Rubus idaeus

Rubus idaeus
Himbeere
Himbeeren

Himbeeren

Systematik
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Rosoideae
Gattung: Rubus
Art: Himbeere
Wissenschaftlicher Name
Rubus idaeus
L.

Die Himbeere (Rubus idaeus) ist eine Pflanzenart der Gattung Rubus aus der Untergattung Idaeobatus.

Die Himbeere ist bereits seit dem Altertum als Heilpflanze bekannt. Im Mittelalter wurde sie vor allem in Klöstern kultiviert. Bereits im Jahre 1601 hat Clusius zwischen roten und gelben Arten unterschieden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Himbeerstrauch wird bis zu 2 Meter groß, die Ruten sind mit feinen Stacheln besetzt. An den Trieben, die die Pflanze ausbildet, sitzen wechselständig drei-, fünf- und siebenzählige gezähnte und gefiederte Blätter.

Zwischen Mai und August bildet die Pflanze von den einzelnen Trieben abgehend rispenförmige Blütenstände mit weißen Blüten aus. Jede Blüte hat jeweils fünf Kelch- und Kronblätter und über zwanzig Staub- und Fruchtblätter. Der Boden der Blüte ist dabei stark vorgewölbt.

Die roten, bei Zuchtformen auch gelben oder schwarzen, weichen Früchte sind, anders als der Name der Pflanze suggeriert, botanisch gesehen keine Beeren, sondern Sammelsteinfrüchte, die sich aus den einzelnen Fruchtblättern bilden. Anders als bei der Brombeere ist die Frucht nur lose an den Blütenboden gebunden und kann leicht abgezogen werden. Je nach Sorte können Himbeeren von Juni an bis zu den ersten Frösten im Spätherbst geerntet werden.

Verbreitungsgebiet

Blüte und Fruchtstand der Himbeere

Die wilde Himbeere ist im gemäßigten bis borealen Europa und Westsibirien weit verbreitet. In der meridionalen Zone wird sie nach Süden hin zunehmend seltener und ist an die montanen bis subalpinen Lagen der Gebirge gebunden. In den Alpen steigt sie bis in eine Höhe von ca. 2000 m. Eingebürgerte Vorkommen gibt es im östlichen Nordamerika, in Grönland und in Neuseeland. Verwandte Arten kommen im östlichen Nordasien (Rubus nipponicus) und in Nordamerika (Rubus strigosus, Rubus melanolasius) vor. [2]

Standort

Die Himbeere tritt als Waldpionier auf Kahlflächen auf und ist ein Nitratzeiger. Sie bevorzugt halbschattige Lagen, z. B. Waldlichtungen oder Waldränder mit hoher Luftfeuchtigkeit und kühlen Sommertemperaturen. Himbeeren mögen keine Staunässe, da sie empfindlich gegenüber Wurzelkrankheiten sind.[3]

Ökologie

Die Himbeere beherbergt wie Schlehe und Brombeere 54 Arten Schmetterlingsraupen.[4]

Namensherkunft

Der deutsche Name der Himbeere (durch Lautangleichung hervorgegangen aus der althochdeutschen Bezeichnung Hintperi) leitet sich aus der altnordischen und angelsächsischen Vokabel hind (Hirschkuh) ab, bedeutet also Beere der Hirschkuh.[1]

Der wissenschaftliche Name Rubus idaeus lässt sich bis zum Werk De materia medica[5] (entstanden ca. 50 bis 68 n. Chr.) von Dioscurides zurückverfolgen, geht aber wahrscheinlich auf den griechischen Arzt Krateuas (um 100 v. Chr.) zurück[6]. Plinius der Ältere nennt den Namen in seinem Werk Naturalis historia (ca. 77 n. Chr.) an zwei Stellen und schreibt, dass die Griechen die Pflanze "Idaeus rubus" nannten [7], weil sie nur im Ida wachsen würde[8]. Wahrscheinlich ist die Art nach dem Ida-Gebirge in der Troas benannt, weil nur dieses Gebirge im Verbreitungsgebiet der Himbeere liegt, während die Art im weiten Umkreis des auch "Ida" genannten Psiloritis-Gebirges Kretas fehlt.[2]

Vermehrung

Die vegetative Vermehrung geschieht in der Regel durch Wurzelausläufer. Selten vermehrt sich die Himbeere auch über Absenker. Die Vermehrung über Samen ist ebenfalls möglich. Da eine Keimung nicht innerhalb einer festgelegten Periode erfolgt, wird im Gartenbau eine Keimbeschleunigung angewandt.

