollte. Sie entwickelte daraus eine persönliche Schreibformel, die sie „tirar el pelo“ (etwa: „an einem Faden ziehen“) nannte. Charakteristisch dafür ist, dass, einmal mit den ersten Zeilen begonnen, sich alles andere im Laufe der Zeit ergibt – der Protagonist, seine Familie, seine Umgebung, jegliche Handlungen erschließen sich im Laufe der Zeit gleichermaßen wie das, was sie als Autorin ausdrücken will. So schaffte sie es, ihren ersten Roman Memoria de Almator 1991 zu beenden und zu veröffentlichen. Sie war davon überzeugt, damit das Geheimnis der Anfertigung eines literarischen Werkes gefunden zu haben. Daher schrieb sie so auch ihren zweiten Roman (Azul), zu dem sie eine Frau auf einer türkischen Insel inspirierte.

Um weitere Romane zu verwirklichen, musste sie allerdings erkennen, dass ihre Geheimformel ihr dabei nicht behilflich sein konnte. Schließlich war die Geschichte zu Luna Lunera, in der sie ihre Kindheitserinnerungen verarbeitete, schon seit mehr als 50 Jahren komplett in ihrem Kopf vorhanden.

Rosa Regàs über die Aufgabe der Schriftstellerin

Rosa Regàs wurde erst mit über 50 Jahren Schriftstellerin, doch hat sie eine ausgeprägte Einstellung zu diesem Beruf. Deswegen sagt sie folgendes zur Aufgabe der Schriftsteller/innen: Ein Schriftsteller sei immer auf der Suche nach einem unentdeckten Paradies, das tief in ihm stecke. Vergessene Gefühle, Wünsche, Verlangen soll er wieder hervorholen und sie auf seine Weise den Menschen zugänglich machen. Diese absolut unabhängig kreierte Welt aus Autonomien und eigenen Persönlichkeiten verwandeln die Leser dann in ihren eigenen Roman. Eine Gefahr sieht Rosa Regàs in der Selbstzufriedenheit. Sie führe zur ständigen Wiederholung und sei unvereinbar mit der Distanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit des Autors . Mit der Gründung ihres eigenen Verlages, der Veröffentlichung unbekannter Autoren und der Öffnung des Zugangs der Literatur für Kinder stellt sich Rosa Regàs der Verantwortung für das Kulturgut Literatur. Der eigene Antrieb ist ihr dabei ungleich wichtiger als der finanzielle Aspekt, in dem sie die Gefahr sieht, ein Stück von sich selbst zu verkaufen.

Veröffentlichte Werke

  1. Romane
    1. Memoria de Almator, 1991
    2. Azul, 1994
    3. Luna Lunera, 1999
    4. La canción de Dorotea, 2001
    5. Diario de una abuela de verano, 2004
  2. Reisebücher
    1. Ginebra, 1998
    2. Viaje a la luz del Cham, 1995
    3. España: una nueva mirada, 1997
    4. La cuina de l'ampurdanet, 1985
  3. Kurzgeschichten/Erzählungen
    1. Pobre corazón,1996
    2. Un alto en el camino. In: Relatos para un fin de milenio, 1998
    3. A la sombra de los cipreses. In: Cuentos solidarios, 1999
    4. Los funerales de la esperanza. In: Mujeres al alba, 1999
    5. La hija del penal. In: Orosia, 2002
    6. Lo que esconde la guerra. In: La paz y la palabra, 2003
    7. Hi havia una vegada, 2001 (Cuentos populares de Cataluña)
    8. Per un món millor, 2002
    9. El valor de la protesta. El compromiso con la vida, 2004
  4. Artikel
    1. Canciones de amor y de batalla, 1995
    2. Una revolución personal, 1997
    3. Juan Benet. In: Retratos literarios, 1997
    4. Desde el mar, 1997
    5. Más canciones, 1998
    6. La creación, la fantasía y la vida, 1998
    7. Sangre de mi sangre: la aventura de los hijos, 1999

Auszeichnungen

1994: El Premio Nadal (Spanien) für ihr Werk Azul. Der Premio Nadal ist der älteste und einer der renommiertesten Literaturpreise Spaniens, welcher seit 1944 vom Verlag Destino in Barcelona für unveröffentlichte Roman-Manuskripte verliehen wird (18.000 Euro). Er wird jeweils am 6. Januar an bedeutende Persönlichkeiten der spanischen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts verliehen.

2000: Premio Ciudad de Barcelona für das Werk Luna Lunera.

2001: Premio Planeta für das Buch La canción de Dorotea. Der Premio Planeta ist ein Literatur-Preis, welcher seit 1952 durch den Verlag Planeta verliehen wird. Der Preis ist mit 3000.000 Euro dotiert.

2005: Rosa Regàs und Pedro Molina Temboury gewannen den 8. Premio Grandes Viajeros. Dieser Preis wurde durch die Ediciones B e Iberia verliehen für die Arbeit mit dem Titel Volcanos dormidos. Außerdem ist der Preis mit 30.000 Euro und einer Weltreise oder mehreren Flugreisen im Wert von 12.000 verbunden.

Literatur

  • Mechthild Albert: Zur Bedeutung der weiblichen Memoria im aktuellen spanischen Roman. In: Hispanorama. Zeitschrift des Deutschen Spanischlehrerverbandes (DSV). Nr. 104, S. 16–20.
  • Hans-Jörg Neuschäfer (Hrsg.): Spanische Literaturgeschichte. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01857-1.

Weblinks


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