Russisches Imperium

Russisches Imperium
Dieser Artikel behandelt den Staat des Russischen Reiches. Für weitere Bedeutungen siehe Russland (Begriffsklärung).
Pоссийская Империя
Rossijskaja Imperija
Russisches Reich
Flagge Russlands
Wappen Russlands
Flagge Wappen
Wahlspruch: Съ нами Богъ!
(Gott ist mit uns!)
Amtssprache Russisch
Hauptstadt 1721–1728: Sankt Petersburg
1723–1730: Moskau
1730–1917: Sankt Petersburg
Staatsform Autokratie
Staatsoberhaupt und Regierungschef Russischer Zar
zuletzt Nikolaus II.
Fläche 1916: 22.400.000 km²
Einwohnerzahl 1916: ca. 181.537.800
Bevölkerungsdichte 8.1 Einwohner pro km²
Währung Russischer Rubel
Unabhängigkeit 1721 bis 3. Märzjul./ 16. März 1917greg.[1]
Nationalhymne Bosche, Zarja chrani!
Russisches Reich 1912
Russisches Reich 1912

Russisches Reich oder Russisches Imperium (russisch Российская Империя, Rossijskaja Imperija) war die im Jahre 1721 von Zar Peter dem Großen eingeführte Bezeichnung für das bis dahin als Zarentum Russland (russisch Царство Русское) bezeichnete Land, das weite Teile des nördlichen Eurasiens umfasste.

Zu seinem genaueren Herrschaftsgebiet gehörten neben dem heutigen Russland und den Territorien der späteren UdSSR zeitweilig auch Finnland, der größte Teil Polens, der Nordosten der heutigen Türkei sowie Alaska. Etwa die Hälfte der Einwohner des Russischen Reiches waren Russen, sogenannte Großrussen.

Inhaltsverzeichnis

Staatsbezeichnung

Der neue Landesname „Russland“ (Rossija, russisch Россия) wie auch der davon abgeleitete Staatsname „Rossijskaja Imperija“ standen programmatisch für den von Zar Peter I. eingeschlagenen Kurs der Verwestlichung. Der spätere Landesname „Rossija“ sollte auch die älteren Bezüge des Herrschaftsgebildes der Rus ablösen, in dessen Nachfolge sich das damalige Moskauer Reich gesehen hatte.

Die Verwendung des aus dem Lateinischen entlehnten „Imperija“ – der Herrscher selbst nannte sich nun nicht mehr „Zar“, sondern „Imperator“ – stand für die von Zar Peter I. angestrebte Modernität nach Maßgabe des westeuropäischen Absolutismus.

Geographie

Hauptartikel: Russische Großlandschaften

Ihre größte Ausdehnung erlangte das Reich zwischen 1742 und 1867 mit der Einverleibung der baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen), Finnlands, Polens, der Nordost-Türkei sowie Alaskas und war damit der größte Staat und der größte Herrschaftsraum der Geschichte.

Das Reich grenzte nach 1917 an zehn Nachbarstaaten:

im Westen an Deutschland, Rumänien, Österreich-Ungarn, die Ostsee, Schweden und Norwegen; im Norden an die Barentssee, die Karasee, die Laptewsee sowie an die Ostsibirische See; im Osten an das Ochotskische Meer, das Beringmeer sowie an den Pazifischen Ozean; im Süden an Korea, China, die Mongolei, Afghanistan, den Iran, das Osmanische Reich und das Schwarze Meer.

Das Territorium Russlands umfasste mit 22,4 Millionen Quadratkilometern fast ein Sechstel des Festlandes der Erde. In West-Ost-Richtung erstreckte es sich vom Schwarzen Meer und der Ostsee bis zum Pazifischen Ozean über fast 10.000 Kilometer. Von Norden nach Süden hatte es eine Ausdehnung von fast 5.000 Kilometern. Das Reich berührte 11 der 24 Zeitzonen der Erde.

Territorien

Zusätzlich zu dem Gebiet des modernen Russlands[2] umfasste das Reich in Europa die Ostseegouvernements Estland, Livland und Kurland, Kongresspolen, den größten teil der Ukraine, Weißrussland, Moldova, Finnland (Großfürstentum Finnland), Armenien, Aserbaidschan und Georgien. Ebenfalls umfasste das Gebiet die Provinzen Ardahan, Artvin, Iğdır und Kars der heutigen Türkei.

In Zentralasien gehörten zum Reich Kasachstan, Kirgisistan Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan (Generalgouvernement Turkestan). Bis 1867 wurde Alaska als Russische Kolonie angesehen.

