Sarder

Sarder
Karneol
Chemische Formel SiO2
Mineralklasse siehe Chalcedon
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse
Farbe orangerot, braunrot, dunkelrot
Strichfarbe weiß
Mohshärte 7
Dichte (g/cm³) 2,50-2,70
Glanz Glasglanz bis matt
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch muschelig
Spaltbarkeit keine
Habitus
Häufige Kristallflächen
Zwillingsbildung
Weitere Eigenschaften
Radioaktivität nicht radioaktiv

Karneol ist eine mikrokristalline, rötliche Variante des Chalcedon, also ein Aggregat von feinstem, in faseriger Form vorliegenden Quarz, dessen Kristalle so winzig sind, dass die feinkristalline Struktur nur unter dem Mikroskop zu erkennen ist. Er findet Anwendung als Schmuckstein.

Inhaltsverzeichnis

Farbe

Am höchsten geschätzt werden Karneole, die beim Durchblicken feurig rot, beim Blick auf die Oberfläche aber schwärzlich rot erscheinen. Daneben gibt es aber alle braunen Farbtöne, einfarbig, gestreift oder gefleckt bis hin zu hellen, beinahe rosa Exemplaren.

Ihre Farbe verdanken die Karneole dem Element Eisen, das in Form von Eisenoxid oder Eisenhydroxid in verschiedenen Mengen im Karneol auftritt. Entsprechend fällt die Farbe aus: Eisenoxid färbt den Stein rot, Eisenhydroxid braun. Bei Karneolen aus Indien hat die Sonnenhitze, der man die Rohsteine aussetzte, das Eisenhydroxyd in Eisenoxyd umgewandelt und somit zu der begehrten roten Farbe beigetragen. Was die Natur allein nicht schafft, dem hilft der Mensch womöglich nach: Karneole lassen sich durch Hitze dauerhaft farblich zum Rot hin verändern, eine komplizierte, allerlei Vorsicht erfordernde, aber seit dem Altertum bekannte Kunst unter anderem bei den Etruskern und Phrygern. Die mehr braunen Varietäten nannte man auch Sarder.

Seine Härte 7 ermöglicht die Verarbeitung des Karneols zu Schmuckzwecken. Häufig verarbeitet als Ringstein, für Ketten, wie auch für Kunstfiguren.

Etymologie

Die Herkunft der Bezeichnung Karneol ist nicht eindeutig. Die lateinische Bezeichnung im Mittelalter war corneolus, die schon allgemein vom Jahre 1078 an verwendet wurde. Später wurde der Stein auch cornelius genannt. So heißt es im 13. Jahrhundert bei Albertus Magnus: „corneolus, quem quidam cornelium dicunt“ (= corneolus, den man auch cornelius nennt).

In Physica, dem lateinisch abgefassten medizinischen Werk der heiligen Hildegard von Bingen (1098–1179) wird der Stein cornelius oder ähnlich genannt. Bei der so genannten Pariser Handschrift der Physica aus den Jahren 1425–1450 ist das Kapitel 4-23 über den Karneol überschrieben mit De Cornelione. Wie es dort heißt, wurde der Stein „wegen seiner Farbe nach der Kornelkirsche benannt“. In anderen Sprachen beginnt die Bezeichnung für Karneol meist mit corn, also einem o als zweitem Buchstaben. So geht nach dem New English Dictionary von Murray, Oxford 1893, der detailliert die Herkunft des Wortes behandelt, das heutige englische Wort cornelian für Karneol auf die mittelenglische (1000–1500) Bezeichnung corneline zurück, die ihrerseits vom altfranzösischen corneline stammt. Zum Teil werde es auf das lateinische Wort cornu = Horn zurückgeführt, weil die Farbe des Steins manchmal dem des Fingernagels gleiche, teils aber auch auf die rote Farbe der Kornelkirsche, die lateinisch cornum (Adjektiv: corneus) heißt. Im späten 15. Jahrhundert sei das Wort corneolus verfälscht worden zur carneolus, und zwar nach dem lateinischen Wort carneus = fleischfarben. Zwar gibt es im Englischen für den Schmuckstein auch die Bezeichnung carnelian (also wie im Deutschen a statt o). Die englischsprachige Chambers's Encyclopaedia, Ausgabe 1970, stellt aber hierzu unmissverständlich klar, dass es cornelian heißen muss: „Cornelian, ein Edelstein, oft fälschlicherweise carnelian genannt, ist ...“.

