- Ryôsuke Ôhashi
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Ryōsuke Ōhashi (jap. 大橋 良介, Ōhashi Ryōsuke, * 8. Februar 1944 in Kyōto) ist ein japanischer Philosoph.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ōhashi studierte Philosophie von 1965 bis 1969 an der staatlichen Universität Kyōto und von 1969 bis 1973 an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er mit der Arbeit „Ekstase und Gelassenheit - Zu Schelling und Heidegger“ summa cum laude promovierte. 1983 habilitierte sich Ōhashi als erster Japaner an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, wo ihn viele philosophische Gespräche mit Heinrich Rombach verbanden. Als Professor für Philosophie lehrte Ōhashi von 1975 bis 1985 an der Medizinischen Universität Shiga in Ōtsu, von 1985 bis 2003 an der Technischen Universität Kyōto und von 2003 bis 2007 an der Universität Ōsaka (Handai). Seit April 2007 lehrt er Philosophie an der buddhistischen Ryūkoku-Universität in Kyōto. Er ist im Beirat der Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie und war deren Vizepräsident.
Werk
Ōhashi ist Enkel-Schüler von Keiji Nishitani und Schüler von Max Müller. Seit seiner Dissertation über Schelling und Heidegger ging es ihm um eine interkulturell-philosophische Begegnung des westlichen und des fernöstlichen Denkens. In der Habilitationsschrift gewann Ōhashi durch eine Destruktion der Hegelschen Logik Einsichten für eine Phänomenologie des Ortes, die einen Bereich erschließt, „in dem das Absolute und das absolute Nichts, das Prinzip der europäischen Welt und das der ostasiatischen Welt, sich überschneiden“. Dies war schon ein Anliegen der Philosophie von Kitarō Nishida und der Kyōto-Schule, die Ōhashi 1990 den deutschsprachigen Lesern in einer Einführung zusammen mit einer kommentierten Sammlung von übersetzten Grundtexten nahegebracht hat. Auf den Gebieten der Philosophie und der Ästhetik leisten viele seiner Publikationen, von denen etliche auch in einer europäischen Sprache erschienen sind, einen wichtigen Beitrag zur interkulturell-philosophischen Verständigung.
In seinen neueren Publikationen bemüht sich Ōhashi in Nachfolge der von Keiji Nishitani entwickelten „Philosophie der Leere“ um eine „Philosophie der Compassion“. „Leere“ und „Compassion“ („Mitgefühl“ bzw. „großes Herz“ von Buddhas und Boddhisattvas, die sich um die Errettung aller Lebewesen bemühen) sind ein mahayana-buddhistisches Grundbegriffspaar. Anstelle des Begriffs der „Phänomenologie“ führt dabei Ōhashi den Begriff der „Phänomenoetik (Noetik [aus griech. noesis] meint hier zunächst die den buddhistischen Sutras zugrundeliegende, anfängliche Erfahrung des Erwachens. Ōhashi will damit sagen, dass jedem phänomenologisch formulierten Gedanken eine anfänglich-intuitive Erfahrung zugrundeliegt) ein, so dass seine Bemühung jetzt als „Phänomenoetik der Compassion“ bezeichnet werden kann.
Publikationen
- Ekstase und Gelassenheit. Zu Schelling und Heidegger. Münchner Universitätsschriften. Fink, München, 1975.
- Zeitlichkeitsanalyse der Hegelschen Logik. Zur Idee einer Phänomenologie des Ortes. Habilitationsschrift. Alber-Reihe: Symposion Band 72, Freiburg / München 1984. ISBN 3-495-47550-8
- Nihonteki na mono, Yōroppateki na mono (Das Japanische, das Europäische). Shinchōsha Verlag, Tōkyō 1992.
- Zettaisha no Yukue. Doitsu kannenron to gendai-sekai (Das Verschwinden des Absoluten. Der deutsche Idealismus und die gegenwärtige Welt). Kyōto 1993.
- Kire: Das "Schöne" in Japan. Philosophisch-ästhetische Reflexionen zu Geschichte und Moderne. DuMont, Köln 1994. ISBN 3-7701-3253-1
- Nishida tetsugaku no sekai (Die Welt der Philosophie Nishidas). Tōkyō 1995.
- Hi no genshō-ron. Nihon tetsugaku no 6 These yori (Phänomenoetik der Compassion. Zu sechs Thesen der japanischen Philosophie). Tōkyō 1998.
- Uchi naru ikoku; Soto naru nihon (Ausland im Inneren; Japan im Draußen). Kyōto, 1999.
- Japan im interkulturellen Dialog. Judicium Verlag, München 1999. ISBN 978-3-89129-624-0
- Kyōto gakuha to nihon kaigun – shin shiryō. Ōshima memo o megutte (Die Kyōto-Schule und die Japanische Marine – Zu den neu entdeckten Materialien. Die Aufzeichnungen Ōshimas). Tōkyō 2001.
- Kikukoto to shiteno rekishi. Rekishi no owari igo no rekishitetugaku (Geschichte als Gehörtes. Geschichtsphilosophie nach dem Ende der Geschichte). Nagoya 2005.
- Bi no yukue (Das Verschwinden des Schönen). Kyoto 2007.
- mit Kōichi Tsujimura und Heinrich Rombach: Sein und Nichts. Grundbilder westlichen und östlichen Denkens. Herder, Basel / Freiburg / Wien 1981. ISBN 3-451-19432-5
- mit Karl Lehmann: Feldweg und Glockenturm. Festschrift anlässlich des 30. Todestages von Martin Heidegger. Hrsg. Stadt Meßkirch. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2007. ISBN 978-3-89977-203-6
- (Hrsg.): Die Philosophie der Kyôto-Schule. Texte und Einführung. Alber, Freiburg / München 1990. ISBN 3-495-47694-6
- (Hrsg. und Mitübersetzer) Dôgen. Shôbôgenzô. Ausgewählte Schriften (Zweisprachige Ausgabe). Übersetzt, erläutert und herausgegeben von Ryôsuke Ôhashi und Rolf Elberfeld. Keiô Univ. Ress, Tokyo† und Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2006. ISBN 3-7728-2390-4
Auszeichnungen
- 1990: Philipp Franz von Siebold-Preis
- 1996: Humboldt-Medaille
- 1997/1998: Fellowship des Wissenschaftskollegs zu Berlin
- Seit 2003: Ehrendirektor des Nishida Kitarô Museums of Philosophy in Kahoku-shi (Präfektur Ishikawa)
Weblinks
- Literatur von und über Ryōsuke Ōhashi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Ryôsuke Ôhashi bei Google search
- Website von Ryōsuke Ōhashi
Personendaten NAME Ohashi, Ryosuke ALTERNATIVNAMEN Ōhashi Ryōsuke; 大橋 良介 (japanisch) KURZBESCHREIBUNG japanischer Philosoph GEBURTSDATUM 8. Februar 1944 GEBURTSORT Kyōto
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