Sassaniden

Sassaniden

Das Sassanidenreich (persischپادشاهی ساسانیان‎) war das zweite persische Großreich, das sich in der Spätantike etwa über die Gebiete der heutigen Staaten Iran und Irak sowie einige ihrer Randgebiete erstreckte. Es existierte zwischen dem Ende des Partherreichs und der arabischen Eroberung Persiens, also von 224 bis zur Schlacht von Nehawend im Jahr 642 beziehungsweise bis zum Tod des Großkönigs Yazdegerd III. im Jahr 651.

Das Sassanidenreich, das in der Forschung gelegentlich auch als Neupersisches Reich bezeichnet wird, war über Jahrhunderte hinweg eine bedeutende Großmacht und ein Rivale des römischen bzw. des oströmischen Reiches. Außer kriegerischen Auseinandersetzungen (siehe Römisch-Persische Kriege) gab es aber auch zahlreiche friedliche Kontakte zwischen Römern und Sassaniden, die sich in vielerlei Hinsicht gegenseitig beeinflussten.

Der Name des Reiches leitet sich von der letzten vorislamischen persischen Dynastie der Sassaniden (richtiger: Sasaniden) ab. Diese wiederum führten ihre Herkunft auf einen historisch kaum fassbaren Stammvater zurück, einen gewissen Sasan, der laut den Angaben später Quellen um 200 n. Chr. Oberpriester im Tempel der Anahita in Istakhr gewesen ist. Mit sehr wenigen Ausnahmen (erster Fall: Bahram Chobin 590) gehörten bis zum Schluss sämtliche Könige der Familie der Sassaniden an. In der modernen historischen Literatur wird der Begriff Sassaniden außer auf das Herrschergeschlecht auch auf die Bevölkerung ihres Reiches angewandt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gründung des Neupersischen Reichs

Gründer des Sassanidenreiches war Ardaschir I. (Regierungszeit 224–240), ein aufständischer Fürst aus dem Süden des Partherreichs, der Persis, wo die Sassaniden als Unterkönige fungierten. Nachdem er den letzten Partherkönig, den Arsakiden Artabanos IV., im Jahre 224 n. Chr. getötet hatte, nahm er dessen Platz ein, schaltete bald auch Vologaeses VI., den alten Rivalen des Artabanos, aus und eroberte 226 die parthische Hauptstadt Ktesiphon, die in der Folgezeit prächtig ausgebaut und Hauptresidenz der Sassanidenkönige wurde. Ardaschir war offenbar bestrebt, den Einfluss der mächtigen Adelsfamilien zu begrenzen, was ihm allerdings nur teilweise gelang. Er nannte sich auch König der Könige von Iran, wobei aber unter Iran nicht der heutige Staat verstanden werden darf, sondern vielmehr die von Iraniern bewohnten bzw. beanspruchten Gebiete. Ob sich die frühen Sassaniden bewusst in die Tradition der Achämeniden stellten, wie dies später recht explizit geschehen sollte, ist allerdings in der Forschung sehr umstritten, zumal in sassanidischer Zeit kaum noch konkrete Kenntnisse über diese altpersische Dynastie vorhanden waren.[1] Ein erster Schlagabtausch mit den Römern unter Kaiser Severus Alexander scheint 231/32 trotz hoher Verluste auf beiden Seiten weitgehend ergebnislos verlaufen zu sein. Nach dem Tod des Kaisers 235 griff Ardaschir jedoch erneut an und eroberte mehrere Städte. 240/41 konnte sogar das strategisch wichtige Königreich Hatra erobert werden (wenn die Eroberung vielleicht auch erst von seinem Sohn Schapur durchgeführt wurde, siehe unten).

Der Triumph Schapurs I. über Valerian, Philippus Arabs und Gordian III.

Ardaschirs Sohn, Großkönig (genauer wäre sahan sah, „König der Könige“) Schapur I. (240–270/272), nannte sich bereits König der Könige von Iran und Nicht-Iran. Er gilt als einer der bedeutendsten Sassanidenherrscher, der neben seinen militärischen auch innenpolitische Erfolge erzielen konnte. Schapur besiegte im Jahr 244 den römischen Kaiser Gordian III., der gegen ihn gezogen war, in der Schlacht von Mesiche und drang dann mehrmals tief in römisches Gebiet ein. In seinem Tatenbericht erwähnt er zwei große Züge, in dessen Verlauf er ins Römische Reich eindrang, Städte eroberte und plünderte. Im ersten Zug im Jahr 253 drang der König nach Syrien vor und eroberte Antiochia (ob die Stadt aber 253 oder erst 256 erobert wurde, ist unklar). Im Jahr 256 führte ein kleinerer Zug die Truppen des Königs bis Dura. Als Kaiser Valerian im Sommer 260 gegen ihn zog, konnte Schapur ihn zwischen Karrhai und Edessa gefangennehmen; dies war eine ungeheure und bis dahin unbekannte Schmach für die Römer. Schapur zog dann mit seinen Truppen über den Euphrat, eroberte erneut Antiochia, plünderte Kilikien und Kappadokien.[2]. Schapur ließ jedenfalls seinen Sieg durch die Erstellung beeindruckender Felsreliefs, zum Beispiel bei Bishapur, sowie einer monumentalen Inschrift in persischer, parthischer und griechischer Sprache bei Naqsh-i Rustam in der Nähe des alten Persepolis verewigen, den so genannten res gestae divi Saporis:

„Im dritten Feldzug, als wir gegen Karrhai und Edessa vorstießen und Karrhai und Edessa belagerten, da marschierte Kaiser Valerian gegen uns, und es war mit ihm eine Heeresmacht von 70.000 Mann. Und auf der jenseitigen Seite von Karrhai und Edessa hat mit Kaiser Valerian eine große Schlacht für Uns stattgefunden, und Wir nahmen Kaiser Valerian mit eigenen Händen gefangen und die Übrigen, den Prätorianerpräfekten und Senatoren und Offiziere, alle welche auch immer Führer jener Heeresmacht waren, alle diese ergriffen Wir mit den Händen und deportierten sie in die Persis.[3]

Auf dem Rückzug von Syrien musste Schapur allerdings eine schwere Niederlage durch den Palmyrener Septimius Odaenathus hinnehmen, der die Perser auch 262 angriff und bis zur Hauptstadt Ktesiphon vordringen konnte. Odaenathus stellte die römischen Grenzen wieder her, während Schapur im Osten gegen die Kuschan zu kämpfen hatte. Nach Ansicht einiger Forscher stand das Sassanidenreich in dieser Zeit am Abgrund, doch lassen die Quellen keine abschließende Bewertung der Lage zu. Den zu Schapurs Regierungszeit entstehenden Manichäismus begünstigte der König durch den Schutz Manis; zugleich stützte er sich aber stark auf den Zoroastrismus. Schapurs Sohn und Nachfolger Hormizd I. betrieb eine ähnlich tolerante Religionspolitik. Hormizd regierte jedoch kaum länger als ein Jahr, und unter seinen Nachfolgern Bahram I. (273–276) und vor allem Bahram II. (276–293) wurden die Manichäer, die auch im Römischen Reich Anhänger fanden, dann wiederholt verfolgt. Mani wurde hingerichtet. Ansonsten sticht innenpolitisch aus Schapurs Regierungszeit vor allem seine recht intensive Urbanisierungspolitik hervor. In den von Schapur gegründeten Städten wurden auch aus dem Westen Deportierte, darunter auch etliche Christen, die weiterhin ihren Glauben ausüben konnten, angesiedelt.

Bahram II. musste sich mehrerer Bedrohungen erwehren, so eines Angriffes der Römer unter Kaiser Carus, der offenbar sogar Ktesiphon einnehmen konnte, und einer Rebellion im Osten des Reiches. In der Regierungszeit des römischen Kaisers Diokletian mussten die Sassaniden dann unter König Narseh (293–302) nach einer schweren Niederlage gegen den Caesar Galerius 298 im Frieden von Nisibis einige Gebiete im nördlichen Mesopotamien und fünf Satrapien östlich des Tigris abtreten. Vorher war bereits Armenien dem sassanidischen Einfluss entglitten; die Römer setzten dort einen ihnen genehmen Arsakidenprinzen ein (die Arsakiden sollten in Armenien dann noch bis 428 herrschen).

Der Abwehrkampf der Sassaniden im Osten

Allerdings hatten die Sassaniden, ganz ähnlich wie die Römer, nicht nur an einer Front zu kämpfen. Auch das Neupersische Reich musste sich (wie schon die Parther) gegen Eindringlinge aus den Steppen Zentralasiens zur Wehr setzen: Die Pässe des Kaukasus mussten ebenso verteidigt werden (siehe beispielsweise das strategisch bedeutende Derbent) wie die stets gefährdete Nordostgrenze, wo die Sassaniden zunächst gegen die Kushan und Saken zu kämpfen hatten. Nicht selten erwiesen sich diese Völker als eine ernsthafte Bedrohung.

Der westliche Teil des Kushanreiches wurde vielleicht schon von Ardaschir I. besetzt. Jedenfalls sind bis etwa 360 mehrere Kronprinzen der Sassaniden, die den Titel Kushanshah [„König der Kushan“] trugen und als Gouverneure im Osten fungierten, belegt. Manch einer, wie ein Bruder Bahrams II., Hormizd, nutzte diese Position sogar für einen Usurpationsversuch aus. Der letzte belegte Kushanshah war wohl ein Bruder Schapurs II., der bei der Belagerung von Amida im Jahr 359 anwesend war.[4] Um 350 fielen auch die Chioniten in das östliche Perserreich ein; zu Beginn des 5. Jahrhunderts folgten ihnen die Hephthaliten (die „Weißen Hunnen“), die ein noch gefährlicherer Gegner waren und sich wiederholt auch in die inneren Angelegenheiten Persiens einmischten (siehe unten).

