- San Giovanni Battista dei Fiorentini
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Basisdaten Patrozinium: Hl. Johannes Weihetag: Kardinalpriester: Carlo Kardinal Caffarra Anschrift: Piazza dell’Oro 00186 Roma
Die Basilika San Giovanni Battista dei Fiorentini (lat.: Sancti Ioannis Baptistae Florentinorum), auch San Giovanni dei Fiorentini, ist eine Kirche in Rom. Sie ist zudem eine Titelkirche der römisch-katholischen Kirche, Pfarrkirche und Nationalkirche der Florentiner. Sie wurde über mehr als zwei Jahrhunderte errichtet und enthält neben bedeutenden Kunstschätzen die Grablegen von Francesco Borromini und Carlo Maderno.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Kirche liegt im V. römischen Rione Ponte, direkt am östlichen Tiberufer, unmittelbar an der Ponte Principe Savoia-Aosta etwa 350 Meter südlich des Castel Sant’Angelo.
Geschichte und Baugeschichte
Die Baugeschichte der Kirche ist ausgesprochen wechselhaft. Papst Leo X., selbst Florentiner aus dem Hause de’ Medici, schrieb Anfang des 16. Jahrhunderts einen Wettbewerb zur Errichtung einer florentinischen Nationalkirche aus.[1] An diesem beteiligten sich u. a. Raffael, Baldassare Peruzzi, Antonio da Sangallo d. J. und Jacopo Sansovino. Leo X. wählte den Entwurf Sansovinos aus, dieser sah einen Zentralbau vor.[2] Nach dem Beginn der Bauarbeiten 1518[1] wurden diese jedoch nicht fortgeführt. Statt dessen wurde nach einigen Unterbrechungen[1] die Arbeiten 1520 nunmehr mit Sangallos d. J. Entwurf eines Baus mit Langhaus und Chor fortgesetzt. Dieser führte die Bauarbeiten bis zu seinem Tod im Jahre 1546 fort, allerdings kamen diese bereits 1534, vermutlich aus Geldmangel[2] zum Erliegen. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Fundamentierungsarbeiten (der nunmehr vorgesehene Chor ragte in das Bett des Tiber) enorme Summen kosteten.[2] Erst nach 1550, möglicherweise war Giacomo Barozzi da Vignola beteiligt, wurde entweder 1556[1] oder 1559[2] Michelangelo hinzugezogen. Er reichte mehrere Pläne ein; sein abermals als Zentralbau angelegter Entwurf stieß, obwohl die Fundamentierungen zunächst seinem Modell entsprechend weiter ausgeführt wurden,[2] letztlich auf Ablehnung.[1] Die Bauarbeiten wurden schließlich aus Geldmangel 1562 abermals eingestellt. Nachdem einige wohlhabende Florentiner schließlich Geld spendeten,[2] wurden die Arbeiten ab 1583/84 wieder aufgenommen. Baumeister war nunmehr Giacomo della Porta. Er führte den Entwurf Sangallos d. J. weiter und schuf das Langhaus auf Grundlage der angelegten Fundamente. Dieses wurde schließlich 1593 fertiggestellt.[2] Carlo Maderno als dessen Nachfolger schließlich vollendete Querhaus und Chor von 1608 bis 1614. Von etwa 1611 bis 1614 schloss er die Vierung mit der Kuppel ab. Die Fassade der Kirche wurde, obwohl von Anfang an Entwürfe vorlagen,[2] letztlich erst 1734 von Allessandro Galilei nach dessen eigenen Plänen errichtet.
Grundstruktur
Die Kirche ist letztlich als Pfeilerbasilika errichtet worden, also dreischiffig mit Querhaus und einer oktogonal überkuppelten Vierung. Die Seitenschiffe wiederum öffnen sich in rechteckigen Seitenkapellen, der Chor enthält ebenfalls seitliche Kapellen, so dass ein fast quadratischer Grundriss der Kirche die Folge ist.
