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Wappen Karte Basisdaten (Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria) Bundesland Niederösterreich Politischer Bezirk Scheibbs (SB) Fläche 45,82 km² Koordinaten 48° 0′ N, 15° 10′ O4815.166666666667339Koordinaten: 48° 0′ 0″ N, 15° 10′ 0″ O Höhe 339 m ü. A. Einwohner 4.275 (31. Dez. 2008) Bevölkerungsdichte 93 Einwohner je km² Postleitzahl 3270 Vorwahl 07482 Gemeindekennziffer 3 20 13 NUTS-Region AT121 Adresse der
GemeindeverwaltungRathausplatz 1
3270 ScheibbsOffizielle Website Politik Bürgermeister Johann Schragl (ÖVP) Gemeinderat (2005)
(25 Mitglieder)Lage der Stadt Scheibbs
Blick zur Altstadt, davor die ErlaufScheibbs ist eine Stadtgemeinde und Bezirkshauptstadt mit 4.331 Einwohnern (Stand Volkszählung 2001) im Bezirk Scheibbs in der niederösterreichischen Eisenwurzen im Mostviertel. Das Gemeindegebiet erstreckt sich dabei über einen großen Teil des mittleren Erlauftals. Die Stadt Scheibbs selbst liegt dabei etwa 20 km südlich der Westautobahn bzw. der Donau bei Ybbs und ist der historische, verwaltungstechnische, soziale, medizinische sowie ein wirtschaftlicher Mittelpunkt des Bezirks Scheibbs. Wirtschaftlich nimmt in der Gemeinde der Verwaltungs- und Dienstleistungssektor eine herausragende Stellung ein sowie die Produktion von Aufzügen, des Weiteren ist die Bevölkerung insbesondere in Klein- und Mittelbetrieben oder der Landwirtschaft beschäftigt. Scheibbs zählte neben Steyr und Waidhofen an der Ybbs zu den bedeutendsten und wohlhabendsten Städten der Eisenindustrie nördlich der Alpen. Das jahrhundertealte Erbe der Eisenwurzenregion ist in der Betriebslandschaft kaum noch spürbar.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lage
Der Bezirk Scheibbs ist ein Teil der Eisenwurzen sowie des Mostviertels in Niederösterreich, welches den Südwesten des Bundeslandes umfasst, inklusive der Zentralregion um St. Pölten. Das Gemeindegebiet von Scheibbs liegt im Zentrum des Bezirkes und umfasst im Wesentlichen das mittlere Erlauftal sowie die umliegenden Voralpen. Die Stadt Scheibbs liegt an der Großen Erlauf, die bei Pöchlarn in die Donau mündet, der die Region beherrschende Ötscher ist meist in Sichtweite. Die Fläche der Stadtgemeinde umfasst 45,82 Quadratkilometer. 47,96 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Gemeindegliederung
Die Stadtgemeinde Scheibbs gliedert sich in 14 Katastralgemeinden, die im Wesentlichen aus der Stadt, den umliegenden angrenzenden Orten sowie den Gebieten auf den Anhöhen rund um Scheibbs bestehen und sich aus der Historie erklären. So waren damals beispielsweise Schöllgraben und Scheibbsbach jenseits der Stadtmauer, im Laufe der letzten 100 Jahre jedoch sind die Ortsteile zur Stadt zusammengewachsen und nur Reste der mittelalterlichen Stadtmauer lassen erahnen, wo die Grenzen verlaufen. Katastralgemeinden sind Brandstatt, Fürteben, Ginning, Neustift, Scheibbsbach sowie die Stadt Scheibbs. Außerdem gehören die Orte Ginselberg, Heuberg, Hochbruck, Lueggraben, Miesenbach, Neubruck, Saffen und Schöllgraben zum Gemeindegebiet.
Nachbargemeinden
Purgstall Oberndorf an der Melk Reinsberg St. Georgen Gaming Sankt Anton an der Jeßnitz Flächennutzung
Das Gemeindegebiet von Scheibbs umfasst 45,82 Quadratkilometer, wobei 47,96 Prozent an Waldflächen entfallen, die sich hauptsächlich auf den Anhöhen rund um Scheibbs befinden.
Geologie
Im Süden wird Scheibbs von der Klippenzone, im Norden von der Flyschzone geprägt. Höhenzonal liegt das über 46 km² große Gemeindeareal im kollin-submontanen Bereich und weist entsprechend der polymorphen geologischen Struktur auch chorographisch unterschiedliche Landschaftsformen auf. Von der erst im Quartär den heutigen Zustand erreichenden Erlaufniederung erheben sich links und rechts die das Relief bestimmenden Höhenrücken von Lampelsberg und Blassenstein, die am Übergang zum Alpenvorland der Szenerie beinahe alpinen Charakter verleihen.
Berge
Scheibbs liegt in den Voralpen und befindet sich im Übergangsbereich vom Flach- und Hügelland zu voralpinen Ausläufern. Das Gemeindegebiet gehört mit seinen Anhöhen bis weit über 800 m der oberen Hügelstufe bzw. unteren Bergstufe an. Rund um Scheibbs befinden sich Hochweinberg, Lampelsberg, Ginselhöhe, Buchberg, Schneekogel, Hochkienberg, Roter Stein, Greinberg, Holzkogel und der Blassenstein (844 m) mit der Urlingerwarte, einer Aussichtswarte, von der man bei klarem Wetter nahezu das gesamte Mostviertel überblickt, sogar bis Linz, St. Florian in Oberösterreich und ins Waldviertel. Natürlich allgegenwärtig ist der Ötscher mit 1892 m Höhe.