Auch nach der Zerschlagung des Hephthalitenreichs um 560 (wobei sich Reste ihrer Herrschaft jedoch im heutigen Afghanistan hielten) war die Gefahr nicht gebannt, da nun die Türken an Stelle der Hephthaliten traten, die sogar mit dem oströmischen Kaiser Justin II. ein (freilich nur kurzfristiges) Bündnis eingingen. Später halfen die Göktürken Kaiser Herakleios im Kampf gegen Chosrau II. Nach dem Ende des Sassanidenreichs leisteten dann die in Transoxanien beheimateten Völkerschaften auch den eindringenden Arabern einige Zeit noch erbitterten Widerstand.

Konfrontation und Koexistenz – die Kriege Schapurs II. und die Verständigungspolitik Schapurs III. und Yazdegerds I.

Im Verhältnis zu Rom kam es im Laufe der Zeit zu einer bemerkenswerten Wandlung: Die Römer akzeptierten die Sassaniden notgedrungen als nahezu gleichberechtigt. Für sie waren diese Perser keine Barbaren im engeren Sinne mehr (wie etwa die Germanen), sondern eine zivilisierte, gleichstarke und (fast) ebenbürtige Macht. Die Parther, von den Germanen und anderen Stämmen an den Grenzen Roms ganz zu schweigen, waren so nie von den Römern angesehen worden, auch wenn bereits die Arsakiden seit Augustus als die zweite souveräne Großmacht gegolten hatten. Umgekehrt sahen auch die Sassaniden die Römer in einem ähnlichen Licht, was die "Bruder"-Anreden in überlieferten Briefen deutlich macht:

„Ich, König der Könige, Sapor, Gefährte der Sterne, Bruder von Sonne und Mond, entbiete dem Caesar Constantius, meinem Bruder, alles Gute.“

Antwort des römischen Kaisers:

„Ich, Sieger zu Wasser und zu Lande, Constantius, immer der erhabene Augustus, entbiete meinem Bruder, dem König Sapor, alles Gute.[5]

Bis zum 6. Jahrhundert hatte sich ein ausgefeiltes diplomatisches Protokoll entwickelt, das bei oströmisch-persischen Kontakten zu beachten war. So wurde es üblich, Thronwechsel im eigenen Reich dem jeweils anderen offiziell mitzuteilen, ohne dass freilich die Kampfhandlungen deswegen abbrachen.

Unter dem bedeutenden Großkönig Schapur II. (309–379), unter dem das Reich wieder erstarkte, wurden die Christen aufgrund der Christianisierung des Römischen Reiches seit Konstantin dem Großen erstmals als Parteigänger Roms verfolgt. Der Großkönig führte seit 338 einen langen Krieg gegen die Römer unter Constantius II., wofür uns ab dem Jahr 353 glücklicherweise eine detaillierte Beschreibung des Historikers und Augenzeugen Ammianus Marcellinus zur Verfügung steht. Schapurs Ziel war es, den aus persischer Sicht schwer erträglichen Vertrag von 298 zu revidieren. Ihm gelangen nach anfänglichen Rückschlägen mehrere Siege; so konnte etwa die wichtige Festung Amida im Jahre 359 eingenommen werden. Dennoch gelang es Constantius, durch eine vorsichtige Defensivstrategie die römische Ostgrenze weitgehend zu halten, so dass Schapur die Kampfhandlungen bald abbrach: Gleichzeitig war es um 350 an der Nordostgrenze des Sassanidenreichs immer wieder zu Kämpfen mit den dortigen Völkern gekommen, vor allem mit den hunnischen Chioniten. Offenbar verliefen diese Kämpfe für die Sassaniden erfolgreich, da Schapur im Kampf gegen die Römer bald auch chionitische Truppen einsetzte.

Julians Persienfeldzug

Kaiser Julian Apostata, der Nachfolger des Constantius, wollte den Perserkrieg seines Vorgängers offenbar wieder aufnehmen und rückte im März 363 mit einem starken Heer von etwa 65.000 Mann in Mesopotamien ein. Bald stand der Kaiser, dem Schapur immer wieder geschickt ausgewichen war, vor Ktesiphon. Dort aber entschied er sich zur Umkehr. Inzwischen hatte der Großkönig seine Truppen versammelt und zog den Römern entgegen. Von seinen Nachschublinien abgeschnitten, fiel Julian am 26. Juni in einem Gefecht und ließ das römische Heer in einer verzweifelten Situation zurück. So musste schließlich Julians Nachfolger Jovian einem für die Römer ungünstigen Frieden zustimmen, um die Vernichtung des Heeres zu verhindern. Die Römer traten die regiones Transtigritanes und jene Gebiete in Mesopotamien wieder ab, die sie einige Jahrzehnte zuvor unter Galerius erobert hatten, so dass Schapur die Grenzen wieder nach Westen vorschieben konnte. Zudem fiel nun Nisibis an die Sassaniden.

Schapur III. (383–388) stellte die Christenverfolgungen ein und vereinbarte mit dem römischen Kaiser im Osten, Theodosius I., wohl 387 die Teilung des stets umstrittenen Armenien, wobei die erstarkte Stellung Persiens auch dadurch deutlich wurde, dass die Sassaniden rund vier Fünftel des Landes (Persarmenien) erhielten. Mit den Lösungen in Nordmesopotamien und Armenien scheinen aber auch die Römer zufrieden gewesen zu sein, so dass es im fünften Jahrhundert zu einer weitgehend friedlichen Koexistenz der beiden Großmächte kam, die nur von zwei kurzen Kriegen unter Theodosius II. unterbrochen wurde. In der Regierungszeit Bahrams IV. (388–399) kam es 395 zu einem Einfall von Hunnen, welche die Kaukasuspässe passierten und bis tief nach Mesopotamien eindrangen, während eine andere Gruppe auf römisches Gebiet vordrang; beide Gruppen konnten schließlich vernichtet werden. Das Gefühl einer gemeinsamen Bedrohung durch hunnische Völkerschaften dürfte dazu beigetragen haben, dass die persisch-römischen Beziehungen um 400 geradezu herzlich wurden.

Unter Yazdegerd I. (399–420) konnte das Christentum im Perserreich an Boden gewinnen, auch wenn es weiterhin gelegentlich zu Verfolgungen kam – zumindest teilweise allerdings als Reaktion auf christliche Provokationen. So kam es um 420 zu einer (begrenzten) Verfolgung, nachdem ein Bischof einen Feuertempel zerstört hatte und sich weigerte, Wiedergutmachung zu leisten. Aufgrund seiner ansonsten toleranten religiösen Haltung, die dem zoroastrischen Klerus missfiel, erhielt Yazdegerd I. jedoch später in der persischen Überlieferung den Beinamen „der Sünder“. Um 450 mussten die Sassaniden unter Yazdegerd II. einen gefährlichen Aufstand in Persarmenien niederschlagen, der sich ebenfalls an religiösen Fragen entzündet hatte.

Von Bahram V. bis Kavadh I. – Grenzkriege und innere Unruhen

Bahram V. Gor (420/421–439), einem Sohn Yazdegerds I., wurde die Königswürde aufgrund der Unbeliebtheit seines Vaters zunächst verweigert (man setzte Chosrau, einen Prinzen aus einer sassanidischen Nebenlinie, auf den Thron), so dass er sich den Thron mit Hilfe der arabischen Lachmiden, die eine bedeutende Rolle in der persischen Grenzverteidigung gegen Rom spielten, erkämpfen und zu diesem Zweck auch einige Kompromisse mit dem mächtigen Adel eingehen musste. Dennoch entwickelte sich Bahram V. zu einem der bedeutendsten Sassanidenkönige. Während seiner Regierungszeit musste er sich, nachdem es gleich zu Beginn zu einem kurzen, aber recht heftigen Krieg mit Ostrom gekommen war (bis 422), vor allem um den Schutz der Nordostgrenze kümmern, wo nomadische Steppenvölker die Sicherheit des Reiches bedrohten. In dieser Zeit tauchten offenbar erstmals die Hephthaliten auf, die Bahram 427 schlagen konnte, die aber bis zur Vernichtung ihres Reiches um die Mitte des 6. Jahrhunderts eine ständige Bedrohung für die Sassaniden darstellten [6]. So war auch die Regierungszeit von Bahrams Sohn Yazdegerd II. (439–457) vom Abwehrkampf an der Grenze geprägt. Eine militärische Konfrontation mit Kaiser Theodosius II., die sich wahrscheinlich an verweigerten römischen Tributen entzündet hatte, dauerte 441 nur wenige Wochen.

Nach der nur kurzen Regierungszeit Hormizds III. (457–459) gelangte dessen Bruder Peroz I. (459–484) gewaltsam auf den Thron. Unter ihm wurde schließlich die jetzt von der orthodoxen Kirche des Römerreiches getrennte „nestorianische“ assyrische Kirche des Ostens die prägende christliche Kirche in Persien. Damit endeten auch im Wesentlichen die Christenverfolgungen, zumal die assyrische Kirche der oströmischen Reichskirche in Konstantinopel feindlich gegenüberstand. Die Großkönige scheinen nun keine Kollaboration zwischen den Christen und Rom mehr befürchtet zu haben; nur in Persarmenien kam es fortan noch zu systematischen, politisch motivierten Verfolgungen. Der Abfall vom Zoroastrismus blieb allerdings prinzipiell ein Kapitalverbrechen.

