Rule Britannia

Rule Britannia
Britannia-Figur an einem Pub in Saint Helier, Jersey

Das Lied Rule, Britannia! aus dem Schlussgesang der Masque of Alfred (1740) des englischen Komponisten Thomas Augustine Arne (1710-1778) gilt als inoffizielle Nationalhymne Großbritanniens (offizielle Nationalhymne: God Save the Queen) und gehört zum festen Repertoire der Londoner Promenadenkonzerte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Lied basiert auf einem Gedicht von James Thomson und wurde erstmals am 1. August 1740 auf dem Landsitz des Prince of Wales Friedrich Ludwig von Hannover in Cliveden (Buckinghamshire) aufgeführt. Die heutzutage verwendete Melodie ist Thema eines Satzes von Variationen über das englische Volkslied „Rule Britannia“ für Klavier (D-Dur) WoO 79 von Ludwig van Beethoven. Zum Zeitpunkt der Publizierung teilte sich die englische Marine die Vorherrschaft auf See noch mit Franzosen und Niederländern. Jedoch entwickelte sie sich in den folgenden zwei Jahrhunderten zu einem dominierenden Faktor auf den Ozeanen und beschützte Britannien vor einer Reihe von „haughty tyrants“ und „foreign strokes“, wie im Lied beschrieben.

Verwendung des Liedes

Rule, Britannia! wird – wie die patriotischen Stücke Land of Hope and Glory und Jerusalem – traditionell von der BBC während der Last Night of the Proms (Abschlussveranstaltung der Promenadenkonzerte) aufgeführt und gewöhnlich von einem Gaststar gesungen, darunter auch schon von Bryn Terfel, Thomas Hampson, Della Jones und Felicity Lott. Nachdem jedoch in vergangenen Jahren das Mitsingen des Liedes und anderer „patriotischer“ Werke und das intensive Fähnchenschwingen des Publikums wiederholt als Sehnsucht nach imperialer Größe und Vergangenheit kritisiert wurden, so auch von Leonard Slatkin, wurde es einige Jahre nur noch in gekürzter Form aufgeführt. 1994 wurde das Lied bei der Last Night of the Proms in der Londoner Royal Albert Hall von Bryn Terfel – dem bekannten walisischen Bass-Bariton – gesungen, der dabei die vierte Strophe zur allgemeinen Überraschung auf Walisisch sang (siehe Weblinks). Dies tat er auch, als er das Lied 2008 erstmals wieder in der traditionellen Form aufführte.

Englische Fußballfans singen den Refrain jeweils bei Spielen der Nationalmannschaft.

In den späten 1990er Jahren bezeichnete das Wortspiel Cool Britannia ein wiederbelebtes und jugendliches Großbritannien, das die britischen Medien durch die Wahl der New Labour-Regierung von Tony Blair entstehen sahen.

Im Gegensatz zum Original von Thomas Arne, bei dem im Refrain nur ein langgezogenes „never“ gesungen wird [1], ist es heute auch üblich, drei schnelle „never, never, never“ zu singen.[2]

