Salah ad-Din Yusuf ibn Ayub

Salah ad-Din Yusuf ibn Ayub
Dirham-Kupfermünze mit dem Bildnis Saladins (um 1190)

Saladin (arabischصلاح الدين يوسف بن أيّوب‎ Salah ad-Din Yusuf bin Ayyub, DMG Ṣalāḥ ad-Dīn Yūsuf b. Aiyūb mit dem Titel al-Malik an-Nasir / ‏الملك الناصر ‎ / al-Malik an-Nāṣir /„der siegreiche Herrscher“; * 1137 oder 1138 in Tikrit; † 3. März oder 4. März 1193 in Damaskus) gründete die kurdischstämmige Dynastie der Ayyubiden von Ägypten und Syrien.

Als Sultan Saladin wurde er zu einem Mythos, zum größten aller Helden der muslimischen Welt und vorbildhaften islamischen Herrscher. Er eroberte im Jahr 1187 Jerusalem; als erfolgreicher Gegenspieler der Kreuzritter wurde er oft verklärt und romantisiert.

Für viele heutige Muslime ist er vor allem ein Freiheitsheld. Der Name Ṣalāḥ ad-Dīn bedeutet „Frömmigkeit (in) der Religion“, „Ehre des Glaubens“ oder „Redlichkeit der Religion“. Die irakische Provinz Salah ad-Din und der Adler Saladins sind nach ihm benannt.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Moderne historisierende Statue von Saladin in Damaskus.

Saladin stammte aus einer kurdischen Familie. Sein Vater Nadschmuddin Ayyub wurde in Dwin im heutigen Armenien geboren und diente mit seinem Bruder Schirkuh im Heer Zengis und seines Sohnes Nur ad-Dins. Der Vater erbat von Nur ad-Din für seinen Sohn eine Offiziersstelle und erhielt sie. Der Herrscher von Damaskus, Nur ad-Din, befahl 1163 Saladin, seinen Onkel Schirkuh auf einem Zug nach Ägypten zu begleiten.

1169 erhielt Saladin nach der Eroberung Ägyptens und dem Tod seines Onkels den Oberbefehl über Ägypten, zuerst noch als Wesir des letzten Fatimidenkalifen al-Adid. Nach dessen Tod herrschte Saladin allein als Sultan von Ägypten. Saladin stellte die sunnitische Orthodoxie in Ägypten wieder her, überwarf sich aber 1174 mit Nur ad-Din. Nach Nur ad-Dins Tod im selben Jahr ergriff Saladin gegen dessen minderjährigen Erben auch die Herrschaft über Syrien. Saladin heiratete die Witwe Nur ad-Dins und übernahm dessen Reich.

Mit der Angliederung von Aleppo im Jahr 1183 und Mossul im Jahr 1186 hatte Saladin endlich die Macht, das Königreich Jerusalem anzugreifen und sein größtes Ziel zu erreichen, die Rückeroberung von dessen Hauptstadt. Nach dem entscheidenden Sieg über die Kreuzfahrer unter Guido von Lusignan in der Schlacht bei Hattin am 4. Juli 1187, eroberte er am 2. Oktober 1187 Jerusalem und setzte damit der christlichen Herrschaft über die Stadt nach 88 Jahren ein Ende.

Nach der Einnahme Jerusalems soll er die christliche Bevölkerung, die über Vermögen verfügte, gegen ein Kopfgeld in die Freiheit entlassen haben. 7.000 Menschen wurden für eine Pauschalsumme von 30.000 Dinare freigekauft. Ein „Auslösungsschatzamt“ wurde gegründet, das die Schätzung des Freikaufsbetrages für die vermögenderen Einwohner vornahm. Wer sich nicht freikaufen konnte, wurde in Ketten gelegt und in die Sklaverei verkauft. Als Al-Adil, der Bruder Saladins das Elend der nicht Freigekauften sah, bat er den siegreichen Feldherrn, ihm 1.000 Sklaven zu schenken. Saladin erfüllte die Bitte und sein Bruder ließ die ihm geschenkten Sklaven frei. Saladin selbst ließ jeden alten Mann und jede alte Frau frei und bewahrte sie damit vor dem Schicksal der Sklaverei.