Im 5. Jahrhundert waren die Beziehungen zu den Römern, wie erwähnt, zumeist friedlicher Natur, da nicht nur die Kaiser, sondern auch die Perser Probleme an anderen Fronten hatten. 484 fiel König Peroz im Kampf gegen die Hephthaliten, die zeitweise sogar Tribute von den Sassaniden empfangen hatten - ein Tiefpunkt der sassanidischen Geschichte. Allerdings spielten die Hephthaliten auch eine Rolle bei der Thronbesteigung Kavadhs I. (488–496 und wieder von 499–531), als er mit ihrer Hilfe seinen Konkurrenten Balasch (484–488) entmachten konnte. In Kavadhs Regierungszeit kam es aber auch zu inneren Wirren. Diese wurden zum Teil ausgelöst durch die teils religiöse, teils „sozialrevolutionäre“, von Teilen der unteren Bevölkerungsschichten getragenen Bewegung der Mazdakiten. Letztendlich konnte sich das Königtum jedoch behaupten. Kavadh, der zwischenzeitlich vertrieben und durch Zamasp (496–499) ersetzt worden war, aber mit Hilfe der Hephthaliten wieder an die Macht kam, gelang es sogar, die Stellung der Zentralregierung gegenüber den mächtigen Adelsfamilien zu stärken.

Die innere Krise scheint die militärische Schlagkraft der Perser kaum beeinträchtigt zu haben: 502 brach ein Krieg gegen die Römer unter Kaiser Anastasios I. aus; wieder ging es um verweigerte kaiserliche Jahrgelder. 503 gelang den Persern die Einnahme der wichtigen Stadt Amida am Tigris; der oströmische Gegenschlag (die Armee dürfte gut 50.000 Mann umfasst haben) scheiterte an der Uneinigkeit der Generäle. Doch konnten die Römer die Lage schließlich stabilisieren, und Kavadh musste sich zudem wieder seiner Nordgrenze zuwenden, wo hunnische Völker erneut angegriffen hatten. Der Krieg mit Ostrom flammte nach einem Waffenstillstand (507) und einer zwischenzeitlichen Entspannung der Beziehungen im Jahr 526 wieder auf und zog sich über mehrere Jahre hin, wobei die Hauptkampfhandlungen zunächst in Mesopotamien stattfanden; später wurde auch im Kaukasusraum gekämpft. Als Kavadh I. 531 starb, dauerten die Kämpfe noch immer an. Nachfolger wurde sein Lieblingssohn, der sich schließlich zum größten und berühmtesten Sassanidenkönig und einem der bedeutendsten Herrscher der gesamten Spätantike entwickeln sollte: Chosrau I.

Chosrau I. Anuschirvan – auf dem Höhepunkt der Macht

Das Sassanidenreich und die spätantike Mittelmeerwelt etwa zur Zeit Chosraus I.; die Grenzen der Randgebiete des Sassanidenreiches waren allerdings fließend.

Großkönig Chosrau I. Anuschirvan („mit der unsterblichen Seele“; 531–579) war der große Gegenspieler des nicht minder bedeutenden oströmischen Kaisers Justinian I. Während Chosraus Herrschaft erreichte das Reich seine größte Blüte, er selbst lebt in der Sagenwelt des Orients weiter, während sein Name als Kisra bei den Arabern bis heute das Synonym für „König“ ist (ähnlich wie Caesar als „Kaiser“ im Deutschen). Im Inneren entstanden prächtige Bauwerke, und der Ruf des hochgebildeten Großkönigs als Patron der Künste und Wissenschaften drang bis nach Athen: Nach der Schließung der Akademie von Athen im Jahr 529 suchten die letzten heidnischen Neuplatoniker 531 kurzzeitig Zuflucht im Perserreich.

Zunächst schloss Chosrau 532 den so genannten (und von hohen einmaligen Geldzahlungen an die Perser begleiteten) Ewigen Frieden mit Kaiser Justinian. Doch bereits 540 brachen erneut Kampfhandlungen aus, für die das umfassende Geschichtswerk des Prokopios von Caesarea als unsere wichtigste Quelle dient. Mehrmals drang Chosrau mit seiner Armee plündernd auf römisches Gebiet vor und konnte den oströmischen Truppen, die aufgrund von Justinians Restauratio imperii vor allem im Westen gebunden waren, einige empfindliche Niederlagen zufügen: Noch 540 wurde die Weltstadt Antiochia am Orontes erobert und geplündert, auf demselben Kriegszug machte Chosrau auch in anderen oströmischen Städten reiche Beute und deportierte Zehntausende nach Persien. Justinian sah sich nun gezwungen, den Krieg gegen die Perser wieder aufzunehmen und entsandte seinen magister militum Belisar in den Osten. Der Kriegsschauplatz erstreckte sich dabei von Lazika am Schwarzen Meer bis nach Mesopotamien. Die Römer und Sassaniden schlossen schließlich 562 erneut Frieden, wobei Justinian diesmal Tributzahlungen zustimmen musste, aber dafür die Kontrolle über Lazika behielt. Allerdings kam es nur wenige Jahre später unter Justinians Nachfolger Justin II. erneut zu Kampfhandlungen, wobei die Perser nach großen Anfangserfolgen 575 (oder 576) bei Melitene ihre seit langem schwerste Niederlage gegen die Römer hinnehmen mussten; Chosrau konnte nur mit Mühe entkommen, doch brachte der römische Sieg keine Entscheidung.

Gegen Ende seiner langen Herrschaft gelang es dem König, auch an der Südküste des Persischen Golfes und in Südarabien Fuß zu fassen. Oman und Jemen wurden persisch, was auch im Hinblick auf die dort verlaufenden Handelsrouten von Bedeutung war. Im Nordosten vernichtete Chosrau mit Hilfe der Türken um 560 das Reich der Hephthaliten, woraufhin allerdings die Türken deren Platz als Feind der Perser einnahmen. Im Inneren konnte Chosrau offenbar wenigstens zeitweise die Position des Königtums gegenüber dem Adel stärken und mehrere Reformen in Angriff nehmen. So wurde ein neues Steuersystem eingeführt, das vielleicht an das komplizierte Steuersystem des spätrömischen Reiches angelehnt war, und vier große Armeedistrikte wurden geschaffen. Allerdings scheint sich bereits in den 570er Jahren ein Scheitern der Reformen abgezeichnet zu haben, zudem erwies sich vielleicht gerade die letztgenannte Maßnahme als wenig glücklich, da die Armeekommandeure große Macht erhielten und zudem nach der Zerschlagung einer der Hauptarmeen an der Grenze der Weg ins Innere des Reiches frei war (siehe Islamische Expansion, bei der genau dieser Fall eintrat). Als Chosrau starb, hinterließ er ein mächtiges, aber auch von den langen Kriegen erschöpftes Reich.

Chosrau II. Parwez und der Perserkrieg des Herakleios

Darstellung König Chosraus II. auf einer Münze.

Chosraus Sohn Hormizd IV. (579–590) führte den 572 erneut ausgebrochenen Krieg gegen Ostrom mit wechselndem Erfolg fort und musste sich bald auch der Türken an der Nordostgrenze erwehren. Im Inneren versuchte er sich offenbar bei der Bevölkerung beliebt zu machen, wobei er jedoch den Fehler beging, gegen den Adel und die zoroastrischen Mobads (Priester) vorzugehen, so dass er 590 infolge einer Adelsrevolte gestürzt und durch seinen Sohn Chosrau II. Parwez („Sieger“; 590–628) ersetzt wurde, der später mit der Christin Schirin verheiratet war. Chosrau II. musste jedoch sehr bald vor einem Usurpator, dem fähigen General Bahram Chobin, ausgerechnet zu den Römern fliehen und erlangte seinen Thron 591 nur mit Hilfe des Kaisers Maurikios zurück, wofür die Römer erhebliche Gebiete (zurück-)erhielten. Chosrau II. gilt als der letzte bedeutende Sassanidenherrscher, und in den ersten 10 Jahren seiner Herrschaft waren die Beziehungen zum Westen so friedlich wie nie zuvor. Vermutlich war der Großkönig sogar vom Kaiser adoptiert worden.

Doch von 602 bis 629 tobte zwischen Oströmern und Sassaniden dann „der letzte große Krieg der Antike“ (James Howard-Johnston). Chosrau II., der mit Hilfe seines Beraters Yazdin die Staatsfinanzen saniert hatte und der die Schwäche des Oströmischen Reichs nach dem Sturz des Maurikios nutzte, präsentierte einen angeblichen Sohn seines 602 ermordeten Gönners und fiel daraufhin Anfang 603 in oströmisches Gebiet ein. Die Römer waren vorerst mit sich selbst beschäftigt: Während der (den Quellen nach) tyrannisch regierende Kaiser Phokas, der Mörder des Maurikios, von Herakleios, dem Sohn des Exarchen von Karthago, 610 gestürzt und getötet wurde, fielen persische Truppen in Syrien ein und drangen bis nach Kleinasien vor. 614 eroberten die Perser – offenbar mit Hilfe einheimischer Juden – Jerusalem und führten das angebliche Kreuz Christi fort, 615/16 erreichten persische Truppen zeitweilig Chalkedon. Seit 619 standen sassanidische Truppen in der Kornkammer des römischen Reiches, in Ägypten, und drangen im Westen bis in die Barka (möglicherweise bis vor Tripolis), im Süden (auf der Suche nach Gold) bis in den Sudan vor.

Solidus des Herakleios mit seinen Söhnen Konstantin III. und Heraklonas.

Während die Sassaniden in den vorangegangenen drei Jahrhunderten niemals ernsthaft versucht hatten, ihren Machtbereich im Westen über Armenien und Mesopotamien hinaus auszuweiten, brach Chosrau angesichts der militärischen Erfolge nun mit dieser Politik: Syrien und Ägypten wurden um 620 als dauerhafte Eroberung administrativ in das Perserreich integriert, ebenso wie es Jahrzehnte zuvor bereits mit Jemen und Oman geschehen war.

