- Saule
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Saule ist die Sonne in den baltischen Sprachen: litauisch Saulė, lettisch Saule, altpreußisch Saule.
Rolle
Die Sonne ist eine zentrale mütterliche Gestalt in der baltischen Mythologie. Unzählige Dainas sind ihr gewidmet. Oft wird die Sonne dort als liebevolle Mutter oder "Patenmutter" personifiziert: sie wärmt, tröstet, beschenkt und verziert Menschen, aber auch Bäume und Gräser. "Sonnentöchter, Gottessöhne" ist eine gängige Formulierung, auch wenn es unklar bleibt, ob damit mythische Gestalten, PriesterInnen oder vielleicht einfach Menschen gemeint sind, möglicherweise beim Tanzen. "Mit Sonne und gegen die Sonne" wird das Taufkind im Tanz getragen, damit es "wie Sonne aufwächst". Oft besungen, aber zwiespältig ist die Beziehung der Sonne mit dem deutlich unterlegenen männlichen Mond: mal heiraten sie, mal wird der Mond wegen seines schwächeren Lichtes zur Rechenschaft gezogen oder gar von der Sonne verprügelt. Auch aus einigen litauischen Liedern gibt es Hinweise auf eine Hochzeit von Saule mit dem Mond (Méness). Dieser hat außerdem eine Beziehung zur Venus, lit. Aušrinė.
Die machtvolle Stellung der weiblichen Sonne sowie zahlreicher anderer mütterlicher Gottheiten in der baltischen Mythologie ist ein deutlicher matriarchaler Zug.
In einer russischen Chronik von 1261 wird berichtet, dass die Sonne von dem Schmied Teliavelis geschmiedet und in den Himmel geschleudert wurde.Personifikation
Der Sonne wurde Wertschätzung und Verehrung entgegengebracht. Ob und wann die Sonne eine personifizierte Rolle im baltischen Pantheon innehatte ist ungewiss. Die Berichte von Missionaren und Chronisten, wonach Sonne, Mond, Sterne, Gewässer etc. verehrt wurden, wiederholen einen diffamierenden Stereotyp und sind wenig aufschlussreich.
Deutlich tritt die Sonne in Erscheinung zur Sommersonnenwende Rasa-Fest, vor allem im Liedgut, wo die Sonne hüpft und flimmert. Daneben gibt es eine Phrase, dass die Sonne neun Tage nicht scheint und erst am zehnten Tag wiederkommt, deren Sinn nicht klar ist.
In einer Sage, die den Litauern und Letten gemein ist, gehen Sonne, Kälte und Wind an einem Mensch vorbei, der diese grüsst. Gefragt, wem der Gruß galt, wird der Wind bevorzugt, der daraufhin verspricht, bei Sonne stark zu wehen und bei Kälte still zu halten und so deren Drohungen nivelliert.
Auch dies spricht nicht für eine dominante Rolle der Sonne im Pantheon.
Siehe auch
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