Rudolstädter SC

Rudolstädter SC

Der Rudolstädter Senioren-Convent (RSC) war ein Verband studentischer Verbindungen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung bis 1910

Bereits seit den 1850er Jahren bildeten sich an den Tierärztlichen Hochschulen studentische Korporationen, die sich Landsmannschaft oder Corps nannten und beide Bezeichnungen zunächst nebeneinander verwendeten. Sie bildeten dort die wichtigste Form der verfassten Studentenschaft. Erst nach längeren Verhandlungen gründeten die Landsmannschaften Franconia, Feronia Berlin, Hannoverania und Normannia Hannover 1873 den "Berliner SC der veterinairmedizinischen Landsmannschaften", dem ein Jahr später die Verbindungen Hippokratia München (später Corps Normannia München im WSC) und Salingia Berlin beitraten. Mit dem Austritt von Salingia und wenig später auch Franconia und Normannia zerbrach der Verband bereits 1876 wieder.

Wappen des Corps Teutonia (ehemals Feronia) Berlin

Am 9. Juli 1883 wurde der Verband als Rudolstädter Senioren-Convent durch die Berliner und Hannoveraner Landsmannschaften gemeinsam mit der 1889 gegründeten Saxonia Leipzig (später Saxo-Borussia Leipzig) erneuert. Seine Tagungen fanden jährlich zu Pfingsten in Rudolstadt statt. 1884 erfolgte der Beitritt von Suevia Stuttgart, 1885 Nicaria Stuttgart, 1891 Cimbria Stuttgart, 1894 Alemannia Dresden und 1895 Germania Hannover.

Durch weiteren Zuwachs kam der Verband bis 1900 auf 15 Landsmannschaften. Er umfasste zu diesem Zeitpunkt 38,33% aller Studenten an den deutschen Tierärztlichen Hochschulen. Im Jahre 1902 wurde beschlossen, dass sich alle Mitgliedsverbindungen in Corps umbenennen sollten.

Der Altherrenbund (AHB) des RSC wurde im März 1908 in Hannover gegründet. Er hatte seinen Sitz in Rudolstadt und war in das dortige Vereinsregister eingetragen. Sein Zweck war es, "gemeinsame Interessen der gesamten Altherrenschaften im RSC wahrzunehmen und die aktiven Corps mit Rat und Tat zu unterstützen". Die Tagungen des AHB fanden jährlich zu Pfingsten im Hotel zum Löwen in Rudolstadt statt.

Die Phase der Expansion

Als im Jahre 1910 das tierärztliche Prinzip aufgegeben wurde, schlossen sich auch andere Corps – vor allem von Technischen Hochschulen und Handelshochschulen, aber auch vereinzelt von Universitäten – dem RSC an. Letzteres führte zu massiven Konflikten mit dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) und dem Weinheimer Senioren-Convent (WSC), die einerseits die RSC-Corps nie als vollwertige Partner betrachteten, andererseits ihre Monopolstellung gefährdet sahen. Bereits 1911 nahm der RSC u.a. die freie Landsmannschaft Cheruscia Berlin auf, die freischlagende Verbindung Saxonia Berlin, die freie Landsmannschaft Silingia Breslau, die freischlagende Verbindung Teutonia (später Gothia) an der Militärabteilung der Tiermedizinischen Hochschule in Dresden und die freischlagende Verbindung Guestphalia Erlangen.

Bis zum Wintersemester 1919/20 wuchs der Bestand auf 24 Corps mit 452 Aktiven, 230 Inaktiven und 3546 Alten Herren an. Mit der Aufnahme der in Gießen als Corps rekonstituierten Verbindungen Hubertia und Silvania, die von der Forstakademie Eisenach dorthin übergesiedelt waren, konnte der RSC auch dort Fuß fassen. An der Universität Breslau wurde im gleichen Jahr die freischlagende Verbindung Lugia aufgenommen. 1922 folgten die freischlagende Verbindung Frisia Frankfurt und die Corps Vandalia und Palaio-Borussia Königsberg.

Durch Umstrukturierung der Tierärztlichen Hochschulen, u.a. in Dresden (Verlegung nach Leipzig), verschärfte sich der Gegensatz zum WSC, als die dortigen RSC-Corps ihren Sitz an die Technische Hochschule verlegten. Zu einem Ausgleich kam es zunächst mit der Gründung der "Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Corpsverbände" am 7. Oktober 1922 in Rudolstadt, in der KSCV, WSC und RSC sich auf eine engere Zusammenarbeit verständigten.

