- Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief
-
Filmdaten Deutscher Titel: Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief Produktionsland: Deutschland Erscheinungsjahr: 1997 Länge: 118 Minuten Originalsprache: Deutsch Stab Regie: Helmut Dietl Drehbuch: Helmut Dietl und Patrick Süskind Produktion: Helmut Dietl und Norbert Preuss Musik: Dario Farina und Paolo Conte (Songs) Kamera: Gernot Roll Schnitt: Inez Regnier Besetzung - Götz George: Uhu Zigeuner
- Mario Adorf: Paolo Rossini
- Heiner Lauterbach: Oskar Reiter
- Gudrun Landgrebe: Valerie
- Veronica Ferres: Schneewittchen
- Joachim Król: Jakob Windisch
- Hannelore Hoger: Charlotte Sanders
- Armin Rohde: Dr. Sigi Gelber
- Jan Josef Liefers: Bodo Kriegnitz
- Martina Gedeck: Serafina, Kellnerin im Rossini
- Meret Becker: Zille Watussnik
- Hilde Van Mieghem: Fanny Zigeuner
- Burghart Klaußner: Tabatier, Rechtsanwalt Reiters
- Edgar Selge: Melk, Vorstand der Bank
- Erich Hallhuber: Hopf, Mitarbeiter der Bank
- Christian Berkel: Weich, Mitarbeiter der Bank
- Markus Majowski: Freddy, Mitarbeiter der Firma Reiters
Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief ist eine deutsche Komödie, die mit 3,2 Millionen Kinobesuchern zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres 1997 gehörte.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Im Münchner Restaurant „Rossini“ (der Besitzer Rossini wird von Mario Adorf gespielt) trifft sich die Medienszene der Stadt, darunter Regisseur Uhu Zigeuner (Götz George), Produzent Oskar Reiter (Heiner Lauterbach) und Dichter Bodo Kriegnitz (Jan Josef Liefers).
Zigeuner und Reiter wollen unbedingt den Bestseller-Roman „Die Loreley“ des überaus menschenscheuen Schriftstellers Jakob Windisch (Joachim Król) verfilmen, obwohl der Autor sich immer wieder dagegen stellt.
Die durch die Weigerung entstehenden Verzögerungen bringen vor allem den Produzenten Reiter in Schwierigkeiten, dessen Bankiers ihm den Geldhahn zudrehen und sogar seine Produktionsfirma übernehmen wollen.
Reiter selbst steht daneben noch im Konkurrenzkampf mit Kriegnitz um die schöne (und selbstsüchtige) Valerie (Gudrun Landgrebe), die es genießt, von den beiden umworben zu werden. Als ihr jedoch der unattraktive Arzt Dr. Gelber (Armin Rohde) einen Heiratsantrag macht und ihr – in seiner unbeholfenen Art sehr romantisch – in einer Schatulle seinen sämtlichen Besitz schenkt, erkennt sie, dass es ihren beiden Verehrern Reiter und Kriegnitz nicht um sie selbst, sondern nur um den Wettstreit gegeneinander geht.
Außerdem tritt die sexuell unterforderte Society-Reporterin Charlotte (Hannelore Hoger) nach und nach erfolglos Zigeuner und Reiter zu nahe und vergewaltigt am Ende den Windisch, was diesen zutiefst verstört. Er wird durch seine heimliche Verehrerin, die Kellnerin Serafina (Martina Gedeck) gerettet und nach Hause gebracht. Auch sie wird jedoch enttäuscht, als sie mit ihm intim werden will.
Die geplante Verfilmung bringt noch weiteres mit sich: Scharenweise strömen mehr oder minder begabte Blondinen in das Produktionsstudio oder in das Restaurant ein, die sich um die Rolle der Loreley bemühen, ohne dass diese jedoch in irgendeiner Weise Erfolg damit hätten.
Schneewittchen (Veronica Ferres) schließlich geht da geschickter vor: sie schmeißt sich jedem an den Hals, der ihr dabei behilflich sein könnte, die Rolle zu kriegen. Erst verschafft sie sich durch Rossini Zugang zum Restaurant, dann verdreht sie Zigeuner den Kopf, später dann Reiter. Dabei schreckt sie auch nicht davor zurück, ihre Freundin, Kollegin und potentielle Konkurrentin einzusperren oder später ebenfalls zu becircen.
