Sachsen (Provinz)

Sachsen (Provinz)
Preußische Provinz
Sachsen
Flagge Wappen
Fahne - Landesfarben der preußischen Provinz Sachsen Wappen der Provinz
Lage in Preußen
Hellblau: Lage der Provinz Sachsen
 
Bestehen 1815–1944 und 1945
Provinzhauptstadt Magdeburg (Sitz des Oberpräsidenten)
Fläche 25.529 km²
Einwohner 3.622.546
Bevölkerungsdichte 141,9 E./km²
Kfz-Kennzeichen I M
Entstanden aus Herzogtum Magdeburg, Altmark, sowie Teile von Sachsen, Kgr. Westfalen
Aufgegangen in Halle-Merseburg, Magdeburg, Thüringen
Heute Teil von Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, Brandenburg
Karte
Karte der Provinz

Die Provinz Sachsen war eine preußische Provinz, zwischen dem Königreich Hannover (ab 1866 Provinz Hannover), Kurhessen (ab 1866 Provinz Hessen-Nassau, den zehn (später acht) Thüringischen Staaten und dem Königreich Sachsen, sowie der preußischen Provinz Brandenburg gelegen. Sie wurde durch das aus mehreren Teilstücken bestehende Herzogtum Anhalt fast in eine nördliche und südliche Hälfte gespalten. Provinzhauptstadt war Magdeburg. Heute entspricht das Land Sachsen-Anhalt (ohne Dessau) und der Norden Thüringens (mit Erfurt) in großen Teilen der historischen Provinz Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte (allgemein)

In dieser zentral gelegenen Provinz vereinigte das Königreich Preußen seinen 1807 verlorenen und in den Freiheitskriegen bis 1815 zurückgewonnenen Altbesitz an der mittleren Elbe (Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Mansfeld, Quedlinburg), die – ebenfalls 1807 verlorenen – Erwerbungen von 1802 (Eichsfeld, Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen) mit den ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochenen und als „Herzogtum Sachsen“ bezeichneten, vormals königlich sächsischen Territorien. Bedingt durch ihre Mittellage als westlichste der „sieben östlichen Provinzen des Königreichs“ grenzte diese Provinz an nicht weniger als 18 Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes (1815, 1864 immerhin noch 14), darunter alle Thüringischen Staaten, vor allem aber an die Königreiche Hannover und Sachsen, sowie an Kurhessen, Braunschweig und die Anhaltischen Herzogtümer. Zum Provinz gehörten – vor allem in Thüringen – zahlreiche Exklaven, darunter die Kreise Schleusingen und Ziegenrück, wodurch es sogar mit Bayern eine kurze, gemeinsame Grenze gab. Während im dichter besiedelten Süden zahlreiche Betriebe der Metall- und Textilindustrie, später auch der chemischen Industrie beheimatet waren, herrschte im Magdeburgischen und in der Altmark die Landwirtschaft vor, zum Teil mit Spezialkulturen, wie den Zuckerrüben in der fruchtbaren Magdeburger Börde.

Das Herzogtum Magdeburg ist aus dem weltlichen Herrschaftsbereich des Erzbischofs von Magdeburg hervorgegangen. Nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 wurde dieses längst lutherisch gewordene Territorium nach dem Tod des letzten Administrators, Herzog August von Sachsen-Weißenfels, im Jahre 1680 säkularisiert und als Herzogtum dem Kurfürsten von Brandenburg (als Entschädigung für den verlorenen Anspruch auf Vorpommern) zugeteilt.

1944 wurde die Provinz Sachsen aufgeteilt in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg, während der Regierungsbezirk Erfurt der Verwaltung des Reichsstatthalters in Thüringen unterstellt wurde. 1945 wurde die Provinz Sachsen durch Zusammenlegung der Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg mit dem Land Anhalt in neuer Form als „Provinz Sachsen-Anhalt“ wiedergegründet. Die Auflösung des preußischen Staates durch das Kontrollratsgesetz Nr. 46 hatte dann die Konstituierung des Landes Sachsen-Anhalt zur Folge.

Am längsten hielten sich die Grenzen der Provinz Sachsen im kirchlichen Bereich in Form der Kirchenprovinz Sachsen der Evangelische Kirche, die bis Ende 2008 bestand.

Gebiet und Bevölkerung

25.529 km²; 3.622.546 Einwohner (Mai 1939)

Verwaltungsgeschichte

Die Provinz Sachsen wurde 1815 gebildet und erhielt den Rang eines Herzogtums. Sie umfasste im Wesentlichen die bereits vor 1800 zu Preußen gehörigen Gebietsteile Magdeburg und Halberstadt, die 1802 an Preußen gelangte ehemalige Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen sowie Erfurt (zuvor seit 1807 als Fürstentum Erfurt direkt dem französischen Kaiser unterstellt) und darüber hinaus die vom Königreich Sachsen an Preußen abgetretenen Gebiete Wittenberg, Merseburg, Naumburg, Mansfeld, Querfurt und Henneberg mit deren Umland (Aufzählung nicht abschließend). Andere ebenfalls an Preußen abgetretene Gebiete Sachsens (wie z.B. die Oberlausitz) wurden den Provinzen Schlesien bzw. Brandenburg zugeordnet. In die neue Provinz Sachsen wurde auch die Altmark (zwischen 1807 und 1813 beim Königreich Westphalen) eingegliedert. 1932 erhielt sie noch die einst hannoverschen Gebiete um Ilfeld und Elbingerode.