Bis 1189 eroberte er weite Teile der Kreuzfahrerstaaten Jerusalem, Tripolis und Antiochia. Erst der Dritte Kreuzzug konnte ihn daran hindern, die Kreuzfahrerstaaten vollständig zu vernichten. Während diesem verlor er 1191 die wichtige Hafenstadt Akko und erlitt eine Niederlagen gegen Richard Löwenherz bei Arsūf und 1192 bei Jaffa. 1192 kam es zum Waffenstillstand zwischen ihm und seinem Gegner, dieser dauerte drei Jahre und acht Monate.

Saladin starb am 3. März 1193 im Alter von 55 Jahren in Damaskus, und sein Reich begann alsbald zu zerfallen. 17 Söhne, 35 Neffen, die Gatten seiner Töchter und einige seiner Brüder stritten sich um das Erbe. Sein Mausoleum befindet sich heute unmittelbar vor der Umayyaden-Moschee.

Bedeutung

Beispiel für die Rezeption Saladins im christlichen Europa: Saladin in einer ritterlichen Darstellung aus einer mitteleuropäischen Handschrift des 15. Jahrhunderts

Im Abendland geriet Saladin nie in Vergessenheit, kein islamischer Herrscher ist in Europa bekannter. Und obwohl er den Kreuzfahrerstaaten schweren Schaden zugefügt hatte, stand er über Jahrhunderte hinweg in besonders hohem Ansehen. Die Erinnerung an ihn wurde schon bald verklärt und romantisiert. Er ging als ritterlicher Gegner und Urbild des edlen Heiden in die europäische Geschichtsschreibung ein, obwohl er etwa nach der Schlacht bei den „Hörnern von Hattin“ die überlebenden Ordensritter (bis auf den Templermeister) hinrichten ließ. Die übrigen Gefangenen wurden in die Sklaverei verkauft, was den Preis für Sklaven so verfallen ließ, dass man einen christlichen Sklaven für ein Paar Sandalen eintauschen konnte.

Seine Beziehung zu König Richard I. Löwenherz von England war neben militärischer Gegnerschaft von großem gegenseitigem Respekt geprägt. Als Richard bei der Belagerung von Akkon erkrankte, soll Saladin ihm die Dienste seines Leibarztes angeboten und ihm Pfirsiche und Schnee vom Berg Hermon zur Kühlung von Getränken gesandt haben. Als Richard im Kampf bei Jaffa sein Pferd unter dem Leib weggeschossen worden war, habe er ihm durch einen Sklaven zwei edle Araberpferde bringen lassen, damit er standesgemäß weiterkämpfen könne – was wegen der ungewöhnlich ritterlichen Verhaltensweise bei den Chronisten größtes Aufsehen erregte. Während der Kampfpausen pflegte man diplomatischen Kontakt miteinander. Gesandte nahmen an Festlichkeiten, Turnieren und Jagdausflügen teil und man sandte sich Geschenke: Der Legende nach einen weißen kurdischen Jagdfalken für Richard, als Gegengabe einen andalusischen Rappen für Saladin. Um den Krieg im Heiligen Land zu beenden und nach Europa zurückkehren zu können, um seine ins Wanken geratene Herrschaft in England und Frankreich zu sichern, bot Richard an, dass al-Adil, Saladins Bruder, Johanna, die Schwester Richards und Königinwitwe von Sizilien heiraten sollte: Sie würde die christlich kontrollierten Gebiete Palästinas erhalten, Saladin solle seinen Bruder mit dem übrigen Heiligen Land belehnen, gemeinsam solle das Paar von Jerusalem aus regieren und das Land solle allen Christen und Moslems offenstehen – für Muslime und Christen damals nahezu unvorstellbar. Auch wenn diese romantischen Vorschläge von beiden Seiten letztlich nicht allzu ernst genommen wurden, macht der Vorschlag die gegenseitige Wertschätzung deutlich.

Ähnliches ist von seinen diplomatischen Beziehungen zu Friedrich I. Barbarossa überliefert, bei dem er 1173 für seinen Sohn angeblich um die Hand dessen Tochter anhielt, mit der Option, dass jener dann zum christlichen König gekrönt werden möge. Dies dürfte jedoch ein Gerücht sein, das später von christlichen Troubadouren verbreitet wurde. Die hierfür nach Aachen entsandte ägyptische Delegation soll ein halbes Jahr an Barbarossas Hof verweilt haben, wo sie vermutlich über ein Bündnis gegen Byzanz verhandelte. Nach der Rückeroberung Jerusalems durch Saladin soll Barbarossa diesen in einem Schreiben vom 26. Mai 1188 zu einem ritterlichen Duell am 1. November 1189 in der ägyptischen Ebene Zoan aufgefordert haben. Dieser Brief ist allerdings wahrscheinlich eine englische Fälschung. Bekanntermaßen erreichte Barbarossa sein Ziel nicht, und von einer Antwort Saladins ist nichts bekannt.

