Rosarot

Rosarot

Rosa

Rosa ist eine helle bläulich rote Körperfarbe, eine Mischfarbe aus viel Weiß und blauem Rot. Als Lichtfarbe, also für eine Rosabeleuchtung, sind besondere Voraussetzungen nötig, weil nur geringe Farbigkeit erforderlich ist. Im HSV-Farbraum liegen die Rosatöne bei etwa 330 Grad Färbung, wenn der Hellwert V sehr hoch ist. Die erreichbare Sättigung ist dadurch begrenzt.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Rosa in einer Akeleiblüte

Für die Bezeichnung des Farbtons der in Europa einheimischen Wildrosen standen im mittelhochdeutschen die Wörter rōse(n)var, rœselvar, rōsīn, rōse(n)rōt und rōsic zur Verfügung. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die neuhochdeutschen Entsprechungen (rosenfarb, rosenfarbig, rosenrot, rosig) nicht mehr genutzt. Der lateinische Blumenname rosa (= „Edelrose“) als Benennung der Farbe wurde ins Deutsche übernommen. Für übernommene Farbwörter typisch ist die Flexion unsicher. Zunächst wurde es nur in Zusammensetzungen wie „Rosaband“, „Rosakleid“, „Rosatuch“ verwendet. Zunehmend wird es prädikativ und in der Umgangssprache auch attributive als Adjektiv verwendet[1]

Farblehre

Die Nuance „rosa“ gehört zum Purpur, es werden L- als auch die S-Zapfen erregt. Durch den hellen Ton sind auch M-Zapfen erregt. Die Komplementärfarbe ist ein frühlingshaftes Grün.

Zur Unterscheidung der Farbnuancen werden Zusammensetzungen benutzt:

  • altrosa, ein stärker gebrochenes Rosa, ein Rosaton, der leichte Grautöne hat.
  • hell- oder lichtrosa und
  • dunkelrosa.

Rosa ist blasser als das bläulichere schrille, also farbkräftigere, Pink.

Optimistisch

Der Farbton wird im Sinne von ‚optimistisch, erfreulich, positiv‘ genutzt, diese Deutung geht auf rosig beziehungsweise rosarot zurück. Wendungen mit dieser Bedeutung sind „rosige Zeiten“, „ihm geht es nicht gerade rosig“ oder „alles durch eine rosa(rote) Brille sehen“. Der Übergang dieser Bedeutung von rosig auf den Farbton rosa ist vollzogen. Die weiterführende Bedeutung ist „unrealistisch, verklärend“, wie in „die Zukunft in rosigem Licht sehen“ oder „für sie ist die Welt rosarot“.[1]

Babyrosa

Rosa wirkt sanft und weich, weshalb es seit den 1920er Jahren allgemein mit Weiblichkeit assoziiert wird.

Vorher galt Rosa als männlicher Babyfarbton. Rot hat die Assoziationen Leidenschaft, Blut, aktiver Eros und Kampf[2]. Somit galt es lange Zeit als „männliche“ Farbe und Rosa, das „kleine Rot“, wurde Jungen zugeordnet. Blau dagegen ist in der christlichen Tradition die Farbe von Maria. Somit war Hellblau, das „kleine Blau“, den Mädchen vorbehalten. Dies hatte eher in der Oberschicht eine Bedeutung. „Ausgeblichene“ Pastelltöne waren für öfters gewaschene Kinderkleidung geeignet. Gewaschen wurde mit Hand, da es keine Waschmaschinen gab, die Textilfarben waren nicht kochfest. Nach dem Ersten Weltkrieg fand ein Umbruch der Auffassungen statt, die Farbe Blau wurde zum Symbol für die Arbeits- und Männerwelt. Die Blautöne der Marineuniform, blaue Arbeitsanzüge, der Blaumann förderte die Symbolik von Hellblau der Jungen. Jungen trugen die zu Anfang des 19. Jahrhunderts modischen (marineblauen) Matrosenanzüge. Für die weiblichen Babys blieb als traditioneller Kontrast das Rosa.