Flüsse
Der wichtigste Fluss ist die Erlauf, die im Oberlauf Güteklasse I-II, im übrigen Verlauf Güteklasse II aufweist. Die Erlauf ist etwa 70 Kilometer lang und fast 40 Prozent des Flussverlaufes sind noch als naturnah zu nennen. Eine Fischwanderung ist aufgrund mehrerer Kraftwerke dennoch nicht möglich. Außerdem gibt es noch einige Bäche, wie Scheibbsbach, Lueggrabenbach und Schöllgrabenbach. Auch ein Teil der II. Wiener Hochquellenwasserleitung quert das Gemeindegebiet. Dies ist auch der Grund, warum auf einer konstanten, linearen Höhe über Scheibbs nicht gebaut werden darf und zwar dort, wo die Gefahr besteht, dass der Hang abrutscht (Ausnahme: BORG Scheibbs, wo es bei dessen Bau auch zu Rutschungen kam, die mit riesigen Fundamenten gestoppt werden mussten).
Klima
Scheibbs liegt großklimatisch im Bereich der Westwindzone. Es herrschen daher abgeschwächte ozeanische Klimaeinflüsse vor. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8,7 °C, der durchschnittliche Niederschlag bei 1144 mm und Sonnenstunden bei 1508 h im Jahr.
Geschichte
Namensgebung
Scheibbs wird urkundlich erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt. In einer Originalurkunde vom 19. August 1160, die sich im Stift Reichersberg im oberösterreichischen Innviertel befindet, erscheint ein Otto de Schibis, Gefolgsmann der Grafen von Peilstein. Der Name Scheibbs stammt vermutlich aus dem Slawischen, als nach dem Ende der Völkerwanderung um 568 Slawen aus Pannonien ins Gebiet drangen. Sie bezeichneten die damalige Ansiedlung Ščipéčje, was soviel wie „wildwachsende Heckenrose“ bedeutet. Noch heute gibt es mundartliche Begriffe wie „Hetscherl“ oder „Hetschipetsch“. Aus dem slawischen Ščipéčje wurde nach dem Erlöschen der slawischen Sprache in der Region um 1160 Scibes, um 1200 Schibes, 1367 Schibsa, 1537 Scheybs, 1700 Scheibs und 1800 Scheibbs.
Scheibbs bis zum Mittelalter
Im österreichischen Kernland Niederösterreich liegend teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Österreichs. Einige Funde belegen eine Besiedlung bereits in der Jungsteinzeit (zum Beispiel am Blassenstein). Die Illyrer (1500 v. Chr.) gaben dem Erlauffluss seinen Namen: arilapa (Ar für „Adler“ und apa für „Wasser“), also „Adlerfluss“. Daraufhin folgten die Kelten (400 v. Chr.), die dem beherrschenden Berg der Region den Namen ocan für „Vaterberg“ gegeben haben sollen, woraus "Ötscher“ (1892 m) entstand. Die bronzene römische Merkur-Statue, die sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet und etwa 250 n. Chr. datiert, zeugt von der Anwesenheit der Römer, im Altertum war das Gebiet Teil der Provinz Noricum. Sicher hatten schon Kelten oder Römer auf dem erhöhten Platz (heute Rathausplatz), wo sich heute Schloss und Pfarrkirche befinden, eine Wehrburg für eine kleine Ansiedlung errichtet, die 488 geräumt wurde. Mit dem Ende der germanischen Völkerwanderung drangen im 6. Jahrhundert (um 568) Slawen aus Pannonien ein (Einmarsch der Slawen). Sie mussten sich bald der Herrschaft der Awaren unterwerfen, die 795 endgültig von Pippin, Sohn Karl des Großen, geschlagen wurden. Im Osten wurde eine Mark gebildet (Awarische Mark), die jedoch 907 von den Magyaren zerstört wurde. Nun herrschten diese fünf Jahrzehnte, bis sie 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg durch die Deutschen unter König Otto I. eine schwere Niederlage erlitten. Ab 976 regierten Markgrafen und Herzöge aus dem Geschlecht der Babenberger das Land. Ostarrichi war als Grenzmark zunächst nur ein schmaler Landstreifen zwischen Enns und Traisen (entspricht in etwa dem heutigen Mostviertel). Seit dem beginnenden 11. Jahrhundert kamen neue Bewohner, vorwiegend aus Bayern, ins Land, errichteten Weiler und Dörfer, erbauten Burgen und später auch Siedlungen.
Scheibbs im Mittelalter
1160 erscheint urkundlich ein Otto de Schibis, Gefolgsmann der Grafen von Peilstein, die Scheibbs 1120 zum Verwaltungszentrum ihrer Gebiete machten und bis 1218 Herrschaftsinhaber waren. Ihnen folgten die Landesfürsten, die im 14. Jahrhundert Markt (1338) und Burg (1349) der Kartause Gaming schenkten. Bis zur Aufhebung des Klosters 1782 war Scheibbs weltliches Verwaltungszentrum der Klosterherrschaft. Die Gaminger Amtleute und Hofrichter hatten ihren Sitz im Schloss. Scheibbs ist seit 1352 Stadt, den Titel erhielt Scheibbs von Herzog Albrecht II. zugesprochen, wurde aber in der Folgezeit stets als Markt bezeichnet (Titularstadt). Sitz der Scheibbser Marktrichter war seit 1538 das von den Bürgern erworbene Rathaus.
1348 tritt die Pest zum ersten Mal auf, bis 1732 sind es 20 Mal. Meist sind es Kinder und Jugendliche, die betroffen sind. Ein Pestkreuz von 1644 erinnert heute noch an diese Zeit.
Mittelalterliche Burgen um Scheibbs: Siehe Burgruinen im Erlauftal
Scheibbs in der frühen Neuzeit
1529 wurden Scheibbs und das Gaminger Kloster von den Türken angegriffen, sie konnten jedoch abgewehrt werden. 1683 standen die Türken mit 200 Mann wieder vor Scheibbs, sie wollten Verräter einschleusen, die dann bei Nacht die Stadt anzünden sollten. Doch diese wurden entdeckt und sofort hingerichtet.
