Rudolph W. Giuliani

Rudolph W. Giuliani
Rudolph Giuliani (2006)
Rudolph Giuliani 2002 am Rednerpult

Rudolph William Louis „Rudy“ Giuliani III, KBE (* 28. Mai 1944 in Brooklyn, New York) ist ein US-amerikanischer Politiker der Republikaner.

Er war vom 1. Januar 1994 bis 31. Dezember 2001 der 107. Bürgermeister von New York. In seine Amtszeit fielen die Terroranschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center, deren Folgen er zu bewältigen hatte.

Seine Ruhe und erfolgreiche Führung der Stadt während dieser Krise brachten ihm die Auszeichnung „Person of the Year 2001“ (Person des Jahres 2001) durch das US-amerikanische Magazin TIME ein. Die britische Königin Elisabeth II. schlug ihn am 13. Februar 2002 zum „Knight of the British Empire“ (abgekürzt KBE). Giuliani erhielt den Deutschen Medienpreis 2001 in Baden-Baden.

Giuliani war einer der Bewerber der Republikanischen Partei für die Kandidatur als US-Präsident [1](siehe Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2008 und Vorwahlergebnisse der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2008).

Inhaltsverzeichnis

Justizkarriere

Nach seinem Abschluss an der New York University Law School 1968 trat er 1970 in das Büro des United States Attorney (Bundesstaatsanwaltschaft) ein. Mit 29 Jahren war er stellvertretender Staatsanwalt.

Der Jurist wurde 1975 in das US-Justizministerium geholt. Ab 1977 arbeitet er in einem New Yorker Anwaltsbüro.

Vier Jahre später war er Associate Attorney General und hatte damit die dritthöchste Funktion im US-Justizministerium inne. 1982 reisten 2000 Haitianer in die USA und verlangten politisches Asyl, da in ihrer Heimat der Diktator Jean-Claude Duvalier, auch „Baby Doc“ genannt, herrschte. Giuliani vertrat in dem Verfahren um die Asylbewerber die Meinung, dass es in Haiti keine, oder nur vernachlässigbare politische Repression gäbe. Die weitere Karriere führte 1983 zu seiner Ernennung zum „U.S. Attorney for the Southern District of New York“ (am: Bundesstaatsanwalt).

1983 veröffentlichte der Mobster Joseph Bonanno, ehemaliger Boss der Bonanno-Familie, seine Autobiografie „A Man of Honor“.[2], in dem erstmalig die Existenz der „Commission“, das Exekutiv-Komitee des National Crime Syndicate, und der Fünf Familien der Cosa Nostra in New York City zugegeben wurden. Giuliani nahm das Buch zum Anlass, Anklage gegen dort erwähnte Mitglieder zu erheben. [3]

Als Bundesstaatsanwalt gewann Giuliani erste nationale Bedeutung in den USA. In diesem Amt wurde er Anklagevertreter in mehreren bedeutsamen Prozessen, einschließlich der Anklagen wegen Insidergeschäften gegen die führenden Wall-Street-Größen Ivan Boesky und Michael Milken. Giuliani stieß auch auf Kritik, weil er gerne öffentlichkeitswirksame Verhaftungen arrangierte, die zuweilen später statt in einer Gerichtsverhandlung in Freilassungen aus Mangel an Beweisen endeten.

Giuliani begann sein politisches Wirken zunächst als Demokrat und ließ sich später als Unabhängiger registrieren. Seit 1976 gehört er den Republikanern an.

Bürgermeister von New York

Giuliani mit Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vor Ground Zero.

Im Wettbewerb um die Nachfolge des scheidenden Stadtoberhaupts Ed Koch unterlag Giuliani 1989 als Kandidat der Republikanischen Partei und der Liberalen Partei dem Demokraten David Dinkins, der als erster Schwarzer New Yorker Bürgermeister wurde.

Vier Jahre später kandidierte Giuliani erfolgreich gegen Amtsinhaber Dinkins in einer Wahl, die die Stadt nach ihren ethnischen Gruppierungen teilte. Giuliani profitierte dabei auch von der Unterstützung des US-Präsidenten Bill Clinton zu Gunsten des Demokraten Dinkins. 1997 wurde Giuliani von den Wählern mit großer Mehrheit im Amt bestätigt.

Erste Amtsperiode

In seiner ersten Wahlperiode (1994–1998) ging Giuliani das Problem der Kriminalität durch eine strikte „Law and Order“-Politik an. Er führte eine offensive und erfolgreiche Polizeiüberwachung ein, die zu einer Abnahme der Fallzahlen in fast allen Verbrechenskategorien führte. Giuliani setzte in New York die sogenannte Nulltoleranzstrategie um.

