Rüttelreim

Rüttelreim

Der Schüttelreim ist eine Reimform, bei der die Anfangskonsonanten der letzten beiden betonten Silben miteinander vertauscht werden. Er stellt somit eine Sonderform des Doppelreims dar (die letzten beiden betonten Silben jeder Zeile reimen sich). Beispiel: „Ich geh jetzt in den Birkenwald, denn meine Pillen wirken bald.“

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schüttelreime sind seit dem 13. Jahrhundert bekannt und waren damals noch eine ernstzunehmende Gedichtform. Seit dem 19. Jahrhundert werden Schüttelreime hauptsächlich für vergnügliche Zweizeiler verwendet, oft mit anzüglichem Inhalt.

Es gibt ganze Bücher in Schüttelreimform, zum Beispiel Versionen von GoethesFaust“ oder einen Opernführer. Bekannte Schüttelreimer sind Franz Mittler, Anton Kippenberg (Benno Papentrigk), Clemens Plassmann (C. Palm-Nesselmanns), Emil Harms-Kotusov, Walter Bernays, Günter Nehm und Miguel Herz-Kestranek.

In den 1990ern erlangte ein beliebter Sketch der RTL-Sendung RTL Samstag Nacht namens "Kentucky schreit Ficken" auf nationaler Ebene erhebliche Bekanntheit. Der Humor dieser Sketche bestand ausschließlich aus Begriffen, die nach Vertauschung zweier Silben eine zweite, meist recht obszöne Bedeutung annahmen (z.B. "gefickt eingeschädelt" anstelle von "geschickt eingefädelt").

Schüttelreimsammlungen

  • Benno Papentrigk (d.i. Anton Kippenberg): Schüttelreime. Insel Verlag, Leipzig 1939; (1942: Insel-Bücherei Nr. 219/3).
  • Manfred Hanke: Die schönsten deutschen Schüttelgedichte. gesammelt und herausgegeben von Manfred Hanke. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1967.
  • Manfred Hanke: Die Schüttelreimer – Bericht über eine Reimschmiedezunft. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1968.
  • Franz Mittler: Gesammelte Schüttelreime. Hrsg.: Friedrich Torberg. 2. Auflage. Piper Verlag, München 1998, ISBN 3-492-21642-0.
  • Wendelin Überzwerch (Hrsg.): Aus dem Ärmel geschüttelt. Mit 10 Holzschnitten von Alfred Zacharias. Deutscher Bücherbund, Stuttgart und Hamburg. Mit Genehmigung des Verlags J. Engelhorns Nachf. Adolf Spemann Stuttgart 1967.
  • Leo Kettler: Die Rattenleier: Schüttelreime – Lieder – Holzschnitte. Aphaia Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-92667-707-4.
  • Miguel Herz-Kestranek (Hrsg.): Gereimte Sammelschüttler. Mit Wortspenden geistreicher Schüttelgenossen. Brandstätter, Wien 1995, ISBN 3-85447-606-X.
  • Miguel Herz-Kestranek (Hrsg. und Mitschüttler): Mir zugeschüttelt. Neueste und allerneueste Schüttelreime aus österreichischem Volksmund von Apetlon bis Zürs. Brandstätter, Wien 1999, ISBN 3-85447-838-0.

Beispiel

"Die ihr im Tanz euch lachend wiegt, denkt ihr an den, der wachend liegt?" (Kippenberg)

Literatur

  • Rudolf Kleinert: Schneizlreuther Schüttelreime. CD-ROM, Schneizlreuth bei Bad Reichenhall 2007.
  • Ulf Annel, Daniel Heide: Geschüttelt – nicht gerührt. Schüttelreime. Druckhaus Gera, Erfurt 2004, ISBN 3-9809040-6-7.
  • Wolfgang Sohrt: Schüttelreime für Familienfeste. Urania, Stuttgart 2007, ISBN 3-3320195-4-6 (Enthält neben Schüttelreim-Gedichten auch eine Anleitung zum Erstellen eigener Schüttelreime)

Weblinks


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