Ab 1538 kommt es durch die steigende Erzproduktion am Erzberg und dem damit verbundenen Bedarf an Lebensmitteln zu einer neuerlichen wirtschaftlichen Hochblüte, und Scheibbs wurde neben Waidhofen/Ybbs zum wichtigsten und wohlhabendsten Ort in der niederösterreichischen Eisenwurzenregion. Mit den Märkten Purgstall und Gresten bestand das Privileg, die Erzberg-Bergleute mit landwirtschaftlichen Produkten zu versorgen. 1561 wurde die Dreimärkterstraße errichtet, wonach der Eisenhandel erst richtig aufblühte.
Der Scheibbser Metzen ist ein altes Getreidemaß (ein Metzen entsprach 61,5 Litern), das zeitweise sogar die Preise der gesamten Donaumonarchie geregelt haben soll.
1643 wurde in Scheibbs die Rosenkranzbruderschaft gegründet. Der seit 1618 andauernde Dreißigjährige Krieg führt zu mehr Gottessuchenden. Die Mitglieder der „Erzbruderschaft Jesus und Maria des Allerheiligsten Rosenkranzes“ verpflichteten sich zu bestimmten Andachtsübungen und werktätiger Nächstenhilfe. Nicht nur aus Scheibbs, bis ins Ybbstal, von Purgstall, Ruprechtshofen und sogar Loosdorf und Waidhofen/Ybbs waren Mitglieder vertreten. Durch Spenden und Legate wuchs das Vermögen derart an, dass 1667 eine eigene Kapelle nördlich der Pfarrkirche direkt am Rathausplatz an der ehemaligen Friedhofsmauer errichtet wurde. 1782 wurde die Rosenkranzbruderschaft von Josef II. aufgehoben. 1830 erst werden Bruderschaftsgebäude und der alte Friedhof abgetragen.
Scheibbs im 18. und 19. Jahrhundert
1645 vernichtet ein Großbrand 36 von 71 Bürgerhäusern, darunter die Kirche, das Rathaus und die Schule, 1711 verwüstet ein Wirbelsturm die Stadt. 1781/82 herrscht wieder Katastrophenstimmung, denn die wirtschaftliche Blütezeit der Eisenwurzen wird durch die Einführung einer Freihandelszone jäh beendet; die Kartause Gaming wird aufgehoben. 1800 wird die Erlauf in Scheibbs zur Demarkationslinie zwischen Erzherzog Karl von Österreich und dem französischen General Moreau.
1820 wurde in Neubruck bei Scheibbs die „erste k.k. privileg. Eisen-, Stahl- und Walzblechfabrik“ von Andreas Töpper errichtet und verhalf der Stadt damit zu großem Ansehen und zu einem neuerlichen wirtschaftlichem Aufschwung der Eisenwurzenregion, die Fabriken Töppers befanden sich in Nachbarschaft der Fabriken von Franz Wertheim in Scheibbs-Neustift sowie der Fabrik Gaißmayer & Schürhagel in Scheibbs-Heuberg. Aus der von Töpper gegründeten Werksiedlung nahe dem Eisen- und Walzblechwerk entstand schließlich der heutige Ortsteil Neubruck, benannt nach der von Töpper 1830 errichteten „Neuen Brücke“ über die Erlauf; der Name des Ortsteils Neustift, wo die Wertheimfabrik stand, kommt von der Bezeichnung für ein neues Verfahren, um Stahlstifte herzustellen.
Mittlere und Großbetriebe in Scheibbs während der Industrialisierung (1817–1914):
Gründung-Schließung Gründer/Besitzer Fabriktyp Standort Arbeiter(Jahr) 1817–1881 Andreas Töpper Walzwerk Neubruck 120 (1827), 800 (1854; inklusive Kienberg, Kasten) 1881–~1995 Eduard Musil/Neufeldt-Schoeller Papierfabrik Neubruck k. A. 1827/28–1863 Anton/Ignaz Dietrich Spiegelfabrik Neustift k. A. 1843–1938 Josef Hermann Werkzeugfabrik Neubruck 35 (1916), 30 (1914) 1843–1883 Franz Wertheim Werkzeugfabrik Neustift 23 (1857) 1883–1966 Weiß & Sohn Werkzeugfabrik Neustift 100 (1914) 1864–1924 Gaißmayer & Schürhagel Weichgussfabrik Scheibbs 140 (1908), 150 (1914) 1894–… Julius Griessler & Sohn Eisen- und Provianthandel Scheibbs k. A. vor 1900 Leopold Wimmer Wagenschleifenfabrik Neustift 50 (1914) vor 1900–1914 Piwonka Gummibandfabrik Neubruck (St. Anton/Jessnitz) k. A. vor 1914 L. Biehl k. A. Neustift 50 (1914) 1850 wird in Scheibbs die Bezirkshauptmannschaft errichtet. Sie umfasst die Gerichtsbezirke Scheibbs, Gaming und Mank. 1857 werden 115 eisenverarbeitende Betriebe im Bezirk Scheibbs genannt. 1877 wird die Erlauftal-Eisenbahn fertiggestellt, die bei Pöchlarn von der Westbahn abzweigt und in Kienberg bei Gaming endet. Ursprünglich wäre eine Bahnlinienführung von Zwettl im Waldviertel über das Erlauftal bis in die Steiermark nach Hieflau geplant gewesen. 1886 erhält Scheibbs als erster Ort der k.u.k. Monarchie eine elektrische Straßenbeleuchtung. Die spätere Gründerzeit änderte auch das Aussehen von Scheibbs nachhaltig, neue Straßenzüge und Brücken wurden errichtet, besonders jenseits der Erlauf außerhalb der Stadtmauern, auch ein Frei- und Wannenbad wird gebaut. 1894 wird eine Knabenbürgerschule (die einzige zwischen Mariazell und Pöchlarn) eröffnet, 1898 dann die Eröffnung der Scheibbser Stadtwasserleitung und 1910 die der Kaiser Franz Joseph-Hochquellenwasserleitung, die die Versorgung der Stadt Wien mit Trinkwasser gewährleisten soll.
