Rothrist (AG)

Rothrist (AG)
Rothrist
Wappen von Rothrist
Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Zofingen
BFS-Nr.: 4282Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 4852
UN/LOCODE: CH RTR
Koordinaten: (633633 / 239195)47.3027787.883342411Koordinaten: 47° 18′ 10″ N, 7° 53′ 0″ O; CH1903: (633633 / 239195)
Höhe: 411 m ü. M.
Fläche: 11.87 km²
Einwohner: 7591
(31. Dezember 2008)[1]
Website: www.rothrist.ch
Karte
Karte von Rothrist

Rothrist (schweizerdeutsch: Rootrescht) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Zofingen im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt an der Aare und grenzt an den Kanton Solothurn. Bis 1890 war Niederwil (Zofingen) der offizielle Name der Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Gemeinde besteht aus zahlreichen Ortsteilen, die in den letzten Jahrzehnten zusammengewachsen sind. Das überbaute Gebiet wird in Nordost-Südwest-Richtung von einer vierspurigen Eisenbahnstrecke zerschnitten. Zwischen der Bahnlinie und der Aare liegt der Ortsteil Dietiwart, wo sich auch eine ausgedehnte Industriezone befindet. Südlich der Bahnlinie reihen sich mehrere Ortsteile aneinander. Von West nach Ost sind dies Oberwil, Niederwil (auch Dörfli genannt), Sennhof, Rothrist (auch Dorf oder Rössli genannt) und Fleckenhausen.

Ganz im Nordosten münden im Abstand von knapp zweihundert Metern die Pfaffneren und die Wigger in die Aare; der Fluss bildet gleichzeitig die östliche Gemeindegrenze. In den Tälern dieser beiden Gewässer liegen versetzt von den übrigen Ortsteilen kleinere Weiler: Gfill und Gländ im Pfaffnerental sowie Säget im Wiggertal. Das südlichste Drittel des Gemeindegebiets ist vom Langholzwald bedeckt, einem Teil des grössten zusammenhängenden Waldgebietes des Kantons Aargau. Das Gelände steigt hier sanft bis zum Räckholderhubel an.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 1187 Hektaren, davon sind 387 Hektaren bewaldet und 323 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf dem Räckholderhübel auf 501 Metern, die tiefste Stelle liegt auf 395 Metern an der Mündung der Wigger in die Aare.

Nachbargemeinden sind Aarburg im Nordosten, Oftringen im Osten, Strengelbach im Südosten, Vordemwald im Süden, Murgenthal im Südwesten sowie die solothurnischen Gemeinden Boningen im Westen und Olten im Norden.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortsteils Niederwil als Wile erfolgte im Jahr 1242 in den Statuten des Chorherrenstiftes in Zofingen. Rothrist wurde erstmals 1263 in einer Urkunde des Klosters St. Urban als Routrist erwähnt. Diese Dörfer sowie die weiteren heutigen Ortsteile waren damals Bestandteil des Amtes Aarburg, das im Besitz der Grafen von Frohburg war. Das Amt wurde 1299 an die Habsburger verkauft, die damit sowohl die niedere wie auch die hohe Gerichtsbarkeit besassen.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau; Das Gebiet um Rothrist gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Die Reformation wurde 1528 eingeführt. Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Der westlich der Wigger gelegene Teil des Amts Aarburg gehörte zunächst zum Kanton Bern (Distrikt Langenthal) und wurde dann im März 1803 dem Kanton Aargau angefügt.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren weite Teile der Bevölkerung verarmt. In einer koordinierten Auswanderungsaktion verliessen am 27. Februar 1855 über 300 Personen (rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerung) ihre Heimat in Richtung New Orleans. Nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie AarburgHerzogenbuchsee am 16. März 1857 siedelten sich zahlreiche Industriebetriebe an und die Gemeinde erlebte einen Aufschwung.

1890 beschloss das Aargauer Kantonsparlament die Umbenennung der Gemeinde Niederwil in Rothrist, um Verwechslungen mit Niederwil im Bezirk Bremgarten zu vermeiden. Während des 20. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl um mehr als das Doppelte; begünstigt vor allem durch den Bau der Autobahn.

