Rudolph Hans Albert Moshammer

Rudolph Hans Albert Moshammer

Rudolph Hans Albert Moshammer (* 27. September 1940 in München; † 14. Januar 2005 in Grünwald bei München) war ein deutscher Modeschöpfer, Autor und der Inhaber einer Boutique in der Maximilianstraße in München. Deutschlandweit bekannt wurde Moshammer ab den 1980er-Jahren durch sein exzentrisches Auftreten in der Öffentlichkeit, in der er sich fast immer mit einem aus einer Reihe von Yorkshire-Hunden zeigte, die jeweils unter dem Namen Daisy bekannt waren.

Rudolph Moshammer mit Hund ("Daisy")

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über Moshammers Kindheit und Jugend ist nur wenig bekannt; er selbst äußerte sich nur selten und teilweise widersprüchlich dazu. Nach eigenen Angaben wuchs Moshammer in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater war Direktor einer Versicherung, verlor aber einige Zeit nach der Geburt des Sohnes seine Stelle und wurde in der Folge alkoholabhängig. Aus Furcht vor dem alkoholisierten Vater zog Moshammer mit seiner Mutter Else (* 21. Januar 1908; † 10. August 1993) in eine eigene Wohnung. Der Vater wurde obdachlos und starb einige Jahre später.

Nach dem Besuch der Volksschule an der Herrnstraße und einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann begann Moshammer in den 1960er-Jahren Mode zu verkaufen. Seine 1968 gegründete Boutique Carnaval de Venise war sehr erfolgreich. Laut dem Moshammer-Biografen Torsten Fricke leisteten der Immobilieninvestor Walter Käßmeier, Angela Opel sowie Krupp-Erbe Arndt von Bohlen und Halbach die Anschubfinanzierung. Das Modegeschäft führte Moshammer mit seiner Mutter, mit der ihn bis zu ihrem Tode ein enges Verhältnis verband. Moshammer machte sich mit seinem Geschäft schnell einen Namen in der Modeszene. Zwar gehörte sein Modehaus nicht zur Haute Couture, doch zählten in den besten Zeiten die Münchner Gesellschaft, die deutsche High Society sowie internationale Prominente zu seinen Kunden. Neben seinen modischen Aktivitäten war Moshammer Eigentümer des ältesten Restaurants der Stadt, der Hundskugel in der Münchner Hotterstraße 18.

Moshammer war in München für sein soziales Engagement bekannt. So gründete er die Stiftung Licht für Obdachlose und unterstützte die Münchner Obdachlosenzeitung BISS. Zudem übernahm er eine aktive Patenschaft für ein Suchtentwöhnungszentrum für Alkoholkranke. Im Jahr 2000 wurde Moshammer für sein Engagement der Martinsmantel der Radioredaktion des Sankt Michaelsbundes verliehen.

Als allgegenwärtige Münchner Kultfigur beeinflusste Rudolph Moshammer zuweilen skurril sogar das Stadtbild, besonders auf den Boulevards.

Moshammer spielte zuweilen auch kleinere Filmrollen, zum Beispiel in mehreren Tatort-Folgen (Im Herzen Eiszeit (1995) zusammen mit Rio Reiser) oder dem Film 666 – Traue keinem, mit dem du schläfst! (2002). Auch eine Theaterrolle übernahm er in der Münchner Kleinen Komödie am Max-II-Denkmal. Mit der Band Münchner Zwietracht und dem Titel Teilt Freud und Leid trat er 2001 bei der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest an.

In einem Interview mit der Zeitschrift Stern teilte Moshammer mit, dass er insgesamt vier Hunde mit dem Namen „Daisy“ besessen habe. Die letzte Daisy war das Yorkshire-Terrier-Weibchen Irina de Pittacus, das am 20. September 1993 zur Welt kam. Im Alter von vier Monaten wurde sie – stets mit einem Schleifchen auf dem Kopf geschmückt – zu einem Markenzeichen des extravaganten Designers und war an dessen Seite wiederholt im Fernsehen zu sehen. 2005 hatte sie einen kurzen Gastauftritt in der RTL-Serie Unter Uns. Moshammer widmete der Hündin ein Buch und eine Website. Sie war auch Namenspatin für eine von Moshammer entworfene Pflegeserie für Hunde. Außerdem entwarf Moshammer eine Kollektion für Hundebekleidung.

