Rubjerg Knude

Rubjerg Knude
Düne und Leuchtturm von Rubjerg Knude, 2004
57.4488888888899.7752777777778117
Rubjerg Knude (Dänemark)
Rubjerg Knude
Rubjerg Knude

Die Rubjerg Knude (dänisch: knude für rundliche Erhebung) ist eine Wanderdüne in der Gemeinde Rubjerg (Kommune Hjørring) im nördlichen Jütland in Dänemark und bildet eine eindrucksvolle Naturschönheit der Nordseeküste.

Inhaltsverzeichnis

Die Düne und das Leuchtfeuer

Steilküste nördlich von Rubjerg Knude

Die Westküste Dänemarks im nördlichen Jütland ist eine Kliffküste. Auf rund 15 km zwischen Lønstrup und Løkken werden eiszeitliche Sandablagerungen von etwa 50 m Höhe über dem Meeresspiegel durch die Erosion der Nordsee mit einer Geschwindigkeit von mehreren Metern pro Jahr abgetragen, es bildet sich eine Lønstrup Klint genannte Steilküste mit vorgelagertem Sandstrand wechselnder Breite.

Die Rubjerg Knude bildet den höchsten Punkt der Steilküste von Lønstrup. Sie erreicht eine Länge von bis zu 1900 m und eine Breite von bis zu 400 m. Rubjerg Knude selbst hat eine Höhe von gut 70 m. Die oberen 20 bis 25 m bestehen aus Flugsand. Darunter liegt eine bis zu 50 m hohe Steilküste, die aus eiszeitlichen Ablagerungen aufgebaut ist, mit einem für Dänemark einzigartigen Beispiel isostatisch aufgeschuppter Schollen. Die Düne erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung und fällt zum Meer hin steil ab. Zu den 50 m des Küstenkliffs hat der Wind in den vergangenen Jahrzehnten den durch die Erosion losen Sand um weitere 50 m aufgehäuft, so dass sie mit bis zu 100 m Höhe die größte Wanderdüne Europas ist. Die größte „stationäre“ Düne Europas ist die Dune du Pyla in Frankreich.

Der Leuchtturm im Jahre 1912

Am 27. Dezember 1900 wurde an der Küste von Rubjerg hinter einer damals nur zwei bis drei Meter hohen Düne das Fyr, der 23 m hohe Leuchtturm, zusammen mit vier Nebengebäuden (den Wärterhäuschen) eingeweiht. Er sandte alle halbe Minute einen langen weißen Lichtstrahl und anschließend zwei kurze Blitze aus. Dieses Signal konnte bis zu 42 km weit wahrgenommen werden.

Von 1900 bis 1906 war er mit einem eigenen Gaswerk ausgestattet, in den folgenden Jahren wurde die Flamme mit Petroleum betrieben und 1934 wurde auf elektrisches Licht umgestellt. Der Linsenapparat bestand aus 134 handgeschliffenen Fresnel-Linsen, die für 42.000 Kronen in Paris hergestellt worden waren. Der Leuchtturm war rund um die Uhr mit einem Leuchtturmwärter, einem Gehilfen und einem Heizer bemannt.

Rubjerg Knude vom Strand aus gesehen, im Vordergrund ist die Steilküste

Ab den 1910er Jahren blies der Wind große Mengen Sand von der Steilküste herauf und die eigentliche Düne bildete sich auf dem schmalen Streifen zwischen dem Leuchtturm und dem Meer. Der Sand drang zwischen den Wärterhäuschen ein − verschüttete einen Brunnen und machte den Kräutergarten unfruchtbar. Schon zu diesem Zeitpunkt wurden dutzende Fuhren Sand weggefahren. In den 1950er Jahren gruben Bauunternehmen große Mengen an Sand von der Spitze der stetig wachsenden Düne ab − aber ohne Erfolg.

Rubjerg Knude wanderte, getrieben vom Wind, weiter und erreichte schließlich eine Höhe von etwa 50 m. Der Leuchtturm war nun vom Meer aus nicht mehr zu sehen. Er wurde am 1. August 1968 abgeschaltet. Einen unmittelbaren Ersatz gab es wegen der verbesserten Navigationstechnik nicht.

Um das Sandtreiben zu bremsen war versucht worden, Kiefernzweige in die Düne zu stecken. Dies hatte allerdings nur zur Folge, dass noch mehr Sand festgehalten wurde und die Düne höher wurde. Auch eine Bepflanzung mit Strandhafer konnte das Wachstum nicht bremsen. Nachdem alle Versuche der Wanderdüne Einhalt zu gebieten gescheitert waren, beschloss die dänische Regierung Anfang der 1990er Jahre das gesamte Gebiet unter Naturschutz zu stellen und den Sand frei wandern zu lassen.

In den Jahren 1994 und 1996 entfernte man die Dächer zweier Gebäude, weil die Gefahr bestand, dass diese unter dem Gewicht des Sandes einstürzen könnten, wobei möglicherweise Touristen hätten verletzt werden können. Bis 2001 befanden sich im dritten Gebäude noch ein Flugsandmuseum und eine Cafeteria. 2002 waren alle drei Gebäude mehr oder weniger in der Düne verschwunden. Das Flugsandmuseum wurde am 31. August 2002 geschlossen.