Sorten

Grundsätzlich wird bei der Himbeere zwischen zwei Arten unterschieden: Sommerhimbeeren und Herbsthimbeeren (remontierende Sorten). Remontierende Sorten fruchten mehrmals jährlich, meist werden -aus betriebstechnischen Gründen - nach der Ernte alle Triebe abgeschnitten, was im Folgejahr zu Neutrieben und zu einer einmaligen Ernte im Herbst führt. Bei Sommerhimbeeren werden die Neutriebe belassen und so eine Ernte Ende Juni/Anfang August herbeigeführt. Wichtige Himbeersorten sind [9][10]:

  • Tulameen: sehr aromatische Sorte, groß, nach unten hin spitz zulaufend, Probleme mit Neutriebbildung, anfällig für Phytophtora.
  • Glen Ample: früh, groß.
  • Himbotop: Herbsthimbeere, Schweizer Züchtung, groß, feste Früchte, sehr stark wachsend.
  • Autumn Bliss: Herbsthimbeere, Reife Anfang August, Anfällig für viröse Bröselfruchtigkeit, aromatisch, resistent gegen Wurzelkrankheiten.
  • Polka: Herbsthimbeere, aromatisch, groß, Reife Mitte August.
  • Schönemann: spät reifende deutsche Sorte mit länglichen, festen, etwas sauren Früchten.

Anbau

Pflückreife Himbeeren an Himbeerstrauch

Anbau von einmaltragenden Himbeeren: Einmaltragende Himbeeren (Sommerhimbeeren) werden meist entlang eines Drahtrahmens gezogen. Dabei werden etwa zehn Fruchtruten pro Laufmeter belassen und am Draht angebunden. Während und nach der Fruchtreife wachsen aus den Wurzeln neue Ruten nach. Der Schnitt von Sommerhimbeerkulturen erfolgt direkt nach der Ernte. Dabei werden die abgetragenen Ruten bodeneben abgeschnitten und die Neutriebe aufgebunden.[3]

Anbau von remontierenden Himbeeren: Remontierende Himbeeren (Herbsthimbeeren) werden nach der Ernte (November) bodeneben abgeschnitten. Im Frühjahr bilden sich neue Fruchtruten, welche wiederum im Herbst fruchten. Werden die abgetragenen Ruten über den Winter belassen, ist auch ein kleiner Frühertrag (Juni) möglich. Dieser sollte jedoch drei Wochen nach Erntebeginn abgebrochen werden, um den Spätertrag nicht zu gefährden.[3]

Krankheiten und Schädlinge

Die wichtigste Krankheit bei Himbeeren ist Phytophtora (Rote Wurzelfäule), welche zu verringerter Neutriebbildung und langfristig zum Absterben des Stockes führt. Eine weitere wichtige Krankheit ist die Rutenkrankheit, welche auf mehrere Erreger zurückzuführen ist. Während Phytophtora nur durch ein optimales Bodengefüge verhindert werden kann, kann die Rutenkrankheit mit Fungiziden bekämpft werden. Schädlinge an der Himbeere sind Blattläuse, Himbeergallmücken, Himbeerrutengallmücken, Himbeerkäfer und Spinnmilben. Viruskrankheiten, die Zwergwuchs hervorrufen können oder zwergfrüchtige Ernten produzieren, sind ein weiteres Risiko im kommerziellen Anbau.[11] Virusresistente Sorten (ELISA-getestet, virusfrei) sind daher heute in Chile und Nordamerika bevorzugt im Anbau.

Verwertung

Die Pflanze ist eine wegen ihrer Früchte beliebte Gartenpflanze. Die durch ihren hohen Vitamingehalt äußerst gesunden Früchte werden häufig roh verzehrt oder beispielsweise als Marmelade, Gelee, Kompott oder Saft vielfältig in der Küche verwendet. Himbeeren reifen nach der Ernte nicht nach, sie zählen zu den nichtklimakterischen Früchten. Beliebt ist auch Vanilleeis mit heißen Himbeeren, die außerhalb der Saison meist aus der Tiefkühltruhe stammen. Im Gegensatz zu einigen anderen „Beeren“ behalten Himbeeren beim Backen ihr Aroma, weswegen sie sich gut für Käsekuchen eignen. Aus den Blättern vor allem der Triebspitzen kann ein wohlschmeckender Tee aufgebrüht werden.

