- Rosswein
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Sachsen Direktionsbezirk: Chemnitz Landkreis: Mittelsachsen Verwaltungs-
gemeinschaft:Roßwein Höhe: 204 m ü. NN Fläche: 29,16 km² Einwohner: 7290 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 250 Einwohner je km² Postleitzahl: 04741 Vorwahl: 034322 Kfz-Kennzeichen: FG (alt: DL) Gemeindeschlüssel: 14 5 22 510 Adresse der Stadtverwaltung: Markt 4
04741 RoßweinWebpräsenz: Bürgermeister: Veit Lindner (parteilos) Lage der Stadt Roßwein im Landkreis Mittelsachsen Roßwein ist eine Kleinstadt in Sachsen. Sie liegt ca. 50 km westlich von Dresden in der Nähe der Städte Freiberg und Meißen im Landkreis Mittelsachsen und bildet mit der Gemeinde Niederstriegis die Verwaltungsgemeinschaft Roßwein.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Die Stadt Roßwein liegt im Mittelsächsischen Bergland, beiderseits der Freiberger Mulde.
Sie befindet sich an einer Grenze dreier Formen des sächsischen Dialekts: nördlich davon das Nordmeißenische, südlich das Südmeißenische, und östlich stößt das Südostmeißenische an; welche alle drei zu den Meißenischen Dialekten zuzurechnen sind.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn) Mochau im Landkreis Mittelsachsen, Ketzerbachtal und die Stadt Nossen im Landkreis Meißen, Striegistal, Niederstriegis sowie die Stadt Döbeln im Landkreis Mittelsachsen.
Stadtgliederung
Die Ortsteile sind Roßwein (Stadt), Gleisberg, Wetterwitz, Wettersdorf, Haßlau, Niederforst, Klinge, Ossig, Naußlitz, Seifersdorf, Ullrichsberg und Zweinig.
Geschichte
Roßwein wurde um 1200 von dem Markgrafen von Meißen, Dietrich dem Bedrängeten, planmäßig gegründet. Den Namen erhielt die Stadt vermutlich durch seinen Steuereinehmer. In einer Urkunde vom 25. August 1220 wird Berthold von Rossewin erwähnt. Er war ein Schösser (Steuereinnehmer). Als Stadt wurde Roßwein ca. 60 Jahre später im Jahre 1286 genannt. Roßwein wurde durch den Markgrafen Heinrich den Erlauchten (1221-1286) an seinen Enkel Friedrich den Freidigen (den Gebissenen), Pfalzgraf von Sachsen, verpfändet und ging nach dem Tode Heinrichs in den Besitz von Friedrich den Freidigen über. Friedrich der Freidige übergab Roßwein durch Schenkung am 18. Mai 1293 an das Zisterzienserkloster Altzella bei Nossen, dem sie bis zur Säkularisierung 1544 zustand.
Seit 1360 besaß sie einen Bürgermeister und einen Rat, später auch eine umringende Stadtmauer von 1.221 m Länge mit durchgezogenem Wehrgang. Vom Marktplatz aus aus verliefen fünf Straßen zu fünf Stadttoren: dem Kreuztor, dem Bergtor, dem Mühlentor, dem Döbelnschen bzw. Lommatzscher Tor sowie dem Brückentor, welches einen Wachturm trug. Als Baumaterial dienten Bruchsteine aus dem nahen Steinbruch. Auch Steine aus der Freiberger Mulde, die man Katzenköpfe nannte, fanden Verwendung. Torwachen mussten von den Bürgern selbst gestellt werden. Sie erhielten eine Ausbildung in der Waffenführung von Spieß, Armbrust und Schwert. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit verschloss man die Tore. Säumige hatten dann vor den Toren der Stadt ihr Nachtlager zu suchen. Ab 1805 entfiel das Verschließen der Stadttore. Die Torwachen löste man aber erst 45 Jahre später auf.
Roßwein zählte neben Nossen und Siebenlehn zum bedeutendsten Besitz des Klosters. Dadurch hatte aber die Stadt die meisten Abgaben zu leisten. Alle Anlieger waren verpflichtet, für ihren Wohnbereich den Bau auszuführen und zu erhalten.