Fassade
Die Fassade aus Travertin[3]ist eine klassische Fassade des Hochbarock. Sie ist zweigeschossig, im Untergeschoss sehr breit, gegliedert durch Pilaster an den äußeren Seiten und einem mehrfach abgestuften Programm aus Dreiviertelsäulen mit korinthischen Kapitellen und durch Einfügung von Nischen in die zwischen den Säulen gestalteten Flächen. Sie entspricht der basilikalen Form der Kirche durch die von Fenstern überlagerten Einfügungen von Nebenportalen zu den jeweiligen Seitenschiffen hin. Das Hauptportal wird von einer Ädikula gekrönt, diese stellt im oberhalb angebrachten Wappenfeld das Wappen Papst Clemens XII. dar, in dessen Pontifikat die Fassade fertiggestellt wurde. Das Obergeschoss führt die Struktur fort, auch hier geben Dreiviertelsäulen mit eingefügten Nischen der Fläche Ordnung. Der Loggia ist eine Balustrade vorgeblendet, wie auch die sechs Figuren (jeweils drei links und rechts der oberstöckigen Fassade) durch Balustraden verbunden sind. Bekrönt wird die Fassade von einem stark konturierten Dreiecksgiebel.
Inneres
Da die Pläne Michelangelos letztlich nicht ausgeführt wurden, die möglicherweise zur „kühnsten Zentralanlage des 16. Jahrhunderts“[1] geführt hätten, ist der Eindruck des Inneren nunmehr der einer klassischen, dreischiffigen Pfeilerbasilika. Den Pfeilerarkaden des Mittelschiffes sind Pilaster vorgeblendet, die Kapitelle nach korinthischer Ordnung ausgeführt. Ein rundumlaufenes Gesims gliedert die Wände des Mittelschiffs oberhalb der Arkaden. Der Triumphbogen ist ungewöhnlich hoch angesetzt.[1] Die Vierung mit der Kuppel von Maderno folgt der Lösung des Petersdoms im Stil der Hochrenaissance, den Pfeilermassiven sind Knickpilaster vorgestellt. Durch die kannelierten Pilaster an den Ecken der Pfeiler erhält die Vierung einen eigenständigen Raumeindruck.[2] Der Eindruck des Inneren der Kirche insgesamt stellt sich durch den Verzicht auf Malerei oder farbliche Stuckverzierung als „gemessen, ja fast kühl“[1] dar.
Innenausstattung
Apsis und Hauptaltar
Ganz im Gegensatz dazu steht die von Pietro da Cortona entworfene Apsis mit dem von Borromini nach umgearbeiteten Entwürfen da Cortonas entworfenen Hauptaltar von 1640, sie folgt unverkennbar (u. a. durch Verwendung von abgestuften Doppelsäulen und dem durchbrochenen Giebel) der bewegten Tradition des römischen Hochbarock. Die Mitte des Hauptaltars enthält eine Marmorgruppe von Antonio Raggi, dargestellt ist die Taufe Christi. Ursprünglich schuf Francesco Moci eine ebenfalls in Marmor ausgeführte Arbeit zum gleichen Thema, diese wurde aber abgelehnt. Sie befindet sich heute, nach einem Zwischenaufenthalt am Ponte Milvio, im Palazzo Braschi.[4]
Cappella Falconieri und weitere Grablegen
Die Kapelle, rechts des Chors gelegen, enthält die Grabmäler von Orazio Falconieri und der Ottavia Sacchetti. Die Kapelle selbst und die Grablegen entstand nach Entwürfen Borrominis, die Figur Der Glaube stammt von Ercole Ferrata, die Figur Caritas von Domenico Guidi.
Ebenso von Ferrata stammt das Grabmal der Familie Acciaioli, diese stammte aus Florenz und brachte eine Reihe von bedeutenden Persönlichkeiten, darunter auch zwei Kardinäle hervor.