Kinderkleidung wird heutzutage immer farbenfreudiger, die Echtheiten und die Vielfalt der Textilfarbstoffe nimmt zu, die Klassifikation für Babybekleidung verliert an Bedeutung. Das Farbadjektiv rosa (wie auch hellblau) besitzt noch eine eindeutige Funktion, zum Beispiel bei Spielzeug.[2][3] und sogar in der Nahrungsmittelindustrie[4] Abgeschwächt wird diese Einteilung nach Rosa und Hellblau in der Erwachsenenwelt ebenfalls eingesetzt.[1][5]

Für erwachsene Frauen ist Rosa die viertschönste und siebtunbeliebteste Farbe, für Männer die achtschönste und die drittunbeliebteste. Für Männer bedeutet diese Farbe meist Hilflosigkeit, Naivität und Schwäche.[6]

Homosexuell

Bei Marcus Valerius Martialis [7] sind die femininen Farben Mauve (blasses lila) und Scharlachrot homosexuellen Männern zugeordnet. Bei Oscar Wilde um die 1900er Jahre im Vereinigten Königreich, aber auch in Paris[8] und den USA ist es die Grüne Nelke. In den USA der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommt die rote Krawatte hinzu.

Im Deutschland der Zwischenkriegszeit war die Symbolfarbe für Schwule und Lesben allerdings lila, als die symbolische Mischung von Rot und Blau für das Dritte Geschlecht. (→ Das lila Lied) Unter dem Namen „(floral) lavender“ breitete sich diese Bedeutungskombination auch in den USA seit Ende der 1920er aus. Noch verstärkt dann in den 1950ern und 1960ern und war dort lange Zeit das symbolische Equivalent zum deutschen Rosa, auch als Parteifarbe, in der Sprache und bei Eigennamen.[9]

Die Nationalsozialisten kennzeichneten wegen Homosexualität inhaftierte männliche KZ-Häftlinge mit Rosa Winkel, das auf der Spitze stehende Dreieck in der „unmännlichen“ Farbe Rosa. Die Karteien der Polizei mit Homosexuellen wurden Rosa Listen genannt. Diese negativen Assoziation von homosexuell mit kriminell wurde durch offensives Auftreten der Schwul-Lesbischen Szene weitgehend überwunden. So wurde im Vorfeld der Schwulenbewegung Mitte der 1960er in Europa der Rosa Winkel als Symbol von den Betroffenen übernommen und ab den 1970er sehr populär.

So wird Rosa im Sinne von ‚für Homosexuelle, von Homosexuellen, Homosexuelle betreffend‘ verwendet. Besonders bei erschaffenen Eigennamen von Gruppierungen, Veranstaltungen oder bestimmten Projekten weist das Wort Rosa meist auf einen schwulen, seltener generell homosexuellen Zusammenhang hin[1]. Mitte der 1960er nahm Holger Mischwitzki den Künstlernamen Rosa von Praunheim an, es gibt eine Rosa Liste München, eine Rosa Sitzung, die die schwul-lesbische Antwort auf den traditionellen Kölner Karneval war, sowie die Rosa Funken, Deutschlands ersten schwuler Karnevalsverein, die Beratungseinrichtung Rosa Telefon und es gibt die deutschen Kinofilmtitel In & Out – Rosa wie die Liebe und Ein Mann sieht rosa. Manchmal wird in diesem Zusammenhang absichtlich auch auf die assoziierten Bedeutungen: „optimistisch, unrealistisch“ angespielt. Im Film Andersrum fährt die vermeintlich schwule Figur mit rosa Helm und rosa Tasche auf einer rosa Vespa durch die Stadt.

Die in den USA seit 1979 populäre Regenbogenfahne setzte sich in Europa erst in den 1990ern durch. Manche Aktivisten in den USA setzten seit Anfang der 1970er den Rosa Winkel („Pink Triangle“) ein. Bekannt wurde er dort ab 1987 durch die Gruppe Act Up.[1][9][10]

Seit 1995 gibt es unter den Kölner Karnevalisten die „Rosa Funken“. Die auch die originale Schamkappe der französischen Uniform an ihrer Funkenuniform tragen.

