SCUM Organisation

SCUM Organisation

Valerie Solanas (* 9. April 1936 in Atlantic City, New Jersey; † 26. April 1988 in San Francisco) war eine amerikanische Schriftstellerin, die durch ihren Mordversuch an Andy Warhol, sowie als Autorin des Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer, S.C.U.M. bekannt wurde, in dem sie zur Rettung der Welt die Tötung aller Männer forderte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Laut einem psychiatrischen Gerichtsgutachten von 1968 war Solanas’ Kindheit und Jugend von einem „zerrütteten Elternhaus“ geprägt. Sie wurde von ihrem Vater sexuell missbraucht und von ihrer Mutter geschlagen. Bereits mit 13 wurde sie auffällig, als sie mehrmals bei Ladendiebstählen erwischt wurde. In der Folge wurde sie in einem Internat untergebracht. Ihr Studium finanzierte sie sich, nach Aussagen ihrer Kommilitonen, durch Prostitution. [1]

Valerie Solanas lernte Andy Warhol in Greenwich Village kennen, als sie Kopien ihres S.C.U.M. Manifesto auf der Straße verkaufte. Bald ging sie in dessen Factory ein und aus, war jedoch nie ein richtiges Mitglied der Kommune. Sie wollte, dass Warhol ihr Theaterstück Up your Ass (zu deutsch „Schieb’s dir in den Arsch“) produzierte. Da er interessiert schien, vertraute sie ihm das Manuskript an – später warf sie ihm vor, er habe es gestohlen, obwohl Warhol nie ein entsprechendes Theaterstück verfasste oder aufführte, und sich auch diesbezügliche Notizen in seinem Nachlass nicht finden lassen. Allerdings scheint Solanas bereits zu dieser Zeit unter einer wahnhaften Störung gelitten zu haben, die wenig später in dem Mordversuch an Andy Warhol gipfeln sollte.[1]

1967 traf Solanas den Verleger Maurice Girodias, der zu diesem Zeitpunkt vor allem Underground-Literatur sowie Pornografie veröffentlichte. Er war von ihrem „Wortwitz“ begeistert und bezeichnete sie als „Bilderstürmerin“. Er kaufte ihr die Rechte am S.C.U.M. Manifesto ab.

Noch im selben Jahr spielte Solanas eine Rolle in Warhols Film I, A Man. Sie fühlte sich von Warhol und der künstlerischen Hierarchie seiner Factory ausgenutzt, und verlangte eine Gagenerhöhung. Nachdem sie ihn deshalb telefonisch bedrängte, wurde sie von der Factory ausgeschlossen. Im Herbst 1967 wurde ihr wegen ausstehender Mietzahlungen ihre Unterkunft im Chelsea Hotel gekündigt. Von nun an lebte sie auf der Straße. Zu jener Zeit manifestierte sich bei ihr eine paranoide Persönlichkeitsstörung. Aus diesem Grunde rief sie Warhol und Girodias, in der Überzeugung, Opfer eines Komplotts zu sein, unzählige Male an (Stalking) und beschimpfte sie. [1]

Am 3. Juni 1968 drang Solanas gewaltsam in die Factory ein und schoss dreimal auf Andy Warhol. Sie bezeichnete ihn als „Vampir“. Warhol wurde durch die Schüsse schwer verletzt. Girodias nutzte die durch die Schüsse und den Prozess ausgelöste Publicity, um Solanas’ S.C.U.M. Manifesto zu veröffentlichen. Solanas wurde zu drei Jahren Haft verurteilt, die sie im Matteawan State Hospital für kriminelle Geisteskranke absaß. Nach ihrer Entlassung 1971 war sie meist obdachlos, in den 1980er Jahren lebte sie in Kalifornien. Am 25. April 1988 wurde sie vom Hausmeister eines Obdachlosenheims im Tenderloin-Viertel von San Francisco tot aufgefunden. Sie starb mit 52 Jahren an einer Lungenentzündung.[1]

Solanas’ Leben und die Hintergründe ihrer Schüsse auf Warhol wurden 1997 von Mary Harron unter dem Titel I Shot Andy Warhol verfilmt. Die Hauptrolle spielte Lili Taylor.

Das SCUM-Manifest

SCUM (dt. Abschaum) ist ein Akronym für Society for Cutting Up Men (dt. wörtlich: Gesellschaft zur Zerschneidung von Männern).