Fast schien es so, als sei das Reich der Achämeniden wieder auferstanden. In mehreren Feldzügen hatten die Sassaniden die Oströmer an den Rand des Untergangs gebracht und kontrollierten einen Großteil des Reiches, bis Kaiser Herakleios 622 wieder in die Offensive ging. In drei Feldzügen, die Herakleios bis in den Kaukasus führten, gelang es ihm, wenn auch nur unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte, das Blatt zu wenden und mehrere persische Verbände zu schlagen. Es zeigte sich nun, dass Chosrau II. den Krieg offenbar nicht mit aller Entschlossenheit führte: So standen starke Truppenverbände (eventuell sogar die besseren) in Ägypten, die sich auch nicht am Kampf gegen Herakleios beteiligten, zumal Chosrau seinen Kommandeuren, wie dem fähigen General Shahrbaraz, wohl nicht wirklich vertraute. Eine persische Großoffensive, die mit der Belagerung von Konstantinopel 626 durch die mit den Persern verbündeten Awaren verbunden war, scheiterte, zumal die Perser nicht auf das europäische Ufer übersetzen konnten. Seit etwa 620 scheinen die persischen Truppen in Hinblick auf Strategie, Ausrüstung und Taktik den Anschluss verloren zu haben: Die scheinbare Macht des Sassanidenreiches, das seine Leistungsfähigkeit in diesem Kampf stark überfordert hatte, erwies sich nun offenbar als brüchige Fassade. Entscheidend für die persische Niederlage aber waren vermutlich weniger die verzweifelten Aktionen des Kaisers, der zu keinem Zeitpunkt auf die Hauptstreitmacht der Sassaniden traf, als das Eingreifen der Türken in den Krieg: Ihre Angriffe führten dazu, dass die Perser einen Zweifrontenkrieg führen mussten, für den sie traditionell schlecht gerüstet waren.

Anfang Dezember 627 fügte Herakleios den Persern in der Schlacht bei Ninive eine Niederlage zu. Chosrau II., der sich in der Nähe aufhielt und von dem römischen Vorstoß überrascht worden war, musste fliehen und verlor damit sein Ansehen und seinen Rückhalt bei den Großen des Reiches; er wurde bald darauf (Februar 628) entthront und schließlich ermordet. Sein Nachfolger Kavadh II. ersuchte um Frieden. Die Sassaniden mussten das Kreuz Christi und alle eroberten Gebiete zurückgeben (629/630). Die im Grunde ungeschlagenen persischen Truppen zogen sich in das Reich zurück, und ihre Anführer griffen sogleich in den Kampf um die Krone ein.

Das Ende der Sassaniden

Nach der Ermordung Chosraus II. und dem Tod Kavadhs II., der nur wenige Monate regierte, folgten eine Zeit der Wirren und rund ein Dutzend schnell wechselnder Herrscher, wobei sogar zwei Töchter Chosraus – eigentlich kamen nur Männer als Thronfolger in Frage – und der (möglicherweise christliche) General Shahrbaraz für kurze Zeit auf den Thron gelangten. Die Quellenüberlieferung ist für diesen Zeitraum sehr unzuverlässig; selbst die Chronologie der Herrscher ist nicht immer gesichert.

Die islamische Expansion im 7. Jahrhundert

Das Ende des geschwächten Sassanidenreiches wurde in der Regierungszeit Yazdegerds III. (632–651) besiegelt, als die Heere der muslimischen Araber sowohl in die oströmischen Orientprovinzen als auch in das Sassanidenreich eindrangen. Dabei erwies sich auch die Beseitigung des Pufferstaates der Lachmiden durch Chosrau II. um 602 als strategischer Fehler. Dennoch leisteten die Perser durchaus entschlossen Widerstand. 634 (oder eher 635) konnten die Angreifer in der sogenannten Schlacht an der Brücke bei Kufa noch zurückgeschlagen und aus Mesopotamien verdrängt werden, doch dann unterlagen die Sassaniden in zwei Entscheidungsschlachten: Zunächst in der Schlacht von Kadesia 636 (oder 637; Sebeos gibt den 6. Januar 638 an), was den Verlust Ktesiphons und Mesopotamiens zur Folge hatte, und dann bei Nihawand 642 im iranischen Herzland (siehe dazu Islamische Expansion). Bereits 639 war den Arabern nach hartem Kampf die Eroberung der wichtigen Provinz Chuzestan gelungen. Yazdegerd musste fliehen, und das sassanidische Königtum verlor rapide an Ansehen, während sich einige persische Adlige bald mit den Invasoren verständigten; andere, die isolierten Widerstand leisteten, wurden militärisch besiegt. Möglicherweise hatten bereits 636 Teile des Heeres (genauer: die in Aserbaidschan stationierte Nordwestarmee) mit den Muslimen zusammengearbeitet, zur gleichen Zeit waren mit den letzten Lachmiden die ehemaligen arabischen Vasallen der Perser zum Islam übergetreten. Yazdegerd III. wurde 651 (oder 652) in Merw, im äußersten Nordosten seines zusammenbrechenden Reiches, von einem seiner Untergebenen getötet. Das Sassanidenreich hatte damit aufgehört zu bestehen, auch wenn einige Regionen (so etwa Deylam) noch längere Zeit Widerstand leisteten. Die Eroberung Irans kostete die Araber einen hohen Blutzoll.

Yazdegerds Sohn Peroz entkam an den chinesischen Kaiserhof der Tang und ließ sich in Chang'an nieder. Mit chinesischer Hilfe versuchte er während des Bürgerkrieges Alis gegen Muawiya (seit 656), die Macht zumindest im Osten Persiens wiederzuerlangen, was aber scheiterte.

Innerer Aufbau des Reiches, Gesellschaft, Religion und Militär

Königtum, Adel und staatlicher Aufbau

Das Perserreich der Sassaniden zeichnete sich besonders dadurch aus, dass die noch von den Parthern gepflegte Kultur im Stil des Hellenismus weiter zurückgedrängt wurde und stattdessen die iranischen Elemente stärker herausgestellt wurden, wenngleich die neuere Forschung dies in Teilen relativiert: So förderte Schapur I. durchaus die griechische Kultur, ähnlich wie sich später auch Chosrau I. für die Philosophie der Antike interessierte. Letztlich betonten die Sassaniden zwar die Unterschiede zu den Parthern, hielten aber faktisch in fast allen Bereichen zunächst weitgehend am Bestehenden fest.

Die neue Dynastie stand allerdings unter Legitimationsdruck; die ersten Sassaniden mussten sich – gerade im Krieg mit Rom – als würdige Könige erweisen. Zudem diente wohl das alte Perserreich der Achämeniden in gewisser Weise als Vorbild, was auch in der Selbstbezeichnung der Sassanidenherrscher zum Ausdruck kam, Könige der Könige zu sein. Allerdings wussten bereits die ersten Sassaniden offenbar nicht viel mehr über ihrer achämenidischen „Vorfahren“ bzw. „Urahnen“, als dass diese einst ein großes Reich beherrscht hatten (siehe oben). Das politische Konzept von Iran, vom Land der Arier, entstand erst in sassanidischer Zeit. Schapur I. war dann, wie erwähnt, der erste Großkönig, der sich als König der Könige von Iran und Nicht-Iran bezeichnen ließ. Der Herrscher war König von Gottes Gnaden und vom Samen der Götter, aber kein Gottkönig. Später wurden sogar die mythischen Urkönige Irans als Vorfahren miteinbezogen; diese Mystifizierung lebte unter anderem in dem im 6./7. Jahrhundert entstandenen Herrenbuch fort (siehe unten). Ansonsten bezogen die Sassanidenkönige ihre Legitimität vor allem aus ihrem „Glücksglanz“ (dem königlichen xvarrah) sowie aus der Demonstration ihrer persönlichen Fähigkeiten im Krieg und auf der Jagd.

Die Großkönige standen dem Hochadel gegenüber, in welchem die sieben großen Familien eine besondere Rolle spielten; die Situation scheint in manchem der des Heiligen Römischen Reiches im Hochmittelalter geähnelt zu haben: Starke Herrscher konnten dem „feudalen“ Adel ihren Willen aufzwingen, doch kam es auch immer wieder zu Thronwirren und Konfrontationen mit der Aristokratie (und dort vor allem gegenüber den mächtigen Adelsfamilien der Mihran, Suren und Karen, die bereits in parthischer Zeit eine bedeutende Rolle gespielt hatten und über große Besitzungen verfügten) und dem zoroastrischen Klerus. Allerdings wurde bis zur Endphase des Reiches fast ausnahmslos daran festgehalten, dass nur ein (körperlich unversehrtes) Mitglied des Hauses der Sassaniden den Thron besteigen durfte. Wie konfliktreich das Verhältnis zwischen Königen und Adligen letztlich war, ist in der Forschung sehr umstritten. Der Adel selbst gliederte sich wohl in vier Rangklassen: regionale Dynasten, Prinzen von königlichem Blut, Mitglieder der großen Familien und am Ende die so genannten Azatan, die geringeren Adligen.

Der Hof der Sassaniden kannte, wenigstens in seiner Frühzeit, einen Adelsrat, dessen Funktionen und Einflussmöglichkeiten aber schwer zu bestimmen sind. Adelsversammlungen erwähnt noch Prokopios von Caesarea (ca. 500 bis 562), doch die Funktion und Zusammensetzung dieser Organe ist unklar. Offenbar spielten der Adel und die Priesterschaft, deren Hierarchie sich erst im Laufe der Zeit ausprägte, bei der Bestimmung des Thronfolgers eine gewisse Rolle. Außerdem gab es ein später immer ausgeprägteres Hofzeremoniell sowie eine differenzierte Abstufung von Rangtiteln. Einer der höchsten Hofbeamten war der Hazaúrbed, der in der Frühzeit wohl Kommandeur der Leibwache des Königs gewesen war. Von Bedeutung war daneben auch der Wuzurg-framadar („Großwesir“). Vermutlich waren zumindest einige der wichtigsten Ämter (genau wie das Königtum) innerhalb bestimmter Adelsfamilien erblich. Einige Althistoriker sind im übrigen der Ansicht, das persische Zeremoniell habe dann dem spätantiken römischen als Vorbild gedient.

