Sagengestalt

Sagengestalt

Die Sage (v. ahd. saga, „Gesagtes“; Prägung durch die Brüder Grimm) ist eine zunächst auf mündlicher Überlieferung basierende, kurze Erzählung von unglaubhaften, fantastischen Ereignissen, die aber als Wahrheitsbericht aufgebaut ist oder auf tatsächlichen Begebenheiten beruht. Damit steht der Realitätsanspruch der Sage über dem des Märchens. Gleich wie im Märchen kommt es oft zur Benennung eines Helden und damit zur Heldensage. Der ursprüngliche Verfasser der Sage bleibt in der Regel unbekannt, der Verfasser einer zugehörigen schriftlichen Fixierung ist dagegen gelegentlich zumindest grob benannt.

Beispiele für Sagen sehr unterschiedlicher Ausprägung sind die Blondelsage, die Nibelungensage, die Sagen um Dietrich von Bern sowie die Artussage.

Inhaltsverzeichnis

Begriffliche und literarische Bestimmung

Entscheidend wurde der Begriff der Sage durch die Brüder Grimm geprägt. Das Grimmsche Wörterbuch (Bd. XIV, 1893) spricht von der „kunde von ereignissen der vergangenheit, welche einer historischen beglaubigung entbehrt“ und spricht von „naiver geschichtserzählung und überlieferung, die bei ihrer wanderung von geschlecht zu geschlecht durch das dichterische vermögen des volksgemüthes umgestaltet wurde“.

Die Entwicklung der Sage als literarische Form ist nicht abgeschlossen, sondern findet als moderne Sage eine Fortsetzung in der Gegenwart. Außerdem gibt es die noch recht junge Form der Kunstsage. Sie weist alle Merkmale einer Sage auf und stammt wie das Kunstmärchen von einem Autor.

Entstehung von Sagen

Bei der Entstehung von Sagen greifen subjektive Wahrnehmung und objektives Geschehen so ineinander, dass übernatürliche, unglaubhafte Begebenheiten zum Wesenskern der Sage werden. So gehört auch die Vermenschlichung von Pflanzen und Tieren zur Sagenwelt, aber auch übernatürliche Wesen wie Elfen, Zwerge und Riesen zählen dazu.

Anders als beim zeitlosen Märchen werden tatsächliche Ereignisse zum Anlass einer Sage genommen, die dann im Weiteren fantastisch ausgeschmückt und umgestaltet werden. Deshalb ist die Sage oft mit einer Orts- oder Zeitangabe verbunden.

Erscheinungstformen

Volkssage

Die Volkssage ist sprachlich und stilistisch eher anspruchslos, ein-episodisch und mundartlich gefasst. Sie ist einerseits durch Elemente der Magie, des Numinosen oder Dämonischen gekennzeichnet.

Stoff oder Motiv einer Volkssage können von anderen Völkern und Kulturen übernommen sein (Wandersagen), werden aber gewöhnlich mit landschaftlichen und zeitbedingten Eigentümlichkeiten und Anspielungen vermischt.

Natursage

Die Natursagen erklären auf ihre Art seltsame Naturerscheinungen oder -ereignisse.

Ätiologische Sagen wie die Schildhornsage erklären, warum etwas, das man in der Wirklichkeit vorfindet, existiert: beispielsweise ein Brauch, ein Ereignis, ein Kreuzstein, eine Salzsäule, der Name eines Ortes, eines Sees (Beispiel: Bosten-See), eines Berges, eines heiligen Ortes.

Geschlechtersage

Die Geschlechtersagen behandeln die Entstehung und Geschichte eines bekannten Geschlechts. Andererseits gibt es die historische Sage, die ein bestimmtes Ereignis oder eine Persönlichkeit zum Gegenstand hat. Handelt es sich dabei um Heilige aus der christlichen Glaubensgeschichte, wird die Sage als Legende bezeichnet.

Siehe auch

Literatur

  • Hanns-Peter Mederer: Der unterhaltsame Aberglaube. Sagenrezeption in Roman, Erzählung und Gebrauchsliteratur zwischen 1840 und 1855. Shaker Verlag, Aachen 2005 (= Diss. Hamburg 2005: ISBN 3-8322-4201-5)
  • Leander Petzoldt: Einführung in die Sagenforschung, 3. Aufl., UVK-Verl.-Ges., Konstanz 2002, ISBN 3-8252-2353-1 Rezension
  • Kristina Hammann, Katharina Hammann: Deutsche Städtesagen als Hörbuch. www.stadtsagen.de

Weblinks


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