Neben dem Auftreten mit seinem Hund war ein weiteres markantes Merkmal für Moshammer seine aufwändige schwarze Frisur mit zwei Stirnlocken im Stil des Bayernkönigs Ludwig II. sowie seine drei Rolls Royce.

Tod

Mausoleum am 23. Januar 2005
Mausoleum am 23. Januar 2005

Moshammer wurde in der Nacht zum 14. Januar 2005 in seinem Doppelhaus im Münchner Vorort Grünwald (Ortsteil Geiselgasteig) mit einem Kabel erdrosselt. Sein Chauffeur fand die Leiche am frühen Morgen und rief umgehend die Polizei. Moshammers Tod löste bei vielen Betroffenheit aus. Wohnhaus und Geschäft waren tagelang von Menschen belagert, die Blumen niederlegten und Kerzen anzündeten.

Bereits am folgenden Tag nahm die Polizei den 25-jährigen Herisch A. fest, der bald darauf die Tat gestand. Der aus dem Irak stammende Kurde lebte seit 2001 in Deutschland und arbeitete als Aushilfskoch in einem Schnellrestaurant. Am Tatort sichergestellte DNA-Spuren des Mannes waren mit der bundesweiten Gen-Datenbank des BKA abgeglichen worden, in welcher der nicht vorbestrafte Täter gespeichert war. Er hatte 2004 im Zusammenhang mit zwei Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung und einem Sexualdelikt eine Speichelprobe abgegeben. Anhand dieser registrierten DNA konnte die Tat zügig aufgeklärt werden.

Nach Aussagen des verschuldeten und psychisch überforderten Täters hatte ihn Moshammer nahe dem Münchner Hauptbahnhof angesprochen und ihm 2.000 Euro Lohn für sexuelle Handlungen in Aussicht gestellt. Im Haus Moshammers sei es zum Streit um die Bezahlung gekommen, woraufhin Herisch A. den Modedesigner erdrosselt habe.

Die Berichterstattung in den Medien zu Moshammers Tod wurde teilweise als homophob kritisiert. Insbesondere die Verwendung des despektierlichen Ausdrucks „Homosexuellen-Milieu“ – in dem sich Moshammer oft bewegt habe – erregte Unmut bei Kritikern und Angehörigen des Bundes Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ).[1]

Der langjährige Geschäftspartner Moshammers, Walter Käßmeyer (* 1928), wurde im Testament als Alleinerbe eingesetzt. Ergänzend zu dem Erbe gibt es in dem Testament eine Reihe von Vermächtnissen, die Käßmeyer bei Annahme des Erbes erfüllen muss.

Moshammer wurde am 22. Januar 2005 auf dem Münchner Ostfriedhof in einem Mausoleum neben seiner Mutter beigesetzt. Der Fernsehsender Sat.1 hatte die Exklusivrechte für die Fernsehübertragung der Beerdigung. Der effektheischende Veranstaltungscharakter der Beerdigung wurde von den Medien kritisiert.

Am 2. November 2005 begann in München der Prozess gegen den geständigen Täter. Während die Staatsanwaltschaft die Tat als heimtückischen Mord auszulegen suchte, plädierten die Strafverteidiger auf Totschlag. Herisch wurde am 21. November 2005 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Mordes und Raubes mit Todesfolge verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er Moshammer heimtückisch, aus Habgier und zur Ermöglichung eines Raubes erdrosselt hatte. Das Schwurgericht erkannte zudem eine besondere Schwere der Schuld, sodass eine vorzeitige Haftentlassung – auch bei guter Führung – nach 15 Jahren nicht möglich ist. Die Revision blieb erfolglos.