Im Januar 2003 wurde auch vom vierten und letzten Haus das Dach abgenommen. Dabei war der Leuchtturm nie vollständig im Sand versunken. Durch Abwinde an den Turmfassaden bildete sich um den Sockel eine zunächst kleine Delle, welche sich mit den Jahren zu einer bis zu zehn Meter tiefen Mulde entwickelt hat. 2004 ist die Düne weitergewandert und das erste Haus ist im Begriff, wieder zum Vorschein zu kommen - es wird aber auf Grund der Erosion in wenigen Jahren ins Meer stürzen.

Die Düne wandert zur Zeit Richtung Nordost und flacht sich dabei mit den Jahren ab. Noch ist sie zwischen 90 und 100 m hoch.

Rubjerg Kirke

Die Rubjerg Kirke, die zirka einen Kilometer südlich der Düne liegt, war das erste Gebäude, das durch den Flugsand betroffen war. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts hatten sich an der Kirche bis zu vier Meter hohe Sandwehen abgelagert. Die Gemeinde beschloss daraufhin 1906 das Gotteshaus zu schließen und errichtete eine neue Kirche weiter im Landesinneren.

Das gleiche Phänomen findet man auch an der Nordspitze Dänemarks in der Nähe der Stadt Skagen. Dort befindet sich die Tilsandede Kirke (deutsch: Versandete Kirche), welche auf Grund des Flugsandes der Wanderdüne Råbjerg Mile geschlossen wurde.

Mårup Kirke

Ehemalige Mårup Kirke

Ein ganz anderes Problem tritt bei der Kirche von Mårup zutage, die sich etwa 1500 m nördlich in Sichtweite des Leuchtturms befindet. Im Laufe der Jahre hat sich die Steilküste (hier sandfrei) immer weiter in das Land geschnitten. Vor einigen Jahren war es deshalb nötig, die Kirche aus Sicherheitsgründen zu schließen, da sie nur noch etwa 15 m vor der Abbruchkante steht. Ein kleiner Teil des sich anschließenden alten Friedhofs ist bereits mitsamt den Gräbern, welche nicht umgelagert wurden, abgestürzt. Nachdem man lange uneinig darüber war, was mit der Kirche geschehen soll, wurde sie im Herbst 2008 bis auf die Grundmauern abgetragen. Dachstuhl und Inneneinrichtung wurden eingelagert, um sie an anderer Stelle wieder aufzubauen.[1]

Tourismus

Bereits in den 1970er Jahren war die Düne ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Anlaufpunkt des damals einsetzenden Tourismus. In den letzten Jahren hat sich der Tourismus an der Rubjerg Knude noch stärker entwickelt. Das Museum und die Cafeteria wurden im alten Hof des Strandvogts Jens Thomsen rund 2 km entfernt neu eröffnet und es strömen jedes Jahr Tausende von Besuchern zur Düne um dieses riesige Naturdenkmal zu bewundern.

Die Düne und die angrenzende Steilküste ist ein beliebtes Gebiet für Gleitschirm- und Drachenflieger. Die regelmäßigen Seewinde bieten trotz der relativ geringen Höhe gute Startbedingungen und ziehen viele Sportler auch aus den Nachbarländern an.

Der Besuch der Rubjerg Knude und der Mårup Kirke sind kostenlos.

Literatur

  • Steen Andersen, Steen Sjørring (Red.): Det nordlige Jylland. 2. Auflage, Geografforlaget, Brenderup (DK) 1997, ISBN 87-7702-055-3. (erschienen als dritter von fünf Bänden in der Reihe Geologisk set)

Weblinks

 Commons: Rubjerg Knude – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Enden nær for Mårup Kirke, Berlingske Tidende, 28. Juni 2008
57.4488929.77436750

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rubjerg Knude Lighthouse — in Jutland Denmark started life on December 27 1900 (construction started in 1899).The lighthouse is on the top of Lønstrup Klint (cliff), 60 metres above sea level. Until 1908 it operated on gas from which it produced from a gasworks on the site …   Wikipedia

  • Barchan — Düne im Sossusvlei (Namibia) Düne mit aufgesetzten Rippeln in Marokko …   Deutsch Wikipedia

  • Dünen — Düne im Sossusvlei (Namibia) Düne mit aufgesetzten Rippeln in Marokko …   Deutsch Wikipedia

  • Flugsand — Düne im Sossusvlei (Namibia) Düne mit aufgesetzten Rippeln in Marokko …   Deutsch Wikipedia

  • Längsdüne — Düne im Sossusvlei (Namibia) Düne mit aufgesetzten Rippeln in Marokko …   Deutsch Wikipedia

  • Parabeldüne — Düne im Sossusvlei (Namibia) Düne mit aufgesetzten Rippeln in Marokko …   Deutsch Wikipedia

  • Råbjerg Mile — 360° Panorama …   Deutsch Wikipedia

  • Röhrende Dünen — Düne im Sossusvlei (Namibia) Düne mit aufgesetzten Rippeln in Marokko …   Deutsch Wikipedia

  • Sandböden — Düne im Sossusvlei (Namibia) Düne mit aufgesetzten Rippeln in Marokko …   Deutsch Wikipedia

  • Sanddüne — Düne im Sossusvlei (Namibia) Düne mit aufgesetzten Rippeln in Marokko …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”