Politik

Nicht ganz so geläufig ist im politischen Bereich die Bedeutung „sozialistisch angehaucht“. Traditionell steht die Farbe Rot im politischen Bereich für Sozialismus und Kommunismus und die rote Fahne taucht erstmals bei den Arbeiteraufständen der Seidenindustrie 1834 in Lyon auf. Rosa symbolisiert hier als „blasses rot“ einen schwach ausgeprägten Kommunismus, nur eine tendentielle kommunistische Einstellung. Diese Bedeutung wurde für die SPD nach ihrem Regierungsantritt im Jahre 1998 verwendet. Dieselbe Assoziation besteht auch im Englischen, so dass in Übersetzungswörterbüchern der Begriff „pink“ mit dem Zusatz „political slang“ verzeichnet ist.[1]

Liturgie

Rosa ist keine eigenständige Liturgiefarbe. In der Römisch-katholischen Kirche wird Rosa als aufgehelltes Violett als Zeichen der Freude über die Pausen der Buß- und Fastenzeiten an zwei Sonntagen getragen.

Rosa Riese

Der Rosa Riese ist Deutsche Telekom nach ihrer CI-Farbe, die diesen Kommunikationszweig von der traditionell „gelben“ Deutschen Post unterscheidet. Telemagenta wird als RAL 4010 geführt. Abwertend wird der dominierende Telekommunikationskonzern als „rosa Riese“ bezeichnet.[1]

In andrer Bedeutung wurde „Der Rosa Riese“ zwischen 1989 und 1991 für den Erntehelfer Wolfgang Schmidt genutzt. Er sorgte durch eine Mordserie an fünf Frauen und einem Säugling für Aufsehen. Wegen seiner angeblichen Vorliebe für rosa Damenunterwäsche und seiner körperlichen Größe Rosa Riese genannt. Im August 1991 wurde er verhaftet und Ende 1992 zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt. Seither ist er in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen.[11][12]

Rosa Trikot

Der tägliche Gesamterste des Giro d’Italia trägt seit 1931 das Rosa Trikot.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Caroline Kaufmann: Zur Semantik der Farbadjektive rosa, pink und rot. Dissertation für den Doktor der Psychologie, Herbert Utz Verlag, München 2006, ISBN 3-8316-0652-8.
  2. a b Birgit Schwaner: Feen, Vamps und Babypuppen, wienerzeitung.at, 23. Dezember 2005.
  3. Wieland Freund: Vom Rosarausch und der Supermacht der Mädchen, welt.de 21. Februar 2007.
  4. Pressemitteilung: ESKIMO erfüllt Mädchenträume und Bubenwünsche, Unilever Austria / Eskimo, 24. April 2007.
  5. Brillux GmbH: Warum kleine Mädchen rosa und kleine Jungen hellblau tragen, farbimpulse.de, 24. August 2005, nach Eva Heller (1989).
  6. Deniese Neumüller: Die Wirkung der Farben und deren Interpretation in den verschiedenen Kulturen, Seminararbeit, univie.ac.at, 6. Juni 2001.
  7. 40-104, Epigrammaton liber I,96.
  8. Katharina Andres-Wilhelm: Vom Rätsel und der Pracht der Farbe Grün (Modeworkshop 2001).
  9. a b Wayne R. Dynes: Color Symbolism
    in: Wayne R. Dynes (Hrsg.): The Encyclopedia of Homosexuality (Garland Reference Library of Social Science). Taylor & Francis, März 1990, ISBN 0-8240-6544-1.
  10. Warren Johansson: Pink Triangle
    in: Wayne R. Dynes (Hrsg.): The Encyclopedia of Homosexuality (Garland Reference Library of Social Science). Taylor & Francis, März 1990, ISBN 0-8240-6544-1.
  11. fh/kzi: Polizei faßte schon mehrere Serientäter, Berliner Kurier, 30. Jänner 1996, Seite 18.
  12. Petra Pluwatsch: Die Mörder sind unter uns, Kölner Stadtanzeiger, 28. April 2001, bei der-serienmörder.de.

Literatur

Die in diesem Artikel verwendeten Farben werden auf jedem Monitor anders dargestellt und sind nicht farbverbindlich. Eine Möglichkeit, die Darstellung mit rein visuellen Mitteln näherungsweise zu kalibrieren, bietet das nebenstehende Testbild: Tritt auf einer oder mehreren der drei grauen Flächen ein Buchstabe (R für Rot, G für Grün oder B für Blau) stark hervor, sollte die Gammakorrektur des korrespondierenden Monitor-Farbkanals korrigiert werden. Das Bild ist auf einen Gammawert von 2,2 eingestellt – den gebräuchlichen Wert für IBM-kompatible PCs. Apple-Macintosh-Rechner hingegen verwenden standardmäßig einen Gammawert von 1,8.


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