Sapowidnyk

Sapowidnyk

Ein Sapowednik (russisch заповедник, ukrainisch Заповідник/Sapowidnyk; wissenschaftliche Transliteration und englische Schreibweise Zapovednik) ist im Russischen Reich, der Sowjetunion und im postsowjetischen Raum ein Schutzgebiet mit besonderem rechtlichen Status. Zum Zeitpunkt des Zerfalls der Sowjetunion befanden sich auf ihrem Territorium über hundert Sapowedniki.

Neben den klassischen Naturschutzgebieten können auch historisch, kulturell oder kunsthistorisch wichtige Gebiete, Gebäude oder Anlagen sowie Orte, die für das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft von Relevanz sind, den Status des Sapowedniks erhalten. Die verbreitete Übersetzung als „Naturschutzgebiet“ greift also deutlich zu kurz.

Innerhalb der Grenzen eines Sapoweniks ist keinerlei wirtschaftliche Tätigkeit zugelassen, die den Zweckbestimmungen des Sapowedniks widerspricht oder eine Bedrohung schädlichen Einflusses darstellt. Strikt verboten sind Fischfang, Holzeinschlag, Bautätigkeit, Straßenbau u.v.a.m. Bautätigkeit ist aber erlaubt, wenn sie auf die Erfüllung der Zwecke des Sapowedniks gerichtet ist – eine Bedingung, die auch für fast alles andere Erlaubte gilt.

Ein Sapowednik ist eine juristische Person, verfügt über eine Verwaltung mit einem Direktor an der Spitze und einen Sicherheitsdienst sowie wissenschaftliche Unterabteilungen. Verletzungen des Rechtsregimes können vor Gericht gebracht werden.

Inhaltsverzeichnis

Sapowedniki in Russland

Staatlicher Darwin-Biosphärensapowednik

Der Staatliche Darwin-Biosphärensapowednik, der den nord-westlichen Teil des Rybinsker Stausees an der Wolga einnimmt, wurde 1945 nach dem Bau des Rybinsker Wasserkraftwerkes eingerichtet. Er dient der Erforschung der durch die Entstehung des 4580 km² großen Stausees eingetretenen Veränderungen in der natürlichen Umwelt.

Kolomenskoje

Zu den berühmtesten Sapowedniki gehört der im Süden Moskaus gelegene Staatliche Kunst-, Geschichts- und Architektur- sowie naturlandschaftliche Museums-Sapowednik (государственный художественный историко-архитектурный и природно-ландшафтный музей-заповедник) Kolomenskoje (russisch Коломенское). Er wurde 1923 auf dem Gelände eines Gutes russischer Großfürsten und Zaren gegründet. Heute ist der rund 390 ha große Park ein beliebtes Ausflugsziel und Naherholungsgebiet der Moskauer sowie von Touristen. Auf dem Gelände von Kolomenskoe befinden sich u.a. rund zwanzig Architekturdenkmäler.

Sapowedniki in der Ukraine

In der Ukraine wurde das rechtliche Regime für Naturschutzgebiete (ukrainisch Заповідник природний/Sapowidnyk pryrodnyj) 1992 im Gesetz Über den Bestand von Naturschutzgebieten der Ukraine (Pro pryrodno-sapowidnyj fond Ukraïny) festgelegt. Die Entscheidung über Einrichtung und Landzuteilung fällt demnach der Präsident.

Kiewer Höhlenkloster

In Kiew befindet sich am Ufer des Dnipro das [Kiewer Höhlenkloster], das seit 1926 den Status eines historisch-kulturellen Museums-Sapowedniks trägt. Auf seinem Territorium befindet sich neben dem wiedereröffneten Kloster eine Reihe von Museen.

Nationaler Sapowednik „Chortyzja“

Der Status des Nationalen Sapowedniks "Chortyzja", der die Dnipro-Insel Chortyzja, das zu ihr gehörige Aquatorium sowie die gegenüberliegenden Ufer und einige kleinere Inseln umfasst, ist in der Ukraine recht neu und wurde dem ehemals Historisch-kulturellen Sapowednik auf der Insel Chortyzja erst 1993 verliehen.

Der Status "national" wird laut Verordnung des Vize-Premiers und des Ministerkabinetts der Ukraine vom 1. Juli 1992, Nr. 364, "kulturellen Einrichtungen, die eine herausragende Rolle im geistigen Leben des Volkes spielen", verliehen. Dieser Status bedeutet ein größeres Prestige für die betreffende Einrichtung, aber auch die Finanzierung aus dem Staatsbudget und das Verbot von (auch teilweisen) Privatisierungen.

Der Nationale Sapowednik "Chortyzja" liegt im Stadtgebiet von Saporischja im Osten der Ukraine und ist der Untersuchung, Erschließung und dem Schutze sowohl der Natur, als auch des historischen Erbes der Insel, das neben der Geschichte der Kosaken u.a. auch die prähistorischer Kulturen beinhaltet, gewidmet.

Literatur

  • Bol'šaja Sovetskaja Enciklopedija (dt.: Große Sowjetenzyklopädie). Moskau 1973.
  • Christian Ganzer: Sowjetisches Erbe und ukrainische Nation. Das Museum der Geschichte des Zaporoger Kosakentums auf der Insel Chortycja. Mit einem Vorwort von Frank Golczewski. Stuttgart: ibidem-Verlag, 2005 (Soviet and Post-Soviet Politics and Society, vol. 19). ISBN 3-89821-504-0
  • Zakonodatel'stvo Ukrainy (dt.: Gesetzgebung der Ukraine). Kiew 2003. (Kompjuternaja biblioteka „Infodisk“, Nr. 12, Dezember 2003.)

Siehe auch


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