Saint-Martin-des-Champs (Paris)

Saint-Martin-des-Champs (Paris)
Saint-Martin-des-Champs
Plan von Saint-Martin nach Viollet-le-Duc

Saint-Martin-des-Champs ist eine seit dem 8. Jahrhundert bezeugte Mönchsgemeinschaft, damals nördlich von Paris (daher auch der Namenszusatz : des Champs – auf den Feldern), an der Römerstraße von Paris nach Soissons, die nach dem Kloster den Namen Rue Saint-Martin bekam.

Die Abtei wurde 1060 von Heinrich I. (bzw. seiner Ehefrau Anna von Kiew) unter königlichen Schutz gestellt und neu organisiert. 1079 wurde Saint-Martin dann in eine Priorei der Abtei Cluny umgewandelt.

Um das Kloster entwickelte sich der gleichnamige Ort, der zur Zeit des Baus der Stadtmauer Philipp Augusts (1190-1210) noch außerhalb der Stadt lag, mit dem Bau der Stadtmauer Étienne Marcels (ab 1356) dann aber eingemeindet wurde. Heute gehört Saint-Martin-des-Champs zum 3. Arrondissement.

Die Kirche, bei der sich romanische und gotische Stilelemente mischen, wurde im 12. und 13. Jahrhundert errichtet. Die Apsis datiert aus den 1130er Jahren, das gotische Refektorium wurde in den 1235er Jahren von Pierre de Montreuil, dem Architekten der Sainte-Chapelle gebaut. Die Klosterbauten stammen von Antoine vom Ende des 18. Jahrhunderts.

Nach der Auflösung der Klöster durch die Französische Revolution wurde 1798 das Conservatoire nationale des Arts et Métiers hier untergebracht, deren aktuelle Bauten ab 1845 von Léon Vaudoyer gebaut wurden. Die Kirche ist heute ein Annex des Musée des Arts et Métiers (hier befindet sich das Original des Foucaultschen Pendels), das Refektorium wurde zur Bibliothek.

Inhaltsverzeichnis

Gebäude

Nach der Revolution blieben vom Kloster nur die Kirche und das Refektorium erhalten. Der Chor ist der älteste erhaltene Teil der Kirche und stammt aus dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts. Er gilt als Übergang zwischen Romanik und Gotik und ist aus diesem Grund ein wichtiger Bau in der französischen Architekturgeschichte. Der Chorumgang ist noch als romanisches Kreuzgratgewölbe ausgeführt, welches aber von frühgotische Rippen der Kapellen aufgefangen wird. Hier wurde erstmals versucht, den Chorumgang und die Kapellen räumlich miteinander zu verbinden, was eine klare Abkehr von der Romanik war, welche Chorumgang und Kapellen immer strikt trennte. Es wurden sogar die sonst üblichen trennenden Zungenmauern weggelassen, so dass die Kapellen ineinander übergehen. Somit war hier schon das Muster eines Doppelten Umganges gebildet, welcher später bei der Notre Dame als definitive Form der Gotik zur Anwendung kam. Man erkennt aber klar, dass beim Bau der Kirche von St. Martin-des-Champs die Bauleute noch unsicher waren hinsichtlich der Verwendung der neuen Formen. Aus dem 13. Jahrhundert stammt das schlichte, einschiffige Langhaus. Das Refektorium ist ein zweischiffiger, gotischer Bau.

Heutige Verwendung

Heute gehören die Kirche und das Refektorium zum Musée des Arts et Métier-Techniques. Das Langhaus bildet den Saal unter dem Titel "Pantheon der Technik". Hier befinden sich einige sehr wertvolle Meilensteine der Technikgeschichte, so der Gasmotor von Lenoir und der erste dampfbetriebene Autobus von Amédée. Das Foucaultsche Pendel hingegen befindet sich im Kirchenchor. Das Refektorium beherbergt die Bibliothek und ist leider für den normalen Museumsbesucher nicht zugänglich.

Literatur

  • Cornelia Heintz: Anfänge und Entwicklung des Cluniazenser-Priorates Saint-Martin-des-Champs in Paris (1079-1150) (Diss. phil.) Münster 1982
  • Andreas Sohn: Vom Kanonikerstift zum Kloster und Klosterverband. Saint-Martin-des-Champs in Paris, in: Vom Kloster zum Klosterverband, Münstersche Mittelalter-Schriften 74, 1997, S. 206-238
  • Catherine Brut: La fouille d’un grand monument médiéval, le prieuré de Saint-Martin-des-Champs, in: Archeologia, Nr. 378, 05/2001.
  • Philippe Rachet: Paris – Prieuré de Saint-Martin-des-Champs, in: Dossiers d'Archéologie, Juli/August 2002, Nr. 275 .

Weblinks

48.8660772.3546587Koordinaten: 48° 51′ 58″ N, 2° 21′ 17″ O


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