- Rupertigau
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Der Rupertiwinkel (manchmal auch Rupertigau genannt) ist eine Landschaft im äußersten Südosten Bayerns und nordwestlich der Stadt Salzburg. Die geographische Ausdehnung des Rupertiwinkels reicht
- im Süden von Piding, entlang der Saalach nach Freilassing,
- im Osten ab Laufen entlang der Salzach bis Tittmoning und Asten,
- im Norden von Asten weiter über Heiligkreuz (bei Trostberg) und Palling bis zur Alz
- im Westen von der Alz über Otting bei Waging, Neukirchen am Teisenberg und Anger wieder zurück nach Piding.
Somit erstreckt sich der Rupertiwinkel über drei Landkreise. Im Südosten der Landkreis Berchtesgadener Land, im Nordwesten der Landkreis Traunstein und im Norden der Landkreis Altötting (Tyrlaching). Er deckte sich zu großen Teilen mit dem durch die Gebietsreform 1972 aufgelösten Landkreis Laufen.
Der Name erinnert an den Heiligen Rupert (um 650–718), den ersten Bischof von Salzburg und „Apostel der Baiern“.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ursprünglich (ab dem 6. Jahrhundert) gehörte das Gebiet des späteren Rupertiwinkels zum damaligen „Salzburggau“ und war Teil des bayerischen Stammesherzogtums. Verstreuten Grundbesitz in der Gegend besaß die Salzburger Kirche bereits in frühester Zeit. So übergab beispielsweise der Bayernherzog Theodo um das Jahr 700 das Dorf Piding mit 30 Bauernhöfen an den ersten Salzburger Bischof Rupert. Nachdem 1229 die Grafen von Lebenau ausgestorben waren, konnte sich Erzbischof Eberhard II. deren Herrschaftsgebiet (u.a. die Nordhälfte des späteren Rupertiwinkels nördlich und östlich des Waginger Sees) sichern. Mit dem Aussterben der Grafen von Plain 1260 fiel ihr Gebiet (u.a. die südliche Hälfte des späteren Rupertiwinkels südlich und westlich des Waginger Sees) schließlich an den Erzbischof. Mit der Anerkennung der Grenzen durch den Bayernherzog im Jahr 1275 ging die Ablösung Salzburgs von Bayern in ihre letzte Phase. Durch die Erlassung einer eigenen Landesordnung durch den Erzbischof wurde Salzburg dann 1328 ein weitgehend eigenständiger Staat innerhalb des Heiligen Römischen Reiches. Der spätere „Rupertiwinkel“ war wegen seines fruchtbaren Bodens die „Kornkammer“ Salzburgs. Er gehörte zum salzburgischen „Land vor dem Gebirg“, das erst im späten 19. Jahrhundert den Namen Flachgau erhielt, in Anlehnung an die anderen (mittelalterlichen) Landschaftsbezeichnungen (Pinzgau, Pongau, Lungau).
Das Land Salzburg kam 1810 zusammen mit der Fürstpropstei Berchtesgaden zum Königreich Bayern. Beim endgültigen Anschluss von Salzburg an Österreich im Jahr 1816 verblieb der Rupertiwinkel bei Bayern, da Metternich in den Verhandlungen auf dem Wiener Kongress auf ihn verzichtete. Nach 1816 kam dann allmählich der Name „Rupertiwinkel“ für dieses ehemals salzburgische Gebiet in Gebrauch.
Kulturell ist der Rupertiwinkel auch heute noch sehr mit dem Salzburger Land verbunden. Als Beispiele sind unter anderem zu nennen das Aperschnalzen und die Bauform des „Salzburger Flachgauhofs“. Im größten Teil des Rupertiwinkels herrscht der Salzburger Flachgauhof vor. Nördlich etwa der Linie Brünning - Tengling - Fridolfing findet sich der Übergang zum Verbreitungsgebiet des Vierseithofes. Sprachwissenschaftler orteten die letzten Reste des alten Salzburger Dialekts im Gebiet des Rupertiwinkels.
Geografie
Landschaft
Der landschaftlich reizvolle Rupertiwinkel liegt am Rand der Chiemgauer Alpen und nördlich der Berchtesgadener Alpen. Höchste Erhebungen im Rupertiwinkel sind der Hochstaufen (1771 m) bei Piding, der Teisenberg (1333 m) bei Teisendorf und mit 827 m ü. NN der Högl zwischen Teisendorf und Piding.
Gewässer
Bedeutende Flüsse sind Salzach, Saalach, Sur und Götzinger Ache.
Zudem befinden sich im Rupertiwinkel zahlreiche Seen: Waginger und Tachinger See, Abtsdorfer See, Fridolfinger See, Höglwörther See und Leitgeringer See.
Sehenswürdigkeiten
Sehenswerte Städte sind Laufen mit der größten gotischen Hallenkirche Süddeutschlands und Tittmoning mit Burg und großem prächtigem Stadtplatz. Die Bürgerhäuser dieser ehemals reichen Salzhandelsstädte sind schöne Beispiele des sogenannten „Inn-Salzach-Stil“. Kunsthistorisch bedeutende Sakralbauten besitzt der Rupertiwinkel mit den Kirchen von St. Leonhard am Wonneberg bei Waging am See, Weildorf bei Teisendorf, St. Johann in Fridolfing und St. Coloman bei Tengling. Dazu gehören auch die Kirche St. Laurentius in Piding, die St.-Johannes-Kirche auf dem Johanneshögl bei Piding (mit herrlicher Aussicht) und vor allem das romantisch im See gelegene Kloster Höglwörth bei Anger. Neben den kirchlichen Bauwerken befinden sich auch in imposanter Lage die Burg Tittmoning und Schloss Staufeneck. Freilassing ist die Wirtschaftsmetropole des Rupertiwinkels und besitzt mit der „Lokwelt Freilassing“ eine besondere Sehenswürdigkeit. Mit dem Bajuwarenmuseum in Waging und dem Bauernhofmuseum bei Kirchanschöring befinden sich zwei weitere sehenswerte Museen im Rupertiwinkel.