Scheibbs ab dem 20. Jahrhundert
1911 konnte das Bezirkskrankenhaus erstmals seinen Betrieb aufnehmen. Nach dem Ersten Weltkrieg hat die Stadtbevölkerung unter bitterer Armut zu leiden. 1923 erfolgte die Gründung der Tonindustrie Scheibbs durch Ludwig Weinbrenner, der Künstler engagierte, die der Wiener Werkstätte nahestanden bzw. dort ihr Handwerk u. a. bei Vally Wieselthier, erlernt hatten. 80 % der Produktion wurden in die USA und nach Südamerika exportiert. Die Tonindustrie Scheibbs wurde 1933 geschlossen, 1937 aber "wiederbelebt" und existiert bis heute als "Scheibbser Keramik". 1926 kommt es zur erneuten Stadterhebung, Scheibbs ist ja seit 1352 Titularstadt. 1939 werden die Gemeinden Neustift und Scheibbsbach in die Stadtgemeinde Scheibbs eingemeindet. Zur Gemeinde Neustift gehörten die Katastralgemeinden Neustift, Brandstatt und Fürteben, zur Gemeinde Scheibbsbach gehörte Ginning.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird eine Kommandantur durch die Rote Armee im Gasthaus Gruber errichtet, großartige Aufbauarbeit wird geleistet (Trinkwasserversorgung, Straßenbauten, Siedlungstätigkeit, Modernisierungs des Krankenhauses, etc.). Die Katastralgemeinde Scheibbsbach trennt sich 1946 von Scheibbs und wird wieder eigenständige Gemeinde, wird bald aber wieder eingegliedert. 1960 entsteht die erste große Siedlung außerhalb der ehemaligen Stadtmauer, von denen heute noch etwa ein Drittel erhalten ist.
1973 wurde mit dem Bau der Umfahrungsstraße B25 begonnen, da der Verkehr stark zugenommen hatte und immer noch durch die enge Altstadt von Scheibbs fahren musste. 13 neue Brücken werden errichtet. 1975 wird das erste buddhistische Kulturzentrum Österreichs in Neustift errichtet. Ständig werden neue Siedlungen errichtet (Schmelzergasse, Burgerhof) und so wachsen die Ortsteile Scheibbs, Heuberg, Scheibbsbach, Saffen bzw. Neustift und Neubruck zusammen.
2005 und 2006 kommt es zum Bau der Kardinal-Franz-König-Brücke, die Teil der innerstädtischen Umfahrung ist. Diese war notwendig geworden, da es für Busse oder LKW unmöglich war, die Stadt von Süden nach Norden zu passieren.
Stadtentwicklung
Die Stadt Scheibbs war unter den Römern bzw. den von ihnen abhängigen Kelten eine Wehrburg (um 250 n. Chr.) in der Provinz Noricum. Wie auch der Namen Scheibbs deutet, was übersetzt Heckenrose bedeutete (Siehe Völkerwanderung verödete das Land und die Wehrburg verfiel zunehmend. Die Burg wurde zur Fluchtburg während der unruhigen Zeiten. Die Wehrburg war nach typisch römischer Siedlungsbauart errichtet: südlich der Burg der steil abfallende Schöllgraben, nördlich der Ginningbach, im Westen die Erlauf und an der Ostseite die Wehrburg.
1120 wurde Scheibbs von Konrad I. von Peilstein neu gegründet, er setzte Otto de Scibes als Dienstmann ein, der in der verfallenen Feste gehaust hat. Es war dies das einzige gemauerte Gebäude, daher der Name Gemäuer, der sich bis heute als Bezeichnung für das Schloss Scheibbs gehalten hat. Es kommt zur Ansiedlung von Handwerkern rund um die verfallene Feste und eine kleine Holzhaussiedlung entwickelt sich. 1130 wird ein kleines Betkirchlein neben der Feste gebaut, 1187 die erste Pfarrkirche, vermutlich aus Holz, und 1314 die erste romanische Kirche aus Stein mit hölzernen Kirchturm, der - ähnlich wie die Campanile in Italien - freistehend war. 1338 wird Scheibbs zum weltlichen Verwaltungszentrum der Gaminger Kartäuser und 1349-52 die alte Feste instand gesetzt. 1352 die Stadterhebung von Scheibbs, damit verbunden die Verpflichtung innerhalb der nächsten 120 Jahre die Stadt mit einer Stadtmauer zu befestigen. Davor gab es nur Palisaden aus Holz, die von der Feste zum Ginningbach und westwärts zur Erlauf gingen. Die Stadt war aber über den Bach Richtung Norden gewachsen, die Häuser damals waren alle noch aus Holz. 1380 wurde der erste Turm, der heute noch erhaltene Pulverturm, gebaut. Von den ehemals 13 Türmen an der Stadtmauer (fünf Tortürme) sind noch sieben (darunter zwei Tortürme erhalten). Die meisten wurden im 19. Jahrhundert abgebrochen, da sie nicht mehr gebraucht wurden und die Stadt über die Grenzen hinauswuchs. Richtung Süden wuchs Scheibbs schon um 1400 hinaus, der unbefestigte Äußere Markt entstand, lediglich ein Tor gab es zwischen zwei Häusern, das heute nicht mehr vorhanden ist. 1505 wird die Grundsteinlegung zur spätgotischen Pfarrkirche Maria Magdalena durchgeführt, sie wird eine der größten Kirchen Niederösterreichs mit einer Außenbreite von damals 18,5 Metern. Scheibbs hatte damals kaum 80 Häuser.
