Rosa spinosissima

Rosa spinosissima
Bibernell-Rose
Rosa spinosissima

Rosa spinosissima

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Rosoideae
Gattung: Rosen (Rosa)
Art: Bibernell-Rose
Wissenschaftlicher Name
Rosa spinosissima
L.

Die Bibernell-Rose (Rosa spinosissima) wurde von Carl von Linné 1753 erstmals unter dem heute gültigen Namen wissenschaftlich beschrieben. Sie ist häufig unter dem Namen Rosa pimpinellifolia L. in der Literatur zu finden. Rosa spinosissima hat eine Reihe weiterer deutscher Namen beispielsweise Dünen-Rose, Stachelige Rose und Felsen-Rose. Sie zählt zu den ältesten Rosen, die in Europa und Asien kultiviert werden. Auch die Kultursorten haben einen ausgesprochenen Wildcharakter.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Bibernell-Rose ist ein Strauch der Wuchshöhen von 30 bis 180 Zentimeter erreicht und sich auch durch unterirdische Ausläufer ausbreitet. Er besitzt dunkelbraune, aufrechte bis aufsteigende, stark verzweigte Äste. Die bräunlichen Zweige sind dicht und etwas ungleich mit geraden, selten gekrümmten fünf bis acht Millimeter langen Stacheln und derben, spitzen Borsten besetzt. Die Blütentriebe haben weniger und kürzere Stacheln als die Haupttriebe.

Die matt- bis dunkelgrünen und unbehaarten Laubblätter sind (fünf bis) sieben bis elfteilig gefiedert. Die Fiederblättchen weisen eine fast kreisrunde bis elliptische Form auf. Der Blattrand ist doppelt drüsig gesägt. Die Nervatur ist kaum sichtbar. Die Nebenblätter besitzen spitze Öhrchen und nur selten bilden sie eine drüsige Zähnung aus.

Hagebutte

Die Blüten stehen einzeln, jedoch relativ dicht und zahlreich an den kurzen Seitentrieben an einem drüsenlosen bis zerstreut stieldrüsigen 1,5 bis 2,5 Zentimeter langen Blütenstiel. Die radiärsymmetrischen, leicht nach Verwesung duftenden Blüten weisen einen Durchmesser von 4 Zentimeter und eine reinweiße bis rötlich angelaufene Färbung auf. Die Kelchblätter sind ganzrandig, etwa einen Zentimeter lang und nach dem Abblühen zurückgeschlagen und ausgebreitet. Der Griffel steht in einem sehr weiten Griffelkanal und ist durch ein breites, wolliges Narbenköpfchen verdeckt. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni. Der Fruchtstiel ist meist länger als die kugelig zusammengedrückte oder flaschenförmige schwarze bis purpurschwarze Hagebutte.

Ökologie

An ihren Standorten tritt die Bibernell-Rose oft in Kolonien auf. Die Koloniebildung ist auf die vielen Meter langen Wurzelausläufer zurückzuführen. Als Wurzelkriech-Pionier trägt die Pflanze mit ihren verzweigten Bodenausläufern zur Bodenfestigung bei. Das tiefreichende Wurzelsystem stellt eine wichtige Anpassung an den Standort Düne dar. Die sehr kleinen Blättchen und die ungewöhnlich dicht stehenden Stacheln und Borsten werden als schwach xerophytische Merkmale gedeutet.
Mit ihren Blüten, welche homogame „Pollen-Scheibenblumen“ sind, ist sie als Bienenweide von ökologischer Bedeutung. Ferner dienen die Hagebutten Vögeln und Kleinsäugern als Nahrung.

Verbreitung

Die Bibernell-Rose kommt hauptsächlich an der Nordseeküste und auf den Nordseeinseln vor. Ihr bevorzugter Standort sind dort die Kämme der Graudünen. Sie ist auch im Binnenland auf Silikatmagerrasen Mittel-und Süddeutschlands, der Pyrenäen und Südalpen bis in Höhenlagen von 2000 m zu finden, dort jedoch relativ selten. Auch in den nördlichen Balkanländern besiedelt die Pflanze geeignete Standorte. In ihrem östlichen Verbreitungsgebiet trifft man die Bibernellrose überwiegend in trockenen Hecken und Gebüschen, Berberitzengebüschen, Schlehengesellschaften und Trockenwäldern an.