Das französische Wort für Karneol ist cornaline. Laut Großem Larousse, Ausgabe 1982, kommt die Bezeichnung von corne = Horn. Die spanische Bezeichnung ist ganz ähnlich, nämlich cornalina. Im Italienischen heißt der Schmuckstein corniolo und wird genauso geschrieben wie das italienische Wort für Kornelkirsche. Allerdings ist die Betonung anders: Im Sinne von Kornelkirsche wird corniolo auf der ersten Silbe betont, im Sinne von Karneol auf der zweiten (= corniólo).

Laut Hans Lüschen: Die Namen der Steine, Basel 1979, ist die häufigste Form dieses mittellateinischen Namens corneolus, daneben cornelius und corniol. Die Herleitung aus dem lateinischen corneus = hörnern (die Verkleinerungsform davon ist corneolus ) sei nicht so einleuchtend wie die aus dem lateinischen cornus = Kornelkirschenbaum (von dem die Verkleinerungsform ebenfalls corneolus ist) und cornum = Kornelkirsche. Beschreibungen in alten Büchern über Steine hätten die Farbe des Karneols mit der des Fleisches oder des Spülwassers von Fleisch verglichen. Darauf könnte es beruhen, dass sich im 15. Jahrhundert die Formen mit a, nämlich carniol, carneolus usw. durchsetzten. Carneolus sei als der Fleischfarbene verstanden worden.

Geschichte

Siegelring Ramses II. und seiner Frau Nefertari, Gold und Karneol

Im Alten Ägypten galt der Karneol aufgrund seiner an Blut erinnernden Farbe als „Lebensstein“. Daher spielte er bei Bestattungsritualen eine Rolle und wird auch im Ägyptischen Totenbuch erwähnt. Zahlreiche Karneole wurden auch im Grab Tutanchamuns gefunden.

Daneben wurde der Karneol bereits im Altertum als Schmuckstein geschätzt und findet sich insbesondere auf Ringen. Bekannte Beispiele sind:

Das Zypern-Museum in Nikosia besitzt zwei Halsketten aus Karneolperlen und zahnförmigen Muscheln, die in der Ausgrabungsstätte von Khirokitia im Süden der Insel an Skeletten von dort begrabenen Frauen gefunden wurden. Die Halsketten werden in die Zeit von 3.500–3.000 v. Chr. datiert. Der verwendete Karneol muss vom Festland importiert sein, da es ihn auf der Insel nicht gibt. Im 5.000-jährigen Troja wurde bei Ausgrabungen ebenfalls Schmuck aus Karneol gefunden. In der Römischen Kaiserzeit (0–375) war der Karneol das häufigste Material zur Herstellung von Gemmen. Oft waren sie Teil eines Ringes, der auch zum Siegeln benutzt wurde. In die Gemmen waren meist Glücks- und Schutzsymbole bzw. Schutzgottheiten eingeschnitten. Bei einfachen Soldaten bestand der Ring aus Eisen, bei Offizieren aus dem Ritterstand aus Gold. Wichtigste Quelle von Karneol war Indien. Bei Kalkriese nahe Osnabrück, dem wahrscheinlichen Ort der Varusschlacht (9. n. Chr.), hat man einen Eisenring mit Gemme aus Karneol gefunden, die ein Doppelfüllhorn mit dem Heroldstab des Merkur zeigt.

In spätrömischer Zeit kommen Karneolperlen vor allem in den östlichen Provinzen vor. Im nordalpinen Raum treten sie nur vereinzelt auf, so auch in Pfyn (Ad Fines) und Kaiseraugst (Schweiz).[1] 2005 wurden bei Großschwabhausen im Kreis Weimarer Land in einem Kindergrab aus dem 11./12. Jahrhundert 13 Perlen entdeckt, die vermutlich zu einer Kette gehörten. Vier der Perlen sind aus Karneol.

Da der Karneol leicht zu bearbeiten ist, wurde er gern als Siegelring benutzt. So trug Martin Luther einen Siegelring aus Gold mit einem Karneol, in den die so genannte Luther-Rose, das Wappen Luthers, eingeschnitten ist. Der Ring wurde um 1530 angefertigt, wahrscheinlich in Augsburg, und ist im berühmten Grünen Gewölbe des Dresdener Schlosses ausgestellt.

Der frühere hohe Rang des Karneols als Schmuckstein zeigt sich eindrucksvoll bei den so genannten „Juwelengarnituren“ August des Starken (1670–1733) und seines Sohnes, die ebenfalls im Grünen Gewölbe des Dresdener Schlosses ausgestellt sind und einen Hauptbestandteil des sächsischen Kronschatzes bilden. Von den neun Garnituren dort ist die umfangreichste mit 123 Einzelteilen die „Karneolgarnitur“. Sie wurde 1719 vollendet und ist weitgehend ein Werk der Augsburger Goldschmiede Gebrüder Dinglinger.