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Himbeeren und deren Blätter wurden von amerikanischen Ureinwohnern traditionell als Heilmittel (Gelenkschmerzen, Bauchbeschwerden, Augenschmerzen) eingesetzt.[1] Die in Himbeeren enthaltenen Anthocyane und Ellagsäure werden neuerdings von Anbietern auch als potenzielle Wirkstoffe gegen Krebserkrankungen und "Freie(Sauerstoff)Radikale" propagiert; dafür sprechen Ergebnisse an Zellkulturen und Nagetieren, wie sie auch für andere sekundäre Pflanzenstoffe in großer Zahl erhoben wurden. Die Tatsache, dass synthetisch hergestellte Ellagsäure eine geringere Wirksamkeit zeigt, weist nach Ansicht einiger Autoren auf ein mögliches Zusammenspiel mit anderen Bestandteilen der Beeren hin. Trotz der quantitativ höchsten Konzentration unter allen Obst- und Gemüsesorten scheint die Ellagsäure-Menge alleine jedoch auch in Himbeeren zu gering zu sein, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Es liegen keinerlei positive Studienergebnisse an menschlichen Probanden oder Patienten vor; bisher wurde noch kein Präparat als Arzneimittel zugelassen oder auch nur die Zulassung beantragt (lediglich als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen). In den USA wurde dennoch bereits ein einschlägiges Patent beantragt, das den Vermerk "Government Interests" (im Regierungsinteresse) trägt.[12] Der in der Geburtsvorbereitung von vielen Hebammen empfohlene [13] Himbeerblättertee ist unwirksam. Entsprechende klinische Doppelblind- und Kontrollgruppen-Studien [14] [15] fanden keinen Effekt von Himbeerblättern in Tee- und Tablettenform auf den Geburtsvorgang.[16]

Nährwert / Inhaltsstoffe

Himbeeren
100 g Himbeeren enthalten [17]:
kcal kJoule Wasser Fett Kalium Calcium Magnesium Vitamin C
34 142 84 g 0,3 g 170 mg 40 mg 30 mg 25 mg


Tagesbedarf eines Erwachsenen: [17][18]
Kalium Calcium Magnesium Vitamin C
9% 5% 10% 33%

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Keipert, Konrad: Beerenobst: angebaute Arten und Wildfrüchte. Ulmer, Stuttgart, 1981. (ISBN 3-8001-5517-6)
  2. a b Heinrich Egon Weber: Rubus in Hegi, Illustrierte Flora von Mitteleuropa Band IV Teil 2A, 3. Aufl. Berlin 1995, S. 309-315
  3. a b c Weiß, Helmut; Gosch, Christian; Fischerauer, Andreas: Beerenobst: Sorten, Pflanzung, Pflege, Verarbeitung. Leopold Stocker Verlag, Graz 2001. (ISBN 3-7020-0906-X)
  4. Helmut Hintermeier: Der Liguster und seine Gäste, in Allgemeine Deutsche Imkerzeitung, November 2008, Seiten 30,31
  5. Dioscurides, De materia medica, übersetzte Textstelle
  6. Hummer, K.E., Janick, J. 2007. Rubus Iconography: Antiquity to the Renaissance. Acta Horticulturae 759: 89-106.
  7. Plinius, Naturalis Historia, Textstelle 1
  8. Plinius, Naturalis Historia, Textstelle 2
  9. Neuweiler, Reto: Beeren und besondere Obstarten. Zollikofen, 2000 (ISBN 3-906679-75-6)
  10. Rühmer, Thomas: Obstsorten: praktische Porträts marktrelevanter Sorten. Österr. Agrarverl. Wien, 2006. (ISBN 978-3-7040-2162-5)
  11. G. Baumann: Elimination of a heat-stabel raspberry virus by combining heat treatment an mersitem culture. ISHS Acta Horticulturae 129: III International Symposium on Small Fruit Virus Diseases.
  12. United States Patent Application 20050136141
  13. Barbara L. McFarlin, Mary H. Gibson, Jann O’Rear, Patsy Harman, A national survey of herbal preparation use by nurse-midwives for labor stimulation: Review of the literature and recommendations for practice, Journal of Nurse-Midwifery, Volume 44, Issue 3, 6 May 1999, Pages 205-216,
  14. Michele Simpson, Myra Parsons, Jennifer Greenwood, Kenneth Wade, Raspberry leaf in pregnancy: Its safety and efficacy in labor, Journal of Midwifery & Women’s Health, Volume 46, Issue 2, March-April 2001, Pages 51-59,
  15. Myra Parsons, Michele Simpson, Terri Ponton, Raspberry leaf and its effect on labour: Safety and efficacy, Australian College of Midwives Incorporated Journal, Volume 12, Issue 3, September 1999, Pages 20-25,
  16. Eine kritische Analyse der Himbeerblättertee-Studien
  17. a b EU Nährwertkennzeichnungsrichtlinie (EU NWKRL 90/496/EWG) & Rewe Nährwerttabelle
  18. http://www.swsbm.com/Constituents/Rubus_idaeus.txt , Gesamtanalyse der Inhaltsstoffe. Quelle: Southwest School of Botanical Medicine. Bisbee/Arizona

Weitere Quellen

  • Schütt, P.; Schuck, H.J., Stimm, B, (Hrsg.): Lexikon der Baum- und Straucharten, Nikol Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG, Hamburg, Hamburg, 2002
  • Genaust, H. Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, 3. Ausgabe, Nikol Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG, Hamburg, 2005, ISBN 3-937872-16-7
  • Himbeeren und Brombeeren (DI W. Scherer, Eigenverlag)

Weblinks


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