Der Chauffeur und Leibwächter Andreas Kaplan nahm sich des Hundes Moshammers nach dessen Tod an. Er hatte sich schon früher um das Tier gekümmert und war im Testament großzügig berücksichtigt worden. Daisy starb am 24. Oktober 2006 im Alter von 13 Jahren in der Handtasche, in der Moshammer sie oft getragen hatte, an einer Luftröhrenverengung.

Bühnenwerke

Als erstes Bühnenwerk über Rudolph Moshammer wurde im Auftrag des österreichischen Produzenten Michael Kaden das Kammersingspiel Daisys König von Thomas Thalhammer (Buch und Regie) und Meinhard Rüdenauer (Musik) am 15. Februar 2007 am Münchener Oberanger Theater uraufgeführt. Rudolph Moshammer wurde von Schauspieler Alexander Kerbst gemimt. Das 3-Personen-Musical zeigte in auf ein Minimum reduzierter Ausstattung beliebige fiktive und reale (öffentliche) Momente aus dem Leben Moshammers, ohne dabei einer Chronologie zu folgen.

Es folgte die Moshammeroper von Ralph Hammerthaler (Libretto) und Bruno Nelissen (Musik) an der Neuköllner Oper in Berlin, die am 23. August 2007 uraufgeführt wurde.

Diskografie

Im Jahr 2000 erschien eine CD Moshammer’s Classics – Mein Leben und meine Gefühle. Auf dieser CD spricht Rudolph Moshammer über Themen, die sein Leben bestimmen. Begleitet werden die Erzählungen von Moshammers favorisierten Werken der Klassik.

Rudolph Moshammer nahm zwei Singles mit der Gruppe Münchner Zwietracht auf; gemeinsam beteiligten sie sich an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2001:

  • Moos Hamma (2000)
  • Teilt Freud und Leid (2001)

Weiterhin rezitierte er 2001 den Text „Liebes-Lied“ aus dem Album Bis an alle Sterne vom Rilke Projekt, an dem auch andere bekannte Personen wie Nina Hagen, Hannelore Elsner und Otto Sander mitwirkten.

Parodie

Zu Lebzeiten Moshammers parodierte Günter Grünwald den Modeschöpfer. Seit dem Tod Moshammers verwendet Grünwald die Figur nicht mehr.

Bücher

Rudolph Moshammer gab insgesamt sechs Bücher heraus, von denen einige Bestseller wurden.

  • Nicht nur Kleider machen Leute. 2., im Text unveränd. Aufl., Schulz, Starnberg 1993, ISBN 3-7962-0096-6
  • Mama und ich. Universitas, München 1995, ISBN 3-8004-1324-8
  • Elegant kochen ohne Schnickschnack. Zurück zum Wesentlichen. Hahn, München 1997, ISBN 3-87287-440-3
  • Ich, Daisy. Bekenntnisse einer Hundedame. Universitas, München 1998, ISBN 3-8004-1379-5
  • Mein Christkindlbuch. Herbig, München 2000, ISBN 3-7766-2194-X
  • Mein geliebtes München. Herbig, München 2002, ISBN 3-7766-2272-5

Literatur

  • Torsten Fricke: Rudolph Moshammer - Die Biographie". Universitas-Verlag, München, 2005, ISBN: 3800414724
  • Henrik Müller: Aus nächster Nähe: Ein ganz persönlicher Nachruf auf Rudolf Moshammer. Vehling, Graz 2005 ISBN 3-85333-116-5
  • Andreas Kaplan, Nina Rücker (Bearb.): Mosi, Daisy und ich: sein Chauffeur Andreas erzählt. 2., unveränd. Aufl., Anderbeck-Verl., Anderbeck 2005, ISBN 3-937751-26-2
  • Dirk Wilke: Extravaganz als Markenzeichen, Rudolf Moshammer: Das schwierige Glückskind, in Das Parlament Nr. 46, 8. November 2004, online unter Das Parlament

Einzelnachweise

  1. homosexuellen-milieu.de: Sonderseite des BLSJ zur Kritik der Verwendung des Ausdrucks „Homosexuellen-Milieu“

Weblinks



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