- SJD-Die Falken
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Logo Basisdaten Gründungsdatum: 1904 Gründungsort: Berlin, Mannheim Vorsitzender: Sven Frye stellvertretende
Vorsitzende:Kai Nimiczek (SJ-Ring),
Barbara Klatzek (Falken-Ring)Bundesgeschäftsführerin: Haymo Dorn Gliederung 27 Bezirks- und Landesverbände
in allen 16 BundesländernMitglieder: Website: www.wir-falken.de Die Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken (SJD – Die Falken) ist ein Kinder- und Jugendverband, hervorgegangen aus der sozialistischen Arbeiterjugendbewegung.
Die Falken sind wie die Jusos Mitglied in der Sozialistischen Jugendinternationale, bei den Europäischen JungsozialistInnen und als einziger deutscher Verband in der Internationalen Falkenbewegung.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltliches Profil
Die SJD – Die Falken ist ein politischer Kinder- und Jugendverband. Proklamiertes Ziel ist es, Kinder und Jugendliche auf sozialistischer Grundlage zu selbstbewussten und kritischen Persönlichkeiten zu erziehen. Die Kinder sollen ihre eigenen Interessen erkennen und formulieren können. Ein weiterer Schwerpunkt ist die politische Vertretung der Bedürfnisse und Rechte von Kindern und Jugendlichen im politischen Raum.
Standpunkte
- Wir unterstützen die Gewerkschaften bei ihrem Kampf gegen Arbeitslosigkeit, für eine zukunftsweisende Berufsausbildung und für Arbeitsverkürzungen mit vollem Lohnausgleich.
- Wir bekämpfen Rassismus und Rechtsextremismus.
- Wir engagieren uns gegen Umweltzerstörung und Vernichtung der Lebensgrundlagen.
- Wir fordern mehr Demokratie und Mitbestimmung in allen Bereichen, auch in Schulen und Betrieben.
- Wir sind für Gesamtschulen mit kleineren Klassen, ohne Noten und Hausaufgaben.
- Wir treten für die wirkliche Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen ein.
- Wir bekämpfen das ungerechte Weltwirtschaftssystem und den Krieg als Mittel der Politik.
- Wir fordern genügend nicht-kommerzielle Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche.[1]
Heute können die Falken als progressiv links und gewerkschaftsnah bezeichnet werden. Die praktische Arbeit findet zumeist vor Ort in Gruppen oder Jugendzentren (Falkenhäusern) statt. Jährliche Höhepunkte sind unter anderem Ferienfahrten, v.a. Zeltlager im In- und Ausland. Den Falken stehen eine Vielzahl eigener Häuser und Zeltplätze zur Verfügung. JugendleiterInnen bei den Falken nennen sich selber HelferInnen, um zu verdeutlichen, dass sie da sind, um die Kindern und Jugendlichen bei der Selbstorganisation zu unterstützen und nicht nur ein Programm anbieten, das konsumiert werden kann. Die dreimal im Jahr erscheinende Zeitschrift des Bundesverbandes für Jugendliche heißt AJ – Die andere Jugendzeitschrift (Zurückgehend auf die 1909 erstmals erschienene AJ – Arbeitende Jugend) und für die Kinder gibt es die Freundschaft.
Die SJD – Die Falken sind formal parteiunabhängig, eine Mitgliedschaft in einer anderen Partei als der SPD ist aufgrund eines Beschlusses von 1971 mit einer aktiven Mitgliedschaft bei den Falken unvereinbar. Der Antrag, ihn aufzuheben, wurde auf der Bundeskonferenz im Mai 2007 in Bielefeld mit einer Mehrheit von knapp zwei Dritteln der Stimmen abgelehnt. Aufgrund dieses Beschlusses werden die Falken häufig als SPD-nahe und -treue Organisation bezeichnet, auch wenn dies verbandsintern strittig ist.
Mitgliedschaft
Die Falken stehen allen offen. Kinder können ab dem Alter von sechs Jahren Mitglied werden und besitzen bereits das aktive Wahlrecht. Das passive Wahlrecht erhält man mit 14 Jahren.
Aufbau
Die Arbeit der Kinder- und Jugendgruppen findet in den Ortsverbänden statt. Diese sind zu Kreisverbänden oder Unterbezirken zusammengefasst. Auf Landesebene bestehen Bezirke und Landesverbände.
Um die Kinder- und Jugendarbeit strukturell zu trennen, bestehen zwei Ringe. Die Kinderarbeit finden im F-Ring (Falken-Ring) statt. Die Jugendarbeit findet im SJ-Ring (Sozialistischen Jugend-Ring) statt.