Der Schreibweise des Ortsnamens "Roßwein" hat im laufe seiner Geschichte variiert und es gab verschiedene Schreibweisen. Folgende Schreibweisen sind aus historischen Quellen überliefert [2]:
- 1220: Ros(s)ewin
- 1221: Bertoldus antiquus villicus de Rosewin
- 1286: Russewyn
- 1349: Ruswin
- 1393: Rüssewin
- um 1500: Russewein
- seit 1555/56: Roßwein
1868 wurde die Eisenbahnverbindung nach Leipzig und Dresden sowie 1874 nach Chemnitz eröffnet. Seit dem 19. Jahrhundert war die Stadt ein wichtiger Industriestandort; hier siedelten sich Metallwaren-, Schuh-, Textil- und Zigarrenfabriken an.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von Ende 1944 bis Frühjahr 1945 mussten KZ-Häftlinge des Außenlagers Nossen/Roßwein des KZ Flossenbürg in der Gießerei E. Broer ("Ebro-Werke") Zwangsarbeit verrichten.
Gedenkstätten
- Der Gedenkstein auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof Etzdorfer Straße/Ecke Bergstraße erinnert sowohl an sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, als auch an die zwei kommunistischen Widerstandskämpfer Paul Rockstroh und Kurt Schmidt, die 1944 bzw. 1945 im KZ Sachsenhausen ums Leben kamen.
- Ein Gedenkstein und zwei Gedenktafeln in der Kadorfer Straße 31b, in der Gartenstraße 42 und in der Goldbornstraße erinnern ebenfalls an Paul Rockstroh.
- Ein Gedenkstein im Ortsteil Haßlau, Zweiniger Grund, an der Zufahrtsstraße zur Margarethenmühle, erinnert an einen polnischen Zwangsarbeiter, der wegen einer unerlaubten Beziehung zu einer deutschen Frau 1943 öffentlich gehenkt wurde.
Eingemeindungen
1952 wurde Ullrichsberg mit Troischau und 1969 Seifersdorf eingemeindet. Am 1. Januar 1994 folgten Gleisberg[3] mit dem seit 1974 zugehörigen Wetterwitz und Haßlau[4] mit dem seit 1950 zugehörigen Naußlitz inklusive Kobelsdorf, Ossig und Zweinig.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1998 31. Dezember)[5]:
1834 bis 1960
- 1834 − 4.202
- 1885 − 6.443
- 1925 − 9.376
- 1933 − 9.605
- 1939 − 9.696
- 1960 − 10.343[6]
1990 bis 2002
- 1990 − 9.211[7]
- 1998 − 8.252
- 1999 − 8.157
- 2000 − 8.044
- 2001 − 7.952
- 2002 − 7.824
2004 bis 2007
- 2004 − 7.596
- 2005 − 7.451
- 2006 − 7.353
- 2007 − 7.290
Politik
In Roßwein gibt es neben den im Stadtrat und Kreistag vertretenen Parteien eine Ortsgruppe von Die Grünen. Weiterhin ist in Roßwein eine einstmals vom Bürgermeister 2001 ins Leben gerufene „Arbeitsgruppe Stadtgestaltung und Stadtentwicklung“ aktiv, die für alle Roßweiner Bürger offen ist, auf basisdemokratische Weise funktioniert und dem Stadtrat zuarbeitet. FW und FDP sind in Roßwein nicht vertreten.
Stadtrat
Seit der Kommunalwahl 2004 sind im Rossweiner Stadtrat folgende Fraktionen vertreten: Die Fraktion der CDU besitzt 11 Mitglieder, von denen allerdings die meisten parteilos sind, die SPD mit 5 Mitgliedern und Die Linke ebenfalls mit 5 Mitgliedern.
Bürgermeister
Der Bürgermeister Veit Lindner ist parteilos. Er löste 2001 Wolfgang Pieschke (CDU) ab. Lindner war zuvor parteiloses Mitglied der SPD-Fraktion. Bei der Bürgermeisterwahl 2008 siegte er dank Unterstützung von SPD, Linken und Grünen mit 88 % der Stimmen über die CDU-Kandidatin Silvia Meißner, Tochter des früheren Bürgermeisters Pieschke. Ebenfalls 2008 zog Veit Lindner auf der Liste der SPD in den Kreistag Mittelsachsen ein.
Wappen
Blasonierung: „In Rot auf grünem Berg ein schreitendes silbernes Ross vor einem grünen Rebstock mit drei Blättern und einer goldenen Traube.“
Städtepartnerschaften
Roßwein unterhält eine städtepartnerschaftliche Beziehung mit Freiberg am Neckar im baden-württembergischen Landkreis Ludwigsburg.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Das historische Hallenbad in der Stadtbadstraße wurde im Jahre 1897 eingeweiht. Es handelt sich um das „erste behördlicherseits errichtete Hallenbad Sachsens“, wie der damalige Bürgermeister C.A. Rüder bei der Einweihungsfeier ausführte.
