- SHM
-
Der Schlachthof München ist eine Anlage zur Schlachtung und zum Großhandel für Lebensmittel im Münchner Stadtteil Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Im Schlachthof München wird, neben der (immer geringer werdenden) Schlachtung, vor allem Großhandel mit Fleisch, Geflügel, Fisch und Feinkost betrieben.
Geschichte
In München gab es bis zum Jahre 1878 zwei öffentliche Schlachthäuser, eines am Färbergraben und eines am Viktualienmarkt. Beide wurden von den „Bankmetzgern“ benutzt, die ihre Verkaufsstände am Viktualienmarkt hatten. Die übrigen Metzger und Gastwirte schlachteten zu Hause, teilweise in Hinterhöfen, die über die ganze Stadt verstreut waren.
Der Viehmarkt befand sich in der Herrnstraße. Der Auf- und Abtrieb der Tiere erfolgte durch die Straßen der Stadt, die dadurch stark verunreinigt wurden. Der Verkehr wurde behindert und die Passanten waren gefährdet. Probleme des Umweltschutzes – so würde man heute sagen – traten auf. Hinzu kamen Forderungen, die sich aus den neuen Erkenntnissen der Hygiene ergaben. Kranke Tiere, Schlachtabfälle und Abwasser bildeten eine ständige Gefahrenquelle.
Das verheerende Auftreten der Cholera im Jahre 1866, das in München viele Todesopfer forderte sowie die Forderungen des Hygienikers Max von Pettenkofer führten im Jahre 1871 zur Änderung des Polizeistrafgesetzbuches als Voraussetzung für die Schaffung zentraler kommunaler Schlachthöfe.
Nach eingehender Prüfung der Standortvoraussetzungen (Bahnanschluss, Erweiterungsmöglichkeit, wasserrechtliche Probleme, usw.) und unter Einbeziehung der neuesten Erkenntnisse der Hygiene wurde dann in den Jahren 1876 bis 1878 nach den Plänen des Stadtbaurates Arnold Zenetti der Schlacht- und Viehhof München errichtet.
Die ersten Kriegsjahre des zweiten Weltkrieges überstand der Schlacht- und Viehhof München ziemlich unbeschadet. Dramatisch veränderte sich die Situation vom Jahre 1943 an. Die Luftangriffe wurden häufiger und heftiger. Ca. 65 Prozent der bebauten Fläche des Schlacht- und Viehhofs wurden zerstört.
Nachdem sich der Stadtrat 1964 für eine Erneuerung des Schlachthofes an der alten Stelle und damit gegen eine Verlagerung an den Stadtrand aussprach, wurden in den 70er Jahre unter anderem eine Rinderschlachthalle und Kuttelei, je ein Rinder- und Schweinekühlhaus und ein Fleischmarktgebäude neu errichtet.
Mit Sanierung der Schweineschlachtung (1987/89), der Großviehschlachtung (1990/92) und des Fleischmarktes (1995/96) wurden die drei Kernbereiche auf den aktuellen Stand der Technik und Hygiene gebracht. Flankiert werden sie von einer Vielzahl von brancheneinschlägigen Handels- und Handwerksbetrieben mit multikultureller Angebotspalette.
Im Zuge der Auflösung der Direktion des städtischen Veterinärwesens im Jahr 1996 blieben der Betrieb Schlacht- und Viehhof, die Abteilung Amtlicher Tierarzt, die Aufgaben der Tierkörperbeseitigung und Speiseabfallentsorgung sowie die Kreisverwaltungs- und Kreisaufgaben bezüglich des Tierschutz- und Tierseuchengesetzes in einer Organisationseinheit als „städtischer Schlacht- und Viehhof“ zusammengefasst, das Veterinäramt wurde eine eigene Dienststelle.
Nach Privatisierung der Rinderschlachtung am 1. April 2000 und Privatisierung der Schweineschlachtung am 1. April 2004 wurde der städtische Schlacht- und Viehhof am 1. Januar 2005 in den Eigenbetrieb Schlachthof München übergeführt, dessen Schwerpunkt auf dem branchenspezifischen Flächen- und Objektmanagement liegt. Am 1. Januar 2007 fusionierte der Schlachthof München mit der Großmarkthalle München unter dem neuen Namen Markthallen München zu einem gemeinsamen Eigenbetrieb.
Verwaltung
Der Schlacht- und Viehhof als Teil des Eigenbetriebs Markthallen München wird vom Kommunalreferat betreut. Die Kommunalreferentin Gabriele Friderich ist gleichzeitig Erste Werkleiterin und bestimmt die wirtschaftspolitische Richtung. Der Zweite Werkleiter (früher Direktor) Rainer Hechinger ist zuständig für das operative Geschäft.
Der Schlachthof München wird aus historischen und kommunalpolitischen Gründen als kommunaler Betrieb geführt. Andere Schlachthöfe in Deutschland werden als Regiebetriebe, Eigenbetriebe, GmbHs (rein städtisch oder mit Beteiligung), Genossenschaften (der ansässigen Firmen) oder als reine Privatfirmen betrieben. Einen Schlachthof zu betreiben ist nicht gesetzliche Pflichtaufgabe einer Kommune, daher gibt es auch die oben genannten verschiedensten Rechtsformen.
Die Nutzung des Schlachthofgeländes für Schlachtbetriebe, Mieter und Einkäufer ist durch die Benutzungssatzung[1] geregelt
Die verschiedenen Gebühren und Mieten für Gebäude, Parkplätze, Büros und weiteres richten sich nach der Gebührensatzung[2] bzw. nach den entsprechenden Mietverträgen.
Sonstiges
- Seit den Dreharbeiten zur Fernsehserie „Zur Freiheit“ ist das Wirtshaus im Schlachthof ein beliebter Kulturtreffpunkt. So wird hier unter anderem die Kabarettreihe Ottis Schlachthof mit Ottfried Fischer produziert.
- Der Stadtteil Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt im Bereich des Schlachthofs wird auch Schlachthofviertel genannt.
- Der Schlachthof und die Großmarkthalle werden zusammen auch als „Bauch von München“ bezeichnet
- Von 1876 bis 2006 fand hier der Münchner Pferdemarkt statt.
Quellen
- ↑ http://www.muenchen.info/dir/recht/470/470_20051220.htm
- ↑ http://www.muenchen.info/dir/recht/480/480_20051220.htm
Literatur
- Ferdinand Opel: Der städtische Schlacht- und Viehhof in München : Festschrift zum fünfzigjähr. Bestand, München : Deukula, 1928
- Christian Haeutle: 75 Jahre Schlacht- und Viehhof München : 1878 - 1953, Städt. Veterinärdirektion München, 1953
- Canan-Aybüken Aybar: Geschichte des Schlacht- und Viehhofes München, München, Univ., Diss., 2005
Weblinks
- Internetauftritt des Schlachthofes München
- Der Schlachthof München im amtlichen Stadtplan der Stadt München
- Wirtshaus im Schlachthof
- Interessengemeinschaft Schlacht- und Viehhof
48.12333333333311.557222222222Koordinaten: 48° 7′ 24″ N, 11° 33′ 26″ O
Wikimedia Foundation.