1554 wurde die erste und einzige steinerne Brücke über die Erlauf gebaut, die Römerbrücke. vorher gab es nur einen hölzernen Steg. 1575 wurde der neue Friedhof außerhalb der Stadtmauern angelegt, aus Platz- und Hygienegründen, 1678 wurde das Kapuzinerkloster vor dem ehemaligen Wienertor nördlich der Stadt errichtet.
1837 wurde eine Holzbrücke von Andreas Töpper zu seinen Gründen westlich der Erlauf errichtet, sechs Jahre später ein Herrenhaus. 1877 war die Erlauftalbahn, damals Südwestbahn, und der Bahnhof errichtet, allmählich wuchs die Stadt über die Erlauf auf Gründen der damals selbständigen Gemeinden Neustift (Süden) und Scheibbsbach (Norden), Promenaden und Villen wurden errichtet sowie 2 neue Brücken in Stadtnähe. Die Stadt war damals beliebtes Sommerfrischeziel in die Villen sind heute noch meist Zweitwohnsitze. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden erste Siedlungen angelegt, so 1929 und 1939, und im selben Jahr kam es zur Eingemeindung von Neustift und Scheibbsbach.
Nach dem Zweiten Weltkriegs stieg der Bedarf an Einfamilienhäusern und Gemeindewohnungen enorm, 1949 wurde der Steghofpark als Stadtpark öffentlich zugängig gemacht, und etwa alle fünf Jahre entstand eine neue große Siedlung, obwohl die Einwohnerzahl nur mäßig stieg (1910 lag die Einwohnerzahl bei 4.061, heute bei 4.331, siehe
Einwohnerentwicklung
Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 4.331 Einwohner mit Hauptwohnsitz Scheibbs. 1991 hatte die Stadtgemeinde 4.389 Einwohner, 1981 4.515 und im Jahr 1971 4.445 Einwohner.
Jahr Einwohner 1661 496 1838 1008 1869 3076 1880 3259 1890 3489 1900 3776 1910 4061 1923 3703 Jahr Einwohner 1934 3720 1939 3615 1951 4047 1961 4101 1971 4445 1981 4515 1991 4389 2001 4331 Religion
Die überwiegende Mehrheit ist römisch-katholischen Glaubens, es gibt eine evangelische Minderheit sowie ein buddhistisches Zentrum. Außerdem gibt es eine kleine islamische Minderheit durch Emigranten aus Bosnien-Herzegowina bzw. der Türkei.
Religion (Stand 2001) Einwohner (in %) Römisch-katholisch 89,7 Evangelisch 2,3 Orthodox 0,5 Islamisch 1,8 Ohne Bekenntnis 3,9 Sonstige / Unbekannt 1,9 Politik
Scheibbs gilt als Hochburg der Christlichsozialen. Sowohl der Stadtgemeinderat als auch die Bürgermeister wurden ausschließlich von der ÖVP gestellt. Von 1428 bis 1848 standen Marktrichter der Stadt vor, ab 1850 hießen sie Bürgermeister. Prägend für die Stadt Scheibbs waren u. a. Ignaz Höfinger sowie Anton Gaißmayr Mitte des 19. Jahrhunderts, Karl Höfinger (1894–1919), Anton Herok (ÖVP) (1950–1965), Alois Derfler (ÖVP) (1965–1983), sowie Leopold Gansch von 1983–2007. Amtierender Bürgermeister ist Johann Schragl (ÖVP) seit 2007.
Stadtrat
Im Stadtgemeinderat gibt es bei insgesamt 25 Sitzen folgende Mandatsverteilung: ÖVP 14, SPÖ 7, FPÖ 1, Die Grünen Scheibbs 3.
Städtepartnerschaften
Rutesheim, seit 1972 Wappen
Mit Brief und Siegel vom 2. November 1537 verlieh König Ferdinand I. (HRR) der Stadt Scheibbs ein Wappen. Seine Begründung:
„Für ihr ehrbares und redliches Wohlverhalten, als sie von den Türken schwerlich angefochten und in Gefährlichkeit gestanden sind und männlichen Widerstand gezeigt haben.“
Das Wappen wird folgendermaßen beschrieben:
„Ein Schild, der Länge nach geteilt, die hintere Hälfte weiß oder silberfarbig, die vordere Hälfte schwarz. Im ganzen Schild drei runde Scheiben, im Driangel gestellt.."
(Wappenbrief von König Ferdinand I. (HRR) 1537)
Wirtschaft und Infrastruktur
Arbeitsmarkt
Im Jahr 2001 waren 1.921 Scheibbser an ihrem Wohnort, insgesamt 2.894 Personen in Scheibbs beschäftigt, davon 4,8 % in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft, 31,3 % in Industrie und Gewerbe und 63,9 % im Dienstleistungssektor.
Bildung
Die Stadt Scheibbs ist das Bildungszentrum im Erlauftal, neben Volks- und Hauptschule gibt es die Polytechnische Schule für den Bezirk Scheibbs, das Bundesoberstufenrealgymnasium, die Volkshochschule, Johann-Heinrich-Schmelzer-Musikschule und die Krankenpflegeschule.