In einigen Kreis- oder Bezirksverbänden gibt es zusätzlich einen RF-Ring (Rote Falken-Ring), welcher den Übergang zwischen F- und SJ-Ring darstellt.
Symbole
Die Falken haben mit blauem Falkenhemd und rotem Tuch eine eigene Kluft, die jedoch nicht von allen Mitgliedern getragen wird. Das blaue Hemd soll auf die Verwurzelung des Verbandes in der Arbeiterbewegung, das rote Tuch auf die Verbindung zum Sozialismus und zu den Gewerkschaften hinweisen. Symbol des Verbandes (oft auf den Hemden oder den Fahnen zu sehen) ist der rote Falke.
Der Gruß der Falken innerverbandlich wie nach außen lautet „Freundschaft!“.
Geschichte
Bereits 1904 wurden in Berlin und Mannheim erste Jugendvereine der Arbeiterbewegung gegründet. Direkte Vorläufer der Falken waren in der Zeit der Weimarer Republik die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) (ab 29. Oktober 1922) und die Kinderfreunde Deutschlands (ab 13. November 1923). Die Bezeichnung Falken kam gegen Ende der 20er Jahre in den Gruppen der älteren Kinderfreunde auf. Aber auch die Jüngeren in der SAJ bezeichneten sich selbst als Rote Falken. Der Anstoß dazu kam aus Österreich. Die Falken waren damals eine der ersten Gruppen, die sich mit Kinder- und Jugendrechten auseinandersetzten und alternative Erziehungskonzepte (Kurt Löwenstein) diskutierten. Bekannt wurden die Falken damals unter anderem über die ersten Kinderrepubliken. Die erste Kinderrepublik fand 1927 auf Gut Seekamp in Kiel mit mehreren tausend Kindern statt.
Bereits 1930 wurden die Bezirksorganisationen der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde in Bayern faktisch verboten. Die Gründe lagen z.B. in der gemeinsamen Erziehung von Jungen und Mädchen, in ihrer kritischen Haltung gegenüber den Lehrmethoden in Schule und Kirche. 1933 wurden die Falken reichsweit wie viele andere sozialdemokratische und antifaschistische Gruppen verboten. Viele Falken wurden ab 1933 von den Nationalsozialisten inhaftiert. Vereinzelt waren Kinderfreunde und SAJler im Widerstand tätig. Andere konnten ins Ausland flüchten.
Nach 1945 wurden die Falken als Organisation für Kinder und Jugendliche in Deutschland neu gegründet. Die erste Verbandskonferenz der Falken, Sozialistische Jugendbewegung Deutschlands fand am 6. – 7. April 1947 in Bad Homburg statt. Der von Erich Ollenhauer aus dem Exil zurückgeholte ehemalige SAJ-Funktionär Erich Lindstaedt und der frühere Kinderfreunde-Funktionär Hans Weinberger wurden zu gleichberechtigten Vorsitzenden des Verbandes gewählt. Standen die Falken zu Beginn der Bundesrepublik relativ treu an der Seite der SPD, wurden sie in den Jahren der Studentenbewegung zunehmend kritischer und standen teilweise dem SDS nahe. Die endgültige Wende zu einem linken, inhaltlich stärker unabhängigen Jugendverband vollzog sich mit der Wahl des späteren Kölner Bundestagsabgeordneten Konrad Gilges auf der Bundeskonferenz 1973 in Gelsenkirchen.
Anders als für das Gebiet von Groß-Berlin erhielten die Falken für die SBZ von der SMAD keine Zulassung als Kinder- und Jugendverband. Sympathisanten des Verbandes wurden durch die Behörden der DDR immer härter verfolgt. Dies gipfelte in Verschleppungen von Berliner Falken und der Erschießung des F-Gruppenleiters Wolfgang Scheunemann durch die Volkspolizei. Ostberliner Falkengruppen trafen sich noch bis zum Mauerbau in Westberlin. 1990 wurden die fünf ostdeutschen Landesverbände neu gegründet.
Konflikte mit der SPD
Konflikte mit der SPD entstanden meist in Fällen, in denen die Falken klassische sozialdemokratische Positionen durch die SPD nicht mehr vertreten sahen. Beispiele sind die Notstandsgesetze, die Berufsverbote, der Asylkompromiss von 1992 und die Politik der rot-grünen Regierung seit 1998 mit den Kriegen im Kosovo und in Afghanistan sowie den Hartz-Reformen. Die Falken berufen sich auf den demokratischen Sozialismus.