Sehenswürdigkeiten

Kirche von Rothrist

Die reformierte Kirche im Ortsteil Niederwil entstand im Jahr 1714, als Stiftung des Pfarrers von Uerkheim. Zuvor hatte die heutige Gemeinde Rothrist kirchlich zu Zofingen gehört. Baumeister Abraham Dünz II. errichtete die Kirche im Barockstil. Damals bedeutende Persönlichkeiten wie z.B. Samuel Frisching stifteten die Glasmalereien an den Fenstern. 1899 wurde an der Westseite ein neuromanischer Kirchturm angefügt.[2]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot über grünem Dreiberg gewendete weisse Pflugschar, im Schildhaupt begleitet von zwei fünfstrahligen weissen Sternen.» Diese Darstellung erschien erstmals 1811 auf dem Gemeindesiegel und ist seither unverändert geblieben.[3]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[4]

Jahr 1803 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 1447 2846 3407 4219 5048 5883 6015 6741 6869

Am 31. Dezember 2007 lebten 7448 Menschen in Rothrist, der Ausländeranteil betrug 18,8 %.[5] Bei der Volkszählung 2000 waren 54,7 % reformiert, 24,4 % römisch-katholisch, 5,1 % moslemisch und 3,5 % christlich-orthodox; 1,4 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 87,4 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 3,2 % Serbokroatisch, 3,1 % Italienisch, 1,3 % Albanisch, 0,9 % Türkisch.[6]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Die fünf Gemeinderäte der Amtsperiode 2006-2009 sind:

  • Felix Schönle, Gemeindeammann
  • Hans Jürg Koch, Vize-Gemeindeammann
  • Kathrin Muggli
  • Peter Vonlanthen
  • Bernhard Wernli

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Zofingen zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinde Murgenthal verantwortlich ist.

Wirtschaft

Rivella Hauptsitz in Rothrist
In den ökologischen Ausgleichsflächen des Kraftwerks Ruppoldingen ist der Biber heimisch

In Rothrist gibt es rund 3800 Arbeitsplätze, davon 2 % in der Landwirtschaft, 43 % in der Industrie und 55 % im Dienstleistungsbereich.[7] Die bekanntesten Firmen sind das Getränkeunternehmen Rivella, die Giezendanner Transport AG des Nationalrates Ulrich Giezendanner sowie Möbel Hubacher, eines der grössten Möbel- und Teppichhäuser der Schweiz. Das im Jahr 2000 eröffnete Kraftwerk Ruppoldingen in der Aare ist eines der leistungsfähigsten Wasserkraftwerke der Schweiz.[8] Zahlreiche Erwerbstätige sind Wegpendler und arbeiten in Zofingen oder Olten.

Verkehr

Rothrist ist verkehrsmässig ausgezeichnet erschlossen und befindet sich an der A1 zwischen Zürich und Bern, der wichtigsten Autobahn der Schweiz, nahe den beiden Kreuzungspunkten mit der A2. Durch das Dorf selbst führt die Hauptstrasse Zürich – Bern, im Ortsteil Niederwil zweigt die Hauptstrasse nach Olten ab. Am SBB-Bahnhof halten Regionalzüge nach Olten und Langenthal. An der südwestlichen Gemeindegrenze beginnt die Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist. Der Regionalbus Wiggertal verkehrt von Zofingen über Rothrist nach Murgenthal (teilweise im Viertelstundentakt).

Bildung

Die Gemeinde verfügt über vier Kindergärten und sieben Schulhäuser, in denen sämtliche Schulstufen der obligatorischen Volksschule absolviert werden können. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Zofingen und Aarau.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Franz Oswald, Peter Baccini: Netzstadt. Einführung in das Stadtentwerfen. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 2003. ISBN 3-7643-6962-0 (Städtebautheorie, Erläuterung der Netzstadt am Beispiel der «Stadt an der Wigger», bestehend aus Aarburg, Oftringen, Rothrist, Strengelbach und Zofingen)

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  2. Michael Stettler: Die Kunstdenkmaeler des Kantons Aargau - Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen. Birkhäuser Verlag, Basel 1948.
  3. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
  4. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Zofingen - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  5. Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Wasserkraftwerk Ruppoldingen

Weblinks


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