Das "Rudolstädter Abkommen" wurde im Dezember 1922 durch eine Zusatzvereinbarung ergänzt, in der festgelegt wurde, dass es künftig keine Übersiedlung mehr an eine Hochschule geben dürfe ohne Zustimmung des dort bereits bestehenden Corpsverbandes. Bei Neugründung von Hochschulen sollte das Recht der Niederlassung dem KSCV an Universitäten, dem WSC an Technischen Hochschulen und Bergakademien zustehen, dem RSC an allen anderen Hochschulen. Dieser Passus benachteiligte den RSC, da er durch die Aufnahme des SC an der Forstakademie Tharandt in den KSCV (1922) und des SC an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim in den WSC zuvor bereits gebrochen worden war. Er fand demnach bei der darauffolgenden Pfingsttagung des RSC keine Zustimmung. Schon kurz zuvor hatte allerdings der KSCV das Abkommen aufgekündigt.

Trotz dieses Rückschlags und trotz der Verschärfung der Aufnahmebedingungen erhöhte der RSC seinen Bestand bis 1927 auf 52 Corps mit 1674 Aktiven, 939 Inaktiven und 5559 Alten Herren.

Eine schwere Krise brachten allerdings die Bemühungen mit sich, den Verband durch Aufnahme des Askanischen SC an der Gewerbeschule in Köthen (Corps Germania, Suevia, Baltia; Landsmannschaft Askania) zu erweitern. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen verließen neunzehn Corps den Verband, darunter Salingia und Saxonia Berlin (1929), das Grüne Kartell (Frankonia Berlin, Normannia Hannover, Suevo-Salingia München), Saxo-Borussia Leipzig, Cimbria und Prussonia Berlin, Silvania und Hubertia Gießen, Palaio-Borussia Königsberg, Moenania Frankfurt, Askania Wien und Agronomia Jenensis.[1] Bis Mai 1931 sank der Bestand auf 30 aktive Corps mit 1820 Aktiven und Inaktiven und 3721 Alten Herren.

Auflösung und Nachleben

1934 schloss sich der RSC (zusammen mit Teilen des Naumburger Senioren-Convents NSC) dem Weinheimer Senioren-Convent (WSC) an. Der WSC wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Dachverband der deutschen Corps vor allem an Technischen Hochschulen wiederbelebt, wobei die Corps des früheren RSC heute integraler Bestandteil des WSC sind, der die Tradition des Verbandes weiterpflegt.

So feierten auch vom 12. bis zum 15. Juni 2008 rund 300 Weinheimer Corpsstudenten in Rudolstadt das 125jährige Jubiläum der Gründung des RSC. Der Rudolstädter Bürgermeister Jörg Reichl sagte in einer Rede auf dem Festakt: Kommen Sie wieder, fühlen Sie sich hier zu Hause, lassen Sie die Tradition der Rudolstädter Pfingsttreffen wieder aufleben![2]

Denkmäler

1908 wurde aus Anlass des 25jährigen Bestehens des Verbandes auf dem Anger in Rudolstadt das von Norbert Pfretzschner geschaffene RSC-Denkmal errichtet.

Das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im Stadtpark von Rudolstadt wurde nach Plänen des Dresdner Architekten Max Herfurt errichtet und am Pfingstsonntag 1927 eingeweiht. Es besteht aus einem sechzehn Meter im Durchmesser fassenden Steinkreis in der Art einer "Druidentempels" mit sechzehn roh behauenen Stelen. Im Innern befand sich eine Bronzetafel mit der Widmung des RSC, auf der der Saale zugewandten Seite eine steinerne Siegfriedfigur.

Presse

Verbandsorgan war die 1894 begründete "Monatsschrift des Rudolstädter SC", die bis 1934 erschien.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Literatur

  • Albert Bundle: Rudolstädter Senioren-Convent (R.S.C.). In: Das Akademische Deutschland. Band II. Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger, Berlin 1931, S. 287-297
  • Wilhelm Rieck: Geschichte des Rudolstädter Senioren-Convents. In: 100 Jahre Weinheimer Senioren-Convent, Bochum 1963, S. 67-74
  • Carl Wittlinger: Gründung, Entwicklung und Grundsätze des AHB im RSC. In: Das Akademische Deutschland. Band II. Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger, Berlin 1931, S. 299-302

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Rieck: Geschichte des Rudolstädter Senioren-Convents a.a.O., S. 73
  2. Corps Magazin, Ausgabe 3/2008, S. 19

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