Sapparit

Sapparit
Kyanit
Chemische Formel Al2[O|SiO4]
Mineralklasse Inselsilikate (Nesosilikate) mit zusätzlichem Anionen; Kationen in [4]-, [5]- und/oder nur [6]-Koordination
9.AF.15 (9. Aufl.) ; VIII/B.02-40 (8. Aufl.) (nach Strunz)
52.2.2c.1 (nach Dana)
Kristallsystem triklin
Kristallklasse triklin-pinakoidal \bar 1 [1]
Farbe hell- bis dunkelblau, blauviolett, grünlichblau, grünlich bis bräunlich-weiß, weiß bis grau, farblos
Strichfarbe weiß
Mohshärte 4,5 bis 5,5 || [001] ; 6 bis 7 || [010]
Dichte (g/cm³) 3,56 bis 3,67
Glanz Glasglanz, Perlglanz, matt
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch faserig nach (001), gewellt nach (100)
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}; deutlich nach {010}, Absonderungen nach (001)
Habitus prismatische, tafelige Kristalle; faserige, körnige bis massige Aggregate
Häufige Kristallflächen {100}, {010} bzw. {1\bar 10}, {hk0}, selten {001}
Zwillingsbildung nach (100)
Kristalloptik
Brechzahl α=1,712 bis 1,718 β=1,720 bis 1,725 γ=1,727 bis 1,734 [2]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
Δ=0,015 bis 0,016 [2] ; zweiachsig negativ [2]
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~
2vx= 82,5° [3]
Pleochroismus schwach: farblos-blassviolettblau-blass kobaltblau [2]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten in HF nur schwer löslich
Ähnliche Minerale Andalusit, Sillimanit
Radioaktivität nicht radioaktiv
Besondere Kennzeichen starke, sich kreuzende Spaltrisse, Verbiegungen, Serizitisierung

Kyanit, auch Cyanit, Disthen oder Sapparit genannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate, genauer ein Inselsilikat mit zusätzlichen Anionen und Kationen in [4]-, [5]- und/oder nur [6]-Koordination. Kyanit kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Al2[O|SiO4] und entwickelt überwiegend prismatische bis tafelige Kristalle, aber auch faserige, körnige bis massige Aggregate von meist hell- bis dunkelblauer Farbe. Je nach Fremdbeimengungen treten aber auch blauviolette, grünlichblaue, grünliche bis bräunlich-weiße, weiße bis graue Farben auf. In reiner Form ist Kyanit dagegen farblos.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

graf. Darstellung der Härte-Anisotropie in Richtung der Kristallachsen a, b und c

Der Name Kyanit stammt aus dem Griechischen κύανος (dunkles Metall, blauer Glasfluss, Email, Lasurstein, Kupferlasur, Bergblau, Ultramarin; nach Homer) und nimmt Bezug auf die vorwiegend blaue Farbe. Die Bezeichnung Disthen stammt ebenfalls aus dem Griechischen δις σθένος = zweifache Stärke und bezieht sich auf die starke Anisotropie der Härteeigenschaften.

Besondere Eigenschaften

Herausragende Eigenschaft des Kyanit ist seine extreme Anisotropie in Bezug auf seine Härte. Diese variiert zwischen 6 bis 7 in Richtung der b-Achse und 4,5 bis 5,5 in Richtung der c-Achse (Härteangaben nach Mohs). Als zweite besondere Eigenschaft ist die oft intensiv blaue Farbe zu nennen. Beide Eigenschaften führten in der Folge auch zur Namensgebung des Minerals.

Kyanit gehört mit einer Dichte von 3,56 bis 3,67 g/dm3 zu den Schwermineralen zusammen mit Anatas, Brookit, Epidot und anderen. Es ist in Fluorwasserstoffsäure (HFaq) nur schwer löslich und schwach rot fluoreszierend.

Der Name Cyanit wurde dem Mineral 1789 von Abraham Gottlob Werner gegeben. Die Bezeichnung Disthen stammt von René-Just Haüy (1801).

Modifikationen und Varietäten

Kyanit ist Mitglied der Al2SiO5-Gruppe und trimorph mit den weiteren Mitgliedern Andalusit und Sillimanit, das heißt die chemische Substanz mit der Zusammensetzung Al2[O|SiO4] tritt ähnlich dem Kohlenstoff in drei verschiedenen Erscheinungsformen (Modifikationen) auf. Andalusit und Sillimanit kristallisieren allerdings im orthorhombischen Kristallsystem und das Aluminium ist anders koordiniert. [4]

Die seltene grüne Varietät wird als Chromkyanit bezeichnet.

Struktur

Allen Modifikationen gemeinsam sind die [AlO6]-Oktaeder, die über gemeinsame Kanten parallel zur c-Achse miteinander verknüpft sind. Kyanit besitzt im Gegensatz zu Andalusit und Sillimanit als Hochdruckmodifikation allerdings die dichteste Packung der Verbindung. Die Koordinations-Formel für Kyanit lautet Al[6]Al[6][O|SiO4] mit geringen Beimengungen an Fe3+ und Cr3+.

Bildung und Fundorte

Kyanit bildet sich metamorph in Aluminium-reichen klastischen Sedimenten (meist Pelite), die mittleren bis hohen Temperaturen und Drucken ausgesetzt waren (mesozonale Metamorphose vom Barrow-Typ). Typisch hierfür sind Schiefer, Gneise und Granulite, die aus Sedimenten entstanden sind. In Grünschiefern und Eklogiten erscheint Kyanit nur vereinzelt. Für den Druck-Temperatur-Ablauf während der Metamorphose ist er ein wichtiges Fazies-Leitmineral. Nur selten tritt er in Form dunkelblauer Kristalle von Schmuckstein-Qualität in Pegmatiten auf. Kyanit kann auch als Detritus in Sedimenten vorkommen.

Folgende Mineralien gehen Paragenesen mit Kyanit ein: Almandin, Biotit, grüne Hornblende, Muskovit, Quarz, Rutil, und Staurolith[5].

Kyanit ist ein typischer Gesteinsbildner und findet sich unter anderem in Minas Gerais in Brasilien, Prilep in Makedonien, Keivy auf Kola in Russland, Pizzo Forno/Val Piumogna in der Schweiz, Serbien, sowie Virginia in den USA.

Verwendung

als Rohstoff

Kyanit dient ebenso wie Andalusit und Sillimanit als Grundlage zur Herstellung hoch feuerfester Erzeugnisse sowie Porzellan. [4]

als Schmuckstein

Als Schmuckstein findet Kyanit eher selten Verwendung, da es wegen seiner ungewöhnlichen Härteeigenschaften und der vollkommenen Spaltbarkeit nur schwer zu schleifen ist. Aufgrund seiner Farbe kann es mit Aquamarin, Benitoit, Cordierit, Dumortierit, Saphir und blauem Turmalin (Indigolith) verwechselt werden. [6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Webmineral - Kyanite (engl.)
  2. a b c d MinDat - Kyanite (engl.)
  3. W.E. Tröger:Optische Bestimmung der gesteinsbildenden Minerale.4. neubearbeitete Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, 1971, ISBN 3-510-65011-5 (S.51)
  4. a b Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3 (s. 84/85)
  5. Hans Pichler und Cornelia Schmitt-Riegraf.Gesteinsbildende Minerale im Dünnschliff. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1987, ISBN 3-432-95521-9.
  6. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3, S. 212. 

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3

Weblinks


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