Sandpierwurm

Sandpierwurm
Wattwurm
Wattwurm

Wattwurm

Systematik
Stamm: Ringelwürmer (Annelida)
Klasse: Vielborster (Polychaeta)
Unterklasse: Scolecida
Familie: Arenicolidae
Gattung: Arenicola
Art: Wattwurm
Wissenschaftlicher Name
Arenicola marina
Linnaeus

Der Wattwurm (Arenicola marina), auch Sandpierwurm genannt, gehört zur Klasse der Vielborster im Stamm der Ringelwürmer. Durch seine Lebensweise im Sand des Watts ist er charakteristisch für die Ökologie der Wattenmeere im Osten des Atlantischen Ozeans. In der breiteren Öffentlichkeit zählt er zu den bekanntesten Tieren des Watts, was insbesondere an seinen allgegenwärtig scheinenden charakteristischen Kothaufen im Watt liegt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Der rotbraune Wurm wird etwa 20 bis 40 cm lang und ist in der vorderen Hälfte etwa fingerdick. Das hintere Ende ist dünner. Im Prinzip befindet sich dort nur der Darm. Alle anderen Organe (Fortpflanzung usw.) und auch die äußeren Kiemen befinden sich im vorderen Abschnitt.

Verbreitung

Der Wattwurm Arenicola marina ist in den Wattenmeeren der östlichen Atlantikregion, namentlich im Wattenmeer der Nordsee, verbreitet. In den Wattenmeeren des Westatlantiks (Nordamerika) wird er durch die Art Arenicola cristata vertreten. Er gehört zu den wenigen Arten, die das gesamte Watt von der Niedrig- bis zur Hochwasserlinie besiedeln, bevorzugt aber instabile Sandwatten.[1]

Lebensweise und Ernährung

Die Larven des Wattwurms bewegen sich an die Oberfläche des Bodens, wenn es im Herbst weniger Fressfeinde gibt als den Sommer über. Bis zu einer Größe von sechs Millimetern siedeln sie in horizontalen Röhren knapp unter der Oberfläche in Gebieten des Schlickwatts und verbringen dort den Winter. Im nächsten Juli graben sie sich vertikale Röhren knapp unter der Hochwasserlinie und verbringen dort die Zeit bis zum Herbst.[1]

Vor dem Winter ziehen die Tiere dann in das Verbreitungsgebiet der erwachsenen Tiere. Dort gräbt das ausgewachsene Tier seine 20-30 cm tiefen Röhren in U-Form im Wattenmeer. Er frisst ständig den Sand des Wattes und filtert dort die organischen Stoffe heraus, welche er dann verwertet. Weiterhin bleibt er mobil und trägt so zur Destabilisierung und Umwälzung des Wattbodens bei. So fressen die Wattwürmer der Nordsee einmal im Jahr den gesamten Sand des Wattes oberhalb von 20 cm Tiefe. Dazu trägt der Umstand bei, dass die Tiere in einer Dichte von durchschnittlich 40 Exemplaren pro Quadratmeter vorkommen.[1] Ein einzelner Wattwurm filtert dabei 25 kg Sand jährlich.

Etwa alle 30 bis 40 Minuten kommt der Wattwurm an den Ausgang seiner Röhre und stößt den verspeisten Sand aus, der als spaghettiförmiger Sandhaufen (Wurmhaufen) den Ausgangsbereich seiner Röhre markiert. Der Eingangsbereich ist mit einem Loch an der Oberfläche markiert, den man während der Ebbe als kleine Vertiefung im Wattenmeer erkennen kann. Dieser Bereich wird „Fresstrichter“ genannt. Dort nimmt er den nährstoffreichen Sand auf, um ihn zu verwerten. Grobe Partikel werden nicht gefressen, sondern am Kopfende abgelagert. Es entsteht daher in 20 bis 25 Zentimetern Tiefe eine Schicht gröberen Materials.

Fortpflanzung

Der Wattwurm ist nach zwei Jahren geschlechtsreif. In der Vollmondphase des Monats Oktober pflanzt er sich fort, indem das Männchen sein Sperma ins Wasser abgibt. Wenn das Sperma die Wohnröhre eines Weibchens erreicht, gibt dieses die Eier ins Wasser ab. Die befruchteten Eier behält es so lange in ihrer Röhre, bis sie ausgeschlüpft sind. Danach schwimmen die Jungtiere ins freie Wasser. Sie siedeln sich zur Überwinterung im Feinsubstrat an, erst im darauffolgenden Jahr lassen sie sich auf die Sandplatten, den Lebensraum der adulten Wattwürmer, treiben.

Fressfeinde

Bei Niedrigwasser laufen die Watvögel Austernfischer, Knutt, Alpenstrandläufer usw. über die Wattflächen. Sobald sich ein neuer Wurmhaufen aus dem Boden kringelt, stochern die Vögel mit ihrem langen und spitzen Schnabel in die Röhre und versuchen den Wurm zu packen. Um zu vermeiden, dass er ganz gefressen wird, kann der Wattwurm sein dünnes Hinterende stückweise abstoßen. Der Vogel bekommt dann nur ein bis zwei Zentimeter zu fressen und der Wurm kann sich in die Tiefen seiner Röhre retten.

Anmerkungen

  1. a b c Karl-Heinz van Bernem: Verbreitung von Makrofaune-Arten im Wattenmeer. In: Umweltbundesamt und Nationalparkverwaltungen Niedersächsisches Wattenmeer/Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Hrsg.): Umweltatlas Wattenmeer. Bd. 1: Nordfriesisches und Dithmarsches Wattenmeer. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998/1999, ISBN 3800134918, S. 94–95.

Literatur

  • E. R. Trueman: The Mechanism of Burrowing in the Polychaete Worm Arenicola marina (L.) In: The Biological Bulletin, 131, S. 369 - 377, Marine Biological Laboratory, Woods Hole, 1966 [1] PDF, (engl.)

Weblinks


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