Sport & Freizeit
Der Rupertiwinkel weist eine sehr hohe Dichte an Rad- und Wanderwegen auf. Hervorzuheben sind dabei die Routen auf den Hochstaufen (u.a. Pidinger Klettersteig), Teisenberg, sowie der Wald Walderlebnispfad Meggenthal am Rampelsberg. Durch den, bzw. im Rupertiwinkel verlaufen die Radwege Bajuwaren-Tour, Rund um den Waginger und Tachinger See, Salzachtal Weg und zudem der Radpilgerweg Benediktweg. Bei Mountainbikern sind zudem die Wege auf den Teisenberg zur Stoißer Alm sehr beliebt. Im Winter erfreut sich Eisstockschießen und Eislaufen, auf den zahlreichen zugefrorenen Seen und Weihern großer Beliebtheit. Für Skifahrer bei guten Schneebedingungen einige Loipen vorhanden. Nahe Neukirchen am Teisenberg befindet sich ein Skilift, außerdem wird der Teisenberg im Winter auch von Skitourengehern genutzt.
Brauchtum
Ein nur im Rupertiwinkel und im benachbarten Salzburger Flachgau beheimateter Brauch ist das Aperschnalzen. Auch die übrigen im baierischen Kulturraum verbreiteten Bräuche werden lebendig gepflegt. Jeder größere Ort besitzt einen Trachtenverein und eine traditionelle Musikkapelle, welche größtenteils im Gauverband I, bzw. dem Bezirksmusikverband Chiem- und Rupertigau des Musikbund von Ober- und Niederbayern angehören. Katholische Burschenvereine, Böllerschützen und Perchten tragen ebenfalls zur Brauchtumspflege bei. Das Musizieren alpenländischer Volksmusik, Tänze und feiern traditioneller Feste ist aber nicht nur den Vereinen, sondern auch tief in der einheimischen Bevölkerung verwurzelt. Typische Ereignisse die in diesen Zusammenhang zu nennen sind, ist das Maibaumaufstellen, Peter und Paul Feuer und der Leonhardiritt. Oft begeht man noch besondere Anlässen in traditioneller Tracht, im alltäglichen Leben kaum noch. Dabei wird im Rupertiwinkel heute vor allen die Miesbacher Tracht, seltener die Berchtesgadener Tracht getragen. Die historische Tracht des Rupertiwinkels ist in den Trachtenbildern der Salzburger Kuenburg-Sammlung dargestellt.
Persönlichkeiten
- Silvia Bovenschen (* 1946), Literaturwissenschaftlerin, Schriftstellerin
- Walter Brugger (* 1928), Theologe und Autor
- Josef Brustmann (* 1954), Kabarettkünstler
- Ludwig Felber, Mannschaftsmitglied der LZ 129 „Hindenburg“
- Johann Baptist Hagenauer (1732–1811), Bildhauer
- Johann Georg Hagenauer (1748–1835), Architekt
- Wolfgang Hagenauer (1726–1801), Architekt
- Rainer Hörgl (* 1957), ehemaliger Trainer des Fußball-Zweitligisten FC Augsburg
- Bartholomäus Holzhauser (1613–1658), katholischer Geistlicher
- Anton Kern (* 1951), Landtagsabgeordneter (CSU)
- Michaela Krinner (1915–2006), Malerin
- Balthasar Permoser (1651–1732), barocker Bildhauer
- Heinz Putzhammer (1941–2006), Mitglied des DGB-Bundesvorstandes und im Nationalen Ethikrat
- Tobias Regner (* 1982), Sänger
- Hans Roth (* 1938), Laufens Stadt- und Stiftsarchivar und bayerischer Heimatpfleger
- Johann Michael Rottmayr (1654–1730), Barockmaler
- Hans Schaidinger (* 1949), Oberbürgermeister von Regensburg
- Otto Michael Schmitt (1904–1992), Maler
- Alfons Schuhbeck (* 1949), berühmter Koch
- Christiane Singhammer (* 1981), Monoski-Rennsportlerin
- Simon Spannbrucker (1848–1914) katholischer Geistlicher, bekannt als Burschenvater
- Johann Georg Weibhauser (1806–1879), Maler
- Lothar Zagrosek (* 1942), Dirigent
Galerie
Literatur
- Heinz Dopsch: Kleine Geschichte Salzburgs. Anton Pustet 2001.
- Hannes Scheutz (Hg.): Drent und herent, Dialekte im salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet. EuRegio Salzburg-Berchtesgadener Land-Traunstein 2007
- Heinz Dopsch: Länder und Landesgrenzen bis 1803. In: Heimat mit Geschichte und Zukunft. EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein 2004
- Christian Soika (Hg.): Heimatbuch des Landkreises Traunstein, Bd. 5 Der nördliche Rupertiwinkel, Lkr. Traunstein 1990. ISBN 3-925249-18-4
- Friederike Prodinger/Reinhard Heinisch: Gewand und Stand, Kostüm- und Trachtenbilder der Kuenburg-Sammlung, Residenzverlag salzburg, 1983. ISBN 3-7017-0338-8
- Paul Werner (Hg.): Bäuerliche Baukultur im Berchtesgadener Land, 1984. ISBN 3-922590-18-7
Weblinks
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