- Rubinschwefel
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Realgar Realgar aus der Getchell Mine, Nevada (USA) Chemische Formel As4S4 Mineralklasse nichtmetallartige Sulfide
II/F.02-30 (nach Strunz)
2.8.22.1 (nach Dana)Kristallsystem monoklin Kristallklasse monoklin-prismatisch Farbe rot, orangerot Strichfarbe rot bis orangegelb Mohshärte 1,5 bis 2 Dichte (g/cm³) 3,6 Glanz Diamantglanz, Fettglanz Transparenz durchsichtig bis durchscheinend Bruch muschelig Spaltbarkeit unvollkommen Habitus prismatische, längsgestreifte Kristalle; körnig; massig Häufige Kristallflächen Zwillingsbildung Kristalloptik Brechzahl α=2,538 β=2,684 γ=2,704 Doppelbrechung
(optische Orientierung)Δ=0,166 ; zweiachsig negativ Pleochroismus dunkelrot-dunkelrot-orangerot Weitere Eigenschaften Chemisches Verhalten in Säuren und Kalilauge teilweise löslich Ähnliche Minerale Orpiment, Pararealgar, Cinnabarit, Rubin Radioaktivität nicht radioaktiv Besondere Kennzeichen hochgiftig Realgar, Rubinschwefel, als Pigment auch als Rauschrot oder Opperment, ist ein häufig vorkommendes Arsen-Schwefel-Mineral aus der Mineralklasse der nichtmetallartigen Sulfide. Es kristallisiert im Monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Formel As4S4 und entwickelt prismatische, längsgestreifte Kristalle oder körnige, massige Aggregate in den Farben rot bis orangegelb.
Der Name Realgar stammt aus dem Arabischen Radj al ghar und bedeutet soviel wie „Höhlenpulver“.
Inhaltsverzeichnis
Besondere Eigenschaften
Realgar ist sehr instabil und zerfällt unter UV-Licht in Orpiment (Auripigment As2S3) und Arsenik (As2O3) beziehungsweise Pararealgar (AsS). Es ist in Säuren und in Kalilauge teilweise löslich und entwickelt dabei giftige Dämpfe, die nach Knoblauch riechen. Das entstehende Gas ist Arsenwasserstoff.
Realgar hat zumindest farbenmäßig eine gewisse Ähnlichkeit mit Cinnabarit (Zinnober) und Rubin. Beide kristallisieren jedoch trigonal und sind entweder viel schwerer oder härter als Realgar.
Bildung und Fundorte
Als typisches Sekundärmineral findet sich Realgar zusammen mit dem verwandten Auripigment in Hydrothermal-Adern und -Quellen. Es entsteht durch Zersetzung anderer arsenhaltiger Minerale wie dem Arsenopyrit, aber auch durch Resublimation vulkanischer Gase.
Bedeutende Fundorte sind die Grube Lengenbach, Kanton Wallis in der Schweiz, Baia Sprie und Siebenbürgen in Rumänien, Shimen/Hunan in China, Nevada in den USA und Allchar in Makedonien.
Struktur
Die Elementarzelle der chemischen Verbindung ist käfigförmig, wobei im Kristall innerhalb der Käfige starke, kovalente Atombindungen und zwischen den Käfigen schwache Van-der-Waals-Bindungen herrscht, was auch die chemische Unbeständigkeit erklärt. Im einzelnen Käfig sind die Arsen-Atome (Oxidationsstufe: +3) jeweils mit einem weiteren Arsen- und zwei Schwefelatomen verbunden. Die Schwefelatome (Oxidationsstufe: -2) besitzen jeweils 2 Bindungen zu Arsen-Atomen. [1]
Verwendung
Im Mittelalter fand Realgar hauptsächlich in der Medizin und der Glasherstellung Verwendung, heute wird es in der Pyrotechnik, aber auch bei der Pestizidproduktion eingesetzt.
Realgar wurde wegen seiner nicht mischbaren orangeroten Farbe bereits im Altertum als Pigment verwendet. Es findet sich auch in mittelalterlicher Buch- und Tafelmalerei.
Heute darf es wegen seiner extremen Giftigkeit nur noch in Ausnahmefällen und unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen verwendet werden. Für Spezialanwendungen der Restaurierung ist es noch im Fachhandel erhältlich. In allen anderen Anwendungen lässt es sich durch moderne synthetische Pigmente wie etwa Teerfarbstoffe (Perylenrots) ersetzen.
Vorsichtsmaßnahmen
Realgar enthält einen hohen Arsenanteil von ca. 70 Gewichtsprozent und wird daher als giftige Substanz (R-Sätze R 23/25 Giftig beim Einatmen und Verschlucken, R 50/53 Sehr giftig für Wasserorganismen) eingestuft.[2] Präzise Angaben über die Giftigkeit sind aber kaum möglich, da ein Zerfallsprodukt von Realgar an der Luft das Arsenik ist, welches auf Grund seiner guten Löslichkeit eine wesentlich höhere Giftigkeit als reines Arsen besitzt. Der Umgang mit Realgar erfordert besondere Vorsichtsmaßnahmen, wie unter Verschluss aufbewahren; Schutzhandschuhe und Augenschutz benutzen; bei der Arbeit nicht essen, trinken, rauchen; Freisetzung in die Umwelt vermeiden und als gefährlicher Abfall zu entsorgen. Beim Transport relevanter Mengen fällt es unter Gefahrgutklasse 6.1 mit der Gefahrnummer 60 über der UN-Nummer 1557.
- Genauere Angaben finden sich im Abschnitt Giftigkeit des Artikels Arsensulfide.
Siehe auch
Quellen
- ↑ M.Binnewies: Allgemeine und anorganische Chemie Spektrum Verlag, 2004
- ↑ Eintrag zu CAS-Nr. 1303-33-9 in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 30. März 2008 (JavaScript erforderlich)
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0.
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3.
- Karl Krüger: Das Reich der Mineralien und Gesteine. Safari Verlag., Berlin, ISBN 3-7934-1339-X.
Weblinks
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