Schachtelsatz

Schachtelsatz

Nebensätze sind Teilsätze (siehe auch Satz), die in einem übergeordneten Teilsatz (sog. Matrixsatz) eingebunden sind und von ihm abhängen. Teilsätze lassen sich in Hauptsätze und Nebensätze unterteilen. Während im Deutschen in Hauptsätzen das Prädikat (die Satzaussage) oder bei mehrteiligen Prädikaten zumindest die finite Verbform (das konjugierte Verb) gewöhnlich an der zweiten Stelle im Satz steht (hinter dem ersten Satzglied (z. B. dem Subjekt (Satzgegenstand), einer Adverbialbestimmung oder dem Objekt (Liste nicht abschließend))(ausgenommen geschlossene Fragen und Aufforderungssätze), unterscheidet sich die Satzstellung im Nebensatz davon erheblich: Dort findet man das Prädikat (die Satzaussage) grundsätzlich am Satzende. Wenn das Prädikat z. B. bei bestimmten Vergangenheitsformen oder im Futur (Zukunft) aus mehreren Teilen besteht, setzt man im Nebensatz dessen finites Verb in der Regel ans Ende (siehe aber auch Sonderfälle). Dabei befindet sich ein infinites Verb (Partizip oder Infinitiv) im Nebensatz (Infinitiv- und Partizipialsatz ausgenommen) direkt vor dem finiten Verb, wohingegen in Hauptsätzen infinite Verben oft am Satzende stehen. Teilsätze ohne finite Verbform (Infinitivsatz, Partizipialsatz) können ebenfalls zu den Nebensätzen gezählt werden. Da ein Nebensatz einen Matrixsatz voraussetzt, kann er im Gegensatz zu einem Hauptsatz nie alleine stehen.

Nebensätze kann man weiter in Gliedsätze und Attributsätze unterteilen. Gliedsätze übernehmen im Matrixsatz die Funktion eines Satzglieds. Attributsätze übernehmen im Matrixsatz die Funktion eines Attributes; sie erweitern also ein dort bereits bestehendes Satzglied. In einigen Grammatiken wird Gliedsatz auch zu Nebensatz synonym verwendet.

Eine noch feinere Unterteilung lässt sich vornehmen, indem man bestimmt, welches Satzglied ersetzt oder womit eines erweitert wurde (siehe Arten von Nebensätzen).

Inhaltsverzeichnis

Arten von Nebensätzen

Nach ihrer Funktion als Satzteil des übergeordneten Satzes (der da) unterscheidet man zwischen Subjektsätzen, Objektsätzen, Adverbialsätzen, Attributsätzen und Prädikativsätzen.

  • Subjekt- und Objektsätze nehmen immer eine komplette Argumentstelle eines verbalen Prädikates ein und werden in vielen Fällen − aber nicht immer − durch ein Komplement wie dass, ob oder ein Fragepronomen eingeleitet. Steht ein Subjektsatz in Endstellung, wird er oft durch das Pronomen es vorsignalisiert.
    • Beispiele für Subjektsätze:
      • Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.
      • Wann er kommt, ist unklar.
    • Beispiel für Objektsätze:
      • Und er sah, dass es gut war.
      • Ich frage mich, ob sie mich noch kennt.
      • Peter glaubt, den Hund gesehen zu haben
  • Adverbialsätze werden durch verschiedene Konjunktionen eingeleitet. Je nach ihrem Bedeutungsgehalt unterscheidet man:
    • Temporalsätze (Zeit): Als das hohe Pfingstfest gekommen war, waren sie alle an einem Ort.
    • Konditionalsätze (Bedingung): Wenn/Falls ich gewinne, bezahlst du.
    • Konzessivsätze (Einschränkung/Gegengrund): Obwohl es regnet, spielen sie draußen.
    • Kausalsätze (Grund): Weil du gesehen hast, glaubst du.
    • Modalsätze (Art und Weise): Indem sie schwiegen, zeigten sie die Ignoranz.
    • Komparativsätze (Vergleich zweier Dinge/Sachen): Es ist besser, als ich es mir erträumt habe.
    • Adversativsätze (Gegenüberstellung): Während der Konzessivsatz einen logischen Widerspruch angibt, ist das beim Adversativsatz nicht der Fall.
    • Finalsätze (Absicht, Zweck): Damit du mich verstehst, erkläre ich es noch einmal.
    • Konsekutivsätze (Folge): Er verpasste den Bus, sodass er sich verspätete.
    • Lokalsätze (Ort): Ich wohne da, wo die großen Häuser sind.
  • Attributsätze (meist Relativsätze) werden durch Relativpronomina, gelegentlich durch Fragewörter bzw. Relativadverbien eingeleitet (man fragt danach welcher, welche, welches).
    • Beispiele:
      • Lange stand Julian auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte.
      • Es liegt der Ort, in dem ich geboren bin, am Meeresufer, wo der Po ausmündet.

Sonderfälle

Kein System kann die Fülle sprachlicher Äußerungen vollkommen adäquat widerspiegeln. Beim Nebensatz ergeben sich im Deutschen unter anderem folgende Grenz- und Sonderfälle:

  • a) nach ihrer Signalisierung
    • Nebensatz ohne Konjunktion: Hättest du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben. (Signalisierung durch Inversion)
    • Nebensatz ohne Konjunktion und ohne Inversion: Er meint, es sei gut so. (Signalisierung durch Modus)
    • Schwanken zwischen Nebensatz und Hauptsatz: Er meint, es ist gut so. (Signalisierung durch Intonation bzw. Interpunktion)
  • b) nach ihrer Klassifikation
    • Einordnung z. B. der verallgemeinernden Relativsätze: Wer Ohren hat zu hören, der höre. (Elliptischer Attributsatz (Jeder, der...) oder Subjektsatz)
    • Einordnung der weiterführenden Relativsätze vom Typ „Da brach sie ab, was schade war.“ (Satzapposition, elliptischer Relativsatz, eigenständiges sprachliches Phänomen?)

Gliedsatz/Inhaltssatz/Nebensatz

Der Begriff "Gliedsatz" besagt, dass ein Nebensatz ein Satzglied vertritt. Die terminologische Unterscheidung ist uneinheitlich. Meist wird der Begriff synonym für "Nebensatz" gebraucht. In Benennungssystemen, die das Attribut nicht zu den Satzgliedern zählen, sondern nur die direkt auf das Prädikat bezogenen Elemente des Satzes, wird entsprechend der Relativsatz (Attributsatz) vom Gliedsatz geschieden. Kein Gliedsatz ist dann auch der weiterführende Relativsatz. Ein Relativsatz wird von einem Relativpronomen eingeleitet. Siehe dazu auch Inhaltssatz.

Schachtelsätze

Haupt- und Nebensätze können weitere Nebensätze enthalten. Die Schachtelungstiefe ist dabei unbestimmt. Sinnvoll ist es, die Satzstruktur durch Satzzeichen erkennbar zu machen. Seit dem 20. Jahrhundert hat sich eine Tendenz zur Vereinfachung und Verkürzung des Satzbaus herausgebildet. Diese Schachtelung oder auch stark geschachtelte Satzkonstruktionen nennt man auch Hypotaxen.

Vergleiche: Haupt- und Nebensätze, die zur Verdeutlichung der Satzstruktur durch Komma, ein Satzzeichen, das nach der Rechtschreibreform vereinfachten Regeln folgt, getrennt werden sollten, können weitere Nebensätze in ihrer Struktur, deren Schachtelungstiefe unbestimmt ist, sich aber seit hundert Jahren verkürzte, enthalten.

Siehe auch

Weblinks


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