Standorte und Anpassung

Bibernell-Rose mit strauchförmigem Wuchs.

Natürliche Bestände der Bibernell-Rose sind sonnige Gebüsch- und Waldsäume, Kalk-Magerrasen (besonders an den Küsten in Dünensanden) auf trockenen, basenreichen, flachgründigen, steinig-sandigen Lehmböden. Sie ist eine Lichtpflanze, die stickstoffarme Standorte anzeigt. An Felsen weist sie standortbedingt extremen Zwergwuchs auf, bei Lichtmangel ist sie schwachwüchsig und blütenlos. Pflanzensoziologisch ist sie eine Ordnungskennart der Dünenweidengebüsche (Salicetum arenariae). Das Dünenrosengebüsch (Roso pimpinellifolii-Salicetum arenariae) besiedelt gewöhnlich südexponierte Hänge der Graudünen. In der Krautschicht dominieren Arten der Strandhaferfluren. Insbesondere acidophytische Arten, wie Hunds-Veilchen, Echter Ehrenpreis oder Feld-Hainsimse sind typische Begleiter.

Die Dünenrose wird außerdem als Zierpflanze in Gärten und Parks gepflanzt.

Schutz

Die Dünenrose wird an ihren angestammten Standorten häufig von schneller wachsenden Wildrosenarten verdrängt. Auf einigen Inseln, z. B. Amrum gibt es deshalb Initiativen, die die ökologischen Nischen der Dünenrose regelmäßig entbuschen.

Verwendung

Die Bibernell-Rose wird bei uns seit dem 16. Jahrhundert als Zierpflanze kultiviert. Es handelt sich um eine formenreiche Art, die mit anderen Arten hybridisiert und zu Kreuzungen mit Gartenrosen herangezogen wurde. So sind viele Sorten mit weißen, rosa und gelben, aber auch mit gefüllten Blüten entstanden. In der Landschaftspflege wird sie zur Böschungsbefestigung (var. altaica) und Rekultivierung eingesetzt.

Die Hagebutten sind sehr vitaminreich und zur Gewinnung von Hagebutten-Tee, Konfitüre, Marmelade, Gelee, Saft, Sirup und Gebäckfüllungen gut geeignet. Auch die Herstellung von Wein, Schnaps und Likör ist möglich.

Die Dünenrose in der Kultur

Vonne van der Meer, eine zeitgenössische Schriftstellerin setzte mit ihrem Roman "Inselgäste", der das Ferienhaus "Dünenrose" mit seinen verschiedenen Gästen ins Zentrum der Handlung rückt, der anmutigen Pflanze ein bleibendes Denkmal.

Varietäten

  • Rosa spinosissima var. altaica (Willdenow) Rehder
  • Rosa spinosissima var. spinosissima
  • R. spinosissima var. altaica (Willd.) Rehd.
  • R. spinosissima var. altaica-balcana hort.
  • R. Spinosissima var andrewsii Willm.
  • R. spinosissima var. australis (Rouy)

Sorten (Auswahl)

  • 'Double Yellow', mit goldgelben Kronblättern.
  • 'Single Red', mit roten Kronblättern.
  • 'Red Nelly', mit roten Kronblättern.
  • 'Stanwell Perpetual', Züchtungsjahr 1838, mit zartrosanen Kronblättern, öfterblühend.

Galerie

Literatur

  • Klaus-Jürgen Strobel, Robert Markley: BdB Handbuch Rosen - „Grün ist Leben“. Pinneberg 1994.
  • Heinrich Schultheis: Rosen: die besten Arten und Sorten für den Garten. Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-6601-1, Seite 61
  • Klaus Janke, Bruno F. Kremer: Düne, Strand und Wattenmeer Kosmos-Naturführer, Franckhsche Verlagsbuchhandlung, 1988.
  • Heinz Ellenberg, H. E. Weber, R. Düll, V. Wirth, W. Werner, D. Paulißen: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Scripta Geobotanica 18, Verlag Erich Goltze, 1992. ISBN 3-88452-518-2.
  • Agnes Pahler: Rosen : die große Enzyklopädie ; [mit 2000 Sorten]. Dorling Kindersley, Starnberg 2004, ISBN 3-8310-0590-7, Seite 377

Weblinks


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