Söhne des Königs wurden zumindest in der Frühzeit oft mit Provinzstatthalterschaften betraut, daneben existierten aber auch regional herrschende Fürsten und sogar Teilkönige (wie in Armenien), denen die Verwaltung über größere Provinzen übertragen wurde. Allerdings ist es relativ unstrittig, dass das Reich unter den Sassaniden insgesamt stärker zentralisiert war als unter den Parthern und daher auch über eine größere Anzahl von Amtspersonen verfügte [7]. Dies umso mehr, als in der Schwächephase des Adels im späten 5. Jahrhundert (siehe Mazdakiten) teils Adelsland in Königsland umgewandelt werden konnte. Auch die Reformen Chosraus I. haben zeit- und teilweise die Position des Königtums gestärkt, etwa durch die Schaffung eines Dienstadels bzw. „Rittertums“ (die Dehkānān), wenngleich der Adel nach seinem Tod auch wieder an Macht gewann. An die sassanidische Hofverwaltung und Hofkultur sowie an das sassanidische Steuersystem, das seit Chosrau I. aus einer kombinierten Kopf- und Grundsteuer bestand, sollten später auch die Abbasiden anknüpfen.[8]

Kulturelles Leben und Gesellschaft

Szene aus dem Schāhnāme: Rostam erschießt Esfandyar mit einem von Simurgh verzauberten Pfeil.

Die einst reichhaltige sassanidische mittelpersische Literatur ist nach dem Ende des Reiches weitgehend verloren gegangen. Wir besitzen fast keine Werke (abgesehen von Fragmenten), die sich mit Sicherheit in die sassanidische Zeit zurückdatieren lassen; auch nicht das Avesta, dessen älteste bekannte Handschrift erst in nachsassanidischer Zeit entstanden ist. Eine wichtige Vermittlerrolle spielten jedoch mittelalterliche perso-arabische Autoren wie etwa Tabari, der auf heute verlorene spätantike Quellen zugreifen konnte und sie neu bearbeitete; Firdausi bearbeitete das in spätsassanidischer Zeit entstandene Herrenbuch (Xwadaynamag) und schuf mit dem (neupersischen) Königsbuch (Schāhnāme) ein unvergessliches Meisterwerk der Dichtkunst. Diese Werke erlauben wenigstens eine ungefähre Vorstellung vom Reichtum der weltlichen mittelpersischen Literatur, die historische Werke ebenso umfasste wie beispielsweise Poesie, Rechtsbücher, Romane aller Couleur, geographische Berichte, medizinische und astronomische Abhandlungen sowie Heldenepen. Hinzu kam natürlich noch umfangreiches religiöses Schrifttum.

Unter dem wohl bedeutendsten Sassanidenkönig, Chosrau I., der unter anderem Texte griechischer Philosophen und indische Märchen ins Mittelpersische übersetzen ließ (dies hatte nachhaltige Auswirkungen, da diese Texte so später den Arabern zugänglich wurden und diese, besonders unter den Abbasiden, daran anknüpfen sollten) entfaltete sich das Hofleben besonders prächtig: Die Jagd wurde kultiviert, auch wurden Schach und Polo am Hof des Großkönigs gespielt; außerdem wurde der prächtige Palast von Taq-e Kisra errichtet. Ebenso wie sein Andenken, das besonders lebendig blieb, wurde das von mehreren Sassanidenkönigen in späteren Erzählungen festgehalten und gepflegt, auch und gerade in islamischer Zeit. Die Erinnerung an Bahram V., der aufgrund seines Jagdgeschicks den Beinamen „der Wildesel“ (Gor) erhielt, sollte ebenso wie die an Chosrau II. in orientalischen Sagen weiterleben. Besonders der märchenhafte Hof Chosraus II. und seine Beziehung zu der Christin Schirin beflügelten die Phantasie der Nachwelt, was sich auch in mehreren muslimischen Dichtungen widerspiegelt (Schāhnāme, Nezamis Chosrau und Schirin etc.).

Der sassanidische Iran spielte eine bedeutende und nicht zu unterschätzende Rolle bei der Vermittlung von Wissen zwischen Ost und West: An den Hochschulen des Landes (besonders in Nisibis und Nischapur oder an der Akademie von Gundishapur) beschäftigte man sich unter anderem mit Medizin, Recht und Philosophie und rezipierte das griechisch-römische Wissen, umgekehrt gelangte über den Iran auch orientalisches, indisches und fernöstliches Wissen in den Westen. Im Iran nahmen Manichäer und Nestorianer ihre Missionstätigkeit auf, die sie bis an die Grenzen Chinas führte.

Zu den kulturellen Errungenschaften der Sassaniden gehört die Fortentwicklung und erfolgreiche Verbreitung des freischwebenden Kuppelbaus (hier lässt sich besonders im 6. Jahrhundert eine starke gegenseitige Beeinflussung von persischer und oströmischer Architektur beobachten) – ebenso übrigens wie raffinierter Zucker und die ersten Windmühlen, die in spätsassanidischer Zeit errichtet wurden. Bekleidungsstücke wie Hose und Turban wurden durch sie populär, ebenso wie die Ausrüstung mit Brustpanzer und Kettenhemd. Der ritualisierte Reiterzweikampf (mard-o-mard) erinnert in erstaunlicher Weise an den Tjost des europäischen Mittelalters. Die ritterlich-höfische Kultur des Islam und dann auch des Abendlandes wurde von den Sassaniden entscheidend (wenn auch teils nur indirekt) vorgeprägt – und es ist vielleicht kein Zufall, dass das Schach, lange Zeit das höfische Brettspiel par excellence, durch die Sassaniden in den Westen vermittelt wurde – schon der Name Schach leitet sich ab von Schah (dt. „König“).[9]

Die Gesellschaft war – glaubt man den späteren zoroastrischen Quellen – ab dem 5. Jahrhundert, ähnlich wie der Hofadel, in vier Klassen unterteilt, die man vielleicht als Kasten bezeichnen kann: 1) Priester und Richter, 2) Krieger, 3) Schreiber und 4) Bauern und Handwerker, auch wenn die Forschung sich über die Reihenfolge nicht immer einig ist. Die soziale Mobilität dürfte dabei größer gewesen sein, als es die späteren Quellen suggerieren. Obwohl in den Städten Händler und Handwerker eine große Rolle spielten, war die Mehrheit der Bevölkerung als Bauern auf dem Land tätig; sie profitierten auch von den Reformen Chosraus I., da sie nun ihr Land selbstständig bearbeiten durften und in einem geringeren Maße vom Adel (siehe dazu oben) abhängig waren als vorher. Eine bedeutende Rolle im Sassanidenreich spielten die zoroastrischen Priester (Mobads), die zugleich auch eine Richterfunktion ausübten und als Rechtsgelehrte wirkten.

Die Sklaven wurden im Sassanidenreich zwar als „Sachen“ angesehen, gleichzeitig aber auch als menschliche Wesen und waren so vor allzu grausamer Behandlung geschützt, wenngleich ihre Besitzer sie verkaufen oder verschenken durften. Zu berücksichtigen sind ferner die Kriegsgefangenen und Deportierten aus den römischen Gebieten, die im Sassanidenreich wiederangesiedelt wurden. So bauten römische Gefangene Gebäude und Brücken, die noch heute erhalten sind. Ob die Deportation von Römern ins Perserreich wirklich zu einem massiven Anstieg des Anteils der Christen an der Bevölkerung geführt hat, wie oft vermutet wird, ist heute umstritten.

Kunst

Hauptartikel: Sassanidische Kunst

Darstellung einer Jagdszene mit Chosrau I. (7. Jh.)

In der Kunst entstanden in sassanidischer Zeit einige bedeutende Werke, wie etwa die kunstvoll gestalteten Silberarbeiten (seltener sind Goldarbeiten), wobei sich der Stil der Silberarbeiten im Laufe der Zeit kaum änderte. Die Werke reflektieren den auch von spätantiken römischen Autoren beschriebenen Reichtum und die Pracht des Sassanidenhofes. Typisch war die Darstellung des Großkönigs zusammen mit Jagdszenen auf Silberschalen. Andere Silberarbeiten bilden beispielsweise kultische Handlungen ab. Mythologische Darstellungen sind seltener und lehnen sich offenbar an griechisch-römische Arbeiten an; es sind aber auch Arbeiten mit christlichen Motiven bekannt. Umgekehrt weisen etwa die heute bekannten Überreste der im sechsten Jahrhundert errichteten Polyeuktoskirche in Konstantinopel (siehe Mangana) zahlreiche sassanidische Elemente auf.

Darstellung des Königs Chosrau II. als Panzerreiter (Taq-e-Bostan)

Am imposantesten sind sicherlich die Felsreliefs der Dynastie (etwa bei Naqs-i Rustam); nach Darstellungen mit Schapur III. finden sich jedoch erst wieder Reliefs aus der Zeit Chosraus II., wie die bei Taq-e-Bostan, wo er unter anderem auf der Jagd dargestellt wird. Dort befindet sich auch eine eindrucksvolle Darstellung dieses Großkönigs als Panzerreiter (clibanarius). Die Reliefs bei Bishapur wurden auch nachweislich von fremden Künstlern, wahrscheinlich Kriegsgefangene Schapurs II., mitangefertigt. Die Reliefs wurden oft zum Gedenken an militärische Siege angefertigt und dienten damit auch Propagandazwecken, andere zeigen den König thronend zusammen mit seinem Gefolge.