Gesundheit
Scheibbs ist das Zentrum der medizinischen Versorgung der Region. Das Landesklinikum Mostviertel Scheibbs ist das einzige Krankenhaus im Bezirk, es wurde 1911 fertiggestellt und eröffnet und beherbergt folgende Abteilungen: Anästhesiologie, Chirurgie, Frauenheilkunde u. Geburtshilfe, Innere Medizin, Kinder- und Jugendabteilung, Klinische Psychologie, Orthopädie, Palliative Care, Physiotherapie, Röntgeninstitut, Zentrallabor und Konsiliardienste. Das Krankenhaus wurde durch die Initiative von Berta Kupelwieser ermöglicht, einer Nachfahrin des Biedermeiermalers und Schubert-Freund Leopold Kupelwieser. Der Vorläufer des Krankenhauses waren das Obere und das Untere Spital (1539 und vor 1539 errichtet), die beide außerhalb der Stadtmauern lagen. Das Obere Spital wurde 1833 zum Bürgerspital, das mit der Unterstützung von Andreas Töpper errichtet wurde.
Außerdem gibt es ein breites Spektrum an Ärzten und Fachärzte (praktische Ärzte, Fachärzte für Augenheilkunde, Chirurgie, Radiologie uvm.) sowie Apotheken. Dazu kommt die Bezirksstelle des Roten Kreuzes Scheibbs, 1880 gegründet, mit Ortsstellen in Gaming, Steinakirchen/Forst und Wieselburg. Viele der medizinischen Tätigkeiten wurden früher vom Bader erledigt, er besaß das Badehaus (heute Ecke Gaminger Straße/Hauptstraße) und durfte zur Ader lassen oder auch Haare schneiden.
Tourismus und Sport
Die Stadt Scheibbs bietet sanften und themenorientierten Tourismus an, einerseits durch die herrliche Lage und die beeindruckende Landschaft, andererseits durch das historische Erbe als Stadt in der Eisenwurzen und jahrhundertelanges Verwaltungszentrum der Kartause Gaming. Unterkunftsmöglichkeiten gibt es im Hotel Hofmarcher sowie in einigen privaten Unterkünften und Bauernhöfen. In der Stadt kann man sich auf den Stadtrundweg begeben, der die Geschichte wiederbelebt, es gibt zahlreiche Wanderwege wie zum Beispiel zur Urlingerwarte über Scheibbs, Radwege im Erlauftal, Mountainbikestrecken, den Höhenwanderweg um Scheibbs, sowie die Nähe zu Lunzer See, Erlaufsee, Naturpark Ötscher-Tormäuer, Wildnisgebiet Dürrenstein und Mariazell. Die Wintersportgebiete der Region wie Ötscher-Lackenhof, Hochkar, Hochreit, Dürrenstein und Maißzinken sind in unmittelbarer Nähe. Etwa zehn Kilometer entfernt beginnt die Trasse der Ybbsthalbahn-Bergstrecke in Kienberg bei Gaming, einer Museumsbahn auf Schmalspur mit für Österreich einzigartigen Trestle-Brücken. Außerdem gibt es ein Allwetterbad, Fitnessstudio, Solarien, 7 Sand-Tennisplätze, Fußballplatz, Beachvolleyballplatz uvm.
Eine besondere Tradition haben Sportschützen, die Schützengilde Scheibbser Gmein besteht seit 1569 und wurde aufgrund der Notwendigkeit der Stadtverteidigung gegründet. Zahlreiche alte Schützenscheiben sind im Schützenscheibenmuseum (siehe
Verkehr und Infrastruktur
Die wichtigste Verkehrsanbindung für die Gemeinde Scheibbs stellt die Erlauftal Straße (B 25) dar, die Scheibbs nach Norden mit der Westautobahn A1 verbindet (Abfahrt Ybbs-Wieselburg). Unter Bürgermeister Alois Derfler wurde die großräumige Umfahrung der Stadtgemeinde Scheibbs errichtet, das die Streckenführung der alten Bundesstraße für den steigenden Verkehr nicht mehr gerüstet war. Das großangelegte Projekt umfasst dabei vier Stahlbetonbrücken alleine für die Trasse der B25, da die Straße aufgrund der Enge des Tals die Erlauf mehrmals queren muss. Außerdem die Abfahrten Scheibbs-Nord, Saffen/Gresten, Scheibbs-Industriegebiet, Scheibbs-Mitte, Scheibbs-Süd/Neustift sowie die Kreuzung Neubruck.
Öffentlich ist Scheibbs sowohl mit den Postbussen als auch mit den Zügen der Österreichischen Bundesbahnen (Erlauftalbahn) erreichbar. Busse gehen Richtung St. Anton/Puchenstuben, Oberndorf/Melk, St. Georgen/Leys, Purgstall/Erlauf sowie Gresten und Gaming. Die Erlauftalbahn führt im Norden Richtung Wieselburg und schließt bei Pöchlarn an die Westbahn an, und im Süden bis Kienberg/Gaming.
Sehenswürdigkeiten
Museen
Scheibbs hat eine bedeutende Tradition als Schützengilde. Seit 1569 besteht die sogenannte Schützengmein, die Scheiben wurden ursprünglich von den Hofmalern der Gaminger Kartäuser gemalt, deshalb die künstlerische Ausstattung und die oft lateinischen Aufschriften. Bei den Türkenangriffen 1529 und 1532 bewiesen die Scheibbser Bürger ihre Fertigkeit im Waffengebrauch, die Stadt Scheibbs wurde nie eingenommen. Es war damals unbedingte Pflicht jedes Bürgers sich in der Ortsverteidigung mit der Büchse auszubilden. Rund 250 historische Schützenscheiben sind im Schützenscheibenmuseum zu sehen, es ist dies das größte seiner Art.
1923 wurde die Tonindustrie Scheibbs gegründet, die Kunstkeramik erzeugte und starke Beziehungen zur Wiener Werkstätte unterhielt. Über 2000 Exponate der exportorientierten Manufaktur sind in der Privatsammlung Hottenroth, einem Privatmuseum zur Tonindustrie Scheibbs, zu sehen, ab 1. Mai 2007 ist die Sammlung im neuen Keramikmuseum Scheibbs öffentlich zugänglich..
