- Róheim
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Géza Róheim (* 12. September 1881 in Budapest; † 7. Juni 1953 in New York) war ein Psychoanalytiker. Er unternahm als erster Psychoanalytiker eigene ethnologische Feldforschungen und entwickelte später eine allgemeine Kulturtheorie. Er gilt als einer der Vorläufer der Ethnopsychoanalyse.
Géza Róheim studierte Geographie und Anthropologie an diversen Universitäten: Leipzig, Berlin, schließlich Budapest, wo er 1914 promoviert wurde. Seine Lehranalyse machte Róheim bei Sándor Ferenczi. 1919 wurde er der erste Professor für Anthropologie an der Universität von Budapest und Mitglied der lokalen psychoanalytischen Gesellschaft.
Nachdem der polnisch-britische Ethnologe Bronisław Malinowski auf der Basis seiner Arbeiten über die Trobriander die Psychoanalyse kritisiert und die Universalität des Ödipuskomplexes in Frage gestellt hatte, schlug Freud Róheim vor, diese Kritik zu überprüfen. Von 1928 bis 1931 unternahm Róheim vier ethnologische Expeditionen. Deren Ertrag veröffentlichte er 1932 in eine buchformatigen Artikel Die Psychoanalyse primitiver Kulturen. Wilhelm Reich, der 1931 in der Studie Der Einbruch der Sexualmoral Malinowskis These bekräftigt hatte, begrüsste die Ergebnisse von Róheims Expeditionen, weil sie – gegen Róheims Intentionen und dessen theoretische Grundposition – seine, Reichs, Theorie auf eine breitere empirische Basis stellten.
Schriften (Auswahl)
- Spiegelzauber. Wien: Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1919
- Das Selbst. In: Imago, Band 7, 1921, S. 1–39, 142–179, 310–348, 453–504
- Heiliges Geld in Melanesien. In: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, Band 9, 1923, S. 384–401
- Die Psychoanalyse primitiver Kulturen. In: Imago, Band 18, 1932, S. 269-563
- Psychoanalyse und Anthropologie. Drei Studien über die Kultur und das Unbewußte. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1977
Literatur
- Bronisław Malinowki: Mutterrechtliche Familie und Ödipus-Komplex. In: Imago 10, 1924, S. 228-277
- Wilhelm Reich: Róheims „Psychoanalyse primitiver Kulturen. In: ders.: Der Einbruch der Sexualmoral, 2. Auflage, Kopenhagen: Verlag für Sexualpolitik 1935, S. 123–149
- Paul Robinson. The Freudian Left: Wilhelm Reich, Géza Róheim, Herbert Marcuse. New York: Harper and Row 1969
- Roger Dadoun: Géza Róheim, Paris, Payot, 1972
- Hartmut Zinser: Mythos und Arbeit. Studien über psychoanalytische Mytheninterpretationen am Beispiel der Untersuchungen Géza Róheims. Heymann, Wiesbaden 1977
- Johannes Reichmayr: Géza Róheims psychoanalytisch orientierte Sammlung ethnologischen Materials. In: ders.: Einführung in die Ethnopsychoanalyse. Geschichte, Theorien und Methoden. Giessen: Psychosozial-Verlag 2003, S. 46-51, ISBN 3-89806-166-3
Weblinks
- Literatur von und über Géza Róheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- L'Association Géza Róheim
- Vie et œuvre de Géza Róheim, par Patrick Fermi
- Géza Róheim: Psychanalyse et anthropologie - Culture, Personnalité, Inconscient (1950)
Personendaten NAME Róheim, Géza KURZBESCHREIBUNG ungarisch-amerikanischer Psychoanalytiker GEBURTSDATUM 12. September 1881 GEBURTSORT Budapest STERBEDATUM 7. Juni 1953 STERBEORT New York
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