Von René Michael Slodtz, einem aus einer französischen Künstlerfamilie stammenden Bildhauer, stammt das 1745/46 errichtete Grabmal für Allessandro Gregorio Marchese Capponi.[5] Er führte es nach einer Zeichnung von Ferdinando Fuga aus. Das Grabmal gilt als nicht besonders gelungen, erwähnt wird die stilistische Übertreibung im Faltenwurf des Mantels als auch das Auseinanderfallen der Komposition durch die Verwendung von weißem und farbigen Marmor als zu sehr malerischer Effekte.[6]
Die Kirche enthält noch eine Reihe weiterer Grabdenkmäler und Gräber, darunter die von Carlo Maderno, Francesco Borromini und verschiedener weiterer Persönlichkeiten, zumeist mit einem florentinischen Bezug.
Weitere Kunstmäler
In der Kirche befindet sich das Gemälde Bildnis des Hl. Hieronymus, bei der Übersetzung der Vulgata von Ludovico Cardi, genannt Cigoli, dieses gilt als Beispiel für experimentelle Lichtbehandlung[7] im ausgehenden 16. Jahrhundert. An der Büste von Antonio Copolla soll Gian Lorenzo Bernini mitgearbeitet haben, dies ist nicht gesichert.[8] Die Kirche enthält darüber hinaus noch ein Monument für Papst Clemens XII., auch dieser stammte aus Florenz.
Krypta
Die Krypta wurde wiederum von Borromini entworfen und ausgeführt. Sie ist in Grundform einer Ellipse mit einer maximalen Länge von 10 Metern und einer Breite von 5 Metern ausgeführt, die Raumhöhe beträgt 5 Meter. Jeweils an den Seiten der Scheitelpunkte sind Türen eingefügt, oberhalb dieser öffnen sich Rundbogenfenster. Die Struktur der Halbsäulen werden oberhalb der Kämpfer durch pilasterartige Bänder zum dem in der Mitte der flachen Kuppel eingefügten ovalen Stuckrelief fortgeführt. Die Kapelle enthält die weiteren Gräber der Familie Falconieri und gilt als „ein kleines Meisterwerk Borrominis“[1].
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Manfred Wundram (Hrsg.): Reclams Kunstführer, Italien. Band V. Rom und Latium, S. 174f.
- ↑ a b c d e f g h i Stefan Grundmann (Hrsg.): Architekturführer Rom, S. 183.
- ↑ Rosendorfer, Herbert: Kirchenführer Rom, S. 93.
- ↑ Marco Bussagli (Hrsg.): Rom – Kunst und Architektur, S. 546.
- ↑ Rolf Toman: Die Kunst des Barock – Architektur, Skulptur, Malerei, S. 313.
- ↑ Marco Bussagli (Hrsg.): Rom – Kunst und Architektur, S. 601.
- ↑ Marco Bussagli (Hrsg.): Rom – Kunst und Architektur, S. 488.
- ↑ Marco Bussagli (Hrsg.): Rom – Kunst und Architektur, S. 529.
Literatur
- Manfred Wundram (Hrsg.): Reclams Kunstführer, Italien. Band V. Rom und Latium. Reclam, Stuttgart 1981. ISBN 3-15-008679-5
- Marco Bussagli (Hrsg.): Rom - Kunst & Architektur. Könemann, Köln 1999. ISBN 3-8290-2258-1
- Stefan Grundmann (Hrsg.): Architekturführer Rom. Menges, Stuttgart/London 1997. ISBN 3-930698-59-5
- Herbert Rosendorfer: Kirchenführer Rom. 3. Aufl. Edition Leipzig, Leipzig 2005. ISBN 3-361-00485-3
- Rolf Tomann (Hrsg.): Die Kunst des Barock, Architektur- Skulptur- Malerei. Könemann, Köln 1997. ISBN 3-89508-991-5
Weblinks
41.899512.464805555556Koordinaten: 41° 53′ 58,2″ N, 12° 27′ 53,3″ O
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