In der Architektur sind außerdem Stuckarbeiten aus sassanidischer Zeit bekannt, die aus Gips angefertigt wurden, in späterer Zeit wohl auch als „Massenprodukt“: Es wurde ein Exemplar modelliert, das als Muster für andere diente. Im Bereich der Architektur sei nur auf die sassanidischen Städte Firuzabad und Bishapur verwiesen, wobei diese beiden auch mit am besten erforscht sind, sowie auf das in der Zeit von Schapur I. von römischen Gefangenen errichtete Gundishapur (nach R.N. Frye: das schönere Antiochia des Schapur; es sind aber auch andere Übersetzungen möglich), welches sich zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum entwickeln sollte. Die Palastbauten demonstrieren außerdem teils sehr eindrucksvoll die Technik der Sassaniden bei der Errichtung von Kuppelräumen.

Eine bedeutende Quelle stellen auch die sassanidischen Münzen dar: Auf der Vorderseite ist der König mit seiner individuellen Krone abgebildet, auf der Rückseite ist entweder der Feueraltar alleine, der Altar mit zwei Figuren am Rand oder aber eine Büste in den Flammen abgebildet. Die Sassaniden prägten (anders als die Parther) auch in Gold, doch dominierte bei weitem die Silberdrachme.[10]

Religion

Der Zoroastrismus beziehungsweise Mazdaismus war unter den Sassaniden zwar sehr einflussreich und wurde zumeist auch von den Königen gefördert, er kann aber dennoch nicht als die einzig akzeptierte und geförderte Religion bezeichnet werden. Zudem ist unklar, welche Variante dieses Glaubens in sassanidischer Zeit die vorherrschende war. Manche Historiker (sehr vorsichtig Klaus Schippmann, der aber eine durchgängige Staatskirche für unwahrscheinlich hält; Richard Frye) sprechen aber dennoch, wenigstens zeitweise, von einer sassanidischen „Staatskirche“, die aber, im Gegensatz zur spätrömischen christlichen Staatsreligion, nicht auf ein allgemeines Verbot der anderen Religionen hinwirkte. Letztlich ist dabei entscheidend, wie man „Staatskirche“ definieren will. Für genauere Aussagen ist die Quellenüberlieferung jedoch zu dürftig bzw. zu ungenau, auch wenn sich in den Inschriften Kartirs, wie an der Kaaba des Zoroaster, einige Hinweise finden, die aber mit größter Vorsicht zu gebrauchen sind. Demnach war Kartir jedenfalls eifrig bemüht, den zoroastrischen Glauben zu stärken und „Heiden“ zu bekehren.

Insgesamt waren die Sassaniden aber wohl relativ tolerant gegenüber anderen Religionen, zumal zu Beginn mehrere Religionen um die Einflussnahme stritten. Dies sieht man auch an der Rolle, die der Manichäismus unter Schapur I. spielte, wenngleich die Manichäer nach dem Tod Manis teils harten Verfolgungen ausgesetzt waren, nachdem die zoroastrischen Priester (Mobads) wieder stärkeren Einfluss auf König Bahram I. und vor allem Bahram II. nahmen. Besonders der oben erwähnte Kartir hatte auf den jungen König Bahram II. offenbar großen Einfluss. So heißt es auf einer Inschrift:

„Karder (Kartir), der Erlöser der Seele Varehrans (Bahrams)[11]

Kartir wurde später zum obersten Richter ernannt, was den Höhepunkt der Verknüpfung von Staat und zoroastrischer „Kirche“ darstellte. Unter Narseh scheint diese enge Verzahnung allerdings schon bald wieder aufgegeben worden zu sein.

Die Juden, die vor allem in Mesopotamien relativ stark vertreten waren, wo Ende des 6./Anfang des 7. Jahrhunderts der so genannte babylonische Talmud entstand,[12] wurden in der Regel als loyale Untertanen des Königs angesehen; ihnen blieben daher, von Ausnahmen abgesehen, Verfolgungen erspart.

Das Christentum hingegen sollte unter Schapur II., unter dem auch das Avesta gesammelt worden sein soll, zum ersten Mal verfolgt werden, allerdings aus politischen, nicht aus religiösen Gründen.[13] So weigerte sich der Katholikos Simon bar Sabbae, Steuern zur Finanzierung des Krieges gegen Byzanz durchzusetzen; wahrscheinlich wurde den Christen, nachdem das Römische Reich sich nun langsam zu einem Imperium Romanum Christianum wandelte, auch misstraut. Im 5. Jahrhundert formierte sich jedoch eine Art „innerpersische Kirche“ formierte (siehe Assyrische Kirche des Ostens, oft fälschlich als „nestorianische Kirche“ bezeichnet; 410 war auf der Synode von Seleukia-Ktesiphon eine eigene Kirchenorganisation geschaffen worden), die deshalb schließlich nicht mehr das Ziel von Verfolgungen war. Wenngleich es unter Chosrau I. in Armenien zu Repressalien gegen Christen kam, garantierte dieser Herrscher 562 den Christen die freie Religionsausübung. Unter Chosrau II. wurde das Christentum zeitweilig wieder gefördert: Chosraus Lieblingsfrau Schirin war selbst Christin, ebenso wie Chosraus Hofarzt Gabriel von Schiggar, wobei das Christentum vor allem in Mesopotamien an Boden gewann. Allerdings traten teils Spannungen zwischen den verschiedenen Konfessionen auf, wie etwa zwischen Monophysiten und „Nestorianern“ (zu denen auch der wichtigste Finanzbeamter Chosraus II., Yazdin, gehörte), wobei letztere eine recht erfolgreiche Missionstätigkeit im Osten ausübten. Wichtige Informationen zur Situation der Christen im Sassanidenreich liefert die Chronik von Seert.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass innen- und außenpolitische Faktoren bei der Religionspolitik der verschiedenen Herrscher eine wenigstens nicht unwichtige Rolle spielten, während die Sassaniden insgesamt eine größere Toleranz gegenüber Andersgläubigen an den Tag legten, als es viele der zeitgenössischen christlichen Kaiser im spätantiken Römischen Reich taten.[14]

Teils wird vermutet, der Zoroastrismus habe in spätsassanidischer Zeit eine Krise durchlebt und zahlreiche Anhänger verloren; gegen diese Annahme spricht aber, dass es offenbar bis ins frühe 10. Jahrhundert dauerte, bis die Zoroastrier im Iran gegenüber den Muslimen in die Minderheit geraten waren.

Wirtschaft

Verlauf der Seidenstraße im Mittelalter

Wie stark die Ökonomie des Sassanidenreiches war, ist in der Forschung umstritten. Während Gelehrte wie Zeev Rubin von einer schwachen, primitiven und weitgehend auf Tauschhandel basierenden Wirtschaft ausgehen, warnen Historiker wie James Howard-Johnston davor, die ökonomische Leistungsfähigkeit des spätantiken Perserreiches zu unterschätzen.

Ungeachtet einiger Städtegründungen (die Sassaniden waren wesentlich mehr an Städten interessiert als ihre Vorgänger, die Arsakiden) und des prächtigen Ausbaus der königlichen Hauptresidenz Ktesiphon war die Landwirtschaft wie überall in der Alten Welt der wichtigste Wirtschaftszweig. Sie erbrachte auch die meisten Steuern, wenn die Besteuerung auch lange Zeit nicht besonders effizient war, was sich jedoch wenigstens zeit- und teilweise durch die Reformen Chosraus I. im 6. Jahrhundert änderte. Besonders wichtig war in diesem Zusammenhang (das nicht iranische) Mesopotamien, wo wohl rund zwei Drittel der Steuereinnahmen erbracht wurden. Durch die Förderung der Städte prosperierten aber auch andere Wirtschaftszweige, vor allem das Handwerk und die Textilindustrie.

Darüber hinaus profitierte die Wirtschaft der Sassaniden von der Tatsache, dass mehrere bedeutende Handelsrouten durch das von ihnen kontrollierte Gebiet verliefen wie etwa die Seidenstraße. Aber auch aus dem Zwischenhandel mit Ostrom schlugen sie Gewinn; mehrmals versuchten die Römer, die sassanidischen Zwischenhändler auszuschalten, was nicht gelang. Erst unter Justinian I. kamen die Oströmer in den Besitz von Seidenraupen, doch sollten noch Jahrzehnte vergehen, bevor sich eine nennenswerte römische Seidenindustrie entwickelt hatte. Bei der Kontrolle der wichtigsten Ost-West-Handelsrouten half den Sassaniden auch, dass sie den Seehandel im westlichen Indischen Ozean lange Zeit weitgehend unter Kontrolle hatten; so wurde der Handel mit Indien und Ceylon im 6. Jahrhundert vor allem von sassanidischen Kaufleuten abgewickelt. Auch mit dem südlichen Russland wurde ein reger Handel getrieben, vor allem im Bereich des Kaspischen Meeres. Zu China unterhielten die Sassaniden, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, ebenfalls Kontakte: So gelangten an den Hof der nördlichen Wei zwischen 455 und 522 insgesamt zehn Gesandtschaften. Nach der Wiedervereinigung Chinas 589 unter der Sui-Dynastie wurden erneut Kontakte geknüpft, die bis zum Ende des Sassanidenreiches Bestand haben sollten; der letzte sassanidische Kronprinz, Peroz, floh gar an den Hof der Tang-Dynastie.[15]

Militärwesen

Militärisch zeigte sich das Sassanidenreich seinen Gegnern weitgehend gewachsen. So konnte es auch dem Ansturm der Hunnen ab dem 4. Jahrhundert standhalten. Die Stärke der sassanidischen Armeen, deren Generäle den Titel Spaúhbed (Spahbad, Spahbed u.ä.) trugen und sich häufig aus den großen Magnatenfamilien rekrutierten, lag in ihren schwergepanzerten Reitern, den Kataphraktoi und Clibanarii, denen die Römer anfangs nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatten. Bis zum Schluss waren die schweren Lanzenreiter sowie die berittenen Bogenschützen die wichtigsten Einheiten der persischen Armee. Etwa ab dem 5. Jahrhundert unterschieden diese sich in Ausrüstung und Kampfweise kaum mehr von ihren oströmischen Gegnern.