Weitere bauliche Sehenswürdigkeiten sind:
- Die Historische Postmeilensäule auf dem Marktplatz, die nach dem Rathausumbau 1862 verschwand und erst ca. 130 Jahre später bei dem Umbau der Friedhofsvorplatzes 1994-97 wiederentdeckt und im Jahre 2000 auf dem Markt wiedererrichtet wurde.
- Die Stadtmauer, von der noch Reste überall in der Stadt zu sehen sind, z.T. auch wieder restauriert.
- Die Villa Constanze in der Böhrigener Straße (Jugendstilvilla von 1905).
- Die Muldenpromenade, entlang der Freiberger Mulde mit Feuerwehr- und Industriemuseum und Irrgarten.
- Die historische Signalbrücke am Bahnhof
Naturdenkmäler
Die mit über 200 Jahren wahrscheinlich zweitälteste Kamelie nördlich der Alpen ist in Roßwein zu finden. Ferner gibt es an der Straße nach Döbeln mit dem Troischaufelsen einen einzigartigen geologischen Aufschluss. Der unter Naturschutz stehende Felsen besteht aus dem in der Region seltenen Gabbro. Bis zum Bau der Döbelner Straße um 1860 wurde an dieser Stelle noch Silber und Kupfer in einem Stollen abgebaut.
Zwei Kilometer östlich von Roßwein befindet sich das Flächendenkmal der vormaligen Bergwerksanlagen von „Segen Gottes Erbstolln“. Seit dem Jahre 1980 betreibt der gemeinnützige Verein „Segen Gottes Erbstolln“ aktive Denkmalspflege an diesem bedeutenden montanhistorischen Denkmal.
Geotop "Gabbrofelsen" in Roßwein
Gabbrogestein in Roßwein
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Roßwein liegt im Städtedreieck Chemnitz–Leipzig–Dresden, die Straßenverkehrsanbindungen erfolgt über die nahe gelegene A 4 und A 14 sowie die B 175. Roßwein verfügt weiterhin über einen Bahnhof an der Bahnstrecke Borsdorf–Coswig und war Ausgangspunkt für die unterdessen im Abschnitt Roßwein–Hainichen vom Eisenbahnverkehr freigestellte, umgangssprachlich als Striegistalbahn bekannte, Eisenbahnstrecke Roßwein–Hainichen–Niederwiesa.
Ansässige Unternehmen
Neben einigen regionalen Bauunternehmen wird die Unternehmensstruktur heute von zwei Autozulieferern bestimmt. Im Jahre 2005 siedelte sich der japanische Hitachi-Konzern im Industriegebiet Goldene Höhe an. Er produziert dort Hochdruckpumpen für die Benzineinspritzung. Im ehemaligen Press- und Schmiedewerk werden heute von der Mahle GmbH Pleuelstangen hergestellt.
Bildung
Die Hochschule Mittweida ist in Roßwein mit zwei Fachbereichen vertreten: Stahl- und Metallbau sowie Soziale Arbeit. Der Fachbereich Soziale Arbeit erreichte im letzten Hochschulranking den ersten Platz in den ostdeutschen Bundesländern.
Weitere wichtige Bildungs- und Forschungseinrichtungen:
- Bundesfachschule Metallhandwerk
- Zentrum für Förder- und Aufzugstechnik
- Geschwister-Scholl-Mittelschule
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Karl Friedrich Böhmert (1797-1882), Pfarrer, Gründer der Sonntagsschule (1832), des Gewerbevereins (1834) und der Krankenkasse (1849) von Roßwein. Ehrenbürger (1839)
- Benno Brückner (1824–1905), protestantischer Theologe
- Friedrich Wilhelm Kaulisch (1827–1881), Lehrer in Ulbersdorf, schrieb das Gedicht Mutterliebe („Wenn Du noch eine Mutter hast“)
- Erich Kürschner (1911–1977), Puppenspieler und Bühnenleiter der Hohnsteiner Puppenspiele
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Othmar Faber (1927-2008), Päpstlicher Ehrenprälat im Bistum Dresden-Meißen, ab 1955 Lokalkaplan und Pfarrvikar in Roßwein.
Sonstiges
Dialekt
Roßwein liegt an einer Grenze dreier Formen des sächsischen Dialekts: nördlich davon das Nordmeißenische, südlich das Südmeißenische, und östlich stößt das Südostmeißenische an; welche alle drei zu den Meißenischen Dialekten zuzurechnen sind.
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
- ↑ Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen.
- ↑ SächsABl. S. 39 vom 13. Januar 1994
- ↑ SächsABl. S. 40 vom 13. Januar 1994
- ↑ Datenquelle ab 1998: Statistisches Landesamt Sachsen
- ↑ 31. Dezember
- ↑ 3. Oktober
Weblinks
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