Liedtext

Original
When Britain first at Heav’n’s command
Arose from out the azure main;
Arose, arose from out the azure main;
This was the charter, the charter of the land,
And guardian angels sang this strain;
|:Rule, Britannia! Britannia, rule the waves:
Britons never (never never) shall be slaves.:|
The nations not so blest as thee,
Shall in their turns to tyrants fall;
While thou shalt flourish great and free,
The dread and envy of them all.
|:Chorus:|
Still more majestic shalt thou rise,
More dreadful from each foreign stroke;
As the loud blast that tears the skies,
Serves but to root thy native oak.
|:Chorus:|
Thee haughty tyrants ne’er shall tame,
All their attempts to bend thee down
Will but arouse thy generous flame;
But work their woe, and thy renown.
|:Chorus:|
To thee belongs the rural reign;
Thy cities shall with commerce shine;
All thine shall be the subject main,
And every shore it circles thine.
|:Chorus:|
The Muses, still with freedom found,
Shall to thy happy coast repair;
Blest Isle! With matchless beauty crowned,
And manly hearts to guide the fair.
|:Chorus:|
Wortgetreue Übersetzung
Als Britannien erstmals auf Geheiß des Himmels
aus der azurblauen See entstieg,
entstieg, aus der azurblauen See entstieg,
war dies die Satzung, die Satzung dieses Landes
Und Schutzengel sangen diese Melodie:
|:Herrsche, Britannia! Britannia, beherrsche die Wellen:
Briten sollen niemals (niemals niemals) Sklaven sein.:|
Die Nationen, die nicht so gesegnet sind wie du,
sollen mit der Zeit Tyrannen anheimfallen,
während du groß und frei blühen sollst,
ihr aller Furcht und Neid.
|:Refrain:|
Noch majestätischer sollst du aufsteigen,
noch schrecklicher nach jedem fremden Schlag,
weil der laute Windstoß, der den Himmel zerreißt,
nur dazu dient, deine eingeborene Eiche zu verwurzeln.
|:Refrain:|
Dich sollen hochmütige Tyrannen niemals zähmen,
alle ihre Versuche dich zu beugen,
werden nichts als selbstlose Begeisterung hervorbringen,
aber ihr Leiden schaffen und deinen Ruhm mehren.
|:Refrain:|
Dir gehört die Herrschaft über das Land,
Deine Städte sollen im Glanze des Handels strahlen,
Ganz dein soll das unterworfene Meer sein,
und dein jedes Gestade, das es umschließt.
|:Refrain:|
Die Musen, noch mit Freiheit gefunden,
sollen zu deinen glücklichen Küsten zurückkehren.
Gesegnetes Eiland! Mit einmaliger Schönheit gekrönt,
und mit männlichen Herzen um die gerechte Sache anzuführen.
|:Refrain:|

Weitere Verwendung des Liedes

Ludwig van Beethovens Orchesterwerk Wellingtons Sieg oder die Schlacht von Vitoria beginnt – nach einem Trommelwirbel – mit „Rule Britannia“. Auch Richard Wagner bearbeite das Thema „Rule Britannia“ für Orchester.

Im James Bond-Film „Der Hauch des Todes“ hat 007 einen Schlüsselanhänger, der Betäubungsgas versprüht, wenn „Rule Britannia“ gepfiffen wird.

In dem Film „Das Mädchen Irma la Douce“ (Irma la Douce, 1963) erklingt „Rule Britannia“ immer dann, wenn Lord X auftaucht, um Irma einen nächtlichen Besuch abzustatten.

Eine etwas eigenwillige Interpretation des Liedes lieferte Margaret Rutherford als Miss Marple in dem Film „Mörder ahoi!“ (Murder Ahoy, 1964). Ihre Original-Stimme ist auch in der deutschen Fassung auf der DVD des Films zu hören.

Der Liedtitel wurde von Daphne du Maurier (1907–1989) als Romantitel Rule Britannia verwendet.

Der Punch veröffentlichte während des amerikanischen Sezessionskriegs eine Parodie Rule Slaveownia, eine Satire auf die Konföderation:

When first the South, to fury fanned
Arose and broke the Union's chain,
There was the Charter, the Charter of the land,
And Mr Davis sang this strain:
Rule Slaveownia! Slaveownia rules and raves,
„Christians ever, ever, ever shall have slaves“.

Gelegentlich wird der Liedtitel mit „Waive, Britannia - Britannia waives the rules“ persifliert.

Literatur

  • Peter Padfield: „Rule Britannia: The Victorian and Edwardian Navy“, Routledge - ISBN 0-7100-0774-4 (Dokumentation, englisch)
  • Daphne Du Maurier: „Rule Britannia“, Virago Press - ISBN 1-84408-063-3 (Roman, englisch)

Einzelnachweise

  1. Partitur
  2. MP3-Datei

Weblinks


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  • Rule Britannia — (spr. rūl, »Herrsche, Britannia«), Anfangsworte des engl. Nationalliedes, das, von Thomson gedichtet und von Arne (nicht von Händel) in Musik gesetzt, die alte britische Freiheit verherrlicht und dem Inselreich die Herrschaft der Meere zuspricht …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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