Die Provinz Sachsen bestand im Wesentlichen aus zwei durch das Herzogtum Anhalt räumlich getrennten Teilen und hatte mehrere Exklaven. Verwaltungsmäßig war sie in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt gegliedert. Am 1. Juli 1944 wurde der hessen-nassauische Kreis Herrschaft Schmalkalden dem Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert und dieser dem Reichsstatthalter in Thüringen unterstellt sowie die restliche Provinz Sachsen in die beiden Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. Diese Trennung existierte jedoch nicht lange. Auf Befehl des Oberst-Kommandierenden der sowjetischen-militärischen Verwaltung wurden im Juli 1945 die Provinzen Halle-Merseburg und Magdeburg sowie das Land Anhalt zu einem einheitlichen Gebiet, die Provinz Sachsen, zusammengelegt und die Provinz in die drei Verwaltungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Dessau unterteilt. 1946 erfolgte die Umbenennung in Provinz Sachsen-Anhalt und 1947 in Land Sachsen-Anhalt, das 1949 Bestandteil der DDR wurde, jedoch bereits 1952 wieder aufgelöst wurde.
Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde das Land Sachsen-Anhalt mit leicht veränderten Grenzen wieder errichtet, siehe Sachsen-Anhalt.

Verwaltungsgliederung der Provinz Sachsen (bis 1944)

Regierungsbezirk Magdeburg

Stadtkreise

  1. Aschersleben (1901–1950)
  2. Burg (1924–1950)
  3. Halberstadt (1817–1825 und 1891–1950)
  4. Magdeburg
  5. Quedlinburg (1911–1950)
  6. Stendal (1909–1950)

Landkreise

  1. Calbe a./S.
  2. Gardelegen
  3. Halberstadt
  4. Haldensleben
  5. Jerichow I
  6. Jerichow II
  7. Oschersleben (Bode)
  8. Osterburg
  9. Quedlinburg
  10. Salzwedel
  11. Stendal
  12. Wanzleben
  13. Wernigerode
  14. Wolmirstedt

Regierungsbezirk Merseburg

Stadtkreise

  1. Eisleben (1908–1950)
  2. Halle a. d. Saale
  3. Merseburg (1921–1950)
  4. Naumburg a. d. Saale (1914–1950)
  5. Weißenfels (1899–1950)
  6. Wittenberg (Lutherstadt) (1922–1950)
  7. Zeitz (1901–1950)

Landkreise

  1. Bitterfeld
  2. Delitzsch
  3. Eckartsberga (Sitz: Kölleda)
  4. Liebenwerda
  5. Mansfelder Gebirgskreis
  6. Mansfelder Seekreis
  7. Merseburg
  8. Querfurt
  9. Saalkreis
  10. Sangerhausen
  11. Schweinitz
  12. Torgau
  13. Weißenfels
  14. Wittenberg
  15. Zeitz

Regierungsbezirk Erfurt

Stadtkreise

  1. Erfurt (1816–1818, seit 1872)
  2. Mühlhausen (1892–1950)
  3. Nordhausen (1882–1950)

Landkreise

  1. Grafschaft Hohenstein (Landratsamt in Nordhausen)
  2. Heiligenstadt
  3. Langensalza
  4. Mühlhausen
  5. Schleusingen
  6. Weißensee
  7. Worbis
  8. Ziegenrück

Politik

Oberpräsidenten

Landeshauptmänner

Provinziallandtag

  • 1921: SPD 22,7 % – 25 Sitze | DNVP 19,1 % – 21 Sitze | KPD 17,3 % – 19 Sitze | DVP 14,6 % – 16 Sitze | USPD 10,9 % – 12 Sitze | DDP 10,0 % – 11 Sitze | Zentrum 3,6 % – 4 Sitze | Landbund 1,8 % – 2 Sitze
  • 1925: SPD 29,7 % – 34 Sitze | NOB 17,3 % – 20 Sitze | KPD 15,4 % – 18 Sitze | DNVP 10,7 % – 12 Sitze | Arbeit und Ordnung 6,7 % – 7 Sitze | DDP 4,8 % – 5 Sitze | Zentrum 3,9 % – 4 Sitze | DNVP/Landbund 3,4 % – 4 Sitze | Sparer und Rentner 2,2 % – 3 Sitze | DVP 1,6 % – 2 Sitze | DSP 1,2 % – 2 Sitze | DFVP 1,1 % – 1 Sitz | WP 0,9 % – 1 Sitz
  • 1929: SPD 31,1 % – 37 Sitze | DNVP 14,9 % – 17 Sitze | KPD 13,7 % – 16 Sitze | DVP 8,6 % – 10 Sitze | WP 6,1 % – 8 Sitze | NSDAP 5,8 % – 7 Sitze | DDP 4,1 % – 5 Sitze | Zentrum 3,8 % – 5 Sitze | CNBL 2,9 % – 4 Sitze | Landbund 2,5 % – 4 Sitze
  • 1933: NSDAP 48,1 % – 54 Sitze | SPD 21,4 % – 25 Sitze | KPD 12,8 % – 15 Sitze | DNVP 13,5 % – 14 Sitze | Zentrum 3,7 % – 5 Sitze
    (An 100% fehlende Stimmen = nicht im Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge.)

Literatur

Pestalozziverein der Provinz Sachsen (Herausgeber): Die Provinz Sachsen in Wort und Bild, Berlin W 9, 1900, Verlag von Julius Klinkhardt; ((Reprint: Naumburger Verlagsanstalt 1990) ISBN 3-86156-007-0

Weblinks


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