Im Orient hingegen rückte die Gestalt Saladins erst durch die positive Bewertung des Sultans in Europa wieder in das Bewusstsein. So weckte insbesondere die Orient-Reise des deutschen Kaisers Wilhelm II. im Jahr 1898, bei der er auch das Grab Saladins in Damaskus besuchte, das Interesse der Muslime.


Saladins Mausoleum

Der Kuppelbau im historischen Stadtzentrum von Damaskus stammt aus dem 12. Jahrhundert und enthält zwei Sarkophage. In dem linken Sarg liegen die sterblichen Überreste Saladins. Der Sarg wurde vom deutschen Kaiser Wilhelm II. während seiner Orientreise gestiftet, der 1898 auch die Restaurierung des Grabes initiierte. Die Silberlampe über dem Grab trägt die Monogramme des Kaisers und Saladins. Nicht vollständig geklärt ist die Frage, wer im rechten Sarkophag liegt. Er stammt aus dem 12. Jahrhundert und beherbergt möglicherweise die Gebeine des Sekretärs von Saladin. Allerdings gibt es auch Theorien, dort ruhe Saladin selbst. Angeblich hätten die Osmanen es nicht gewagt, nach der Stiftung des reich verzierten Sarkophags durch Wilhelm II. die Gebeine des großen Sultan umzubetten, um sein Andenken nicht zu beleidigen. Deswegen stehe der geschenkte Sarg leer neben dem alten. Ob eine spätere Umbettung vollzogen worden war oder nicht, ist nicht bekannt [1].

Saladin in der europäischen Literatur

Es existierte im 14. Jahrhundert ein Epos über ihn und Dante platzierte ihn unter die rechtschaffenen heidnischen Seelen im Limbus.

Lessing widmete das Drama „Nathan der Weise“ dem Sultan und seinem Leben und machte seinen Helden darin zu einem Vorkämpfer des Toleranzgedankens der Aufklärung. Die zweite Hauptfigur in der Kreuzzugs-Epoche ist Richard Löwenherz aus England. Der orientalische Sultan und der nordische Kreuzritter werden zu den großen Antipoden, die den „Kampf der Kulturen“ im Mittelalter kämpften.

Sultan Saladin wird als weise und milde gegenüber seinen Kriegsgegnern dargestellt: bei der Schlacht um Akkon, im Jahr 1191 beim Dritten Kreuzzug, eroberte Richard Löwenherz die Stadt von Saladins Truppen, anschließend ließ er wenig großmütig 3.000 muslimische Gefangene niedermachen. Doch Saladin, obwohl auch er Gefangene gemacht hatte, verzichtete darauf, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Saladin im Film


Fußnote

  1. Muriel Brunswig.Syrien.Reise Know How Verlag. Bielefeld, 2000, S. 178-179.

Literatur

Fachliteratur:

  • Heinz Gaube, B. Schneidmüller, S. Weinfurter: Konfrontation der Kulturen? Saladin und die Kreuzfahrer. Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3466-4
  • Margaret Jubb: The Legend of Saladin in Western Literature and Historiography. Edwin Mellen Press, 2000, ISBN 0-7734-7686-5
  • Malcolm Cameron Lyons, D. E. P.Jackson: Saladin. The Politics of the Holy War. Cambridge University Press, Cambridge 1982, ISBN 0-521-31739-8
  • Hannes Möhring: Saladin, Der Sultan und seine Zeit 1138-1193. C. H. Beck-Wissen, Nr. 2386, München 2005, ISBN 3-406-50886-3
  • Hannes Möhring: Saladin und der Dritte Kreuzzug. Steiner, Wiesbaden 1980, ISBN 3-515-02895-1
  • A. Wieczorek, M. Fansa, H. Meller (Hrsg.): Saladin und die Kreuzfahrer. Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3513-X

Belletristik:

Weblinks


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