Scheibbs in der Literatur
Scheibbs fand auch Eingang in die Literatur, zum Beispiel im Roman von Fritz von Herzmanovsky-Orlando Der Gaulschreck im Rosennetz, Das Vaterspiel von Josef Haslinger oder Hans Krendlesberger in Das offene Labyrinth. Nicht zu vergessen ein Song von Georg Danzer namens Von Scheibbs bis Nebraska.
Musik
In Scheibbs gibt es eine erwähnenswerte Jazz- und Rock-Szene, wovon die Jive Dance Night (Jazz am Rosenmontag) sowie die Scheibbser Jazzwoche, bei der jedes Jahr im Juli Jazzmusiker aus Wien und dem Ausland auftreten und Workshops anbieten, zeugen.
Außerdem gibt es das Kammerorchester Scheibbs, die Stadtkapelle sowie den Scheibbser Dreier, eine Volksmusikgruppe. Das Kammerorchester Scheibbs wurde 1978 gegründet, es ging aus dem Schülerorchester des Gymnasiums und der Musikschule Scheibbs hervor. Das Orchester spielt neben traditionellen Werken auch solche des 20. Jahrhunderts. Werke von W. A. Mozart, Mendelssohn Bartholdy u. a. Dirigent ist Herbert Schlöglhofer.
Bauwerke
- Stadtpfarrkirche: Die Pfarre Scheibbs besitzt eine der größten Kirchen Niederösterreichs, die Stadtpfarrkirche St. Magdalena, eine dreischiffige, spätgotische Hallenkirche, die in ihrer heutigen Form um 1500 errichtet und 1726 barockisiert wurde. Sie besitzt einen prachtvoller Innenraum mit roten Rundsäulen mit goldenen Barockkapitellen sowie ein kompliziertes, rot erhöhtes Netzrippengewölbe. Außerdem die Klosterkirche St. Barbara, die 1678–84 mit dazugehörigen Kloster von den Gaminger Kartäusern errichtet wurde. Es ist dies eine einfache barocke Kapuzinerkirche, die Hochaltarbilder von Martin Johann Schmidt („Kremser Schmidt“) aufweist.
- Schloss Scheibbs wurde auf römisch-keltischen bzw. frühmittelalterlichen Fundamenten errichtet, es besitzt eine schlichte Außenfassade mit mächtigen Bergfried, einen schönen Laubenhof mit Brunnen, Arkaden, Fensterkörben und Schmiedeeisentor.
- Rathaus: 1583 errichtet. Das Rathaus war ehemalig das Marktrichterhaus.
- Altstadt: zahlreiche Stadttore (Flecknertor, Pulverturm, Burgerhoftor) sowie Reste der Stadtmauer von 1380 sind noch erhalten. Zahlreiche Bürgerhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert mit Innenhöfen, Sgraffitofassaden, Renaissanceerkern (Hauptstraße 15, 21, 24, 26, 27, 31, 38) zeugen vom einstigen Reichtum der Stadt.
Die Erlaufpromenade aus der Jahrhundertwende und Fichtenallee sowie Villen zeugen vom damaligen Image der Stadt als Ort der Sommerfrische.
Im Hotel „Zum goldenen Kreuz“ übernachtete 1889 Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi).
- Erwähnenswert sind außerdem die Urlingerwarte, Aussichtswarte über Scheibbs, am 844 m hohen Blassenstein, die Römerbrücke, eine Steinbrücke, 1545 errichtet, über einer Felseninsel in der Erlauf, an der vermutlich schon die Römer einen Flussübergang hatten sowie der angrenzende Steghof.
Sgraffito am Schloss Scheibbs
- Töpperwerke Neubruck: Ein Ensemble mit Schloss, Kapelle, Fabrikantengruft, Park und Fabrik (19. Jahrhundert) von Andreas Töpper, zeugen von der einstigen wirtschaftlichen Macht der Region.
- Schloss Lehenhof: liegt südlich von Scheibbs auf einem Hang über der Bundesstraße 25. Es war im 19. Jahrhundert der Sommersitz des Dichters Graf Albrecht von Wickenburg und seiner Ehefrau Wilhelmine, die eine geborene Gräfin Almasy war. Später wurde das Schloss von Baronin Leitgeb an den Möbelhersteller Thonet verpachtet. Um 1912 war das Schloss im Besitz von Albert von Ettingshausen (Ettingshausen-Nernst-Effekt). 1945 wurde das Schloss von den Russen als deutsches Gut beschlagnahmt und teilweise verwüstet. Heute ist es im Besitz der Stadt Wien und wird als Kindererholungsheim verwendet. Schloss Lehenhof ist ein einfaches Schloss des 19. Jahrhunderts. Es ist zweigeschoßig und hat den Grundriss eines Hufeisens, wobei der Haupttrakt in Richtung Straße weist und der Hof zur Bergseite hin offen ist.
- Schloss Ginselberg: befindet sich am gegenüberliegenden Hang von Schloss Lehenhof, im Westen des Ortsteils Neustift, auf einer Hangterrasse. Das Schloss entstand im 19. Jahrhundert aus einer im Jahre 1828 gegründeten Spiegelfabrik. Es wird auch Schloss Schönfeld genannt, nach dem Grafen Schönfeld. Heute ist es in Privatbesitz. Es ist ein langgestreckter Bau mit zwei Geschoßen und einer schmucklosen Fassade. Die Schlosskapelle wurde 1881 errichtet.
Parks
- Stadtpark: Der heutige Stadtpark, früher Steghofpark nach dem angrenzenden Steghof, ist nur mehr ein Bruchteil davon, was er früher ausgemacht hat. Ein Großteil der Fläche wurde im Zuge des Baus der Bundesstraße B25 und der damit verbundenen Anschlussstraße an die Stadt zerstört. Er grenzt an den Gutshof Steghof und wird heute für Veranstaltungen genutzt.