Die Reiter waren in der Regel gepanzert, verfügten über eine Lanze, Schwert, Streitaxt und zwei Bögen und 30 Pfeile. Es existierte auch eine Elitereiterei, die wie die Leibgarde der Achämenidenzeit die Unsterblichen genannt wurde. Die schwergepanzerten Reiter, die vielleicht Pate standen für die späteren europäischen Ritter, genossen ein hohes Ansehen. Sie waren den römischen Truppen der Spätantike absolut gewachsen, unterlagen aber wie diese schließlich der wendigeren leichten Reiterei der Araber.

Vermutlich lag die maximale Stärke der Armee (wenn man den Quellen trauen darf) zwischen 50.000 und vielleicht 100.000 Mann; genauere Angaben sind nur schwer zu machen. Zum Heer gehörten natürlich nicht nur Reiter, obwohl sie aufgrund der Weite des Raumes den wichtigsten Bestandteil ausmachten, sondern auch Kriegselefanten, Infanterie, die teils zwangsverpflichtet wurde und einen weniger guten Ruf genoss als die Reiterei, sowie bei Bedarf Truppen mit Belagerungsgerätschaften. Diese wussten die Sassaniden durchaus zu benutzen, wie uns die Berichte bei Ammianus Marcellinus und Prokop sowie die Ausgrabungen in Dura Europos verraten. Ohnehin gewährt uns Ammianus viele wertvolle Einblicke in die sassanidische Kriegsführung (vgl. z.B. Ammian 19,5) sowie in das Sassanidenreich an sich (besonders Ammian 23,6). Allerdings unterliefen ihm einige kleinere Fehler, zumal er sich dabei teils auf ältere Quellen verließ. Eine unschätzbare und insgesamt sehr zuverlässige Quelle ist Ammianus jedoch hinsichtlich der Militäraktionen an der römischen Ostgrenze zur Zeit Schapurs II.; ähnlich wertvoll ist dann Prokops Bericht über die Kriege unter Chosrau I. bzw. Justinian I. im sechsten Jahrhundert.

Chosrau I. teilte das Reich in vier Militärdistrikte auf und unterstellte jeden davon einem Spahbad, während die Grenzdistrikte der Kontrolle von Marzbans (eine Art Markgraf) unterstanden. Auch sorgte er wohl dafür, dass das Militär wieder stärker an den König als an die großen Adelshäuser gebunden war. Allerdings scheint sich dies bereits unter seinem Sohn Hormizd IV. wieder geändert zu haben.[16]

Nachwirkung der Sassaniden

Mit der Zerschlagung des Sassanidenreiches und der Eroberung der oströmischen Orientprovinzen beendeten die Araber endgültig die Spätantike. Doch beeinflussten sassanidische Traditionen in der Folgezeit auch die islamischen Araber noch in erheblichem Maße.

So wurde der Hof der Sassaniden Vorbild für den Hof der Abbasiden in Bagdad, und Herrscher wie Chosrau I. fanden großen Anklang. Auch die Hinwendung zur Philosophie der Antike, die vor allem am Hof Chosraus I. gepflegt worden war, ist eine Parallele, sowie die Leistungen der späteren islamisch-persischen Literatur. Das Persien der Sassaniden endete nicht sang- und klanglos, sondern fand einen wirkungsmächtigen Nachhall – Chosrau I. etwa erscheint auch in den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht.

Nach einer schiitischen Tradition heiratete eine Tochter Yazdegerds III. den al-Husain ibn 'Alī und wurde somit die Mutter des vierten Imams Ali Zain al-Abidin, was den schiitischen Imamen neben der islamischen auch eine dynastische Legitimation – auf beiden Seiten allerdings nur in weiblicher Linie – verleihen sollte. Derartige Legenden waren im Orient aber üblich (auch die Sassaniden hatten auf eben diese Weise im Nachhinein eine angebliche Verwandtschaft mit ihren Vorgängern, den Arsakiden, konstruiert) und sollten als höchst unglaubwürdig betrachtet werden. Auch die tadschikischen Samaniden beriefen sich seit dem 9. Jahrhundert auf eine Abstammung von den Sassaniden. Zudem dürfte der spätsassanidische Zoroastrismus Einfluss auf den frühen Islam ausgeübt haben - allerdings ist das Ausmaß dieser Beeinflussung in der Forschung umstritten.

Die moderne Forschung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten recht intensiv mit den Sassaniden auseinandergesetzt, wobei in der Regel auf die originären Leistungen der Sassaniden (siehe oben) sowie auf die Bedeutung des Sassanidenreichs als Bindeglied zwischen Ost und West aufmerksam gemacht wird. Im Hinblick auf den Übergang von den Parthern zu den Sassaniden hat unter anderem Ehsan Yarshater größere Brüche bestritten: Die Sassaniden knüpften vielmehr politisch und kulturell an das Partherreich an, wenn auch die spätsassanidische Überlieferung ein anderes Bild zu vermitteln versucht. Bezüglich der Nachwirkung der Sassaniden hat unter anderem Richard Nelson Frye immer wieder darauf hingewiesen, dass das Sassanidenreich einen großen Einfluss auf die Entwicklung des islamischen Iran gehabt hat, wie auch der Einfluss der Sassaniden auf Rom bzw. Byzanz und vielleicht auch auf China nicht unterschätzt werden sollte. Viele Historiker, die sich mit der Spätantike (wenigstens im Osten) beschäftigen, beziehen daher auch das Sassanidenreich in ihre Forschungen mit ein.[17] Mit dem Ende des Sassanidenreichs, welches kulturell in vielerlei Hinsicht der Höhepunkt des alten Persiens gewesen ist, endete auch endgültig die altorientalische Geschichte und eine neue Epoche begann.

Siehe auch

Quellen

Die Überlieferung zu den Sassaniden ist zwar weitaus umfangreicher als für die Parther; doch alle Quellen – für die Frühzeit des Reiches Cassius Dio sowie Herodian, für die Spätantike römische Autoren wie Ammianus Marcellinus, Priskos, Prokopios von Caesarea, Agathias oder Theophylaktos Simokates, außerdem armenische und syrische (beispielsweise die Chronik von Arbela oder der Anonymus Guidi) mittel- (Pahlawi) und neupersische sowie arabische Texte (beispielsweise Tabaris Universalgeschichte) – bieten ihre jeweils eigenen Probleme, die ihre Auswertung erschweren. Bei den westlichen Quellen ist zu beachten, dass sie die Sassaniden in der Regel als Feinde wahrnahmen und dementsprechend auch ihr Urteil über sie negativ beeinflusst war. Die meisten orientalischen Texte hingegen berichten aus einem Abstand von mehreren Jahrhunderten, was ihre Zuverlässigkeit stark einschränkt; so etwa Tabari oder Eutychios von Alexandria. Insgesamt lässt sich also sagen, dass der größte Teil unserer Quellen entweder aus räumlicher oder zeitlicher Distanz berichtet, was nicht zuletzt auf den weitgehenden Verlust der einst reichhaltigen profanen mittelpersischen Literatur zurückzuführen ist. Aus diesem Grund herrscht über viele Aspekte der sassanidischen Geschichte und Gesellschaft Unklarheit.

Berühmt sind zudem die großen Felsinschriften und Reliefs (wie bei Naqs-i Rustam) aus der Frühzeit des Reiches. Sie stellen wichtige Primärquellen dar, stammen aber fast ausschließlich nur aus den ersten Jahrzehnten der Dynastie. Außerdem sind einige bedeutende Kunstwerke (vor allem im Bereich der Toreutik), Siegelsteine, Münzen (auf denen jeder Großkönig eine speziell angefertigte Krone trug) und Bauwerke aus sassanidischer Zeit erhalten.

Eine solide Auswahl an übersetzten Quellenauszügen bieten:

  • Engelbert Winter und Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt, Berlin 2001. Neben einigen übersetzten Quellenauszügen bietet der Band einen knappen Abriss der sassanidischen Geschichte. Besprechung (Plekos 3, 2001).
    • überarbeitete Aufl.: Rome and Persia in late antiquity: neighbours and rivals. Cambridge 2007.
  • Michael H. Dodgeon und Samuel N. C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars (AD 226–363). London und New York 1991.
  • Geoffrey B. Greatrex und Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook. London und New York 2002. Die beiden englischsprachigen Quellenbände bieten eine relativ umfassende Geschichte der römisch-persischen Beziehungen; wobei der zweite Band besonders empfehlenswert ist. Besprechung (Plekos 4, 2002)

Des Weiteren sei vor allem auf Tabari hingewiesen:

  • Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden. Aus der arabischen Chronik des Tabari. Übersetzt und mit ausführlichen Erläuterungen und Ergänzungen versehen von Theodor Nöldeke, Leiden 1879 (ND 1973).
  • Ṭabarī. The Sāsānids, the Byzantines, the Lakhmids, and Yemen. Übersetzt und kommentiert von Clifford Edmund Bosworth. Albany/NY 1999.

Zu den anderen Quellenausgaben sei auf die Bibliographie der jeweiligen Artikel verwiesen. Daneben sei auf den Überblick in der Cambridge History of Iran, Bd 3.2, S. 1269ff. aufmerksam gemacht.

Literatur

Im Folgenden wird nur eine begrenzte Auswahl aus der mittlerweile recht umfangreichen Sekundärliteratur genannt. Relativ aktuelle und ausführliche Bibliographien finden sich unter anderem in der Cambridge History of Iran, Bd. 3.2, Cambridge u.a. 1983, S. 1293ff.; in Wiesehöfer, Das antike Persien, Düsseldorf 2005, S. 365ff. (kommentiert) sowie im Sasanika-Projekt. Speziell sei auf die betreffenden Artikel in der EIr aufmerksam gemacht.