Bekannte Mitglieder
Gerd Andres Elfriede Eilers Ludwig Huber Hanjo Lucassen Heike Pente Wolfgang Spanier Holger Börner Heinrich Eppe Christel Humme Ulrich Maly Joachim Poß Rolf Stöckel Klaus Brandner Sven Frye Linda Kandel Peter Marquardt Harry Ristock Peter Treichel Willy Brandt Sigmar Gabriel Roland Klapprodt Erich Meinike Günther Rixe Wolfgang Uellenberg – van Dawen Otto Brenner Konrad Gilges Konrad Klingenburg Fritz Meinike René Röspel Lothar Urban Dr. Bodo Brücher Gernot Grumbach Arno Klönne Michael Müller Michael Rüter Michael Vollert Alwin Brück Michael Guggemoos Lorenz Knorr Rolf Mützenich Anton Schaaf Heinz Westphal Frank Bsirske Sven Harrer Heinz Kühn Andrea Nahles Sandra Scheeres Andrea Ypsilanti Willi Budde Hubertus Heil Marianne Kühn Karl Nolle Renate Schmidt Burkhard Zimmermann Ulla Burchardt Rudolf Homann Karl Heinz Lenz Uwe Ostendorff Guido Schmitz Pia-Beate Zimmermann Dietmar Dieckmann Eike Hovermann Kurt Löwenstein Michael Paris Guntram Schneider Michael Mauke Literatur
- Heinrich Eppe und Roland Gröschel: Kleine Chronik der Arbeiterjugendverbände 1945–1985. Schriftenreihe des Archiv des Arbeiterjugendbewegung Nr. 13. ISBN 3-926734-01-9. 96
- Archiv der Arbeiterjugendbewegung: Erziehungskonzeptionen der SJD – Die Falken in den 50er Jahren. Bericht einer Tagung. ISBN 3-926734-60-4
- Thomas Eberhardt-Köster: Der Einfluss der Studentenbewegung auf die Entwicklung der „Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken“ in den Jahren 1966 bis 1973, Resonanzen in Zeitschriften des Verbandes, ISBN 3-926734-54-X
- Reinhold Lengkeit: Wir sind das Bauvolk der kommenden Welt. 80 Jahre Arbeiterjugendbewegung in Duisburg. Schriftenreihe des Archivs Nr. 14, ISBN 3-926734-06-X
- Roland Gröschel: Zwischen Tradition und Neubeginn. Sozialistische Jugend im Nachkriegsdeutschland. Entstehung, Aufbau und historische Wurzeln der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken, mit einer Einführung von Arno Klönne. Ergebnisse Verlag Hamburg 1986; ISBN 3-925622-17-9
- Dieter Vassmers: „FDJ – Die Falken“? Die Kindergruppenarbeit der FDJ in der sowjetisch besetzten Zone bis 1948 und die sozialdemokratische Kinderfreundebewegung. Text- und Dokumentenband ISBN 3-926734-36-1
- Hermann Echtermeyer: Einmal Falke – Immer Falke; Erinnerungen aus 70 Jahren ehrenamtlicher Jugendarbeit im sozialistischen Jugendverband SJD – Die Falken. ISBN 3-926734-32-9
- Heidi und Wolfgang Beutin, Bodo Brücher (Hrg.): Nach Rückschlagen vorwärts. Lorenz Knorr – im Streit für eine humane Welt. Festschrift für Lorenz Knorr zum 70. Geburtstag VSA Verlag,
- Birgit Retzlaff: Nachkriegsjugendliche zwischen den Fronten 1945–1949. Bewusste politische Opposition und Verfolgung von Mitgliedern und Freunden der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken von 1945–1949. Rostock: Ingo Koch Verlag 2003, 232 Seiten. ISBN 3-935319-68-1.
- Norbert Kozicki und Stefan Krämer: Erziehung und Bildung für die Zukunft. Erfolgreiches Lernen in der Jugendarbeit der Falken, Essen, 2007, ISBN 978-3-89861-834-2.
- Christa Becker-Lettow und Norbert Kozicki: Erziehung für die Zukunft. Projekte in der Jugendarbeit, Essen, 1995, ISBN 3-88474-240-X.
Einzelnachweise
- ↑ Der Kalender für das Schuljahr 2007/08 der SJD – Die Falken
Siehe auch
Liste von Jugendorganisationen in Deutschland
Weblinks
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