Durch die wirkungsvolle Politik wandelte sich das Bild New Yorks in den Augen der Touristen und der Bürger. Der Eindruck einer verbrechensgeplagten Metropole, wie er in den Jahren vor seiner Amtszeit existierte, wich dem einer sicheren Großstadt. Es gab weniger Graffiti auf den U-Bahnen und einen Wirtschaftsaufschwung. Dieser wurde der Tatsache zugeschrieben, dass sich die Leute auch nachts im Freien wieder sicher fühlten.

Kritiker führen den Rückgang der Kriminalitätsrate allerdings auf andere Faktoren zurück, als die Nulltoleranzstrategie Giulianis. In den 1980ern war die Kriminalität vor allem durch eine Crack-Epidemie und den damit verbundenen Drogenhandel in die Höhe geschnellt, in den 1990ern ging sie aber bundesweit zurück - auch in Städten, die andere Strategien verfolgten.[4] Als eine Folge der Politik gaben Ende der 1990er Jahre 81 % der schwarzen Bevölkerung von New York City Polizeibrutalität als ein "sehr ernstes Problem" an.[5]

Zweite Amtsperiode

Die Terroranschläge gegen Ende seiner zweiten Amtszeit (1998–2002) gaben Giuliani die Möglichkeit, Führungseigenschaften in einer nationalen Katastrophe zu zeigen. Er behielt nach dem Einsturz der beiden Türme des World Trade Centers am 11. September 2001 Ruhe und Übersicht. Der Bürgermeister steuerte die notwendigen Maßnahmen der Stadtverwaltung und spendete den Hinterbliebenen der Opfer, besonders auch jenen der New Yorker Feuerwehr, Trost.

Giuliani wurde von einigen für sein Engagement bei den Bemühungen um Rettung und Wiederaufbau gepriesen. Aber andere, darunter Feuerwehrleute, Polizisten, Retter und Familien der WTC-Opfer argumentieren, dass Giuliani die Rolle übertrieben habe, die er nach den Terroranschlägen spielte, um sich selbst für politischen Gewinn als Held darzustellen. Giuliani hat persönlich von der Tragödie profitiert und 11,4 Millionen US-Dollar aus Rednerhonoraren in einem einzigen Jahr eingesammelt.

Fazit

In beiden Amtsperioden wurde über Giulianis Maßnahmen kontrovers diskutiert. In diesen acht Jahren verringerte sich die Kriminalitätsrate in der Stadt um etwa 57 %, er senkte die lokalen Steuern um rund 2,3 Milliarden US-Dollar (heute kämpft die Stadt mit einem Defizit von 7 Mrd. US-Dollar jährlich[6]) und bemühte sich um die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Kritik

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Neben Giulianis Wählern und Befürwortern hat sich auch ein großer Stamm harter Kritiker gefunden.

Rechtskonservative, evangelikale Gegner kritisieren seine liberalen Positionen zu den Themen Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehe und Schusswaffenkontrolle. Dies erschwerte insbesondere seine Präsidentschaftskandidatur.[7]

Die Linken kritisieren die gestiegene Polizeipräsenz und deren striktes und oftmals als ungerechtfertigt empfundenes Durchgreifen, verstärkte Überwachung und Patriotis nach den Ereignissen des 11. September 2001. Bekannte Fälle unangemessenen polizeilichen Vorgehens waren u. a. der unbewaffnete Amadou Diallo, der von New Yorker Polizisten erschossen wurde und die brutale Gewaltanwendung innerhalb des Polizeigewahrsams gegenüber Abner Louima.[8]

Die Gewerkschaft der Feuerwehrmänner (IAAF) kritisierte Giuliani unter anderem wegen des von ihm veranlassten Stellenabbaus und der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für die Feuerwehrmänner in New York.

Insbesondere die Künstlerszene kritisierte seine Entscheidung, städtische Subventionen für Ausstellungen und Museen einzustellen, die von konservativer Seite inhaltlich kritisiert worden waren.

Schwarze Aktivisten werfen ihm vor, die weiße Kleinfamilie zu repräsentieren.

Die Ablehnung Giulianis insbesondere unter Jugendlichen trat offen bei den MTV Video Music Awards 2002 zutage, bei denen Giuliani von Jennifer Lopez als Retter New Yorks anmoderiert wurde, während die Zuschauer ihn laut ausbuhten, als er die Bühne betrat und seine Rede hielt.