Das Manifest beginnt mit folgender Passage:

Das Leben in dieser Gesellschaft ist ein einziger Stumpfsinn, kein Aspekt der Gesellschaft vermag die Frau zu interessieren, daher bleibt den aufgeklärten, verantwortungsbewussten und sensationsgierigen Frauen nichts anderes übrig, als die Regierung zu stürzen, das Geldsystem abzuschaffen, die umfassende Automation einzuführen und das männliche Geschlecht zu vernichten.

In ihrer Schmähschrift macht Solanas die Männer für alle Übel der Welt verantwortlich. Die Geschichte habe bewiesen, dass Männer weder fähig noch willens seien, menschlich zu handeln und aus diesem Grund vernichtet werden müssen, damit der Aufbau einer menschlichen Gesellschaft überhaupt möglich werde. Noch schlechter als die Männer kommen bei Solanas jene Frauen weg, die sie als Kollaborateurinnen der Männerherrschaft“ bezeichnet.

In einem Interview mit der Zeitschrift Village Voice erklärte Solanas dazu, dass dieses Manifest nicht als ernst gemeinte Handlungsanleitung gedacht war.[2]

Die Regisseurin Mary Harron, die Valerie Solanas zur Heldin ihres Films „I Shot Andy Warhol“ machte, war nach eigenen Aussagen von dem Text stark beeindruckt. Harron in einem Zeitungsinterview: „Eine Lektüre, die mein Leben veränderte. Kein Buch hat mich je so angerührt und erschüttert“.

Das S.C.U.M. Manifest wurde 2004 von Mario Eick unter dem Titel Manifesto für die Bühne adaptiert und inszeniert.

Werk

  • The S.C.U.M. Manifesto, Olympia Press, London, 1971. ISBN 0-700-410-309
  • Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer, März Verlag, Darmstadt, 1969. Neuauflage, Rowohlt, 1990 ISBN 978-3499151989
  • Up Your Ass („Schieb’s dir in den Arsch“) (Theaterstück)

Film

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d http://www.emma.de/913.html EMMA März/April 1997: „Die Vernichtung“
  2. Howard Smith: Valerie Solanas Interview. In: Village Voice. 25. Juli 1977, S. 32 ff.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Scum — (engl. Abschaum) steht für: den früheren Namen der Band Amon Amarth Scum (Band), eine norwegische Hardcore Punk/Black Metal Band Scum (Album), ein Album von Napalm Death Mastic Scum, eine österreichische Metalcore/Grindcore Band Society for… …   Deutsch Wikipedia

  • List of James Bond henchmen in The Man with the Golden Gun — A list of henchmen from the 1974 James Bond film The Man with the Golden Gun from the List of James Bond henchmen. None of these henchmen appears in the novel. Contents 1 Andrea Anders 2 Nick Nack 3 Kra …   Wikipedia

  • Merzbow discography — Masami Akita discography Releases ↙Studio albums 260 ↙Live albums 65 …   Wikipedia

  • PTV3 — Psychic TV Gründung 1981 Genre Post Industrial Website http://www.genesisp orridge.com/ Aktuelle Besetzung Gesang, Bass Genesis P Orridge Gitarre …   Deutsch Wikipedia

  • Psychick TV — Psychic TV Gründung 1981 Genre Post Industrial Website http://www.genesisp orridge.com/ Aktuelle Besetzung Gesang, Bass Genesis P Orridge Gitarre …   Deutsch Wikipedia

  • Cyanotoxin — Green scum produced by and containing cyanobacteria, washed up on a rock in California during an algal bloom Cyanotoxins are toxins produced by bacteria called cyanobacteria (also known as blue green algae). Cyanobacteria are found almost… …   Wikipedia

  • Islam and antisemitism — Part of a series on Criticism of Islam Issues Antisemitism  …   Wikipedia

  • War against Islam — (also War on Islam, or Attack on Islam) is a critical term used to describe a perceived campaign to harm, weaken or even annihilate the religion of Islam, using military, economic, social and cultural means. The campaign is alleged to be waged by …   Wikipedia

  • Arthur Koestler — The native form of this personal name is Kösztler Artúr. This article uses the Western name order. Arthur Koestler Koestler in 1948 Born Kösztler Artúr 5 September 1905 Budapest, Hungary …   Wikipedia

  • Evolutionary history of plants — Plants have evolved through increasing levels of complexity, from the earliest algal mats, through bryophytes, lycopods, ferns and gymnosperms to the complex angiosperms of today. While the simple plants continue to thrive, especially in the… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”