Kritik
„Ein an der Schnittstelle von Komödie und Tragödie aufwendig und solide inszenierter Unterhaltungsfilm, der mit pointierten Dialogen und guten Darstellern das mal komisch-skurrile, mal bissig-makabre Bild einer Schickeria-Welt voller Eitelkeiten entwirft.“
„"Rossini" steht nicht zuletzt durch seine überwältigende Filmsprache an der Spitze der deutschen Produktion. Dietls Eleganz der Inszenierung à la Lubitsch, die fließende Kameraarbeit von Gernot Roll, die unglaubliche Sorgfalt in Dekor (...), Ausstattung, Kostümen, Farbgebung, Lichtsetzung und die offene Erzählstruktur ergeben ein Filmjuwel de Luxe.“
– kino.de
„Was als Gesellschaftssatire gedacht war, entpuppt sich als oberflächliche Komödie, bei der die guten Darsteller reine Staffage sind. Der angeblich von wahren Begebenheiten inspirierte Film versammelt sämtliche aus den deutschen Erfolgskomödien der letzten Jahre bekannten Gesichter und Motive, ohne dabei auch nur eine eigene Idee zu bieten. Ein (zwar brillant fotografierter) klischeehaft besetzter, gespielter und inszenierter Film, in dem ausgerechent Veronika Ferres als Verkörperung der Lorelei zum Inbegriff männlicher Sehnsucht hochstilisiert wird. Kurz: Überflüssig, weil stinklangweilig.“
– prisma-online.de
Anspielungen und Motive
Der Film enthält zahlreiche Anspielungen auf reale Personen und Orte. Die Filmfigur des überaus scheuen Autors, gespielt von Joachim Król, der auch für viel Geld sein Buch nicht verfilmen lassen will, soll Co-Drehbuchautor Patrick Süskind selbst zum Vorbild haben. Bei dem Buch (im Film „Loreley“) soll es sich in Wahrheit um seinen Bestseller „Das Parfum“ handeln. Tatsächlich schlug Süskind jahrelang Angebote zur Verfilmung des Romans aus – erst 2006 kam es dazu, fast 20 Jahre nach der Veröffentlichung. Uhu Zigeuner soll auf Regisseur und Co-Drehbuchautor Helmut Dietl anspielen, Oskar Reiter auf den Erfolgsproduzenten Bernd Eichinger und Bodo Kriegnitz auf den Dichter Wolf Wondratschek, aus dessen Gedicht Carmen der Untertitel „die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ stammt[1]. Das Restaurant „Rossini“ hatte das Münchner Lokal „Romagna Antica“ von Fabrizio Cereghini zum Vorbild, das in Schwabing unweit des Filmverlags der Autoren lag, seit den 1970er Jahren von Filmprominenz (unter anderem Rainer Werner Fassbinder) frequentiert wurde und in dem Dietl und Eichinger seit den 1980er Jahren Stammgäste waren.[1]
Inhaltlich ist bemerkenswert, wie beziehungsunfähig und selbstsüchtig die Personen dargestellt werden. Die präsentierten Eitelkeiten führen vor allem in Situationen der Schwäche und der Not zu komischen Szenen. Dauerhafte Beziehungen kommen in dem Film eigentlich nicht zustande, obwohl jede Figur auf der Suche nach Bindung ist, bzw. zu sein glaubt.
Indem Schneewittchen Männer verführt, um an die Rolle der Loreley zu kommen, verkörpert sie genau das, was viele in der Loreley sehen: die Sehnsucht des Mannes nach seinem eigenen Untergang. Sie ist Heilige und Hure zugleich.
Auszeichnungen
- 1996 – Bayerischer Filmpreis
- Regiepreis an Helmut Dietl
- Darstellerpreis an Heiner Lauterbach
- Darstellernachwuchspreis an Jan Josef Liefers
- 1997 – Bambi an Heiner Lauterbach
- 1997 – Ernst-Lubitsch-Preis
- 1997 – Gilde Filmpreis Bester Deutscher Film in Silber
- 1997 – Deutscher Drehbuchpreis an Helmut Dietl und Patrick Süskind
- 1997 – Deutscher Filmpreis
- Beste Regie an Helmut Dietl
- Bester Film
- Beste Nebendarstellerin an Martina Gedeck
- Beste Nachbearbeitung an Inez Regnier
- 1997 – Goldene Leinwand
Literatur
- Helmut Dietl und Patrick Süskind: Rossini oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief. Vollständiges Drehbuch. Mit dem Essay „Film ist Krieg, mein Freund!“ von Patrick Süskind sowie einem Gespräch zwischen Hellmuth Karasek und Helmut Dietl. Diogenes, Zürich 1997, 286 S., ISBN 3-257-22954-2
Einzelnachweise
- ↑ a b Alfons Kaiser: Es war unsere gute Stube. Wolf Wondratschek über die Schließung des „Rossini“-Vorbilds „Romagna Antica“ in Schwabing. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. Januar 2007, S. 8 (Interview)
Weblinks
- Rossini in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Rossini bei Filmportal.de
- „Die Rossini-Deutschen: Nachwort auf die alte Bundesrepublik“, Die Zeit, Nr. 14, 28. März 1997
- Filmkritik von Andreas Kilb, Die Zeit, Mai 1997
- Informationsseite von Constantin Film
Wikimedia Foundation.