- Töpperpark: Der Töpperpark ist der aufgelassene Friedhof, woran heute nur noch das Mausoleum der Familie Töpper bzw. die Friedhofsmauer und das turmartige Eingangstor mit schmiedeeisernen Gittern erinnert. Heute ist er Park und Kinderspielplatz.
Schon gewusst?
- Der Name des Ortsteils Saffen leitet sich ab von Safran, da früher dort sowie auf den Hängen im Schöllgraben Safran angebaut wurde.
- Eine Skisprungschanze wurde 1949 in Scheibbs unweit des Zentrums eröffnet. Heute steht dort die Siedlung Am Burgerhof.
- Bis etwa 1600 wurde in Scheibbs Wein angebaut, es war dies der südlichste Punkt des Weinbaus im Alpenvorland. Heute erinnert noch der Hochweinberg daran. Ab etwa 1600 änderte sich das Klima, das trockene, warme pannonische Klima wird vom kühleren, feuchten Klima aus dem mittleren Westeuropa abgelöst.
- Erdöl wurde im Bezirk Scheibbs gefunden, und zwar 1591 in der Urmannsau bei Gaming und 1934 in Göstling. Zweitere förderte 30 t Erdöl täglich.
- Neben der steinernen Urlingerwarte und der hölzernen Jelinekwarte gab es dazwischenliegend, auf dem Greinberg, die 1892 errichtete Greinbergwarte. Sie wurde 1904 durch einen Orkan zerstört, 1907 wieder aufgebaut und bestand bis etwa 1935. Heute sind von der Warte aus Holz nur mehr die Fundamente zu sehen.
- Der entlegendste Ort des Bezirk Scheibbs ist Rothwald. Der Ort ist nur über ein anderes Bundesland, die Steiermark erreichbar, seit sich nördlich davon das Wildnisgebiet Dürrenstein befindet (Fahrzeit Scheibbs-Rothwald 2-2,5 h bei etwa 30 km Luftlinie).
- 1918 landet ein österreichisches Flugzeug in Scheibbs-Brandstatt im engen Erlauftal. Es ist dies das einzige Mal, das dies in der Region passiert. Der nächste heutige Flughafen befindet sich in Linz etwa 80 km entfernt, das nächste Flugfeld für Segelflugzeuge in Leutzmannsdorf bei Amstetten, immerhin auch 30 km.
- Um Scheibbs gab es vier mittelalterliche Burgen, die alle von der Kartause Gaming gekauft und geschleift wurden.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Heinrich Schmelzer (1623–1680), Hofkomponist und erster nicht-italienischer Hofkapellmeister am Wiener Hof Kaiser Leopold I.
- Berthold Dietmayr (1670–1739), Abt des Stiftes Melk, beauftragte Jakob Prandtauer mit dem Bau der barocken Stiftskirche
- Andreas Töpper (1768–1872), Industrieller, Stahlproduzent, größtes Privatunternehmen der Donaumonarchie, erste Blechwalzfabrik Europas
- Franz Wertheim (1814–1883), Industrieller, erste einbruchsichere Stahlkassen
- Franz Schuh (1804–1864), Arzt und Chirurg, erster chirurgischer Eingriff mit Äthernarkose
- Paul Urlinger (1814–1889), Pfarrer, erste Zusammenstellung der Berghöhen der gesamten Monarchie
- Josef Schagerl sen. (1872–1953), Bildhauer
- Heinrich Graf Schönfeldt (1884–1963), Autoingenieur und Rennfahrer, Fahrer des weltweit ersten Panzers 1906
- Friedrich Grausgruber (1888–1973), Graphiker, Maler
- Hermann Senkowsky (1897–1965), Finanzfachmann, NSDAP-Funktionär
- Wilhelm Löwenstein (1910–1997), Unternehmer, Autor der Scheibbser Chronik
- Josef Schagerl jun. (* 1923), akad. Bildhauer
- Hans Krendlesberger (1925–1995), Fernsehregisseur, Dramatiker, Autor von Hör- und Fernsehspielen, Programmdirektor des ORF
- Hans Willenpart (1927–1979), Erstbesteiger des Gasherbrum II im Himalaya
- Josef Bramer (* 1948), Maler, Absolvent der Meisterklasse Rudolf Hausner
- Hubert „Hubsi“ Kramar (*1948), Schauspieler und Kabarettist
- Prof. Ernst Schagerl (* 1951), Bildhauer
- Anton Leichtfried (* 1967), Weihbischof der Diözese St. Pölten
- Siegfried Binder (* 1968), Musiker
- Andreas Buder (* 1979), österreichischer Skirennläufer
- Paul Scharner (* 1980), österreichischer Fußballspieler
- Kathrin Zettel (* 1986), österreichische Skirennläuferin
- Josef Leitner (* 1972), SPÖ-Landesvorsitzender in Niederösterreich
Siehe auch
Quellenhinweise
- Hans Hagen Hottenroth: „IN MEMORIAM“, Bez.Heimatkunde Bd.IV, Scheibbs 1984 (109 Biographien).
- Hans Hagen Hottenroth: Die Tonindustrie Scheibbs (1923–1933) - Scheibbser Keramik (1937 - ), Scheibbs 1994, Eigenverlag.
- Wilhelm Löwenstein/Hermann Pröll: Chronik der Bezirksstadt Scheibbs, Scheibbs 1989.
- Franz Gloser: Scheibbs. Kultur- und Freizeitführer, Scheibbs 1995.
- Klaus-Dieter Mulley: Nationalsozialismus im Bezirk Scheibbs, Scheibbs 1988.
Weblinks
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