In der Neuzeit erlebte der Karneol eine Renaissance als Schmuckstein. Zu den bedeutendsten Verarbeitungsstätten zählen die Schleifereien in Idar-Oberstein. Der Stein war auch mehrfach Gegenstand literarischer Verarbeitung:

Johann Wolfgang von Goethe
Segenspfänder
(aus dem West-Östlichen Diwan)
Peter Paul Althaus
Wenn ich endlich einmal wüsste
(aus dem Traumstadt-Zyklus)
Talisman in Karneol,
Gläub’gen bringt er Glück und Wohl;
Steht er gar auf Onyx Grunde,
Küss’ ihn mit geweihtem Munde!
Alles Übel treibt er fort,
Schützet dich und schützt den Ort. (...)
„(...) Meiner Mutter Ohrgehänge
waren zwei Beryll-Kameen,
meines Vaters Halstuchnadel
war ein roter Karneol.
Edelsteine haben Kräfte:
grüner Pol und roter Pol. (...)“

1964 züchtete Professor Rupprecht im Auftrag des „Instituts für Zierpflanzenbau“ in Ost-Berlin eine neue Rosensorte und benannte sie nach dem Mineral Karneol-Rose. Das „Institut für Obstzüchtung“ in Dresden-Pillnitz entwickelte eine Sauerkirschsorte, die 1990 unter dem Namen Karneol-Kirsche anerkannt wurde. [2]

Bildung und Fundorte

Der Karneol tritt in der Natur entweder als sinterartiger Überzug von Gesteinen oder als Auffüllung von Hohlräumen auf. In manchen Achaten bildet er auch mehr oder weniger dicke Lagen innerhalb ihrer charakteristischen Bänderung. Häufig sind Karneole auch aus ihrem Ursprungsgestein herausgelöst und findet sich in den Geröllen der Flußablagerungen.

Die schönsten Karneole stammen aus Indien. Andere Fundstellen sind in Nordafrika, Japan, Australien, Sibirien und vor allem in Brasilien.

Esoterik

Im Mittelalter wurde der Karneol bisweilen in Amuletten getragen, die gegen Verzauberung schützen sollten. Hildegard von Bingen zählt ihn zu den wichtigsten Heilsteinen; er hilft angeblich u.a. gegen Blutungen, Kopfschmerz, Husten und Erkältungskrankheiten.

Bei Marbod von Rennes (1035–1123), Bischof dieser Stadt in der Bretagne, und bei Albertus Magnus (1193–1280) hatte der Stein neben dem Blutstillen auch die Wirkung, den Zorn zu besänftigen. Geradezu als Allheilmittel für den Charakter wurde der Karneol in einem Werk aus dem Jahre 1354, der Oeconomia von Konrad von Megenberg, gepriesen:

Wer schwach ist, aber fest sein möchte,
wer lau ist, aber brennen möchte,
wer feig ist, aber kühn sein möchte,
wer Knecht ist, aber Herr sein möchte,
der trage immer einen Karneol.

Auch noch in späteren Jahrhunderten misst man dem Karneol besondere Wirkung bei, und zwar auf Frauen. Der aufrichtige Jubilierer aus dem Jahre 1773 schreibt: „Der Karneol, von Männern getragen, lässt sie auf Frauen in seltsamer Weise anziehend wirken.“

Esoteriker ordnen den Karneol den Tierkreiszeichen Widder, Stier und Skorpion zu. Außerdem steht er nach Raphaell für den Planeten Mars (Planet) und nach Uyldert für den Planeten Jupiter. Der Schriftsteller und Dichter Theodor Körner ordnete den Karneol in seinem Gedicht Die Monatssteine dem Monat Juli zu.

Als Heilstein soll der Karneol in der Lage sein, der Arthritis, Depressionen, Neuralgien und Rheuma zu heilen, sowie Fieber und Infektionen zu lindern. Außerdem soll er die Vitalität fördern. Wissenschaftlich ist hiervon nichts belegt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. (Literatur: Martin, M. Das spätrömisch-frühmittelalterliche Gräberfeld von Kaiseraugst, Kanton Aargau, Derendingen 1991, Seite 32-33: flache quadratische Perle mit fazettierten Ecken in einem Frauengrab um 400 oder des frühen 5. Jahrhundert)
  2. www.cornelissen.de - Ein Stein voll wunderbarer Wirkungen

Literatur

  • Prof. Dr. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. BLV Verlags-gmbH, 1989, ISBN 3-405-12488-3
  • Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Basel 1979

Weblinks


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