In einer Episode der Zeichentrickserie „Die Simpsons“ wurde er von Homer zur Hypnose verwendet. Dieser drehte ein Bild von Giuliani im Kreis und wiederholt mehrfach „Ich bin Rudi Giuliani - Tut was ich sage!“. Dies soll sein zwar einerseits mitreißendes aber auch durchaus vereinahmendes und manipulierendes Auftreten verdeutlichen.

Neue Betätigungen

Nach seinem gesetzesbedingten Ausscheiden aus dem Amt - es sind nur zwei Wahlperioden gestattet - gründete der Jurist ein Beratungsunternehmen zum Notfall- und Krisenmanagement. 2002 erschien ein von Giuliani verfasstes Buch mit dem Titel „Leadership“.

Im Jahr 2000 bewarb er sich gegen Hillary Rodham Clinton um den Sitz des Bundesstaats New York im US-Senat. Er zog seine Bewerbung jedoch während des Wahlkampfes zurück. Dies war hauptsächlich auf eine Prostatakrebsdiagnose und seine außereheliche Beziehung zu Judith Nathan zurückzuführen, welche während des Wahlkampfes bekannt geworden war. Giuliani war noch mit Donna Hanover verheiratet. Die Ehe wurde geschieden. Er heiratete Judith Nathan im Mai 2003 und hat mit ihr einen Sohn und eine Tochter.

Am 11. November 2006 bekannte Rudolph Giuliani Interesse an einer Kandidatur für die US-Präsidentschaft. Der Republikaner beantragte die Gründung eines Förderausschusses, mit dem er Spenden für einen Wahlkampf sammeln kann.

Da jedoch Giuliani im Januar 2008 in keiner amerikanischen Vorwahl Erfolge aufweisen konnte, zog er am 30. Januar 2008 seine Kandidatur zurück.

Giulianis außenpolitischer Berater: Norman Podhoretz

Einer der wichtigsten politischen Berater Rudy Giulianis während seines Vorwahlkampfes ist der einflussreiche neokonservative Vordenker und Herausgeber des Magazins „CommentaryNorman Podhoretz, der seit Jahren u. a. vehement für ein militärisches Vorgehen gegen den Iran wegen dessen Atomprogramm plädiert [9]: „Stimmt Rudi mit mir überein?“, fragte Podhoretz rhetorisch in einem Interview mit dem Londoner „Daily Telegraph“ Ende Oktober 2007. „Ich weiß es nicht und will es nicht wissen. Aber Rudys Auffassung des Kriegs ist meiner sehr ähnlich“, wird er zitiert. [10]

Literatur

  • Giuliani, Rudolph (2002). Leadership - Verantwortung in schwieriger Zeit. Goldmann. ISBN 3-442-15261-5.

Über ihn:

  • Wayne Barrett: Rudy! An Investigative Biography of Rudolph Giuliani. 2006. ISBN 075676114X. (Grand Illusion: The Untold Story of Rudy Giuliani and 9/11.
  • Andrew Kirtzman: Rudy Giuliani: Emperor of the City, Verlag Blackstone Audiobooks, 2007. 200 Seiten. ISBN 1433203332
  • Ed Koch: Giuliani: Nasty Man. Barricade Books. 1999, ISBN 156980155X.
  • Fred Siegel: The Prince of the City: Giuliani, New York and the Genius of American Life. 2005

Einzelnachweise

  1. (NY-Times, 30. Januar 2008): Giuliani Ends Campaign and Backs McCain
  2. Joseph Bonanno: A Man of Honor. Buccaneer Books 1998. ISBN 9781568497228
  3. Dagobert Lindlau: Der Mob. dtv, München 1989, ISBN 3-455-08659-4
  4. Bernard E. Harcourt & Jens Ludwig (2006): Broken Windows: New Evidence from New York City and a Five-City Social Experiment, in: University of Chicago Law Review, Volume 73, S.271-320
  5. Quinnipiac University Polling Institute (1999): New York Is Safer, But Police Brutality Is A Problem
  6. Wikipedia: New York City
  7. n-tv:Kandidatensuche in den USA
  8. NBC Report
  9. Maureen Dowd: W.M.D. in Iran? Q.E.D. ("New York Times", 28. Oktober 2007)
  10. Toby Harnden: We must bomb Iran, says US Republican guru ("Daily Telegraph", 27. Oktober 2007)

Weblinks

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