- Räbeliechtli
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Als Räbenlichter (alemannisch: Rääbeliechtli) bezeichnet man im alemannischen Raum eine traditionelle Laterne, gefertigt aus Herbstrüben, welche von der Bevölkerung als Grundnahrungsmittel ebenso häufig gegessen worden sind wie Kartoffeln. Aus Anlass des Einbringens der letzten Feldfrüchte im November stellen die Kinder in verschiedenen Schweizer Kantonen[1] seit alters her aus solche Laternen her.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Herstellung
Heute hat die Räbe (nicht zu verwechseln mit der Rebe!) ihre Bedeutung als Grundnahrungsmittel verloren und wird fast ausschliesslich für die Lichter angebaut, wobei rund 25 Tonnen im Zürcher Unterland angebaut werden. Die Lichter werden geschnitzt. Dazu werden sie zuerst mit einem Löffel ausgehöhlt und dann mit einem spitzen Messer aus der violetten Haut Sujets herausgelöst. Während diese Arbeit früher vor allem zu Hause im Kreise der Familie verrichtet wurde, hat sie sich je länger je mehr in örtliche Jugendvereine, Schule und Kindergarten verlagert. Die Räben werden oft von der Schule oder örtlichen Verkehrs- oder Gewerbevereinen der Jugend zur Verfügung gestellt.
Umzüge
An drei Schnüren aufgehängt und an einem Stock getragen, werden die mit einem Kerzchen bestückten Räbenlichter von den Kindern durch die dunklen Strassen getragen, wobei das Licht vor allem bei den Sujets durch die dünnen Wände scheint. Bei der heute üblichen Strassenbeleuchtung wird oft ein Abend im November für einen Räbenlichterumzug reserviert, an welchem dann die Strassenbeleuchtung ausgeschaltet wird. Nach den Umzügen werden die Räbenlichter ins Fenster gestellt, bis die Kerze heruntergebrannt ist. Oft werden die Umzüge in der Familie oder Nachbarschaft allabendlich wiederholt, bis die Lichter verschrumpelt sind und dann kompostiert werden.
Zu den Umzügen gehören auch die entsprechenden Lieder, wie etwa Ich geh mit meiner Laterne,[2] das ebenfalls hochdeutsche Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne oder auf alemannisch Rääbeliechtli, wo gasch hii?.
Bedeutung
Räbenlichter reihen sich ein in die verschiedenen regionalen Licht-, Wärme- und Erntedank-Traditionen. Die zeitliche Nähe mit dem Zinstag (Martinstag), dem amerikanischen Thanksgiving und dem heute auch im deutschen Sprachraum immer mehr verbreiteten Halloween ist nicht zufällig. Rübenlichter dienten nach dem Glauben der Kelten und Römer dazu, die Geister der Toten während der dunklen Jahreszeit zu vertreiben, was durch geschnitzten Gesichter zustande kam. Solche Lichter kannte man bereits bei den keltischen und römischen Feste der Wintersonnenwende Samhain und Pomona, die ab dem Jahre 835 nach Christus zu Halloween wurden. Während die archaischen Geister und Fratzen über Auswanderer nach Amerika gelangten, wandelte sich die Tradition im alemannischen Raum, wohl unter Einfluss der Reformation, zum Kinderbrauch mit Sonnen, Mond und Sternen.
Lied
Rääbeliechtli, wo gaasch hii?
Rääbeliechtli, Rääbeliechtli, wo gaasch hii?
I de tunkli Nacht, oni Stärneschii,
da mues mis Liechtli sii.Rääbeliechtli, Rääbeliechtli, wo bisch gsii?
Dur d Strass duruuf und s Gässli aab.
Gäll, Liechtli, lösch nöd ab.Rääbeliechtli, Rääbeliechtli, wänn ghasch hei?
Wänn de Biiswind blaast
und mer s Liechtli löscht, dänn gaan i wider hei.
Zürichdeutsche Fassung in der Dieth'schen OrthographieSiehe auch
Siehe auch
- Bochselnacht
- Räbechilbi Grossanlass in Richterswil.
- Räbeliechtliumzug - Räbeliechtliumzug Zürich Albisrieden
- Bachfischet in Aarau
Literatur
- Margret Strub: Hinaus aufs Land. Zürich: Atlantis, 1994.
Quellen
- ↑ Der Verfasser schrieb die Tradition dem Kanton Zürich zu. Eine Kurzsuche im Internet brachte aber auch Belege aus dem Kanton Aargau und dem Berner Oberland. Der Brauch scheint also in weiten Teilen der Deutschschweiz verbreitet zu sein.
- ↑ Hochdeutsch oder auch in einer alemannischen Version gesungen.
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