  • Michael Alram und Rika Gyselen (Hrsg. [Bd. 1]): Sylloge Nummorum Sasanidarum. Bd. 1ff., Paris, Berlin und Wien 2003ff.
    Wichtiger Münzkatalog
  • Henning Börm: Prokop und die Perser. Untersuchungen zu den römisch-sasanidischen Kontakten in der ausgehenden Spätantike. Franz Steiner, Stuttgart 2007, ISBN 3-515-09052-5.
    Nicht zuletzt wegen einer sehr umfassenden Bibliographie nützlich.
  • Henning Börm: Das Königtum der Sasaniden - Strukturen und Probleme. Bemerkungen aus althistorischer Sicht. In: Klio 90, 2008, S. 423ff.
  • Carlo Cereti: La Letteratura Pahlavi. Introduzione au testi con riferimenti alla storia degli studi e alla tradizione manoscritta. Mimesis, Mailand 2001, ISBN 88-87231-39-7
    Die derzeit beste und neueste Einführung in die mittelpersische Literatur.
  • Arthur Christensen: L'Iran sous les Sassanides. 2. Aufl., Munksgaard, Kopenhagen 1944 (Nachdruck Zeller, Osnabrück 1971, ISBN 3-535-01195-7).
    Ein immer noch nützliches, aber natürlich in vielem völlig veraltetes Werk.
  • Touraj Daryaee: Sasanian Persia. The Rise and Fall of an Empire. I. B. Tauris, London 2009.
  • James Howard-Johnston: East Rome, Sasanian Persia and the End of Antiquity: Historiographical and Historical Studies (Collected Studies). Aldershot 2006, ISBN 0-86078-992-6.
    Eine sehr empfehlenswerte Aufsatzsammlung von Howard-Johnston [mit einem neuen Originalbeitrag], der sich eingehend mit den sassanidisch-römischen Beziehungen beschäftigt hat.
  • Richard Nelson Frye: Persien. Kindler, Zürich 1962.
    Eine ältere Darstellung, in der jedoch gut dargestellt wird, wie das sassanidische Persien auch in der islamischen Welt nachwirkte.
  • Richard Nelson Frye: The History of Ancient Iran. Handbuch der Altertumswissenschaft, 3. Abt., T. 7. Verlag C.H. Beck, München 1984, S. 287ff. ISBN 3-406-09397-3
    Gute Gesamtdarstellung (vor allem der politischen Geschichte).
  • Geoffrey B. Greatrex: Rome and Persia at War, 502–532. Cairns, Leeds 1998, ISBN 0-905205-93-6
  • Geoffrey B. Greatrex: Byzantium and the East in the Sixth Century. In: Michael Maas (Hrsg.), The Cambridge Companion to the Age of Justinian. Cambridge Univ. Press, Cambridge 2005, S. 477ff., ISBN 0-521-81746-3
    Sehr gute, knappe Darstellung der römisch-sassanidischen Beziehungen im 6. Jahrhundert.
  • Arafa Mustafa, Jürgen Tubach, G. Sophia Vashalomidze (Hrsg.): Inkulturation des Christentums im Sasanidenreich. Reichert Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-89500-560-2.
  • Parvaneh Pourshariati: Decline and Fall of the Sasanian Empire. Tauris, London 2008.
    Populärwissenschaftliche Darstellung, die innere Krisen für den Untergang des Reiches verantwortlich zu machen sucht.
  • Zeev Rubin: The Sasanid Monarchy. In: Averil Cameron u.a. (Hgg.), The Cambridge Ancient History 14. Cambridge 2000, S. 638ff.
    Eine gute, knappe Einführung auf dem neuesten Forschungsstand; allerdings ist Rubins Einschätzung des Sassanidenreiches als eines unterentwickelten Staates mit inneren Spannungen und einer primitiven Wirtschaft nicht unumstritten.
  • Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-07826-8
    Eine recht solide Einführung, die sowohl die Geschichte der Sassaniden (in Grundzügen) als auch Verwaltung, Religion und Kunst behandelt. Es finden sich dort auch weitere Hinweise.
  • Geo Widengren: Iran, der große Gegner Roms: Königsgewalt, Feudalismus, Militärwesen. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Bd. II.9.1 (1979), S. 219–306.
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Neuauflage, Albatros, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96151-3.
    Wohl das beste deutschsprachige Handbuch bezüglich der antiken persischen Großreiche, wobei die Ereignisgeschichte jedoch eher am Rande behandelt wird.
  • Josef Wiesehöfer: Rūm as Enemy of Iran. In: Erich Gruen (Hrsg.), Cultural Borrowings and Ethnic Appropriations in Antiquity. Stuttgart 2005, S. 105–120.
  • Josef Wiesehöfer, Philip Huyse (Hrsg.): Eran ud Aneran. Studien zu den Beziehungen zwischen dem Sasanidenreich und der Mittelmeerwelt. Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08829-6 (Oriens et Occidens 13).
    Aufsatzsammlung mit aktuellen Beiträgen von führenden Experten für das spätantike Persien.
  • Ehsan Yarshater (Hrsg.): The Cambridge History of Iran. Bd. 3 (2 Teilbände), Cambridge und anderswo 1983.
    Wichtige Gesamtdarstellung.
  • Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopaedia Iranica (EIr). Routledge & Paul, London 1985ff. (Band 1ff.; siehe auch http://www.iranica.com)

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. beispielsweise Ehsan Yarshater, Were the Sasanians Heirs to the Achaemenids?, in: La Persia nel medioevo, Rom 1971, S. 517–530 sowie Josef Wiesehöfer, Iranische Ansprüche an Rom auf ehemals achaimenidische Territorien, in: Archäologische Mitteilungen aus Iran 19 (1986), S. 177–185. Eine gute Zusammenfassung der Diskussion bietet jetzt Erich Kettenhofen, Die Einforderung der achaimenidischen Territorien durch die Sāsāniden – eine Bilanz, in: S. Kurz (Hg.), Yādnāme-ye Iradj Khalifeh-Soltani. Festschrift Iradj Khalifeh-Soltani zum 65. Geburtstag, Aachen 2002, S. 49–75.
  2. Das genaue Jahr der Niederlage Valerians war lange Zeit Thema der wissenschaftlichen Diskussion. Gegen 260 (und eher für 258 oder 259) argumentiert etwa Frye, History of Ancient Iran, S. 297, in der Regel wird dieses Jahr aber akzeptiert. Siehe auch die Ausführungen von Erich Kettenhofen, Das Jahr 7 Kaiser Valerians (PDF). Allgemein zur Ereignisgeschichte: Richard Frye, The political history of Iran under the Sasanians, in: Yarshater, Cambridge History of Iran, Bd. 3, S. 116–177, sowie Schippmann, Grundzüge, S. 10–79.
  3. SKZ, §18–22, griechische Fassung; Übersetzung entnommen aus: Engelbert Winter/Beate Dignas, Rom und das Perserreich, Berlin 2001, S. 98, siehe auch die Quellenangaben. Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, wurde auf die Ergänzungs- und Auslassungszeichen verzichtet.
  4. So kann man zumindest Ammianus Marcellinus 19,1, interpretieren, da die dort beschriebene Krone nicht auf die Krone Schapurs II. passt, die auf Münzen abgebildet ist. Vgl. dazu A. D. H. Bivar, The History of Eastern Iran, in: E. Yarshater, The Cambridge History of Iran, Bd. 3, S. 181ff., hier bes. S. 209ff.
  5. Ammianus Marcellinus 17,5. Übersetzung entnommen aus: Ammianus Marcellinus, Das Römische Weltreich vor dem Untergang. Bibliothek der Alten Welt, übersetzt von Otto Veh, eingeleitet und erläutert von Gerhard Wirth, Zürich und München 1974. Die Titutlatur Schapurs deckt sich in etwa mit der einer Inschrift aus Hajjiabad, vgl. Christensen, S. 237f. Ammianus wird daher wohl Zugang zur Originalkorrespondenz gehabt haben.
  6. Bzgl. der Hephthaliten siehe den entsprechenden Eintrag in der EIr.
  7. Vgl. aber Rubin, The Sasanid Monarchy, S. 652ff., der das Bild eines stärker zentralisierten Staates zu relativieren versucht. Zusammenfassend zum sassanidischen Königtum und zum Staatsaufbau: Wiesehöfer, Das antike Persien, S. 220–228 und S. 243ff., Schippmann, Grundzüge, S. 80–86, und Börm, Königtum, S. 423ff.
  8. Vgl. Frye, Persien, S. 480f.
  9. Allgemein zur Kultur: Wiesehöfer, Das antike Persien, S. 289–295, mit den entsprechenden Hinweisen; vgl. auch Frye, Persien, S. 411ff.
  10. Zur sassanidischen Kunst vgl. u.a. Schippmann, Grundzüge, S. 107ff. und den Artikel Art, V., Sasanian, in: EIr, Bd. 2, S. 589ff. Siehe auch Roman Ghirshman, Iran. Parther und Sasaniden, München 1962 (mit zahlreichen Abbildungen).
  11. Nach Schippmann, Grundzüge, S. 29.
  12. Vgl. dazu jetzt Richard L. Kalmin, Jewish Babylonia between Persia and Roman Palestine, Oxford 2006.
  13. Oskar Braun (Hrsg.): Ausgewählte Akten persischer Märtyrer. Mit einem Anhang: Ostsyrisches Mönchsleben. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 22). München 1915. (hier online).
  14. Vgl. zusammenfassend Wiesehöfer, Das antike Persien, S. 266ff. sowie Schippmann, Grundzüge, S. 92–102.
  15. Bzgl. der Wirtschaft knapp referierend: Schippmann, Grundzüge, S. 87–91.
  16. Vgl. z.B. Schippmann, Grundzüge, S. 103ff.; siehe auch den Artikel Army, in: EIr, Bd. 2, S. 496–499.
  17. Vgl. auch Michael G. Morony: Should Sasanian Iran be Included in Late Antiquity?. In: E-Sasanika 6 (2008).


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