Entwicklung

Hauptartikel: Geschichte Russlands

Politik

Der Gothaischer Hofkalender von 1910 beschreibt Russland als „Konstitutionelle Monarchie unter einem autokratischen Zar“. Dieser offensichtliche Widerspruch gibt die Schwierigkeit wieder, Russlands politisches System zu beschreiben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Reich einer fortwährenden Veränderung des Herrschaftssystems unterzogen. Vor dem Oktober 1905, als mit dem Oktobermanifest die erste Duma einberufen wurde, galt Russland als autokratische und absolutistische Monarchie. Der Zar, der sich als „Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen“[3] sah, herrschte von Gottes Gnaden uneingeschränkt über das Reich.

Zwar wurden nach dem Oktober 1905 und der Eröffnung der Duma am 27. Apriljul./ 10. Mai 1906greg. verschiedene Gesetze zur Öffnung des Landes erlassen, so wurden mit dem Reichsgrundgesetz von 1906 in Russland erstmal Grundrechte und -freiheiten gewährt. Dennoch wurden die Prinzipien der Autokratie eifersüchtig beschützt. Es wurde das „uneingeschränkt“ im Herrschaftsanspruch des Zaren gestrichen, ein wirkliche konstitutionelle oder gar ein Parlamentarische Monarchie, aber nicht geschaffen.[4]

Zar

Zar Peter I.

Siehe auch Zar von Russland

Die Russische Erbmonarchie hatte sich aus den Großfürsten des Großfürstentums Moskau entwickelt. Der erste Zar war Iwan der Schreckliche, der sich 1547 krönen ließ. Nach langen Wirrungen wurde der Titel des Zaren von 1613 bis 1725 von den Romanows getragen, dann von dem Haus Haus Romanow-Holstein-Gottorp fortgeführt. Die Zaren sahen sich als Nachfolger des Basileus, des Kaisers des Byzantinischen Reiches.[5]

Peter der Große änderte 1721 seinen Titel von „Zar“ in Imperator, doch blieb der Zarentitel in der vollständigen Herrschertitulatur erhalten, und zwar in Bezug auf die ehemals tatarischen Zarentümer Kasan, Astrachan und Sibirien. Die Verwendung des aus dem Lateinischen entlehnten „Imperija“ stand für die von Peter I. angestrebte Modernität nach Maßgabe des westeuropäischen Absolutismus.

Die Macht des Zaren war vor dem Oktobermanifest nur dadurch beschränkt, dass der Zar Mitglied der Russisch-Orthodoxe Kirche sein musste und dem Hausgesetz der Romanows zu folgen hatte.

Durch das Manifest schränkte sich der Herrscher selbst ein. Von nun an konnte kein Gesetz ohne Zustimmung der Duma mehr in Kraft treten. Allerdings konnte diese durch den Zar aufgelöst werden, ebenso hatte er ein Vetorecht. [6]

Duma

Hauptartikel: Staatsduma im zarischen Russland

Literatur

  • Andreas Kappeler: Russland als Vielvölkerreich. Entstehung – Geschichte – Zerfall. C. H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47573-6
  • Hartwig Ludwig Christian Bacmeister: Kurze Geographie des Russischen Reiches, Reval 1773
  • Johann Gottlieb Georgi/Christian Bacmeister: Geographisch-physikalische und naturhistorische Beschreibung des russischen Reiches…, Königsberg 1797

Weblinks

Einzelnachweise

  1. An diesem Tag dankte Michail Romanow ab. De facto bestand das Russische Reich, unter der Provisorische Regierung, bis zur Oktoberrevolution am 25. Oktoberjul./ 7. November 1917greg. weiter. De jure bestand das Reich bis zur Annahme der Verfassung Sowjetrusslands am 27. Februarjul./ 12. März 1918greg..
  2. Ausgenommen Kaliningrad, die Kurilen und Tuva
  3. Justus Perthes: Gothaischer Hofkalender. Verlag Justus Perthes, Gotha 1910, Rußland, S. 74 (http://www.archive.org/details/gothaischerhofka1910gothuoft ; Stand: 2009-04-21). 
  4. Andreas Kappeler: Russische Geschichte. Beck, 2008, ISBN 3406470769, Rußländisches Imperium (1700-1917), S. 31 (Google Books ; Stand: 2009-04-21). 
  5. ebenda, S. 21 ff
  6. ebenda, S. 32 ff

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