Schachpatt

Schachpatt
Beispiele für Pattsituationen - Schwarz am Zug ist patt

Ein Patt ist eine Endposition einer Schachpartie, bei der ein am Zug befindlicher Spieler keinen gültigen Zug machen kann und sein König nicht im Schach steht. Ein Patt wird als Remis, also Unentschieden gewertet und ist daher häufig ein Rettungsanker für den unterlegenen Spieler. Dieser kann eine Unachtsamkeit des überlegenen Gegners dazu nutzen, sich in eine Pattsituation zu bringen.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Verwendung des Begriffs

Der Begriff wurde aus dem Französischen übernommen und ist anscheinend von lateinisch pactum (= Übereinkunft, Vereinbarung) abgeleitet.[1] Die ursprüngliche Übertragung in die Schachsprache geht jedoch auf Italien zurück.[2] Im Italienischen steht patta allgemein für ein Remis, das Patt wird hingegen als stallo bezeichnet (siehe auch englisch: stalemate).

Im übertragenen Sinne spricht man zum Beispiel auch in der Politik von einer Pattsituation, wenn ein Gleichgewicht zwischen zwei Parteien herrscht und keine sich durchsetzen kann, etwa beim Atompatt. Allerdings entspricht dies nicht der Situation des Schachpatts und wäre treffender mit einem Seki im Go-Spiel zu vergleichen.

Geschichte der Pattregel

Die Bewertung des Patts als Remis war in der Schachgeschichte längere Zeit umstritten. Im arabischen Schachspiel wurde das Patt als Gewinn für die stärkere Partei gerechnet.

Im europäischen Schach, speziell in Italien und Frankreich, herrschte die Einstufung als Remis vor. Doch bestand teilweise bis in die neuere Zeit Unklarheit. So wurde im 17. und 18. Jahrhundert in England im Gegensatz zu anderen Ländern die Pattsetzung des Gegners als Partieverlust für die stärkere Partei gewertet. Diese ungewöhnliche Sonderregel hielt sich ungefähr bis 1810, als sich der führende Londoner Meister Jacob Henry Sarratt mit dem Bemühen um eine Vereinheitlichung der internationalen Regel durchsetzte.

Pattsituationen

Das vermutlich bekannteste Patt ist ein Anfängerfehler beim Mattsetzen mit Dame und König gegen den alleinstehenden König (siehe oben das vierte Beispiel rechts unten). Hier und bei anderen elementaren Mattführungen muss die stärkere Seite stets darauf achten, dem „nackten“ feindlichen König, der nicht im Schach steht, ein zweites freies Feld zu lassen.

Das Patt ist ein taktisches Motiv in vielen Kombinationen und in der Schachkomposition. Eine Stellung, in der beide Seiten patt stehen, nennt man in der Schachkomposition Doppelpatt.

In dem ersten Diagramm sind vier Beispiele für mögliche Pattsituationen zu sehen. Schwarz ist am Zug, das Feld des schwarzen Königs ist nicht bedroht, wohl aber alle Felder, auf die er ziehen könnte.

Beispiel für eine Pattstellung

a b c d e f g h
8 a8 b8 c8 d8 e8 f8 g8 h8 8
7 a7 b7 c7 d7 e7 f7 g7 h7 7
6 a6 b6 c6 d6 e6 f6 g6 h6 6
5 a5 b5 c5 d5 e5 f5 g5 h5 5
4 a4 b4 c4 d4 e4 f4 g4 h4 4
3 a3 b3 c3 d3 e3 f3 g3 h3 3
2 a2 b2 c2 d2 e2 f2 g2 h2 2
1 a1 b1 c1 d1 e1 f1 g1 h1 1
a b c d e f g h
Weiß ist oder wird patt




Ist in dieser Stellung Weiß am Zug, so ist er patt. Weil der weiße König nicht eines der Schlüsselfelder für seinen Randbauern g7 oder g8 besetzen konnte, kommt der Freibauer nicht zur Umwandlung. Diese Stellung zeigt gleichzeitig eine häufig vorkommende Technik in Bauernendspielen.

Ist Schwarz am Zug, so kann er mit dem Wartezug Kf7-f8 beide Schlüsselfelder weiterhin kontrollieren und das Patt erzwingen.

Abwicklung zum Patt

a b c d e f g h
8 a8 b8 c8 d8 e8 f8 g8 h8 8
7 a7 b7 c7 d7 e7 f7 g7 h7 7
6 a6 b6 c6 d6 e6 f6 g6 h6 6
5 a5 b5 c5 d5 e5 f5 g5 h5 5
4 a4 b4 c4 d4 e4 f4 g4 h4 4
3 a3 b3 c3 d3 e3 f3 g3 h3 3
2 a2 b2 c2 d2 e2 f2 g2 h2 2
1 a1 b1 c1 d1 e1 f1 g1 h1 1
a b c d e f g h
Weiß am Zug



Materiell steht Weiß auf Verlust. Wäre Schwarz am Zug, käme sofort Db4-b2 matt. Andererseits: Könnte Weiß seinen Turm einfach vom Brett nehmen, dann wäre er patt. Daher braucht Weiß diese Partie nicht zu verlieren. Er zieht Th7xb7+ mit Doppelangriff auf König und Dame. Schwarz muss deshalb den Turm schlagen. Egal, ob das mit König oder Dame geschieht, Weiß ist danach patt.

Falls Schwarz den König zieht und den Turm doch nicht nimmt, dann schlägt der Turm die Dame und Weiß steht auf Gewinn.

Auch dies ist eine wichtige Technik in Endspielen: In schlechter Stellung sollte man nach einer rettenden Abwicklung Ausschau halten, zum Beispiel nach einem Patt.

Die kürzesten Patts

Wheeler zeigte bereits im Jahr 1887, dass ein Patt auch mit allen Steinen auf dem Schachbrett möglich ist: 1. a2-a4 c7-c5 2. d2-d4 d7-d6 3. Dd1-d2 e7-e5 4. Dd2-f4 e5-e4 5. h2-h3 Lf8-e7 6. Df4-h2 Le7-h4 7. Ta1-a3 Lc8-e6 8. Ta3-g3 Le6-b3 9. Sb1-d2 Dd8-a5 10. d4-d5 e4-e3 11. c2-c4 f7-f5 12. f2-f3 f5-f4 Patt

Samuel Loyd zeigte das kürzestmögliche Patt: 1. e2-e3 a7-a5 2. Dd1-h5 Ta8-a6 3. Dh5xa5 h7-h5 4. Da5xc7 Ta6-h6 5. h2-h4 f7-f6 6. Dc7xd7+ Ke8-f7 7. Dd7xb7 Dd8-d3 8. Db7xb8 Dd3-h7 9. Db8xc8 Kg6 10. Dc8-e6 Patt

Patt-Beispiele in Schachstudien

In einer Vielzahl von Studien wird das Thema Patt aufgegriffen. In folgenden Artikeln finden sich weitere Beispiele:

Einzelnachweise

  1. Otto Borik und Joachim Petzold: Meyers Schachlexikon, Meyers Lexikonverlag, Mannheim 1993, S. 200f. ISBN 3411088117
  2. Klaus Lindörfer: Schachlexikon. Geschichte. Theorie und Spielpraxis von A-Z, Orbis Verlag, München 1991 (Neuauflage), S. 188. ISBN 3572027349

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